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Erstes israelisches Gericht gewährt Juden begrenztes Recht auf stille Gebete auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee

 6. Oktober 2021 (WAFA) - Übersetzt mit DeepL

 - In einer erstmaligen Entscheidung hat ein israelisches Besatzungsgericht heute das begrenzte Recht von Juden anerkannt, auf dem Gelände der al-Aqsa-Moschee, der drittheiligsten Stätte des Islam, Gebete zu verrichten.

Das Besatzungsgericht erklärte, dass die Anwesenheit jüdischer Gläubiger auf dem Gelände der al-Aqsa-Moschee keine Straftat darstellt, solange sie ihre Gebete nicht verrichten.

Der Minister für religiöse Angelegenheiten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmoud al-Habash, bezeichnete die Entscheidung als ein neues Kriegsverbrechen, das sich in die Reihe der Verbrechen einreiht, die das so genannte Justizsystem der israelischen Besatzung gegen die al-Aqsa-Moschee in Jerusalem begangen hat. Quelle

 

 

Außenministerium verurteilt den Beschluss des israelischen Gerichts, Juden ein eingeschränktes Recht zum Gebet an der al-Aqsa Moschee zu gewähren

 6. Oktober 2021 (WAFA)

Das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und Expatriates verurteilte heute die Präsedenzfallentscheidung eines israelischen Gerichts, Juden das eingeschränkte Recht zu gewähren, stille Gebete in den Höfen der al-Aqsa Moschee in Jerusalem zu verrichten.

Das Ministerium verurteilte den Beschluss als flagrante Aggression gegen die al-Aqsa Moschee, und erklärte, diese Entscheidung stelle eine Kriegserklärung sowohl gegen das palästinensische Volk, als auch gegen die arabischen und islamischen Nationen, dar und sei ein offener Aufruf zu einem Religionskrieg in dem Gebiet.

Es sagte, eine derartige Entscheidung sei ein Schritt in Richtung Teilung des heiligen Geländes und warnte vor den gefährlichen Konsequenzen für die al-Aqsa Moschee und ihren historischen und rechtlichen Status quo.

Das Ministerium betonte, man werde alle Hebel in Bewegung setzen und sämtliche politischen und diplomatischen Maßnahmen auf allen Ebenen ergreifen, um gegen diesen Beschluss vorzugehen. Es fügte hinzu, man werde alle Maßnahmen mit Jordanien, der Arabischen Liga und der Organisation für islamische Kooperation (OIC) auf regionalen als auch internationalen Ebenen koordinieren.
Das Ministerium forderte die arabische und die islamische Welt auf, diesem Beschluss und dessen Gefahren für die al-Aqsa Moschee mit der größten Ernsthaftigkeit zu begegnen.   T.R.   (übersetzt von Inga Gelsdorf)
 

STIMMT NICHT

Die Klage sei aber unbegründet. Der Beschluss verletze die Kläger nicht in ihren Grundrechten. Es handele sich um eine Positionsbestimmung des Deutschen Bundestags in einer kontroversen Debatte. Die Befugnis des Bundestags zum Erlass des Beschlusses folge aus seinem allgemeinpolitischen Mandat. Der Beschluss greife nicht in das allgemeine Persönlichkeitsrecht der Kläger ein. Denn er treffe keine personenbezogenen, sondern nur sachbezogene Aussagen. Der Beschluss treffe auch keine Aussage dahin, dass alle Unterstützer der BDS-Bewegung Antisemiten seien. Auch ein Eingriff in die Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und Vereinigungsfreiheit der Kläger liege nicht vor. Die Anforderungen des Sachlichkeitsgebots seien ebenfalls gewahrt.

 




Quelle

 

PCHR: Wöchentlicher Bericht über israelische Verletzungen der Menschenrechte in dem besetzten palästinensischen Gebiet

Wöchentlicher Bericht über israelische Verletzungen der Menschenrechte im besetzten Gebiet:

Das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte (PCHR) - 23. - 29. September 2021

Israelische Streitkräfte begingen auch weiterhin Verbrechen und vielschichtige Rechtsverletzungen gegen palästinensische Zivilpersonen und ihr Eigentum, darunter Übergriffe auf palästinensische Städte, die durch den Einsatz extremer Gewalt, Körperverletzung und Angriffe gegen Zivilpersonen gekennzeichnet sind, und die Westbank in isolierte Landblöcke verwandelten. Dutzende israelischer Siedler griffen Palästinenser in Hebron unter dem Schutz des Militärs an. Die israelische Siedlungserweiterung auf palästinensischem Gebiet und Eigentum geht ungehindert weiter. In der Zwischenzeit tritt der Gazastreifen in sein 15. Jahr unter der Blockade ein, was die humanitäre Krise im gesamten Gebiet noch verschärft.

Schießereien und Verstöße gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit:

Israelische Streitkräfte haben sechs Palästinenser, darunter ein Kind, getötet und 17 andere, darunter drei Kinder und ein Journalist, bei verschiedenen Zwischenfällen innerhalb der Westbank, einschließlich Ostjerusalems verletzt.

In Nablus töteten israelische Streitkräfte am 24. September 2021 Mohammed Ali Khabisa (28) aus Beita, und verletzten zwei weitere Palästinenser, darunter ein älterer Mann, als sie eine gewaltfreie Demonstration gegen die (israel.) Siedlung in Beita, im südöstlichen Nablus, angriffen.

In Jerusalem ermordeten israelische Streitkräfte am 26. September 2021 drei Palästinenser in einer außergerichtlichen Hinrichtung, nachdem sie ein Landhaus im Dorf Bidu durchsucht hatten. Aussagen von Augenzeugen bestätigten, dass es keine Zusammenstöße in dem Gebiet gegeben hätte und dass die Soldaten diese Zivilpersonen kaltblütig ermordet und ihre Leichen einbehalten hätten. Am selben Tag töteten Soldaten Usama Yaser Sobeh (22) und den sechszehnjährigen Yusuf Sobeh; und verletzten 6 weitere bei Zusammenstößen in Jenin, nachdem Soldaten ein Haus in Burqin belagert hatten. Die israelischen Streitkräfte beschlagnahmten Yusuf Sobehs Leichnam und behaupteten, der Vorfall habe sich bei einem bewaffneten Zusammenstoß ereignet, während sie Aktivisten verhafteten. Beide Morde wurden mit Billigung der höchsten politischen Ebene in Israel verübt und richteten sich gegen Aktivisten, die angeblich eine gewalttätige Aktion planten.

PCHR dokumentierte 4 Opfer israelischer Angriffe gegen eine friedliche Demonstration in Kufur Qaddoum, 3 in Jenin und ein Journalist in al-Bireh sowie ein Kind im al-Aroub-Flüchtlingslager in Hebron.

Im Gazastreifen eröffneten israelische Streitkräfte dreimal das Feuer auf Fischerboote auf dem Meer von Gaza und viermal auf landwirtschaftliche Gebiete im Osten Gazas.

Übergriffe und Verhaftungen palästinensischer Zivilpersonen durch israelische Streitkräfte:

(Israel.) Soldaten verübten 126 Übergriffe auf die Westbank, einschließlich des besetzten Jerusalems. Diese Übergriffe schlossen Razzien in zivilen Häusern und Schießereien ein, was Angst und Schrecken bei der Zivilbevölkerung entfachte. Viele Palästinenser wurden angegriffen. Bei den Übergriffen dieser Woche wurden 73 Palästinenser entführt, unter ihnen 5 Kinder und 2 Frauen.

Im Gazastreifen führten Soldaten zwei limitierte Angriffe in Nord- und Zentralgaza aus.

Siedler-Angriffe:

Hebron: Siedler griffen einen palästinensischen Zivilisten in Susya an, als eine Delegation der Europäischen Union das Gebiet besichtigte. Siedler griffen auch zivile Häuser in Jabel Jalis an, und Dutzende von ihnen verübten Angriffe in al-Mafraqah und At-Tuwani.

Besetztes Ostjerusalem: Schüsse in die Luft in Ras al-Amoud, als die Studenten ihre Schulen verließen.

Ramallah: Ländereien der Palästinenser in Deir ‘Ammar angegriffen.

Israelische Absperrpolitik und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit:

Die israelischen Besatzungsbehörden verboten weiterhin die Einfuhr Dutzender von Gütern, darunter Baumaterialien, als Kollektivstrafmaßnahme gegen den Gazastreifen. Indessen tritt die dem Gebiet auferlegte israelische Blockade in ihr 15. Jahr ein, ohne dass ein Ende in Sicht ist, das das Recht der Palästinenser auf wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte erfüllt. In der Zwischenzeit haben die israelischen Streitkräfte weiterhin die Westbank in separate Kantone mit wichtigen Straßen geteilt, die seit der Zweiten Intifada im Jahr 2000 von der israelischen Besatzung – sogar bis heute - noch blockiert werden, und mit temporären und permanenten Kontrollpunkten versehen, die die Bewegung der Zivilbevölkerung einschränken und an denen sie der Verhaftung ausgesetzt ist, vor allem am al-Karama-Grenzübergang an der palästinensich-jordanischen Grenze.   (übersetzt von Inga Gelsdorf)    Quelle


 

EU stellt Entwurf für Maulkorb für Israel-Kritiker vor

David Cronin - Lobby Watch - 6. Oktober 2021

Gegner des israelischen Rassismus werden von der Europäischen Union als Antisemiten behandelt. Romy Arroyo FernandezNurFoto
Unter dem Vorwand, Bigotterie gegen Juden zu bekämpfen, haben EU-Beamte diese Woche einen Plan zur Zensur von Solidaritätsbekundungen mit Palästinensern veröffentlicht.

Die Strategie zur Bekämpfung des Antisemitismus - wie der Plan genannt wurde - erntete schnell Lob von pro-israelischen Lobbygruppen. Das war aus einem einfachen Grund vorhersehbar: dieselben Lobbygruppen haben den Inhalt des Plans stark beeinflusst.

Der Plan war nominell das Werk der Europäischen Kommission, der Exekutive der EU.
- Eine der Zusagen lautet, dass die Kommission dabei helfen wird, ein Netzwerk von "vertrauenswürdigen Flaggenführern und jüdischen Organisationen" aufzubauen, um "Online-Antisemitismus" zu bekämpfen. Die EU-Regierungen werden aufgefordert, den Polizei- und Justizbehörden mehr Befugnisse und Ressourcen zur Verfügung zu stellen, damit sie gegen "Hassreden" im Internet vorgehen können.

Diese Vorschläge ähneln den Empfehlungen, die von pro-israelischen Gruppen in mindestens drei Strategiepapieren, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden, gemacht wurden. Der einzige wirkliche Unterschied besteht darin, dass einige der von den EU-Beamten gemachten Zusagen mutiger und deutlicher sind als das, worauf die Lobbygruppen in diesen Papieren gedrängt haben.

Auch wenn viele der in dem Plan befürworteten Schritte oberflächlich betrachtet lobenswert erscheinen mögen, lassen sie sich nicht davon trennen, dass die EU es Israel und seinen Unterstützern lange Zeit erlaubt hat, die Tagesordnung in Sachen Antisemitismus zu bestimmen.

Wenn man den jüngsten Erfahrungen Glauben schenken darf, werden zu den "jüdischen Organisationen", die dem Netzwerk zur Internetüberwachung beitreten, keine Juden gehören, die sich für die Rechte der Palästinenser einsetzen. Die Europäische Kommission schloss Juden, die nicht bereit sind, als Apologeten Israels aufzutreten, aus der Arbeitsgruppe aus, die den neuen Plan vorbereitet hat.

Der Plan stützt sich stark auf die von der International Holocaust Remembrance Alliance verabschiedete Definition von Antisemitismus. Diese Definition setzt das Aussprechen der Wahrheit über Israels Rassismus mit Feindseligkeit gegenüber Juden gleich.

Margaritis Schinas, ein Vizepräsident der Europäischen Kommission, behauptete diese Woche, dass "Antisemitismus sich oft hinter Antizionismus verstecken kann".

Der Zionismus ist die Ideologie, die der Kolonisierung Palästinas und der massenhaften Enteignung der Palästinenser zugrunde liegt. Der Widerstand gegen diese Ideologie ist eine Pflicht für jeden, der an die Grundprinzipien von Gerechtigkeit und Gleichheit glaubt.

Vermischung von Ideologien
- Anders als von Schinas behauptet, kann sich Antisemitismus nur selten - wenn überhaupt - hinter Antizionismus verstecken. Es stimmt zwar, dass es einige antijüdische Fanatiker gibt - wie den Ku-Klux-Klan-Veteranen David Duke -, die sich auch als Feinde des Zionismus ausgeben. Aber in solchen Fällen ist der Antizionismus das denkbar dürftigste Feigenblatt.

Wenn jemand wirklich Juden hasst, ist es äußerst schwierig - ja fast unmöglich -, diesen Hass hinter der Opposition gegen den Zionismus zu verbergen. Die Palästina-Solidaritätsbewegung prangert den Zionismus ebenso an wie andere Formen des Rassismus, einschließlich antijüdischer und antimuslimischer Bigotterie.

Dennoch versucht die Pro-Israel-Lobby ständig, die Befürworter der Gerechtigkeit in Palästina zu verleumden.

Das zeigt sich in einer Eingabe, die von pro-israelischen Gruppen im Juni dieses Jahres gemacht wurde - als der neue EU-Plan entworfen wurde. Darin wird behauptet, dass "Antisemitismus in der gesamten Gesellschaft zu finden ist und sich in den schlimmsten Formen auf der extremen Rechten, der extremen Linken und unter islamistischen Extremisten manifestiert".

Die Vermischung von Ideologien ist hier lächerlich.


Palästina-Solidaritätsaktivisten auf der Linken sind das genaue Gegenteil von Neonazis. Die Vorstellung, dass sie eine gemeinsame Antipathie gegen Juden hegen, hält einer Überprüfung nicht stand. Die unzweifelhafte Absicht der Pro-Israel-Lobby besteht darin, ungerechtfertigte Verleumdungen über Aktivisten zu verbreiten, die den Sieg über den Zionismus für unerlässlich halten, weil sie gegen Rassismus in all seinen Formen sind.

Beschämenderweise - und nicht zum ersten Mal - versuchen EU-Beamte, solchen Verleumdungen Glaubwürdigkeit zu verleihen. Die EU-Koordinatorin gegen Antisemitismus, Katharina von Schnurbein, hat wiederholt Lügen über Palästina-Solidaritätsaktivisten verbreitet und gleichzeitig Israels Verbrechen gegen die Menschlichkeit bejubelt. Der vielleicht wichtigste Satz des neuen Plans lautet: "Israel ist ein wichtiger Partner für die Europäische Union, auch im weltweiten Kampf gegen Antisemitismus".

Die EU wird sich bemühen, das "hochrangige Seminar über Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus", das sie jedes Jahr gemeinsam mit Israel veranstaltet, "weiter zu verstärken". Der Schwerpunkt wird auf den "operativen Folgemaßnahmen" liegen, heißt es in dem Plan.

Diese Worte sind aufschlussreich.
- Indem Israel Juden gegenüber Menschen anderer Religionen und Ethnien privilegiert, praktiziert es Apartheid - wie Organisationen wie B'Tselem und Human Rights Watch mit Verspätung eingeräumt haben. Israel zu einem Schlüsselpartner in einem "globalen Kampf" gegen jede Form von Bigotterie zu machen, ist obszön.

Der neue EU-Plan kann nicht für bare Münze genommen werden.
- Sein eigentliches Ziel scheint nicht die Beseitigung von Vorurteilen gegen Juden in Europa zu sein. Sein wahres Ziel ist die Beschwichtigung Israels.   Quelle

 

Von Deir Yassin bis Gaza
- die lange Geschichte der Unterdrückung von Berichten über die palästinensische Gesundheit

Kampagnen zur Unterdrückung von Berichten medizinischer Fachzeitschriften über die Folgen der israelischen Verfolgung von Palästinensern waren im Laufe der Jahre leider erfolgreich, aber es gibt Anzeichen dafür, dass die Wahrheit durchbricht, sogar beim Lancet, das schon früher der Zensur nachgegeben hat.

Alice Rothchild - 6. 10. 2021

Akademische Fachzeitschriften und Forschungsarbeiten in den medizinischen, sozialen und politischen Wissenschaften haben ein neues Verständnis von strukturellem Rassismus, impliziten Vorurteilen und den persönlichen und öffentlichen Gesundheitskosten von Bigotterie und chronischem Stress hervorgehoben. Es gilt heute als Mainstream, Gesellschaften zu untersuchen, die unter solchen Missständen leiden, z. B. Afroamerikaner in den USA, und einen Zusammenhang zwischen Bluthochdruck, Diabetes, koronarer Herzkrankheit und einer kürzeren Lebenserwartung mit dem institutionellen Rassismus herzustellen, mit dem Afroamerikaner täglich konfrontiert sind. Man ist sich darüber im Klaren, dass diese generationenübergreifenden Probleme zwar mit Zigarettenkonsum, schlechter Ernährung, Bewegungsmangel usw. zusammenhängen, dass es sich aber auch um Krankheiten handelt, die auf chronische Unterdrückung zurückzuführen sind. Es wird zunehmend erkannt, dass die vom Menschen verursachten Ungleichheiten zu komplexen strukturellen Veränderungen führen, die die Überlebenschancen benachteiligter Bevölkerungsgruppen beeinträchtigen.

Es gibt auch eine lange Tradition im Bereich der öffentlichen Gesundheit, die den Atomkrieg und herkömmliche Kriege als das größte Gesundheitsrisiko bezeichnet und für Schadensbegrenzung und politische Lösungen eintritt. Als die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges ein Ende des nuklearen Wettrüstens forderten, erhielten sie eine Million Unterstützungsunterschriften und wurden 1985 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Im 21. Jahrhundert gibt es aktive Appelle, die Wissenschaft zu entkolonialisieren, Fragen zu stellen und Schlussfolgerungen zu ziehen, die über die traditionellen weißen Machtstrukturen hinausgehen, evidenzbasierte Forschung als eine Form der Solidarität innerhalb der Wissenschaft zu nutzen, um sich gegen Siedlerkolonialismus, Rassismus und Apartheid zu wehren.

Problematisch ist, dass die Vorstellung, es gäbe zwei gleichgewichtige Seiten einer Geschichte, wenn es um die Gesundheit in Palästina geht, dieses Machtungleichgewicht zwischen dem israelischen Siedlerkolonialstaat und den kolonisierten Palästinensern ignoriert und somit eine Form des "Epistemizids" an den palästinensischen Realitäten darstellt. Artikel über Israel sind nie gezwungen, die "palästinensische Seite" einzubeziehen, da diese als inkonsequent, irrelevant oder parteiisch gilt. Das Narrativ der Mächtigen und die Ausnahmestellung Israels werden daher gewöhnlich als normativ und bestimmend angesehen.

Ein kürzlich erschienener Artikel mit dem Titel "Are there 'two sides' to attacks on healthcare? Evidence from Palestine" in The European Journal of Public Health warf genau diese Fragen auf.

Die systematische Gewalt gegen die Gesundheitsversorgung im Westjordanland und im Gazastreifen ist gut dokumentiert und stellt einen Verstoß gegen die internationalen Genfer Konventionen dar. Als Reaktion auf diese Vorwürfe behaupteten die Israelis, dass medizinische Einrichtungen Aufständische beherbergten oder lediglich Kollateralschäden darstellten. Die Autoren erklärten: "[M]edizinisches und öffentliches Gesundheitspersonal, das mit dem Schutz von Menschenleben betraut ist, sollte die Führung übernehmen und hinterfragen, ob Israels aggressiver Einsatz von militärischer Gewalt gegen medizinische Infrastruktur und Personal unter dem Deckmantel der Selbstverteidigung akzeptabel ist... Israels Pflicht, Palästinenser unter der Besatzung zu schützen, hat eine viel stärkere Rechtsgrundlage als jedes angebliche Recht auf Selbstverteidigung, insbesondere wenn es in der Praxis zur Tötung derjenigen führt, die diesen Schutz benötigen." Die Autoren forderten die Mitglieder der internationalen medizinischen Gemeinschaft auf, sich zu diesen ungeheuerlichen Themen zu äußern.

Die Geschichte der Angriffe auf und der Unterdrückung von Ärzten und medizinischen Gruppen, die über die medizinische Versorgung in den besetzten Gebieten berichten, ist lang und beunruhigend. Im Jahr 1981 schrieb Karl Sabbagh eine Kolumne in World Medicine. Als die israelischen Behörden eine Tourismusförderung für britische Ärzte in Israel ankündigten, schrieb er über das Massaker von Deir Yassin im Jahr 1948 als einen wichtigen Moment für das Verständnis der Staatsgründung. Der britische Zweig der Israel Medical Association organisierte einen Protest und beschuldigte die Zeitschrift der "PLO-Propaganda", forderte die Leser auf, ihre Exemplare zurückzuschicken, und bat die Anzeigenkunden, ihre Unterstützung zurückzuziehen. Die Zeitschrift wurde schließlich eingestellt (als Folge dieses Drucks), aber israelische und palästinensische Historiker haben das Massaker seitdem auf der Grundlage israelischer Militärarchive und palästinensischer mündlicher Überlieferungen bestätigt.

Seit den 1990er Jahren wurde in medizinischen Fachzeitschriften eine Reihe äußerst kritischer Artikel veröffentlicht, viele davon von Dr. Derek Summerfield, in denen die Rolle der israelischen Ärztevereinigung, die Beteiligung israelischer Ärzte an Folterungen und Verstöße der israelischen Armee im Gazastreifen gegen die Vierte Genfer Konvention untersucht wurden. Im Jahr 2009 veröffentlichte das British Medical Journal eine persönliche Analyse mit dem Titel "The perils of criticizing Israel" (Die Gefahren der Kritik an Israel), in der der stellvertretende Herausgeber feststellte, dass die Zeitschrift 1000 E-Mails erhalten hatte, nachdem sie 2004 einen solchen Artikel mit Kritik an Israel veröffentlicht hatte. Das BMJ erhielt auch Hunderte von Antworten, die zumeist als Schnellreaktionen veröffentlicht wurden. Viele waren feindselig, viele "beleidigend und obszön", viele beschimpften das BMJ oder den Herausgeber persönlich und waren nicht unterzeichnet. Ein Großteil der wütenden E-Mails führte zu einem Aufruf von HonestReporting [sic], einer Gruppe, die angeblich die Mainstream-Medien und die sozialen Medien überwacht und "ideologische Vorurteile im Journalismus und in den Medien, die sich auf Israel auswirken", bekämpft. Sie sponsern auch Newsletter, Redner, Webinare und Reisen nach Israel, "um Ihnen die Möglichkeit zu geben, [ihre Version der] wahren Fakten vor Ort zu beobachten."

Im selben Artikel wird darauf hingewiesen, dass seit der Gründung Israels Bemühungen, die palästinensische Geschichte und die Rechte der Palästinenser zu dokumentieren, in der Regel mit gut organisierten Protesten beantwortet werden, die Hunderte von Briefen an Zeitschriften und Medien umfassen. Diese Kampagnen teilen die Botschaften, die von verschiedenen zentralen Überwachungsorganisationen geliefert werden, verwenden eher Verleugnung als tatsächliche Argumente, fordern Entschuldigungen und Rücktritte, werben Menschen an, die mit dem Thema nicht vertraut sind, aber auf den Aufruf reagieren, und greifen oft zu Obszönitäten und dem Vorwurf des Antisemitismus. Dies ist weit entfernt von der Art intellektueller wissenschaftlicher Debatte, die den Ton und die Strenge wissenschaftlicher oder medizinischer Fachzeitschriften kennzeichnet, und es ist weit entfernt von einem Diskurs, der zu einem besseren Verständnis und einem Gedankenaustausch auf der Grundlage tatsächlicher Fakten führt. Bei diesen Bemühungen geht es darum, Gespräche zu unterbinden, eine Seite zu verunglimpfen, Karrieren zu zerstören und Redakteuren Angst zu machen, sich in Zukunft in die Auseinandersetzung einzumischen.

Mads Gilbert, ein norwegischer Anästhesist und Autor von "Eyes in Gaza" (2009) und "Night in Gaza" (2014), war beispielsweise Mitverfasser zahlreicher israelkritischer Artikel und akademischer Briefe. Trotz seiner jahrzehntelangen engagierten Arbeit bei der Behandlung von Verletzten im Shifa-Krankenhaus in Gaza wurde er scharf kritisiert und von Israel mit einem Einreiseverbot für die Region belegt.

2013 veröffentlichte The Lancet einen Bericht über die Verwicklung israelischer Ärzte in den Tod eines jungen palästinensischen Häftlings, der nach Angaben eines Pathologen der Palästinensischen Autonomiebehörde in der Haft an den Folgen von Folter starb, was von Israels Chefpathologen bestritten wurde. Trotz der Dementis der israelischen Ärztekammer dokumentieren Menschenrechtsgruppen seit langem "Schläge, Schlafentzug, langes und schmerzhaftes Anlegen von Handschellen, Demütigung und medizinische Vernachlässigung, die nach internationalen Standards als Folter gelten". Der Gefangene starb, nachdem er mehrere Tage lang vom Shin Bet, dem israelischen Inlandsgeheimdienst, verhört worden war, und wies Prellungen am Körper und gebrochene Rippen auf. Es bleibt die Frage: Wurde er zwei Tage zuvor von israelischen Ärzten untersucht, um festzustellen, ob er weiteren Folterungen standhalten würde? War das Beihilfe zur Folter? Das Öffentliche Komitee gegen Folter in Israel überprüfte die Autopsiedaten und stimmte mit der Diagnose überein, dass Folter die Todesursache war. Aus den Daten geht hervor, dass es in Israel seit 2001 keine einzige strafrechtliche Untersuchung wegen Folter gegeben hat, obwohl über 1.000 Beschwerden von Opfern, ihren Familien und Anwälten eingegangen sind.

Im August 2014 wurde The Lancet ins Visier genommen, nachdem es einen Artikel über die umfassenden israelischen Menschenrechtsverletzungen und Aggressionen veröffentlicht hatte: "Ein offener Brief für die Menschen in Gaza", gefolgt von vielen Briefen für und gegen den "Israel-Gaza-Konflikt". Chefredakteur Richard Horton weigerte sich daraufhin, die Antwort der Autoren auf die Kritik in dieser Korrespondenz zu veröffentlichen. Horton war besorgt, dass The Lancet eine weitere Boykottdrohung sowie traumatische persönliche Angriffe nicht verkraften könnte. Später veröffentlichte The Lancet eine "Sonderausgabe über die israelische Gesundheitsversorgung", um die Kritiker zu beruhigen.

Im März 2020 veröffentlichte The Lancet einen Brief, in dem vor einem drohenden Ausbruch von Covid-19 in Gaza und den negativen Auswirkungen der strukturellen israelischen Gewalt gewarnt wurde, die das Gesundheitssystem in Gaza an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hat. Drei Tage später wurde der Brief nach einer ähnlichen Druckkampagne entfernt. The Lancet wurde "mit einem Boykott der Zeitschrift bedroht". Sechs Monate später veröffentlichte die Zeitschrift ein Antwortschreiben auf den inzwischen gelöschten Brief, in dem die Autoren der Propaganda bezichtigt wurden. Das Lancet weigerte sich, eine Antwort der Autoren auf den ersten Brief zu veröffentlichen, woraufhin die Autoren einen Kommentar bei einer anderen Lancet-Zeitschrift einreichten und später berichteten, dass ihnen mitgeteilt wurde, dass die Zeitschrift "sehr schädlichen Boykotten" ausgesetzt sei, wenn sie kritische Inhalte über israelische Politik und Praktiken ohne einen "Gegenpunkt aus israelischer Sicht" veröffentlicht. Da ein Versuch, einen solchen Kontrapunkt einzuholen, erfolglos geblieben war, konnte die Veröffentlichung unseres Kommentars nicht erfolgen". Da ein formeller Rückzug im akademischen Bereich für fehlerhafte Forschung, Fehlverhalten und Plagiate reserviert ist, stellte dieser Präzedenzfall eine Bedrohung für die freie Meinungsäußerung und die akademische Freiheit dar und führte dazu, dass unliebsame Ansichten in einem "akademischen Niemandsland" verschwanden, das zwar nicht wirklich zurückgezogen wurde, aber nicht ohne weiteres zugänglich war.

The Lancet veröffentlichte eine Korrespondenz, in der die Idee in Frage gestellt wurde, dass die Kritik an israelischen Maßnahmen per se antisemitisch sei.

Das jüngste Beispiel für die Auslöschung palästinensischer Erfahrungen wurde von Murtaza Hussain in einer umfassenden Analyse in The Intercept und in meinen persönlichen Gesprächen mit den Autoren eines zensierten Artikels gut dokumentiert. Am 2. Juni 2021 wurde ein Artikel in der Zeitschrift Scientific American mit dem Titel "As Health Care Workers, We Stand in Support of Palestine" zurückgezogen. Angeregt durch den elftägigen israelischen Angriff im Mai 2021 begann eine Gruppe von Gesundheitspersonal und Fachleuten des öffentlichen Gesundheitswesens, über soziale Medien über die Auswirkungen der Angriffe auf Palästinenser und die palästinensische Gesundheitsinfrastruktur sowie über das Schweigen und die Makro- und Mikroaggressionen zu kommunizieren, die sie bei ihrer Arbeit im Gesundheitssystem erlebten. Dies führte zu einem Policy & Ethics Opinion Article, der am 2. Juni im Scientific American veröffentlicht wurde und ursprünglich den Titel "As Health Care Workers, We Stand in Solidarity with Palestine" trug. Der Aufsatz dokumentierte die Auswirkungen der israelischen Staatsgewalt gegen Palästinenser im Gazastreifen, in Jerusalem, im Westjordanland und in Israel, die verheerenden Folgen des jüngsten israelischen Angriffs, die Verstöße gegen das Völkerrecht und die Mitschuld der US-Regierung. Die Autoren riefen die US-Gesundheitssysteme, -Einrichtungen und -Mitarbeiter auf, die israelische Aggression, die fortgesetzte Zerstörung der palästinensischen Gesundheitsversorgung und die anhaltende Blockade zu verurteilen. Sie wiesen auf die Unverhältnismäßigkeit der Todesfälle (257 palästinensische gegenüber 12 israelischen) und auf die "strukturelle Gewalt der israelischen Besatzung" hin. Sie wiesen auf die Auswirkungen von mehr als siebzig Jahren Siedlerkolonialherrschaft, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen und die daraus resultierenden Folgen für die Gesundheit hin, die jetzt während der Pandemie und der israelischen Politik der Impfstoff-Apartheid schmerzlich sichtbar werden.

Der Aufsatz wurde vor der Veröffentlichung gründlich und gewissenhaft auf Fakten geprüft und untersucht.

Neun Tage später wurde der gesamte Beitrag mit der Erklärung von der Website entfernt: "Dieser Artikel fiel nicht in den Zuständigkeitsbereich von Scientific American und wurde entfernt". Danach wurde der Titel des Artikels - jetzt nicht mehr als ein Disclaimer - in "Health Care Workers Call for Support of Palestinians" geändert, womit das Konzept von Palästina als anerkannter, legitimer Ort effektiv ausgelöscht wurde. Eine Quelle teilte dem Intercept mit, dass der Redakteur mit seiner Formulierung zum Ausdruck bringen wollte, dass der Rückzug "nicht auf sachliche Fehler im Artikel selbst zurückzuführen ist". Es ist unüblich, einen Meinungsartikel zurückzuziehen, wenn die Informationen korrekt sind, daher war dies ein klares Beispiel dafür, dass ein unbequemer Diskurs über Palästina direkt zum Schweigen gebracht wurde. Die Autoren des Artikels erhielten auch zahlreiche persönliche, feindselige E-Mails und Nachrichten.

Eine der Autorinnen des Artikels bemerkte auf Twitter, dass wahrscheinlich der Aufruf zu BDS der Auslöser für die Entfernung der Erklärung war. Sie fand es ironisch, dass eine gewaltfreie Widerstandsstrategie zur Beendigung der Unterdrückung (BDS) dasselbe Instrument ist, mit dem "wissenschaftliche Zeitschriften unter Druck gesetzt werden, die akademische Freiheit zu verletzen und Zensur zuzulassen".

Pro-Israel-Organisationen erklärten öffentlich ihren Sieg über die Löschung. Zwei Vorstandsmitglieder von Voice4Israel organisierten einen von über 106 Ärzten und Wissenschaftlern unterzeichneten Brief, in dem sie den Aufsatz als ungenaue, anti-israelische politische Indoktrination bezeichneten. CAMERA (Committee for Accuracy in Middle East Reporting and Analysis) [ironisch angemerkt] schloss sich der Gegenreaktion an und prangerte den Artikel als "anti-israelischen Estrich an, der die Lügen und die Aufwiegelung palästinensischer Terrorgruppen nachplappert". Sie warfen Scientific American vor, "für Terroristen zu werben". Und sie endeten mit der Anschuldigung, dass die Befürworter der BDS in Wirklichkeit Antizionisten und Antisemiten seien.

Dies sind die klassischen Argumente der organisierten, millionenschweren israelischen Hasbara (Propaganda)-Industrie, die daran arbeitet, die Nachrichten über Israel zu kontrollieren, indem sie Terrorismus- und Antisemitismusvorwürfe als Waffe einsetzt und jeden aggressiv angreift, der die Diskussion auf der Grundlage von Antikolonialismus, Menschenrechten und internationalem Recht gestaltet. Akademiker und andere Fachleute haben durch die Aktionen dieser und anderer Gruppen wie Canary Mission, NGO Monitor, AMCHA, Hillel U Center for Community Outreach (ehemals David Project), Stand with US, Campus Maccabees, Lawfare Project und einer Vielzahl von lokalen, nationalen und Tarngruppen, die von wohlhabenden Spendern und der israelischen Regierung unterstützt werden, ihren Arbeitsplatz, ihre Festanstellung, ihre Stipendien und ihre Karrieren verloren. Es gibt auch eine unerbittliche Kampagne auf lokaler und bundesstaatlicher Ebene, um die BDS-Bewegung zu kriminalisieren und zu behaupten, dass jede Kritik an Israel von Natur aus antisemitisch ist, wie es derzeit in der Definition des Außenministeriums für Antisemitismus zu sehen ist.

Im Juni 2021 veröffentlichte das Journal of Medical Ethics einen Artikel von Derek Summerfield, in dem er eine zwölfjährige Geschichte Revue passieren ließ, die mit einem Appell von 725 Ärzten aus 43 Ländern begann, die sich über die Mitschuld der israelischen Ärzteschaft an der Folter palästinensischer Gefangener beklagten. Dies führte zu einem sehr öffentlichen, blutigen Kampf um Rechenschaft mit dem Weltärztebund. "Diese Kampagne war ein Lackmustest dafür, ob internationale medizinische Kodizes in Bezug auf Ärzte und Folter tatsächlich von Bedeutung sind und rigoros und unparteiisch angewendet werden", schrieb Summerfield später. "Unsere Ergebnisse im Falle Israels deuten darauf hin, dass dies nicht der Fall ist und dass Straffreiheit weitgehend funktioniert." Diese Stellungnahme wurde von Physicians for Human Rights Israel unterstützt.

Der israelische Ärzteverband reagierte auf den Artikel, verurteilte die Folter und bestritt, dass israelische Ärzte der Beteiligung an der Folter beschuldigt worden seien. Die IMA beschuldigte den Autor, Hetze zu betreiben und den Hass auf Israel und die Juden zu schüren, und behauptete, dass die IMA und die israelischen Verteidigungskräfte unermüdlich daran arbeiten, humanitäre Bemühungen zur Unterstützung der Palästinenser zu unterstützen.

Auf den ursprünglichen Artikel aus dem Jahr 2021 folgte ein ausführlicher Blogeintrag in derselben Zeitschrift, in dem untersucht wurde, wie die Ärzteschaft und die akademische Welt mit belastenden Beweisen gegen mächtige westliche Mächte (z. B. Israel) umgehen, wenn es um die Mitwirkung von Ärzten an der Folter geht, und welche Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit nationalen Ärzteverbänden (z. B. dem israelischen Ärzteverband), dem Weltärztebund und UN-Berichterstattern gemacht wurden.

Aus diesem Rückblick wird deutlich, dass Artikel über die palästinensische Gesundheit veröffentlicht werden, und es ist wichtig festzustellen, dass einige davon nicht auf so bittere Vorwürfe stoßen. Im Jahr 2009 veröffentlichte The Lancet eine Reihe von Artikeln über den Gesundheitszustand in den besetzten palästinensischen Gebieten. Dies führte zur Gründung der Lancet Palestinian Health Alliance, die Konferenzen in der Region organisiert und Abstracts von palästinensischen und internationalen Forschern veröffentlicht. Die Konferenzen haben nicht die finanzielle Unterstützung und die Seriosität des Mainstreams, die für viele medizinische Veranstaltungen charakteristisch sind, aber sie machen dies durch Enthusiasmus, Solidarität und das Hervorheben von Stimmen und Informationen wett, die normalerweise nicht gehört werden.

Wenn man sich die Literatur ansieht, gibt es gelegentlich Fachartikel, die ohne Kontroverse veröffentlicht werden, wie z. B. der Artikel It Takes Time to Unravel the Ecology of War in Gaza, Palestine" vom 9. September 2020: Long-Term Changes in Maternal, Newborn and Toddlers' Heavy Metal Loads, and Infant and Toddler Developmental Milestones in the Aftermath of the 2014 Military Attacks". Diese Studie untersuchte die Persistenz von Schwermetallbelastungen bei Kindern im Gazastreifen als Folge der toxischen Kontamination durch den Krieg. Die politischen Implikationen waren klar, aber in trockener wissenschaftlicher Sprache formuliert.  Quelle

 

Israel lässt die Finger von illegalen Siedlern, aber nicht von den Palästinensern

Maskierte israelische Siedler greifen palästinensische Olivenbauern aus dem Dorf Hawara auf Feldern nahe der Siedlung Yitzhar im israelisch besetzten Westjordanland an, am 7. Oktober 2020

Osama Othman -  6, 2021

Die Gewalt von Siedlern gegen Palästinenser ist laut Haaretz während Israels "Hands-off"-Ansatz im besetzten Westjordanland eskaliert. Die israelische Zeitung berichtet, dass die Gewalt von Juden gegen Palästinenser in den letzten zwei Jahren dramatisch zugenommen hat, wobei Beamte von einer "freizügigen Atmosphäre" für Extremisten in dem Gebiet sprechen. Daten des israelischen Sicherheitsministeriums bestätigen diese Zunahme.

Darüber hinaus warnten die israelischen Geheimdienste in einer kürzlich abgehaltenen Sitzung mit der Regierung und Sicherheitsbeamten vor einer Zunahme von Siedlerverbrechen und Angriffen gegen Palästinenser. Der Sturm der Siedler auf das Dorf Al-Mufkara südlich von Hebron, wo sie palästinensische Bewohner verprügelten, war eines der jüngsten dieser brutalen Verbrechen, die unter dem Schutz israelischer Soldaten verübt wurden, wie Augenzeugen gegenüber Anadolu bestätigten.

Der derzeitige israelische Ministerpräsident Naftali Bennett ist von seinem Gedankengut und seiner Ideologie her als rechtsgerichteter Siedler bekannt. Er glaubt an ein Groß-Israel, das das gesamte historische Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer umfasst, und er war Vorsitzender des Jescha-Rates für Siedlungen, so dass wir nichts von ihm erwarten. Bennett lehnt die Gründung eines palästinensischen Staates ab, weigert sich, mit dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, zusammenzutreffen, und sah keinen Grund, in seiner jüngsten Rede vor der UN-Generalversammlung auf den Konflikt mit den Palästinensern einzugehen. Damit seine heterogene Regierung, die über keine komfortable Mehrheit verfügt, überleben kann, ist Bennett auf die Unterstützung der Siedlerführer angewiesen, oder er muss zumindest in deren Gunst stehen. Es kümmert ihn wenig, dass der Internationale Strafgerichtshof eine Untersuchung der vom Besatzungsstaat in den palästinensischen Gebieten begangenen Verbrechen einleitet.

Einem von der Times of Israel zitierten Regierungsbeamten zufolge wird Israels Politik des illegalen Siedlungsbaus trotz des Regierungswechsels in Washington weitgehend unverändert bleiben. Bennetts Regierung werde sich an die Absprachen zwischen seinem Vorgänger Benjamin Netanjahu und dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump halten, dessen Regierung Israel die Fortsetzung des Siedlungsbaus im gesamten Westjordanland erlaubte, solange dieser sich nicht auf neue Siedlungsaußenposten erstreckte. Diese Vereinbarung führte zu einem starken Anstieg des Siedlungsbaus während der Ära Trump; die Zahl der genehmigten Projekte jenseits der Grünen Linie (Waffenstillstandslinie von 1949) hat sich im Vergleich zur zweiten Amtszeit von Präsident Barack Obama mehr als verdoppelt.

Obwohl Bennett bei seinem jüngsten Treffen mit US-Präsident Joe Biden versprochen hat, keinen Teil des Westjordanlandes zu annektieren, verfolgt er weiterhin Netanjahus Ansatz, wenn auch möglicherweise in einem noch extremeren Tempo. Seine Regierung verfolgt die gleiche Politik, die auf der Ausweitung der Siedlungen und der Schaffung neuer Fakten vor Ort beruht. Der Besatzungsstaat und seine Bulldozer arbeiten rund um die Uhr im Dienste des Siedlungsprojekts der Judaisierung im Westjordanland, einschließlich Jerusalem, durch den Bau von Umgehungsstraßen nur für Siedler.

Israel arbeitet daran, die Geografie, Topografie und Demografie des Landes durch die Ausweitung seiner Siedlungen zu verändern und gleichzeitig die Infrastruktur zu errichten, die es ihm ermöglichen wird, große Gebiete des Westjordanlandes in Zukunft zu annektieren. Die aufeinanderfolgenden israelischen Regierungen unter Netanjahus Führung haben massive Mittel für diese Straßen bereitgestellt, die sich auf insgesamt mehr als 247 Millionen Dollar belaufen, sowie Mittel, die in einer Reihe von Ministerien, einschließlich des so genannten Verteidigungsministeriums, in Unterbudgets für Siedlungen vorgesehen sind. Einzelheiten wurden in einem Bericht genannt, der im September vom Nationalen Büro der PLO für die Verteidigung des Landes und den Widerstand gegen Siedlungen veröffentlicht wurde. Israelische Juden genießen besondere Privilegien, um sie zu ermutigen, in die Siedlungen zu ziehen. Halboffiziellen Schätzungen zufolge gibt es im Westjordanland und in Ostjerusalem rund 650 000 Siedler. All dies reicht aus, um die schrittweise Annexion und die Auferlegung der israelischen Souveränität über große Teile des palästinensischen Landes zu signalisieren.

Trotzdem schreitet die Normalisierung der Beziehungen der arabischen Staaten zu Israel voran. So landete zum Beispiel zum ersten Mal seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens vor 42 Jahren ein Flugzeug der Egypt Air auf dem Ben-Gurion-Flughafen. Ein Sprecher der israelischen Zivilluftfahrtbehörde, Ofer Lefler, sagte, dass Egypt Air vier Flüge pro Woche nach Israel durchführen wird. Lefler bezeichnete dies als "historische Premiere" nach den Gesprächen zwischen Bennett und dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah Al-Sisi im vergangenen Monat in Sharm El-Sheikh. Die beiden Männer hätten "eine Grundlage für tiefe Beziehungen in der Zukunft geschaffen", so Bennett.

Zuvor hatte der israelische Außenminister Yair Lapid die israelische Botschaft in Bahrain eröffnet. Kommerzielle Flüge zwischen Bahrain und Israel wurden bereits vor der Eröffnungszeremonie aufgenommen. Auf der Expo 2020 in Dubai beherbergen die Vereinigten Arabischen Emirate einen israelischen Pavillon, der die Integration der Besatzungsmacht in den Nahen Osten verdeutlicht.

Was die Palästinenser anbelangt, so hat dieses relativ komfortable Umfeld die Entschlossenheit der illegalen Siedler gestärkt, sie anzugreifen. Die Sicherheitsdienste der Palästinensischen Autonomiebehörde stimmen sich nach wie vor mit den Besatzungstruppen ab, und die Palästinensische Autonomiebehörde geht nach wie vor rigoros gegen alle Arten von Widerstandsaktivitäten vor. Die Möglichkeiten für die Widerstandsgruppen sind begrenzt. Während die Siedler von der Besatzungsregierung implizit oder explizit unterstützt werden und ihre Strafen trotz der Brutalität ihrer Angriffe vernachlässigbar sind, genießen die Palästinenser auf ihren Ländereien, in ihren Dörfern oder sogar in palästinensischen Städten wie Hebron keinen wirklichen Schutz.

Haaretz irrt sich, wenn sie behauptet, dies sei ein "Hände weg"-Ansatz gegenüber den Palästinensern und den besetzten Gebieten. Es ist vielmehr ein "Hände weg"-Ansatz gegenüber den illegalen jüdischen Siedlern und ihren bösartigen Angriffen auf die Menschen im besetzten Palästina.   Quelle

 

Die Koalition “Don’t Buy into Occupation” (DBIO) ist ein gemeinsames Projekt von 23 palästinensischen, regionalen und europäischen Organisationen mit Sitz in Belgien, Frankreich, Irland, den Niederlanden, Norwegen, Spanien und dem Vereinigten Königreich (UK).

Ziel der Koalition ist es, die finanziellen Beziehungen zwischen Unternehmen, die an illegalen israelischen Siedlungsaktivitäten in den besetzten palästinensischen Gebieten (OPT) beteiligt sind, und europäischen Finanzinstituten (FI) zu untersuchen und aufzuzeigen.

Die israelischen Siedlungen, ihre Aufrechterhaltung und ihr Ausbau sind völkerrechtlich illegal und stellen Handlungen dar, die nach dem Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit strafbar sind.

Das Humanitäre Völkerrecht (HVR) gemäß der Vierten Genfer Konvention verbietet der Besatzungsmacht die individuelle oder massenhafte gewaltsame Verbringung und Deportation geschützter Personen sowie den Transfer von Teilen der eigenen Zivilbevölkerung in das von ihr besetzte Gebiet. - DBIO   Quelle

 

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«In Israel regiert eine rechte Regenbogenkoalition»

Markus Bickel, RLS-Büroleiter in Tel Aviv, über die ersten 100 Tage der neuen Regierung in Israel.


Markus Bickel, Katja Hermann - 5. 10. 2021


Markus Bickel, was hat Dich mit Blick auf die neue Regierung besonders überrascht?


Die Tatsache, dass der Wahlgewinner Jair Lapid von der liberalen Zukunftspartei Jesh Atid darauf verzichtet hat, Premierminister zu werden – und das Amt Naftali Bennett von der rechten Jamina überließ. Das war der Schlüssel zum Zustandekommen dieses Regierungsbündnisses, das ja von ganz rechts außen bis zu den sozialdemokratischen Parteien Avoda und Meretz am linken Rand reicht. Obwohl Bennets Jamina nur sieben Mandate in der Knesset bekam und Jesh Atid 17, kann nun der kleinere der beiden wichtigsten Stützen des Achtparteienbündnisses bis August 2023 regieren. Dann erst wird der eigentliche Wahlsieger Lapid Regierungschef. Vorausgesetzt natürlich, dass die Koalition bis dahin hält.

Worin siehst Du die Besonderheiten dieser Regierung?


Ihre ideologische Bandbreite ist schon beachtlich – man könnte diese Koalition deshalb auch als rechte Regenbogenregierung bezeichnen. Meretz und Avoda vertreten die linke Mittelschicht des Landes und setzen sich zumindest auf dem Papier noch für ein Ende der Besatzung der Westbank und eine Zweistaatenlösung ein. Dem entgegen stehen am rechten Rand Parteien wie Jamina, Israel Beitenu und die Neue Hoffnung, die sich offensiv für einen Ausbau der Siedlungen einsetzen und gegebenenfalls auch Teile des Westjordanlands annektieren würden. Zwischen diesen Polen stehen Kahol Lavan und Jesh Atid, die das politische Zentrum der Regierung bilden – und jene Teile der jüdischen Wählerschaft vertreten, die nach zwölf Jahren von den zunehmend autoritären Zügen Benjamin Netanjahus und dessen Korruptionsaffären genug hatten. Last, but not least: Mit der Einbindung der arabisch-konservativen Ra’am-Partei in die neue Regierung haben ausgerechnet rechte jüdische Parteien eine politische Brücke gebaut hin zu den zwei Millionen palästinensischen Israelis. Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes ist nun eine arabische Partei in einer Regierung vertreten.

Was sind die wichtigsten Ziele der neuen Regierung?

Zunächst einmal geht es um die Rückkehr zur Normalität. Man darf nicht vergessen, dass die letzten Netanjahu-Jahre völlig bestimmt waren davon, dass er sich mit allen Mitteln an der Macht halten wollte. Dabei schreckte er nicht vor Angriffen auf die Judikative und andere Säulen des demokratischen Systems zurück. Nach vier Wahlen in zwei Jahren steckte Israel in einer tiefen institutionellen Krise, sodass es der neuen Regierung nun vor allem darum geht, das Vertrauen der Bevölkerung in die rechtsstaatlichen Mechanismen des Landes zurückzugewinnen. Und in die Handlungsfähigkeit der staatlichen Institutionen: Wenn es der Knesset gelingen sollte, im November das Budget für das kommende Haushaltsjahr zu verabschieden, wäre dafür ein wichtiger Meilenstein erreicht. Selbst das ist Netanjahu ja in den letzten beiden Jahren seiner Regierung nicht mehr gelungen.

Was hat sich in den 100 Tagen, in denen die neue Regierung im Amt ist, verändert? Wie ist die politische Stimmung im Land?


Die starke Polarisierung, von der die Endphase der Netanjahu-Ära bestimmt war, nimmt langsam ab. Politische Entscheidungen werden wieder stärker entlang von sachlichen Kriterien getroffen, so nehmen das zumindest viele Menschen wahr, mit denen ich spreche. Das schlägt sich auch im Umgang mit der Corona-Pandemie nieder, deren Bekämpfung weiterhin ganz oben auf der Agenda der Regierung steht. Doch anders als unter Netanjahu, dessen Impfkampagne Anfang des Jahres zugleich auch eine Wahlkampfkampagne war, spielen wissenschaftliche, medizinische und wirtschaftliche Argumente nun die entscheidende Rolle bei der Einführung einzelner Maßnahmen.

Zum ersten Mal ist mit Ra‘am eine arabische Partei Teil der Regierungskoalition. Mit ihrem Schwerpunkt auf ökonomische Verbesserungen kann sie kaum die arabisch-palästinensische Bevölkerung innerhalb Israels politisch vertreten. Wie wird das vor Ort diskutiert?

Ich glaube nicht, dass man von der arabisch-palästinensischen Bevölkerung in Israel als monolithischem Block sprechen kann. Das zeigen auch die Wahlergebnisse: Die Vereinigte  mehr >>>


 

"Man hört von Dingen wie der Kartierung von Häusern und dem nächtlichen Eindringen in Häuser und sagt: 'Das ist ja furchtbar', und dann stellt man fest, dass das schon die ganze Zeit so läuft. Das ist keine Praxis, die erst nach dieser oder jener Intifada erfunden wurde. Das wurde dort schon immer so gemacht.

Avi Mograbi, der gefeierte Filmregisseur, wurde von Haaretz.com zu seinem jüngsten Film "The First 54 Years: An Abbreviated Manual for Military Occupation" (Eine Kurzanleitung für die militärische Besatzung) interviewt und sprach über die Besatzung, das Kino und die Zeugenaussagen der Soldaten, auf denen der Film basiert. Der Film läuft derzeit auf den internationalen Filmfestivals und erhielt kürzlich eine besondere Erwähnung der Jury auf der renommierten Berlinale.

Folgen Sie der Facebook-Seite des Films, um weitere Informationen über bevorstehende Vorführungen zu erhalten und zu erfahren, wann der Film für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird -  mehr >>>

VIDEO
 

Die Arbeit wurde 1948 nicht beendet. Das Land wurde nicht von Arabern gesäubert".

Der neueste Dokumentarfilm des erfahrenen israelischen Filmemachers Avi Mograbi stützt sich auf die belastenden Zeugenaussagen von Soldaten, um die israelische Besatzung zu entlarven. Erwarten Sie nicht, ihn im israelischen Fernsehen oder auf einem lokalen Filmfestival zu sehen.

Shany Littman - Oct. 4, 2021

Avi Mograbis neuer Film "The First 54 Years - An Abbreviated Manual for Military Occupation" (Die ersten 54 Jahre - Ein kurzes Handbuch für die militärische Besatzung) wurde in diesem Jahr auf keinem der Filmfestivals in Israel gezeigt, und bisher war auch kein israelischer Fernsehsender bereit, ihn zu zeigen. Auch die gemeinnützigen Stiftungen, die normalerweise Dokumentarfilme unterstützen, wollten sich diesmal nicht engagieren, obwohl Mograbi ein hoch angesehener, langjähriger Filmemacher ist, dessen frühere Filme sehr erfolgreich waren und auf Dutzenden von Filmfestivals in aller Welt gezeigt wurden.

Auch Mograbis neuester Film macht bereits auf internationalen Filmfestivals die Runde und wurde bei den Berliner Filmfestspielen mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnet. Aber Mograbi war nicht sonderlich überrascht von der Reihe von Ablehnungen, die der Film in Israel erfahren hat. Wenn man sich das Ergebnis ansieht, versteht man, dass es [die Besetzung] nicht einfach so passiert sein kann. Irgendjemand musste sich irgendwo hinsetzen und sich das ausdenken.

"Auch wenn Miri Regev, die frühere Kulturministerin, nicht in der Lage war, das Gesetz zur kulturellen Loyalität zu verabschieden, habe ich das Gefühl, dass die Botschaft angekommen ist", sagte er und bezog sich dabei auf die von Regev vorgeschlagene Gesetzgebung, die Institutionen, die "gegen die Prinzipien des Landes verstoßen", die staatliche Finanzierung vorenthalten hätte. "Es stimmt, man kann immer sagen, dass ich der verletzte und verbitterte Direktor bin. Aber es ist ein interessantes Kontinuum. Entweder ist es ein schrecklicher Film oder es gibt etwas, mit dem sich die Leute nicht auseinandersetzen wollen. Andererseits ist er im Ausland ein großer Erfolg."

Wurde Ihnen eine Erklärung für die Ablehnung in Israel gegeben?
- "Nein. Und ich gehöre auch nicht zu denjenigen, die nachforschen würden. Ich wusste, dass dieser Film Probleme aufwerfen würde." Ein Grund dafür, so vermutet er, ist, dass der Film auf Soldatenaussagen basiert, die von Breaking the Silence, der von Armee-Veteranen gegründeten israelischen Anti-Besatzungs-Organisation, gesammelt wurden. Die Gruppe sammelt Zeugenaussagen über angebliche Übergriffe der Armee in den besetzten Gebieten und über beunruhigende Situationen, in die die Soldaten während ihres Dienstes geraten sind.

"Breaking the Silence gehört nicht zu den beliebtesten Organisationen in Israel, um es milde auszudrücken", scherzt Mograbi. "Ich habe auch das Gefühl, dass die Figur, die ich in dem Film spiele, sogar Linke verärgert, und zwar wegen ihres Zynismus, wegen der Tatsache, dass es im Grunde das Böse gibt. Denn selbst wenn wir schlechte Dinge tun, wollen wir nicht denken, dass wir aus dem Bösen heraus handeln. Aber diese Figur kümmert sich nicht darum. Ihm geht es nur darum, die Ziele zu erreichen, die er sich selbst gesetzt hat.

Mograbi spielt eine Art Experte oder Dozent, der erklärt, wie man eine militärische Besetzung am effizientesten durchführt. Der "Experte" gliedert den Film um die chronologische Entwicklung der Besatzung in den Gebieten und um einige wichtige Prinzipien, die sie aufrechterhalten. Die Erklärungen des machiavellistischen Experten, die mit Aussagen ehemaliger Soldaten verwoben sind, machen deutlich, wie erschreckend methodisch der Prozess ist. Das Ergebnis ist ein bewusst didaktisch angelegter Film, praktisch ein Lehrfilm. "Wenn Sie Ihren eigenen Beruf wollen, helfe ich Ihnen, einige lästige Stellen zu überspringen", scherzt Mograbi.
Im Grunde genommen durchbricht man die Verschleierung und stellt den Beruf fast wie eine mathematische Formel dar, die zeigt, dass daran nichts Zufälliges ist.

"Wenn man sich das Ergebnis ansieht, versteht man, dass es nicht einfach so passiert sein kann. Jemand musste sich irgendwo hinsetzen und sich das ausdenken. Ich sage nicht, dass dieses Handbuch in einem Tresor in der Operationsabteilung des Verteidigungsministeriums liegt, aber es existiert in den Köpfen zahlreicher Menschen, die dieses Ding erschaffen haben", beteuert er.
Berlinale - Internationale Filmfestspiele Berlin

Auszug aus "Alle israelischen Regierungen"
- "Wir geben gerne den Siedlern die Schuld, aber im Jordantal begannen sie gleich nach dem Sechstagekrieg mit dem Bau einer Reihe von Siedlungen. Diese Linie markierte die Grenze, wie sie von den Führern gesehen wurde. Und all die Jahre hat man uns weismachen wollen, dass die zivilen Siedlungen entlang des Jordans der Verteidigung dienten. Aber am Suezkanal, als man sich dort verteidigen wollte, hat man die Bar-Lev-Linie errichtet", sagte er und bezog sich dabei auf militärische Befestigungen, "nicht auf einen Haufen Zivilisten mit Traktoren. Und wie der Dozent im Film sagt, vermittelt die Anwesenheit von Zivilisten eine Bedeutung in Bezug auf den Besitz des Landes". Die Besetzung muss als Teil einer Abfolge von Ereignissen gesehen werden, die mit der Aneignung des Landes verbunden sind und auf den israelischen Unabhängigkeitskrieg von 1948 zurückgehen, so der Regisseur.

"Die Arbeit wurde '48 nicht beendet, weil das Land nicht von Arabern geräumt wurde. Im Krieg von 1967 flohen 250.000 Menschen und durften nicht zurückkehren. Die ganze Zeit ging es darum, sich das Land anzueignen und denjenigen, die dort geblieben sind, das Leben so schwer zu machen, dass sie zum Verlassen des Landes ermutigt werden. Wenn Besucher aus dem Ausland zu mir kommen, führe ich sie nach Abu Dis, einem Ort, der früher das Herz eines belebten Viertels war und jetzt von der Sicherheitsbarriere durchzogen ist", sagte er und bezog sich dabei auf eine Stadt im Westjordanland am Rande Jerusalems.

"Um von der einen Seite der Sperre zur Fortsetzung derselben Straße auf der anderen Seite zu gelangen, muss man 40 Minuten fahren, und das, ohne an Kontrollpunkten warten zu müssen. Stellen Sie sich vor, Sie müssten einen Umweg über Holon machen, um von Ihrem Haus, das nur einen Kilometer von hier entfernt ist, zu meinem Haus im Zentrum Tel Avivs zu gelangen. Wenn Sie versuchen, sich vorzustellen, dass Sie so leben müssen, ist es schwer, das Übel nicht zu sehen."

Wer ist hier also der Bösewicht? Wer ist verantwortlich? Wer hat die Schuld? -
"Es ist nicht eine Person. Alle israelischen Regierungen sind dafür verantwortlich. Damit Israel ein jüdischer Staat sein kann, muss es eine jüdische Mehrheit haben. Und diese Mehrheit darf nicht als selbstverständlich angesehen werden. Man muss also dafür sorgen, dass diese Mehrheit substantiell und beträchtlich ist. Warum erhalten die Bewohner der Gebiete nicht die Staatsbürgerschaft? Warum erhalten sie keinen israelischen Ausweis und dürfen nicht in jeder Hinsicht als Bürger am politischen Leben teilnehmen? Weil dann die Sorge bestünde, dass wir die Mehrheit verlieren und dass dieses Land aufhört, ein jüdischer Staat zu sein."

Was ist Ihrer Meinung nach also die Lösung? - "Ich habe nicht das Gefühl, dass die Palästinenser mich bedrohen. Es kann nicht sein, dass es für uns unmöglich ist, zusammen zu leben. Ich glaube, dass die menschliche Natur von Natur aus gut und nicht von Natur aus böse ist. Die Vorstellung, dass man, um neben jemandem zu leben, ihn seiner Macht unterordnen muss, ist meiner Meinung nach nicht lebenswert. Und ich bin überzeugt, dass es ebenso wie auf individueller Ebene möglich ist, gute Beziehungen zu Palästinensern zu haben, ohne dass es zu Schlägen kommt, auch auf nationaler Ebene möglich ist. Aber man muss es wirklich wollen, vor allem, wenn man sich in einer solchen Situation befindet, wie wir sie haben. Ich sehe nicht den Hauch einer Hoffnung, dass Israel eines Tages nicht mehr Besatzer sein will und allen besetzten Palästinensern die Staatsbürgerschaft gewährt. Es könnte also sein, dass das Ganze einfach in einem irrsinnigen Blutvergießen enden wird. Die Zukunft sieht nicht vielversprechend aus."

Linkssein als jugendliche Rebellion
- Mograbi, 65, wurde in Tel Aviv geboren. Sein Vater Gabi stammte aus einer wohlhabenden Familie, die aus Syrien stammte und das berühmte Tel Aviver Kino an der Ecke Ben-Yehuda- und Allenby-Straße baute, mehr aus Geschäftssinn als aus besonderer Liebe zum Kino. "In den 1920er Jahren baute die Familie ein Gebäude in der Herzl-Straße 72, und mein Onkel Ya'akov, der das Projekt überwachte, bemerkte eines Tages, dass die Arbeiter nicht zu Mittag aßen. Er fragte sie nach dem Grund, und sie sagten ihm, dass sie Geld für einen Kinobesuch sparen würden. Wenn die Arbeiter die Mahlzeiten ausfallen lassen, um ins Kino zu gehen, muss das ein gutes Geschäft sein, dachte er. Also kauften sie das Grundstück und bauten das Kino."

Mograbi sagt, sein Vater sei kein Filmfan gewesen, aber ohne es zu beabsichtigen, habe er seinem Sohn eine sehr umfassende Ausbildung in Sachen Film vermittelt. Das Erstaunlichste war, dass alle die Möglichkeit, dass es einen Plan gibt, dass ein wichtiger Prozess hinter dieser Sache [der Besetzung] steckt, rundheraus ablehnten.

"Er hatte eine sehr wichtige Eigenschaft für einen Kinobesitzer. Er wusste, welcher Film gut laufen würde und welcher nicht. Wir hatten eine interessante Beziehung. Er sah sich in einem kleinen Vorführraum in der Ahad-Ha'am-Straße Filme auf 35-mm-Film an - Kopien, die noch nicht bei der Zensur eingereicht worden waren -, und ich saß mit ihm zusammen und sah zu. Ich habe Dinge gesehen, die ich als Kind nicht sehen sollte", erinnert sich Mograbi. "Seit ich jung war, habe ich im Kino gearbeitet. Aber es gab auch eine Menge Spannungen zwischen uns."

Sein Vater sei sehr gegen seine Pläne gewesen, Filmemachen zu studieren. "Als ich 18 war, arbeitete ich an der Kinokasse, und der Film, der gerade lief, war 'Big Eyes' von Uri Zohar, der hinter mir saß und die verkauften Karten an einer Hand abzählte. Mein Vater kam in die Kasse und sagte zu mir, direkt vor ihm: 'Das willst du werden?'" Anstelle des Filmemachens studierte Mograbi Philosophie an der Universität Tel Aviv und Kunst an der Hamidrasha-Kunstschule, die sich damals in Ramat Hasharon befand. Mit dem Filmemachen begann er erst nach dem Tod seines Vaters, als Avi Mograbi 33 Jahre alt war.

Alle bisherigen Filme von Mograbi befassten sich mit politischen Themen, angefangen bei seinem ersten Kurzfilm "Deportation" bis hin zu seinem ersten bekannten Film "How I Learned to Overcome My Fear and Love Arik Sharon". Es folgten "Happy Birthday, Mr. Mograbi", "Avenge But One of My Two Eyes", "August: A Moment Before the Eruption", "Z32" und sein neuester Film "The First 54 Years". Früher glaubte Mograbi, dass Filme die Realität verändern können, sagt er. Daran glaubt er heute nicht mehr, aber er macht immer noch Filme über Situationen, die wie aussichtslose Fälle erscheinen, wie etwa die Besetzung. "Ich dachte immer, wenn die Leute nur wüssten, was passiert, würden sie nicht mehr mitmachen, und die Realität würde sich ändern. Und immer wieder war ich enttäuscht, dass meine Filme den Sprung vom Feuilleton in den politischen und gesellschaftlichen Diskurs nicht schafften. Draußen, im Rest der Welt, habe ich eine großartige Karriere gemacht und werde als Regisseur bewundert, und dort schaffen meine Filme manchmal auch den Sprung über das Feuilleton hinaus. Aber nicht hier", bemerkte er.

"Kein einziger Film von mir ist so weit vorgedrungen, nicht einmal 'Avenge But One of My Two Eyes', von dem ich dachte, er würde Wut auf mich hervorrufen, weil ich am Ende des Films Soldaten anschreie und nicht nett mit ihnen spreche. Nach diesem Film hatte ich wirklich einen Moment der Verzweiflung, als ich mich fragte, ob ich überhaupt noch Filme machen sollte."

Sein letzter Film "Between Fences", den er zusammen mit dem Theaterregisseur Chen Alon drehte und den auch kein israelischer Fernsehsender ausstrahlen wollte, war ein Dokumentarfilm über einen Theaterworkshop für eritreische und sudanesische Asylbewerber im Internierungslager Holot, der auf der Methode des "Theaters der Unterdrückten" basiert, die der brasilianische Künstler Augusto Boal während der brasilianischen Militärdiktatur in den 1960er Jahren entwickelte.

"Die Methode besagt, dass es sich um eine Theaterproduktion von Mitgliedern einer Randgruppe handelt, die ein Stück auf der Grundlage ihrer eigenen Erfahrungen schreiben und es vor einem Publikum aufführen, wobei jede Aufführung aus zwei Teilen besteht. Der erste Teil ist das Stück selbst, und im zweiten Teil holen sie Freiwillige aus dem Publikum, die in die Rolle der leidenden Figur schlüpfen, in einer Szene des Stücks mitspielen und eine alternative Lösung für das dargestellte Dilemma vorschlagen", erklärt Mograbi.
"Boal sagte, dass diese Art von Theater im Wesentlichen eine Vorbereitung auf eine Revolution sei, nicht im Sinne von Lernen, wie man Molotow-Cocktails herstellt und Gewehre abfeuert, sondern als ein Versuch, das Publikum einzubeziehen, es in die Aktion, in den Aktivismus mitzunehmen. Mit dem Kino ist das nicht möglich, aber ich sehe meine Filme als eine Art Treibstoff, als eine Art Unterstützung oder Kundendienst für die guten Linken, die mit der Realität, in der sie leben, nicht zufrieden sind."

"Die Leute, die sich meine Filme ansehen, kommen nie aus der Opposition. Ein Rechter wird sich keine linken Filme ansehen, und er hat es auch nicht nötig, sich mit den Linken zu streiten. Letzten Endes ist das Publikum, das den Film sieht, der Chor, diejenigen, die bereits bekehrt worden sind. Aber ich glaube, dass der Film eine Rolle dabei spielt, die Bekehrten zu stärken und ihnen Material zu liefern", bemerkt er. "Die Linke schrumpft überall auf der Welt. Das ist nicht nur in Israel so. Ich habe also keine naiven Vorstellungen mehr davon, die Realität zu verändern", sagt er, bevor er schnell hinzufügt: "Tatsächlich tue ich das, aber nur in meinen Träumen. Bei jedem Film beginne ich mit dem Gedanken, dass die Zuschauer dieses Mal dafür sterben werden, dass es keinen anderen Weg gibt und dass es nicht möglich ist, dass sie mit dem, was sie hier sehen, nicht etwas anfangen können."

Man unterzieht sich also jedes Mal einem Prozess der Selbsttäuschung.
- "Ich kann es nicht ändern. Die Realität, die ich sehe, tut mir weh und macht mich wütend. Ich kann nicht schweigen und mich nicht äußern. Ich glaube nicht, dass jemand, der sich wirklich kümmert, das tun kann. Aber ja, jedes Mal, wenn ich mit einem Film beginne, fühle ich mich genauso: Diesmal werde ich es tun. Diesmal wird es gelingen. Nur um jedes Mal festzustellen, dass die Reichweite viel begrenzter ist."

"Ich weiß, dass meine Chancen, etwas außerhalb meiner Gemeinschaft zu schaffen, minimal sind. Andererseits glaube ich nicht, dass es 10 Jahre vor dem Ende der Apartheid Leute gab, die sagen konnten - in 10 Jahren wird es so etwas nicht mehr geben. Ich schaue mir also die Realität an und suche nach dem Fünkchen Hoffnung, dass es die Besatzung in 10 Jahren nicht mehr geben wird. Man kann mich nicht als Optimisten bezeichnen, aber man muss die Art von Energie haben, die Optimisten haben, die nicht aufgeben oder aufhören können, zu wollen und zu hoffen, dass sich die Dinge ändern", sagt Mograbi.

Warum, glauben Sie, kommen Ihre Filme im Ausland besser an?
  - "Für andere Leute ist es einfacher, weil es nicht um sie geht. Ich war gerade in Frankreich, wo der Film ['Die ersten 54 Jahre'] gezeigt wurde, und da sitzen gute Linke und fragen: 'Wie konnte das jüdische Volk nach allem, was es durchgemacht hat, so etwas tun?' Das ist eine logische Frage. Das ist eine logische Frage. So wie die Leute fragen, wie Eltern, deren Eltern sie als Kinder missbraucht haben, selbst zu missbrauchenden Eltern werden konnten. Und ich antworte: 'Wie konntet ihr nach der deutschen Besatzung in Frankreich das tun, was ihr in Indochina und Algerien getan habt? Der Blick nach innen ist viel schwieriger als der Blick nach außen".

Mograbis bestes Publikum ist in Frankreich, sagt er. "Als ich 1997 auf dem Dokumentarfilmfestival in Lussas die Premiere von 'How I Learned to Overcome My Fear and Love Arik Sharon' (Wie ich lernte, meine Angst zu überwinden und Arik Sharon zu lieben) feierte, lächelten mir drei Tage lang nach der Vorführung alle zu, wenn ich die einzige Straße des Dorfes entlangging. Sie haben sich vor Lachen über den Film gewälzt. Sie waren absolut begeistert. Eines der erstaunlichsten Dinge an diesem Festival ist, wie viele junge Leute es besuchen, obwohl es in diesem winzigen Ort mitten im Nirgendwo stattfindet. Das Publikum wird immer jünger", bemerkte er.
"Frankreich ist wirklich die letzte Supermacht des Kinos. Von klein auf wird den Menschen beigebracht, Filme zu lieben, und die Regierung unterstützt auch Kinos, die experimentelle Filme und Dokumentarfilme zeigen, die sonst nie überleben würden."

Vielleicht fällt es uns auch leichter, kritische Filme über andere Orte zu sehen.

"Ich habe ein Problem mit Filmen, die über das Leiden anderer sprechen, Filme über hungernde Menschen in der Dritten Welt. Dieser nekrophile Voyeurismus ist sehr beunruhigend. Ich hoffe, dass ich nicht in eine solche Nekrophilie verfallen werde".

Trotz der herzlichen Umarmung, die ihm im Ausland zuteil wird, hat Mograbi nie erwogen, irgendwo anders als in Israel zu leben. "In meiner Situation und mit meiner Stellung in der Welt könnte ich umziehen, wohin ich will", sagt er. "Aber ich habe keine solchen Pläne oder Wünsche. Ich hänge an dieser Stadt. Ich bin in Tel Aviv aufgewachsen und kenne sie in- und auswendig. Unter dem dreckigen Grundstück an der Ecke Allenby und Ben-Yehuda sind alle meine Träume begraben. Wohin sollte ich gehen? Jedes andere Land, an das ich denke, hat auch eine eigene schmutzige Vergangenheit. Frankreich, Holland, Belgien, Amerika. Und was für Filme würde ich außerhalb von Israel machen? Hier kenne ich die guten und die schlechten Dinge. Ich lebe die Geschichte, die Politik und die Kultur dieses Ortes voll und ganz, und ich liebe es.

Aber gibt es nicht auch Momente, in denen Sie sich bedroht oder wie ein Ausgestoßener fühlen?
- "Nein, weder das eine noch das andere. Ich habe noch nie unter persönlichen Angriffen gelitten. Ich habe unter etwas Schlimmerem gelitten, nämlich darunter, ignoriert zu werden. In der Filmgemeinde und in der winzigen und immer kleiner werdenden linken Gemeinde bekomme ich meinen Anteil, aber wenn man einen Film macht und er im Fernsehen gezeigt wird, erwartet man eine Reaktion von etwas mehr als den paar Hundert oder Tausend, die man bereits mit Namen kennt. Wenn man ignoriert wird, kann das sehr deprimierend sein, wenn man in den Massenmedien arbeitet.

Eine sehr enge Verbindung
- Mograbi hat eine sehr enge Verbindung zu Breaking the Silence. Er gehört dem Vorstand der Organisation an und war einer ihrer Gründer. "Als wir sie gründeten, hatte ich keine Ahnung, was für eine fantastische Organisation sie werden würde. Wir konnten uns auch nicht vorstellen, welch große Reichweite wir haben würden."

Mograbi hatte bereits einen Film gedreht, "Z32", in dem er das Zeugnis eines Soldaten für "Breaking the Silence" verwendete, aber für seinen neuen Film sammelte er eine große Anzahl von Zeugnissen aus verschiedenen Epochen, wie es zuvor noch nie gemacht worden war.

Das Einzigartige an diesem Film sind die Aussagen älterer Persönlichkeiten, von denen einige sehr bekannt sind, wie Shlomo Gazit, der ehemalige Chef des militärischen Geheimdienstes und Koordinator der Regierungsaktivitäten in den Gebieten (der letztes Jahr verstarb), der langjährige Menschenrechtsaktivist Yishai Menuhin, der Videokünstler Guy Ben-Ner und der Musiker Ram Orion.

Ursprünglich sammelte "Breaking the Silence" Zeugenaussagen ab dem Jahr 2000, weil das ihre Generation war. Doch als sich der 50. Jahrestag der Besetzung näherte, beschlossen wir, ein Projekt zu machen, das die Lücken aus den früheren Jahren, von 1967 bis 2000, füllen sollte. Nachdem Shay Fogelman, der das Projekt leitete, und das Team, das mit ihm zusammenarbeitete, die Sammlung der Zeugenaussagen abgeschlossen hatten, nahm ich die Hunderte von Stunden an Material und versuchte, es zu ordnen, damit wir entscheiden konnten, was wir damit machen wollten. Dann wurde mir klar, dass ich daraus einen Film machen könnte, der die Besatzung vom ersten Tag an bis heute beschreibt.

In diesem Film kommen viele Menschen zu Wort, die zuvor noch nie über ihre Begegnung als Teil des Militärs mit der besetzten Bevölkerung gesprochen hatten. "Ich habe nicht ausgesucht, wen ich interviewen wollte. Ich habe die Interviews nicht gefilmt oder geführt. Es ist im Wesentlichen ein Film, der auf Archivmaterial basiert, abgesehen von den Abschnitten, in denen ich auftrete. Eines der stärksten Dinge bei dieser Bandbreite an Generationen ist die Vater-Sohn-Sache. Von Shlomo Gazit, der mit meinem Vater zur Schule ging, bis hin zu den jüngsten Zeitzeugen, die heute 30 Jahre alt sind. Man hört von Dingen wie der Kartierung von Häusern [für den Abriss] und dem Betreten von Häusern in der Nacht, und man sagt: "Das ist schrecklich", und dann stellt man fest, dass das dort schon die ganze Zeit so läuft. Das ist keine Praxis, die erst nach dieser oder jener Intifada erfunden wurde. Das wurde dort schon immer so gemacht.

Eine weitere wichtige Entscheidung bei der Erstellung des Films war, die persönlichen Einsichten und Bestandsaufnahmen der Interviewpartner nicht mit einzubeziehen, sondern sich allein auf die Aktionen zu konzentrieren. "Alle Interviewpartner waren Menschen, deren Militärdienst sie in irgendeiner Form verändert hat. Die meisten von ihnen hatten zu Beginn eine andere politische Position als heute, so auch Gazit, der gleich zu Beginn der Besatzung dabei war. Aber ich habe mich entschieden, das Thema nicht auf die psychologische Ebene zu bringen. Ich habe mich nur auf die tatsächliche Praxis konzentriert, auf die Verfahren, die Mechanismen, die Befehle, die Aktionen. Denn der Dozent sagt nicht: 'Denk', sondern: 'Tu'".

"Indem ich mich auf die Handlungen beschränkte, habe ich ungewollt die Figur des Dozenten geschaffen, und danach hatte ich das Bedürfnis, ihn zu spielen, denn wenn der Film nur aus Zeugenaussagen bestünde, könnte ihn niemand aushalten. Ich habe eine solche Version meinen beiden Söhnen gezeigt, die gute Linke sind, Menschen, die kritisch denken, und selbst sie räusperten sich unbeholfen, als der Film zu Ende war."

Ursprünglich hatte Mograbi nicht vor, den Besatzungsexperten selbst zu spielen, aber er konnte niemanden finden, der sich bereit erklärt hätte, die Rolle zu übernehmen.

"Das Erstaunlichste war, dass alle die Möglichkeit, dass es einen Plan gibt, dass es einen größeren Prozess hinter dieser Sache [der Besetzung] gibt, rundheraus ablehnten. Einige der Leute, mit denen ich gesprochen habe, sind Militärforscher. Und irgendwann wurde mir klar, dass ich auf keinen Fall jemanden von innen, aus dem System, finden würde, der offen über den großen Masterplan sprechen würde. Also habe ich mich freiwillig gemeldet. Aber man könnte leicht sagen, dass Avi Mograbi auf jeden Fall einen Weg gefunden hätte, seine Nase in den Film zu stecken, denn in fast allen meinen Filmen finde ich einen Weg, mich selbst einzubringen."

Warum ist das so?
- "Das Ego hat wohl etwas damit zu tun. Das ist mir immer noch ein Rätsel." Ich muss zugeben, dass es ein wenig verwirrend ist. Wenn man mit Ihnen spricht, ist es schwer, die Filmfiguren von der realen Person zu unterscheiden. Es ist also nicht immer klar, ob das Gespräch ernst oder sarkastisch ist.

"In allen Filmen trete ich als ich selbst auf, aber in vielen der Filme ist dieses Ich sehr weit von dem entfernt, was ich wirklich bin. Ich bringe meinen schönen Körper in das Kunstwerk ein und nutze im Grunde diese Möglichkeit, dem Zuschauer in die Augen zu sehen, wenn ich das so sagen darf, und direkt zu ihm zu sprechen", scherzte er.

"Es begann, als ich den Film über Arik Sharon drehte", sagte er in Anspielung auf den verstorbenen Premierminister Ariel Sharon. "Ich musste eine Rolle spielen - nicht im Film, aber bei den Dreharbeiten, denn ich war einer der Gründer der Yesh Gvul-Bewegung [gegründet zur Unterstützung von Kriegsdienstverweigerern aus Gewissensgründen], und ich wusste, wenn Sharon das herausfindet, würde er mich nie in seine Nähe lassen. Während der gesamten Dreharbeiten habe ich mich wie ein ahnungsloser Regisseur verhalten. Es gibt da einige lächerliche Gespräche. Es geht nie um Politik, nur um Schafe und Kälber. Diese dummen Gespräche wurden zum Herzstück des Films. Daraus entstand die Handlung des Films, in dem es um einen Regisseur geht und darum, was mit ihm passiert, wenn er einen Film über Sharon dreht", sagte er.

"Seitdem hat jeder Film seine eigenen Gründe, warum ich darin mitspielen sollte. Selbst wenn ich einen Film über Moleküle machen würde, würde ich einen Weg finden, darin mitzuspielen, zwischen den Molekülen zu schwimmen."  Quelle

 

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