Mahmud,
eines der Gesichter für die Gewalt,
die in den Flüchtlingslagern des
Westjordanlandes erlebt wird
-
Ein Jahr nach der
Gewalt im Sommer 2014 leiden noch
immer viele palästinensische
Flüchtlinge im Westjordanland an
ihren Verletzungen.
Mahmud ist ein
Jugendlicher aus dem
Flüchtlingslager Arroub, wo es
häufig zu Konfrontationen (mit
israelischen Soldaten, Ü.) kommt.
Für Mahmud haben sich die
Perspektiven für sein Leben
verschlechtert, als er seinen Kopf
aus dem Fenster im ersten Stock
steckte und von den israelischen
Sicherheitskräften getroffen wurde,
die mit Plastik ummantelten
Metallkugeln schossen. Die Kugel
traf ihn an der Stirn und
verursachte einen Schädelbruch.
"Plötzlich befand ich mich in einem
Strom von Blut", erinnert sich der
Junge.
Der Vorfall fand zwei
Monate, nachdem zwei
palästinensische Kinder in Beitunia
erschossen worden waren, statt,
sechs Wochen nach der Entführung und
der Ermordung von drei jungen
Israelis im Westjordanland und drei
Wochen nach dem Gaza-Konflikt im
Sommer 2014. Auch war es genau der
Tag, an dem die Bewohner des
Flüchtlingslagers Eid Fdalath
begruben, der allem Anschein nach in
einem Streit mit israelischen (Streit-)Kräften
erschossen worden war.
Die Verwendung von
scharfer Munition durch diese (IDF)
in den Flüchtlingslagern des
Westjordanlandes hat in den letzten
Jahren zugenommen und damit auch das
Risiko schwerer Verletzungen oder
des Todes von Zivilisten.
"Auf die Überlebenden
können lange andauernde Schmerzen
und die Behandlungskosten zukommen",
sagt Felipe Sánchez, Director of
UNRWA Operations Westbank, "aber
auch die Möglichkeiten für (Aus-)Bildung
und Berufsausübung werden
eingeschränkt, manche (Betroffene)
haben deshalb emotionale Probleme
und Schwierigkeiten sich in ihrem
Leben wieder zurecht zu finden".
Die internationalen
polizeilichen Normen legen fest,
dass Feuerwaffen nicht gegen
Personen, vor allem nicht gegen
Kinder eingesetzt werden dürfen,
außer zur eigenen Verteidigung oder
zur Verteidigung einer anderen
Person, wenn unmittelbar
Lebensgefahr oder die Gefahr
schwerer Verletzungen droht. UNRWA
dokumentiert regelmäßig Fälle von
palästinensischen Demonstranten, die
vor allem in der Umgebung der dicht
bewohnten Flüchtlingslager von
israelischen Soldaten mit scharfer
Munition, einschließlich 22 Rifle
Ammo, verletzt worden sind. Die
meisten von ihnen sind junge
Menschen und Kinder.
Wie die Grafik der
UNRWA (im Quellentext, Ü.) zeigt,
haben die Verletzungen durch
(scharfe, Ü.) Munition in den
letzten Jahren zugenommen. Nach den
Daten der Agentur wurden zwischen
Juli 2014 und Juli 2015 in den
Flüchtlingslagern des
Westjordanlandes mindestens 82
Palästinenser durch scharfe Munition
verletzt. Viele dieser Verletzungen
trafen Kinder: zwischen Januar 2014
und Juni 2015 wurden 110
minderjährige palästinensische
Flüchtlinge verletzt, 26 durch
scharfe Munition (vier wurden
getötet).
Aber auch der
unangemessene oder exzessive Einsatz
von weniger tödlichen Waffen kann
schwere Folgen haben. Im vergangenen
Jahr starb im Flüchtlingslager Aida
eine 45-jährige Frau, nachdem sie in
ihrem Haus Tränengas ausgesetzt war.
UNRWA hat die IDF periodisch darauf
hingewiesen, dass ihre eigenen
Einrichtungen und ihr Personal in
demselben Flüchtlingslager durch den
Einsatz dieser Gase beeinträchtigt
werden.
DAS LEBEN NACH DEN
VERLETZUNGEN - Ein Jahr nach seiner
Schussverletzung traf das Personal
der UNRWA Mahmud und seine Mutter
und überzeugte sich an Ort und
Stelle davon, wie langsam und
schmerzhaft seine Genesung war. Nach
dem Unfall war Mahmud vier Tage zur
Operation im Krankenhaus, bei der
ihm zum Schutz Platten im
Schädelknochen eingesetzt wurden.
Die Mutter von Mahmud sagt uns, dass
er seit seiner Verletzung kalte und
heiße Temperaturen nicht mehr
aushalten kann, "manchmal wird er
ohnmächtig, weil er nicht mehr
kann".
Mahmud vergleicht
sein Leben vor der Verletzung mit
dem danach. "Ich kann mich nicht
mehr als 10 Minuten konzentrieren",
sagt er, "vorher war ich in der
Schule sehr gut, aber im letzten
Jahr bin ich in Naturwissenschaften
durchgefallen".
Die Kinder, die nach
einer Verletzung versuchen in die
Schule zurück zu kehren, haben
häufig Probleme. "Ich kann nicht
mehr Fußball spielen, und meine
Freunde wollen auch nicht mehr mit
mir spielen", fügt Mahmud traurig
hinzu: "ich denke immer daran, was
passiert ist, und dass jetzt ein
Teil von meinem Kopf aus Platin
ist".
Quelle:
www.unrwa.es/actualidad/actualidad/1456-mahmoud-uno-de-los-rostros-visibles-de-la-violencia-que-se-vive-en-los-campamentos-de-cisjordania
-
Übersetzung: K. Nebauer |