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Westjordanland
NGOs kritisieren nächtliche Razzien der israelischen Armee
Petition vor Höchstgericht verlangt Rechtsschutz für betroffene Familien im Westjordanland
Maria Sterkl - 29. November 2020

Mehrmals pro Woche dringen israelische Soldaten in Wohnhäuser von Palästinensern ein, durchsuchen alle Zimmer, machen Fotos von Räumen und Menschen, ziehen wieder ab. Die Einsätze finden meist nachts statt. Für die Armeeführung sind das Routineeinsätze, um die stetige Terrorgefahr Israels unter Kontrolle zu halten. Aus Sicht der Palästinenser sind es traumatische Erlebnisse: Schwer bewaffnete Soldaten im Wohnzimmer, die im Intimsten herumwühlen, Kindern Angst machen.

Führt die israelische Polizei in Israel Razzien durch, gelten dafür ähnliche Auflagen wie in anderen Demokratien: ein Richter muss den Durchsuchungsbefehl absegnen, es muss ein begründeter Verdacht vorliegen. Ist das israelische Militär jedoch im palästinensisch bewohnten, von Israel besetzten Westjordanland unterwegs, gilt das nicht. Soldaten brauchen keinen richterlichen Sanktus und müssen keinen konkreten Verdacht vorweisen, um nachts in Häuser einzudringen.

Menschenrechtsorganisationen kritisieren das seit langem. Drei von ihnen haben nun einen Bericht vorgelegt, in dem betroffene palästinensische Familien, aber auch beteiligte israelische Ex-Soldaten von ihren Erfahrungen mit solchen Razzien berichten. >>>

 

 

Ungerechtfertigte Schießerei bei einem Angriff, der niemals stattfand:
Israelische Sicherheitskräfte erschossen Nur Shqeir (a-Za’ayem Checkpoint)

E-Mail v. Adam Keller - von Amit Gilutz, Btselem, v. 30.11.20
Pressemitteilung – zur sofortigen Veröffentlichung

Am Mittwoch, dem 25. Oktober 2020, um 15 Uhr, fuhr der 36-jährige Nur Shqeir,  ein palästinensischer Shuttle-Fahrer aus Silwan, zu einem a-Za’ayem Checkpoint, im Osten von Jerusalem auf seinem Weg in die Stadt. Laut der israelischen Polizei vermuteten Sicherheitskräfte am Checkpoint, dass Shqeirs Dokumente ihm nicht gehörten, woraufhin er Gas gab und gegen einen Grenzpolizisten fuhr und ihn leicht verwundete. Als Antwort darauf eröffneten die Grenzpolizisten und Sicherheitskräfte am Checkpoint das Feuer.

Aufnahmen, die heute von B’tselem veröffentlicht wurden (davor bereits in den sozialen Medien und in den „Israeli Walla News“) zeigen, dass, während der Vorfall dort möglicherweise begonnen hat, er dort jedoch nicht endete. Nachdem die Sicherheitskräfte das Feuer am Checkpoint eröffneten, fuhr Shqeir einige hundert Meter weiter und hielt am Straßenrand an. Sechs Grenzpolizeibeamte und Sicherheitskräfte rannten seinem Auto hinterher, und einer feuerte vier Schüsse auf ihn aus wenigen dutzend Metern Entfernung.

In den Aufnahmen, die nach der Schießerei am Checkpoint beginnen, hört man, wie ein Mitglied der Sicherheitskräfte schreit: „Stellt das Schießen ein“, und nachdem die Schüsse abgefeuert wurden, erneut: „Schiess nicht, Tzahi, Stopp, stopp!“

A.R., der in dem Gebiet wohnt, war nach der Arbeit mit einem Freund auf dem Heimweg entlang einer Straße, die die Route 1 überblickt,  die Autobahn, die den Checkpoint mit Jerusalem verbindet. In einer Zeugenaussage, die er gegenüber B’Tselems Feldforscher, Amer Aruri, später an diesem Tag abgab, schilderte er:

„Ich hörte Sirenen, gefolgt von einem Sperrfeuer aus scharfer Munition. Mein Freund und ich gingen zu einem Hügel, von dem man den Checkpoint überblicken kann. Wir sahen ein weißes Auto, das langsam aus dem Checkpoint fuhr und circa 300 Meter weiter auf der rechten Straßenseite anhielt. Sechs Personen folgten dem Auto vom Checkpoint aus – Grenzpolizeioffiziere und Wachen der Sicherheitsfirma, die den Checkpoint bewacht. Einer von ihnen gab mehrere Schüsse auf das Auto aus einer Entfernung von ca. 100 Metern ab. Sie umringten das Auto von mehreren Seiten aus.“

Circa 20 Minuten danach wurde Shqeir vom Tatort abtransportiert. Kurz danach berichtete man, er sei seinen Verletzungen erlegen.

Die Tatsache, dass Shqeir aus großer Distanz erschossen wurde, während sich sein Auto im Leerlauf befand und eindeutig keine Gefahr darstellte, bewies wieder einmal, wie leicht israelische Sicherheitskräfte ohne Berechtigung tödliche Waffen gegen Palästinenser einsetzen.

Israelische Beamte, die einmal wieder entschieden, zu schweigen, sogar obwohl noch nicht einmal die Polizei behauptete, dass es sich um einen (willkürlichen) Ramm-Versuch mit dem Auto handelte, decken fast völlig diese Politik.

Das israelische Strafverfolgungssystem, das vor der Wiederholung solcher Fälle schützen soll, bevorzugt es, diese zu vertuschen, anstatt eine tatsächliche Rechenschaftspflicht zu garantieren. So können sie ungehindert fortgesetzt werden.    -   (Aus dem Englischen übersetzt von Inga Gelsdorf)

 

 

Iran / Israel / USA: Die Zeichen stehen auf Sturm

Erich Gysling - 01. Dez 2020
Israel nutzt die letzten Wochen der Trump-Präsidentschaft, um die Wiederbelebung des Atomvertrages mit dem Iran zu verhindern.

Donald Trumps erste Amtshandlungen als Präsident der USA, 2017, bestanden im möglichst systematischen Abwracken all dessen, was sein Vorgänger Barack Obama hinterlassen hatte. Seine letzten Amtshandlungen, vor dem Auszug aus dem Weissen Haus, verfolgen offenkundig das Ziel, seinem Nachfolger so viele Steine in den Weg zu legen wie möglich. In erster Linie im Nahen und Mittleren Osten.

In dieser Region hat die Trump-Epoche Fakten geschaffen: Israel hat den Segen der US-Regierung erhalten, nicht nur im Palästinensergebiet praktisch unbeschränkt Siedlungen zu bauen, sondern auch Teile dieser Region zu annektieren. Abgefedert wird das durch «Deals», die Trump mit seiner Equipe mit arabischen Regimen ausgehandelt hat, vor allem mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Sudan. Fast schon ins Vertragswerk / in die Aussöhnung mit Israel eingebunden ist Saudi-Arabien.

Freie Hand für Israel in den Palästinensergebieten ist das eine, die Frontbildung gegen Iran das andere. Da stehen die Zeichen jetzt, in den letzten Wochen der Macht Donald Trumps, auf Sturm.

Hätte der amerikanische Präsident nicht doch noch ein paar halbwegs rational denkende Persönlichkeiten in seiner Umgebung gehabt, hätte das Verhängnis vor gut zwei Wochen seinen Lauf genommen – dann hätten US-Drohnen Ziele in Iran attackiert. Mit unabsehbaren Folgen. Das iranische Regime hätte dann, das lässt sich abschätzen ohne Rücksicht auf eigene Verluste mit einem Rundumschlag reagiert. Gegen US-Truppen in Irak, gegen amerikanische Kriegsschiffe im Persischen Golf und vielleicht noch mehr. Ein Flächenbrand wäre unausweichlich geworden.

Wäre – glücklicherweise kann man es noch so beschreiben.

Gewollte Eskalation der regionalen Spannungen

Aber der Mordanschlag auf den iranischen Atomphysiker Mohsen Fahrizadeh lässt die Spannungen erneut dramatisch eskalieren. Es entspringt ja nicht einer «orientalischen» Fantasie der Iraner, dass dieses Attentat dem israelischen Geheimdienst Mossad  >>>


Biden wird den „Deal des Jahrhunderts" nicht beenden
 Palästinensische Führung handelt überstürzt
Joseph Massad -  24.11.20 - pdf


Das Ziel des „Friedensprozesses" der USA war lange Zeit die Auslöschung des palästinen¬sischen Widerstands gegen die israelische Kolonisierung- und das wird unter Biden so bleiben.
Seit der Wahl von Joe Eiden zum nächsten US-Präsidenten wurden die Berichte über den Tod des „Deal of the Century" maßlos übertrieben. Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) empfand Erleichterung darüber, dass ihre Romanze mit Israel und dessen Verbündeten endlich wieder aufgenommen werden konnte.

Das Ziel, das für die Palästinensische Autonomiebehörde in den Abkommen von Oslo vorgesehen ist, besteht nicht nur darin, den verbleibenden Widerstand gegen Israel zu brechen, sie soll vielmehr auch den Willen des palästinensischen Volkes, seinem heimtückischen Kolonisator Widerstand zu leisten, ein für alle Mal auslöschen.

Die PA hatte die offizielle Sicherheitskoordination mit Israel im Mai unterbrochen und die Beziehungen zu Bahrain und den V AE abkühlen lassen, nachdem diese im Sommer dieses Jahres diplomatische Beziehungen zu Israel aufgenommen hatten. Die PA verwendete das Argument, dass der „Deal" von Präsident Donald Trump den palästinensischen Interessen abträglich sei.
Nach der Wahl Bidens erklärte die PA das Abkommen und die Annexionspläne seien „nicht mehr auf dem Tisch". Sie nahm die Sicherheitskoordination mit Israel offiziell wieder auf und verwies auf Zusagen Israels, sich an frühere Vereinbarungen zu halten, die es mit der PA unterzeichnet hatte.

Dies geschah nur wenige Tage, nachdem Israel die Ausschreibung für den Bau einer neuen jüdischen Siedlung eröffnet hatte, mit der das besetzte Ostjerusalem von der Westbank abgeschnitten werden sollte. Die Palästinensische Autonomiebehörde hat auch ihre Botschafter in Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten wieder eingesetzt.
Palästinensische Gefangene

Mit diesen Schritten will die PA an Biiden appellieren, von dem sie erwartet, dass er ihrer Sache mehr Verständnis entgegenbringt als Trump. Anstatt aber zu verkünden, dass die PA sich darauf freut, wieder in der US-Hauptstadt willkommen zu sein, erklärte die hartnäckig anti-palästinensische New York Times, die renommiert ist in den USA, dass „die Palästinenser in einem mutigen Schritt, um ihr besudeltes Image in Washington aufzufrischen, den Grundstein für eine Veränderung einer ihrer am meisten geschätzten, aber umstrittenen Praktiken legen, wie es Funktionsträger bezeichnen: nämlich, dass Sie diejenigen, die in israelischen Gefängnissen einsitzen, auch für gewalttätige Angriffe entschädigen". >>>

Quelle Facebook - um die Bilder zu vergrößern auf das Bild klicken


Israel wird gedrängt, Mohammad Al-Halabi, Sozialarbeiter aus Gaza, freizulassen
15. 11. 20

Der Vorsitzende der Kommission für die Anliegen palästinensischer Gefangener und ehemaliger Gefangenen, Qadri Abu Baker, forderte heute die internationalen Organisationen für Menschenrechte, Rechtsanliegen und humanitäre Anliegen auf, Druck auf die israelische Besatzungsregierung zu machen, um den früheren Sozialarbeiter aus Gaza, Mohammad al-Halabi, der länger als vier Jahre ohne Urteilsspruch oder einem fairen Gerichtsverfahren inhaftiert ist, aus dem Gefängnis zu entlassen

.Al-Halabi hat mehr als 140 Anhörungen durch den Gerichtshof erfahren, alle hinter geschlossenen Türen. Sein Rechtsanwalt wurde gehindert, Beweise für die Anklage durch Israel zu Gesicht zu bekommen oder hatte nur begrenzten Zugang zu Einschränkungen wegen der Geheimhaltung erhalten.

Am 12. November forderten UN-Menschenrechts-Experten Israel auf, al-Halabi zu entlassen, der mehr als vier Jahre lang ohne Urteilsspruch im Gefängnis war – oder ihm sofort ein faires Gerichtsverfahren zu gewähren. Zu den Experten gehörten Michael Lynk, Spezialberichterstatter zur Situation der Menschenrechte in dem seit 1967 besetzten palästinensischen Gebiet; Agnès Callamard, Spezialberichterstatterin für außergerichtliche, summarische oder eigenmächtige Exekutionen; Nils Melzer, Spezialberichterstatter über Folter oder andere grausame, inhumane oder herabschätzende Behandlung oder Bestrafung; Diego Garcia-Sayán, Spezialberichterstatter der UNO über die Unabhängigkeit von Richtern und Rechtsanwälten.

Mohammad al-Halabi, der frühere Direktor in Gaza der Wohltätigkeitsorganisation World Vision wurde im Juni 2016 vom israelischen Geheimdienst festgenommen mit der Behauptung, Millionen Dollar in Entwicklungsfonds an bewaffnete Gruppen in Gaza abgezweigt zu haben, Beschuldigungen, die er bestritt, und die Verhörenden nicht beweisen konnten.

Eine von den UNO-Experten herausgegebene Stellungnahme lautete:„Die internationale Gesetzesauslegung verlangt, dass ein Individuum, das verhaftet ist, nur dann festgehalten werden darf, wenn es vernünftige Verdachtsmomente gibt, dass sie oder er ein erkanntes Verbrechen begangen hat, und die Beschuldigungen und deren Wahrheit müssen klar begründet sein, sodass Beklagte wissen, was sie zu antworten haben.


Den zusammengefassten Rechnungsprüfungen der Finanzberichte von World Vision und von der australischen Regierung, die das Geld gaben, gelang es nicht, Unterschlagungen von Geldern oder anderes Fehlverhalten festzustellen.“„Sogar in Verfahren, wo es um Sicherheit geht, müssen diese Grundrechte respektiert werden,“ sagten die Experten. „Leider wurde Mr. Al-Halabi in eine Position gebracht, wo er  >>>

 

 

Bayerischer Verwaltungsgerichtshof stärkt Meinungsfreiheit den Rücken

Rolf-Henning Hintze - 23. November 2020

Die Stadt München hatte ihre Räumlichkeiten einer geplanten Podiumsdiskussion verweigert. Es sollte bei der Diskussion um Kritik an einem Stadtratsbeschluss gehen, der der Stadt das Recht einräumt, Veranstaltungen öffentliche Räumlichkeiten zu verweigern, die sich kritisch mit der Politik Israels auseinandersetzen. Diesen Ratsbeschluss hat nun der Bayerische Verwaltungsgerichtshof unter Verweis auf das Grundrecht auf Meinungsfreiheit kassiert. Der Münchner Journalist Rolf-Henning Hintze berichtet für die NachDenkSeiten über das Urteil. Im Anhang kommentiert Peter Vonnahme, selbst ehemals Richter am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof, das Urteil und bezeichnet es als „Meilenstein im Kampf für das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung“.

Gericht: München darf Saal nicht verweigern
- Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof sieht in einem umstrittenen Ratsbeschluss der Stadt München eine Verletzung des Grundrechts der Meinungsfreiheit (Artikel 5 GG), der „mit höherwertigem Recht nicht vereinbar und daher unwirksam“ ist. Die Richter hoben damit ein Urteil des Münchner Verwaltungsgerichts vom Dezember 2018 auf, das der Stadt das Recht zusprach, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wie sehr schränkt München die Meinungsfreiheit ein – Der Stadtratsbeschluss vom 13.12.2017 und seine Folgen“ in städtischen Räumen zu untersagen. Die Richter der zweiten Instanz verpflichteten die Stadt nun, dem Kläger einen städtischen Saal zur Verfügung zu stellen. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nannte das Urteil bedauerlich und kündigte Revision an. Von Rolf-Henning Hintze.

Für den Fall, dass München tatsächlich Revision einlegt – die verschiedene Juristen als wenig aussichtsreich ansehen – kann es nach Ansicht von Fachleuten leicht ein bis zwei Jahre dauern, bis ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vorliegt und die Veranstaltung stattfinden könnte. Bis dahin wären auch viele andere Veranstaltungen zur Nahost-Problematik oder zur israelischen Besatzungs- und Annektionspolitik wie in den vergangenen drei Jahren nicht möglich. So könnten beispielsweise der jüdische Historiker Moshe Zuckermann oder auch der Haaretz-Journalist Gideon Levy nicht mehr in städtischen Räumen auftreten.

Nach dem Stadtratsbeschluss vom 13.12.2017 sind in sämtlichen städtischen und städtisch geförderten Räumen keine Veranstaltungen mehr erlaubt, die sich mit der Besatzungspolitik der israelischen Regierung und in diesem Zusammenhang auch mit der internationalen Boykottbewegung BDS befassen.

Nach dem Urteil des 4. Senats des Bayerischen VGH hat der Kläger ein Recht auf Benutzung der öffentlichen Einrichtung auch für Veranstaltungen dieser Art. Die Stadt als Träger öffentlicher Einrichtungen dürfe zwar deren Zweck festlegen und auch bestimmte Arten von Nutzungen ausschließen. Sie müsse dabei aber das höherrangige Recht und insbesondere die Grundrechte beachten. Einem Bewerber allein wegen zu erwartender unerwünschter Meinungsäußerungen den Zugang zu einer öffentlichen Einrichtung zu verwehren, verstoße gegen das Grundrecht der Meinungsfreiheit. Etwaige antisemitische Äußerungen könnten   >>>

 

Jenseits liberaler Fortschrittsillusionen: Palästina und die Linke

Die sich überschneidenden Kämpfe gegen den Klimawandel und den Militarismus sind für die Palästina-Bewegung ein wichtiger Punkt der Zusammenarbeit beim Vorstoß gegen eine Biden-Administration.

Sumaya Awad und Sandra Tamari 30. November 2020

Anfang dieses Monats schickten wir eine E-Mail mit der Betreffzeile an die Abonnenten des Adalah-Justizprojekts: Sind Sie bereit, mit uns gegen Biden zu kämpfen? Fast sofort erhielten wir wütende Antworten, in denen uns mitgeteilt wurde, dass wir zu weit gegangen seien, dass wir Biden eine Chance geben sollten, und die uns vor die Aufgabe stellten, die Bedeutung von Bidens Niederlage gegen Trump zu ignorieren.

Es versteht sich von selbst, dass die Entfernung von Donald Trump aus dem Präsidentenamt eine große Leistung ist, die es zu feiern gilt. Dies ist jedoch nicht die Zeit für Selbstgefälligkeit. Der Kampf ist anders, aber unter einer Biden-Regierung genauso dringend. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass unsere Bewegungen für soziale Gerechtigkeit Joe Bidens Sog zu einem Status quo widerstehen, der von Konzerninteressen und imperialistischem Kalkül geleitet wird.

Zwei ineinander greifende Realitäten müssen die Opposition gegen eine Regierung antreiben, die ihre Ablehnung einer fortschrittlichen Agenda bereits bestätigt hat. Erstens arbeiten Biden und das Parteieigentum aktiv daran, den linken Flügel der Partei zu untergraben, da die fortschrittlichen Kräfte im Inneren auf eine Politik drängen, die die Menschen im In- und Ausland in den Mittelpunkt stellt, und nicht auf die Belange von Geschäfts- und Rüstungsunternehmen. Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der demokratischen Wähler universelle Gesundheits- und Umweltgesetze unterstützt, die den Planeten schützen, und eine wachsende Zahl unterstützt ein Ende der US-Militärinterventionen, einschließlich der unkontrollierten Finanzierung Israels und anderer Menschenrechtsverletzer. Zweitens müssen wir uns gegen eine Rückkehr zum Zentrismus des Establishments der Demokratischen Partei wehren, denn die einzigen Mittel, um die Rechte der Palästinenser in den USA wirksam voranzubringen, sind an den Erfolg anderer fortschrittlicher Bewegungen gebunden. Die Finanzierung von Agenden der sozialen Gerechtigkeit, wie z.B. des Green New Deal, erfordert, dass die USA den Bundeshaushalt neu priorisieren, weg von Militärausgaben und Verteidigung.

Der Krieg innerhalb der Demokratischen Partei
- Sobald die Wahlergebnisse bekannt wurden, begannen die Demokraten des Establishments, nach links zu schlagen und ihren fortschrittlichen Flügel für die schwache Leistung der Partei bei Kongresswahlen verantwortlich zu machen. Nancy Pelosi und ihre Abgeordneten beschuldigten Forderungen, die Polizei zu verteidigen, und erlagen der republikanischen Lockvogeltaktik, um sich von der Verantwortung für die Verluste in den Swing-Distrikten zu befreien. Der Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez wies darauf hin, dass die Verluste der Partei durch mangelnde Investitionen in die Basis der Arbeiterklasse erklärt werden könnten. Sie wies darauf hin, dass alle 112 Kandidaten, die eine fortschrittliche Politik wie Medicare for All unterstützten, ihre Wahlen gewonnen hätten.

Umfragen, die kurz vor der Wahl durchgeführt wurden, ergaben, dass der Klimawandel eines der wichtigsten Themen für die Wähler war, sowohl auf nationaler Ebene als auch in den Swing-Staaten wie Florida und Arizona. Von den 93 Co-Sponsoren des Grünen New Deal verlor nur einer seine Kandidatur zur Wiederwahl. Vier dieser Kandidaten befanden sich in Swing-Staaten und gewannen trotzdem ihren Sitz. Die Umfragen am Wahltag machen deutlich, dass die überwiegende Mehrheit der demokratischen Basis Maßnahmen unterstützt, für deren Beschneidung die meisten zentristischen Demokraten kämpfen.

Diese Spaltung innerhalb der Partei und zwischen ihrer Basis und der Führung hat starke Auswirkungen auf die Zukunft des Landes und Palästinas. Nichts wird durch eine Biden-Präsidentschaft garantiert, und es gibt weder Zeit noch Grund, "Biden eine Chance zu geben". Wenn überhaupt, dann sagte uns Biden, für wen er kämpft, als er kurz vor den Wahlen seinen milliardenschweren Spendern versicherte, dass sich, sollte er gewinnen, "nichts grundlegend ändern wird". Darüber hinaus wiederholte Biden wiederholt Aufrufe zur Einigkeit und den Wunsch, "über den Gang hinaus zu gehen", um zu signalisieren, dass er sich verpflichtet hat, die Uhr zurückzudrehen und die progressiven Errungenschaften und Abwehrforderungen, die nach einer der größten von den Schwarzen angeführten Rebellionen in der Geschichte der USA gestellt wurden, abzuschwächen.

Jetzt, da der Übergang stattfindet, setzt Biden seine rückschrittliche Politik in die Tat um. Er ernannte den Kongressabgeordneten von Louisiana, Cedric Richmond, zum Senior Advisor for Public Engagement, um die nationalen Klimaschutzprogramme zu leiten. Richmonds Akte deutet darauf hin, dass er kein Interesse daran hat, den Klimawandel rückgängig zu machen, da er Geld von Öl- und Gasunternehmen genommen und die Bedenken seiner eigenen Wähler in der "Cancer Alley" ignoriert hat, einem Gebiet in Louisiana mit einem der höchsten Krebsrisiken der Nation aufgrund der von Öl- und Gasprojekten in der Luft hinterlassenen Giftstoffe.

Man kann den Klimawandel nicht vom Imperialismus trennen. Um die US-Außenpolitik zu leiten, wandte sich Biden an Tony Blinken. Blinken diente sowohl als stellvertretender Außenminister als auch als stellvertretender nationaler Sicherheitsberater unter Barack Obama. Er hat deutlich gemacht, dass er beabsichtigt, zu einer unmissverständlichen parteiübergreifenden Unterstützung für Israel zurückzukehren, ohne Fragen zu stellen. Bei einem Treffen mit der demokratischen Mehrheit für Israel im vergangenen Mai sagte er, dass eine Biden-Präsidentschaft einen konstanten und bedingungslosen Fluss militärischer Mittel nach Israel bedeuten würde, und auf die Frage, wie er auf die Verurteilung der flagranten Menschenrechtsverletzungen Israels durch die UNO reagieren würde, antwortete Biden: "Werden wir energisch dagegen vorgehen und versuchen, sie zu verhindern, zu entschärfen und zu besiegen? Auf jeden Fall", antwortete Bilden.

Bilden erinnert uns daran, dass wir uns mit Biden im Amt wieder in der aalglatten, korporativen Vorstandswelt der neoliberalen Demokraten befinden. Es ist eine Welt, in der die arbeitenden Menschen an letzter Stelle stehen und in der der globale Süden als militärisches Spielfeld behandelt wird.


Das Rennen um den nächsten Vorsitzenden des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Repräsentantenhauses ist bezeichnend für den Einfluss, den die linke Flanke der Demokratischen Partei auf ehemals alltägliche Ernennungen hatte. Der Abgeordnete Brad Sherman (CA-30) war der sichere Kandidat für den Posten. Er kreuzte alle richtigen Kästchen an, um die Kriterien für einen kämpferischen Politiker des Establishments zu erfüllen, die Art von Politikern, die den HFAC seit seiner Gründung leiten.

Die Position des Vorsitzenden ist nach der Niederlage von Eliot Engel zu besetzen, der als Falken-Demokrat mit "Ja" zur US-Invasion im Irak 2003 und "Nein" zum Atomdeal mit dem Iran stimmte. In einem Interview mit Jewish Insider sagte Engel kürzlich: "Wir unterstützen Israel, weil Israel uns unterstützt, und wir haben Werte, für die wir stehen, und Israel steht für die gleichen Werte.

Dass von Sherman nicht erwartet wird, dass er diese Position gewinnt, ist ein Zeichen für den außenpolitischen Druck der Linken. Stattdessen befinden sich Gregory Meeks (NY-5) und Joaquin Castro (TX-20) in einem engen Rennen. Meeks wird zwar als fortschrittlich angepriesen, hat aber eine lange Geschichte der Lobbyarbeit für Handelsabkommen wie das Transpazifische Handelsabkommen (TPP), die die Macht der Konzerne festigen und eine unüberschaubare Zahl von Umwelt- und Arbeitsverletzungen hervorbringen. Castros Positionen wurden in einer kürzlich erschienenen Arbeit von Mondoweiss treffend beschrieben,

"Einige von [Joaquin Castros] Stimmen in den vergangenen Jahren waren nicht hilfreich, um so wohltätig wie möglich zu sein, aber seine jüngsten Aktionen unterscheiden ihn von den anderen Kandidaten, wie die Unterzeichnung von fettgedruckten "Lieber Kollege"-Briefen im März und letzte Woche, um die Komplizenschaft der USA bei der 'schleichenden Annexion' Israels durch den Abriss palästinensischer Häuser zu beenden. Allein unter den Kandidaten und selten unter der Führung des Kongresses hat Castro mutig die Tür geöffnet, um in dieser Situation neue Wege nach vorn zu erwägen, wozu auch gehört, die Stimmen der am meisten betroffenen Menschen, der Palästinenser selbst, zu suchen und auf sie zu hören".

Die Sunrise-Bewegung, ein mächtiges Kollektiv junger Organisatoren, die die US-Politik zur Bekämpfung des Klimawandels fordern, signalisierte ihr Verständnis dafür, dass der Kampf gegen den Klimawandel mit dem Kampf gegen den Imperialismus verbunden ist, indem sie Castro unterstützte, schließlich ist das US-Militär der größte Umweltverschmutzer der Welt. Darüber hinaus wächst das Bewusstsein, dass fortschrittliche Agenden wie der Grüne New Deal nur durch die Reduzierung der Militärausgaben und die Umverteilung von Militärgeldern finanziert werden können, um Gemeinden in den USA zu beleben, insbesondere jetzt, da wir Wellen von COVID-19 ertragen, die innerhalb weniger Monate zu einem steilen Anstieg der US-Armutsrate geführt haben. Die sich überschneidenden Kämpfe gegen den Klimawandel und den Militarismus sind ein wichtiger Punkt der Zusammenarbeit und des strategischen Denkens, wenn wir in der Palästina-Bewegung gegen eine Biden-Regierung vorgehen, die unseren Forderungen nach einem wirklichen Wandel feindlich gegenübersteht. Die Beendigung der Finanzierung des US-Militärs muss ein entscheidender Pfeiler in der breiten Palette der fortschrittlichen Bewegungen sein, die Veränderungen fordern.
"Biden eine Chance geben"

Der Refrain "Gebt Biden eine Chance" verpasst einen sehr wichtigen Punkt: Die Demokraten der Mitte und des Establishments, die Biden vertritt, haben genug Chancen erhalten, und jeder einzelne von ihnen endete mit einem gemeinsamen Ergebnis: einer sich vergrößernden Kluft zwischen Arm und Reich in den Vereinigten Staaten. Deshalb fordert eine neue Generation ein Ende dieses Status quo und baut Bewegungen auf, die in der Forderung nach einer von unten nach oben aufgebauten Welt verwurzelt sind, wobei Stimmen wie AOC, Cori Bush und Zohran Mamdani Brüche innerhalb des politischen Status quo hervorrufen und einen Weg aufzeigen, der nicht neu ist, aber immer zahlreicher wird.

Unser Ziel hier in den USA und in Palästina muss so viel mehr sein als nur der Ersatz unseres Unterdrückers. Die Autorin und Organisatorin Adrienne Maree Brown erinnert uns daran, dass das, worauf wir achten, wächst. Wenn wir unsere Forderungen auf das beschränken, was pragmatisch oder politisch zweckmäßig ist, werden unsere Bewegungen für Gerechtigkeit immer zu kurz kommen. Lassen Sie uns größere Träume träumen als das, was die Demokratische Partei als Fortschritt verkauft. Fordern wir gemeinsam die Welt ein, von der wir wissen, dass sie möglich ist, eine Welt, in der sich unterdrückte Völker, von Palästina über Kaschmir bis Flint, erheben, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

 

Eine kleine Auswahl weiterer Nachrichten und  Texte,  in meist englischer Sprache
 

Palestinians voice concern over new colonial settlement in Hebron’s Old City President Abbas at UN meeting: It is time for international community to support independence of Palestine

What is to be done- reflections on International Day of Solidarity with the Palestinian People

Biden warned of Israeli annexation 50 years ago. Will he finally stop it-

EU covers up for Israel after Iran scientist's slaying

20 years on still no justice for Muhammad al-Dura

Israeli Court Rules to Evict Three Palestinian Families in Jerusalem

Soldiers demolish A Home In Sur Baher, Jerusalem

Soldiers Demolish A Cave And An Agricultural Shed, Near Hebron

Israeli Soldiers Abduct Eleven Palestinians In West Bank

The painful price Gazans must pay for a Cambridge education

‘Refusing to serve in the army is my small act of making change’

Newspapers review: President Abbas’ summit with Egypt’s al-Sisi focus of dailies Prisoner rushed to hospital following brutal beating

 

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