Aktuell zum Krieg im Gazastreifen:
Eine gründliche Zerstörung des Israel-Mythos
Michael Lüders schildert in seinem neuen Buch den zionistischen Staat und seine Geschichte ohne Tabus und stellt der deutschen Israel-Politik ein verheerendes Zeugnis aus

Michael Lüders: Krieg ohne Ende?
Warum wir für den Frieden im Nahen Osten unsre Haltung zu Israel ändern müssen
München 2024, ISBN 978-3-442-31776-9 |
Arn Strohmeyer - 3.11.2024
Es gibt nicht viele deutsche Autoren, die den Mut haben, die Geschichte Israels von einer vorurteilslos-kritischen Seite aus darzustellen – also aus einer Sicht, die nicht die deutsche Schuld in den Vordergrund stellt. Das neue Buch des Nahost-Experten Michael Lüders erfüllt genau diese Kriterien. Mit tabulosem und analytischem Blick geht Lüders sein Thema an – getreu seiner Absicht, ein realistisches Israel-Bild der israelischen Geschichte und Politik zu zeichnen, das nicht der Wunsch-Projektion eines idealen Judenstaates verpflichtet ist, wie sie die deutsche politische Klasse sieht: die Zufluchtstätte der Holocaustüberlebenden und die „einzige Demokratie im Nahen Osten“. Ein Staat, wie Bundeskanzler Scholz sich ausdrückte, der sich streng ans Völkerrecht und die Menschenrechte hält.
Die Ergebnisse, zu denen Lüders kommt, lassen auch das deutsch-israelische Verhältnis in einem ganz anderen Licht erscheinen. Denn wenn die historische Wahrheit so furchtbar ist, (Israel ist ein Staat, der mit dem „Geburtsfehler“ der Gewalt der Nakba seinen Anfang genommen hat, die bis heute andauert), dann muss auch das Verhältnis zu diesem Staat, das vornehmlich vom Sühnegedanken geprägt ist, moralisch sehr anfechtbar sein.
Lüders zeigt zunächst die Geschichte des Konflikts um Palästina auf und widerlegt dabei viele zionistische Mythen, die sich auch tief ins deutsche Bewusstsein eingegraben habe: Israel der ewig in seiner Existenz bedrohte Staat, der permanent um sein Überleben kämpfen muss. Nein, dieser Staat ist – wie schon erwähnt – mit der Ursünde behaftet, für sein Entstehen 1948/49 die Hälfte des dort seit Jahrhunderten lebenden Volkes – 750 000 Palästinenser – vertrieben zu haben. Und in dem Krieg gegen die Araber in derselben Zeit (euphemistisch „Unabhängigkeitskrieg“ genannt) verleibten sie die Zionisten 78 Prozent von Palästina ein, vor diesem Krieg hatten sie nur sechs Prozent besessen.
Lüders widerlegt auch den Mythos, dass der junge zionistische Staat, wie er selbst behauptet, den Araber immer die Hand zum Frieden ausgestreckt habe. Ganz im Gegenteil, die Zionisten wählten im Triumphgefühl ihrer militärischen Stärke nicht den Ausgleich mit den Arabern, sondern die Konfrontation. Es waren die Araber, die Israel Friedensangebote unterbreiteten, die Israel aber mit Nichtachtung strafte. Der Suez-Krieg 1956 sowie auch der Juni-Krieg 1967 wurden Israel von den Arabern nicht aufgezwungen, sondern beide hat es aus eigenem Willen und freiem Entschluss geführt.
Im Juni-Krieg eroberte Israel das Westjordanland, Ost-Jerusalem, die Golanhöhen und den Gazastreifen und vertrieb noch einmal 350 000 Palästinenser. Der israelische Historiker Ilan Pappe konnte belegen, dass die israelische Regierung schon kurz nach diesem Krieg einstimmig beschloss, das Westjordanland und den Gazastreifen von künftigen Friedensverhandlungen auszuschließen. In den neu eroberten Gebieten wurde ein brutales Besatzungsregime installiert und der Siedlungsbau nach strategischen Kriterien forciert, der heute so weit gediehen ist, dass die Schaffung eines Palästinenser-Staates und damit eine gerechte Friedenslösung unmöglich sind.
Es war immer das zionistische Ziel gewesen, auch wenn man es aus propagandistischen Gründen nicht zugeben wollte: das gesamte Land zwischen Jordan und Mittelmeer in Besitz zu nehmen – eben mit Berufung auf das Alte Testament Erez Israel (Groß-Israel) zu schaffen. Die Palästinenser zählen vor diesem Hintergrund gar nicht, sie sind eine überschüssige Bevölkerung, die es in Mauern und Zäunen einzuhegen und dort zu unterdrücken oder am besten zu vertreiben gilt. Lüders schreibt: „Das Ziel der allgemeinen Repression und Entrechtung ist offenkundig: Das Leben der Palästinenser unerträglich zu gestalten, damit so viele wie möglich den Weg ins Exil antreten.“ mehr >>> |

Die Antisemitismus-Resolution des Bundestags ist ein Irrweg
Die Antisemitismus-Resolution, auf die sich Ampelkoalition und Union verständigt haben, ist für zahlreiche Israelis ein Hohn. Politisch begründete Kritik am Handeln der israelischen Regierung soll als antisemitisch gebrandmarkt werden.
Kommentar von Stephan Detjen - Deutschland Funk - 03.11.2024
Schon vor einem Jahr hätte der Bundestag mit breiter Zustimmung eine Erklärung verabschieden können, in der er den Opfern der mörderischen Angriffe vom 7. Oktober Mitgefühl ausdrückt, von der Hamas die Freilassung aller Geiseln verlangt und die Bundesregierung dazu auffordert, alle diplomatischen Bemühungen um eine Befriedung des Nahen Ostens zu unterstützen. Doch das Parlament hat sich schon damals auf einen Irrweg begeben.
Statt den grundsätzlichen Konsens zu formulieren, versuchen Ampelkoalition und Union seitdem, sich auf einen detaillierten Maßnahmenkatalog zu verständigen und die notwendige Diskussion über eine Abgrenzung von Antisemitismus und Kritik an israelischer Politik abzuschneiden. Das sorgt – nicht überraschend – für Streit.
Beratungen hinter verschlossenen Türen
Die Spitzen der Fraktionen sind einer offenen Debatte aus dem Weg gegangen, indem sie ihre Verhandlungen über die Resolution in kleinstem Kreis hinter verschlossenen Türen abgeschottet haben. Gerade aber, wenn es um ein Thema wie den Antisemitismus geht, ist politische Geheimniskrämerei ein fatales Signal.
Hinter vorgehaltener Hand klagen Abgeordnete, Minister und Parteispitzen darüber, welchem Druck sie in den letzten Monaten von verschiedenen Seiten ausgesetzt waren: von proisraelischen Lobbyorganisationen, der israelischen Botschaft, dem Zentralrat der Juden auf der einen, von Juristen, Wissenschaftlern, Künstlern auf der anderen Seite. Die Debatte mehr >>>

2019 - Gutachten zur «Arbeitsdefinition
Antisemitismus»
2019 Bundestag gegen BDS
2017 - Bundesregierung Antisemitismus-Definition
2016 - IHRA - Arbeitsdefinition Antisemitismus
IHRA - Bestreiten jüdischen
Selbstbestimmungsrechts
IHRA - Europäische Gewerkschaften
2005 - EUMC Definition Antisemitismus
2005 Dortmunder Erklärung
2007 - Koordinierungsrat - Antisemitismus
"Expertenkreis" Antisemitismus |

"An die Juden in Deutschland" -
Ein Text von Judith Bernstein und Shelly Steinberg
Judith Bernstein & Shelly Steinberg - Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe - November 4, 2024
In den 1960er Jahren war Deutschland sehr bemüht, wieder jüdisches Leben ins Land zu holen und hat Stipendien an junge Israelis vergeben. Diese israelischen Studenten sahen sich jedoch einem Dilemma gegenübergestellt: Einerseits waren diese Stipendien eine Chance auf eine gute Ausbildung, andererseits jedoch galt es in Israel als Schande, als Jude in das Land der Täter zu gehen. Für die Mehrheit der Israelis waren die deutschen Juden, die nach dem Holocaust in Deutschland geblieben waren bzw. nach Deutschland zurückkehrten, Abschaum.
Ihr Ansehen bei den Israelis versuchten die deutschen Juden aufzuwerten, indem sie sich Israel anbiederten und sich zu Sprechern Israels in Deutschland machten. Dabei nutzen die Juden das schlechte Gewissen der Deutschen aus. Die Schuld der Deutschen wurde von deutschen jüdischen Einrichtungen instrumentalisiert und für die Interessen Israels missbraucht. Statt sich für ihre eigenen Belange einzusetzen, haben sie sich zu einer Israellobby formiert. Den Deutschen kam das sehr gelegen, da sie meinten, damit ihre Vergangenheit abarbeiten zu können und auf der „richtigen bzw. sicheren“ Seite zu stehen.
Statt die eigenen Belange und Interessen zu vertreten, wie es die muslimischen Gemeinden und sämtliche christlichen Gemeinden getan haben und tun, setzen sich die Juden in Deutschland für den Staat Israel ein. Die Deutschen waren und sind natürlich sehr dankbar, dass die Juden ihnen ihre Vergangenheit „verziehen“ haben.
Diese Politik herrscht bis heute vor, doch machen sich die Deutschen in der ganzen Welt lächerlich mit ihrer einseitigen Unterstützung Israels, für die sie auch noch den Holocaust als Ausrede anführen. So wird der Holocaust sowohl von deutschen Juden als auch von der deutschen Politik missbraucht und instrumentalisiert.
Das aktuellste Beispiel ist die „Resolution zum Schutz jüdischen Lebens“ – mit dieser Resolution wird der Antisemitismus jedoch nur gefördert. In der deutschen Bevölkerung herrscht absolutes Unverständnis hinsichtlich der enormen Einflussnahme jüdischer Einrichtungen auf die deutsche Politik, da beispielsweise der Zentralrat der Juden kein von den Bürgern gewähltes politisches Organ ist. Es entsteht der Eindruck, dass die Juden als „Fadenzieher“ hinter den deutschen Politikern stehen würden. Nur zu gerne lassen sich die Politiker hierzulande zu Marionetten der pro-Israellobby machen, da sie somit eigene Verantwortung abgeben können.
Die uneingeschränkte Solidarität mit Israel, die Deutschland nicht zu müde ist, permanent zu wiederholen, übersteigt die Verpflichtung deutscher Politiker, sich für die Interessen des deutschen Volkes stark zu machen. Deutschland hat für Israel den Boden internationalen Rechts verlassen und sich auf die Seite Israels gestellt, das des Völkersmordes an den Palästinensern vor dem IGH angeklagt ist. Die Konsequenzen aus einer sehr wahrscheinlichen Verurteilung Israels wegen Genozids wird auch ganz Deutschland zu spüren bekommen, denn nicht nur derjenige, der Genozid begeht, wird die Konsequenzen tragen müssen, sondern jeder, der sich am Genozid direkt oder indirekt beteiligt hat. Aus Angst, des Antisemitismus bezichtigt zu werden, beugen sich die deutschen Politiker dem Druck Israels und seinen Handlangern und Unterstützern in Deutschland.
Darüber hinaus baut Deutschland zugunsten der Israellobby - vertreten durch Zentralrat, DIG, Jüdische Gemeinden, Jüdische Allgemeine u.a. – seine demokratischen, rechtsstaatlichen Strukturen und Prinzipien ab.
Dieses Jahr wird der 75. Jahrestag der Verfassung der BRD gefeiert – noch nie in der Geschichte Nachkriegsdeutschlands wurden diese Grundrechte so von Politikern missachtet und beschnitten wie heute. mehr >>> |

»Dieser Weg ist falsch, der Bundestag sollte ihn nicht gehen«
Am Donnerstag um 9 Uhr soll die sogenannte »Resolution zum Schutz jüdischen Lebens« vom Bundestag verabschiedet werden.
Ex-Justizministerin Däubler-Gmelin und weitere SPD-Politikerinnen stellen sich gegen die umstrittene Antisemismusresolution
Pauline Jäckels - 04.11.2024
Der Kampf um die umstrittene Antisemitismusresolution geht weiter. Am Donnerstag soll das Papier vom Bundestag verabschiedet werden – kurz vor Beschluss formiert sich in den Reihen von SPD und Grünen Widerstand gegen das gemeinsame Vorhaben der Fraktionen von CDU und den Ampelparteien.
Eine wahrlich zähe Geburt
Ihr bisheriger Weg war holprig – und das ist eine Untertreibung. Monatelang hatten die Bundestagsfraktionen um den Entwurf für die sogenannte »Resolution zum Schutz jüdischen Lebens« gerungen, die eigentlich schon vergangenen Herbst hätte verabschiedet werden sollen. Nach der Hamas-Attacke am 7. Oktober wollten CDU und Ampelfraktionen ein klares Zeichen setzen – gegen Antisemitismus und für die deutsche Staatsräson. Erst im Sommer stand der erste gemeinsame Entwurf und wurde gleich geleakt. Dann kam Kritik aus allen Ecken.
Auf ein empörtes Schreiben des bayerischen Verfassungsrichters Jerzy Montag folgten unzählige offene Briefe. Rechtswissenschaftler, israelische NGOs, jüdische Intellektuelle, Amnesty Deutschland, sie alle stellten sich gegen das Papier.
Nun ja, nicht gegen das Papier an sich, sondern vor allem gegen zwei umstrittene Punkte darin: Die Verknüpfung staatlicher Fördermittel für Kunst, Wissenschaft und Zivilgesellschaft an eine Antisemitismusprüfung und die Definition der Internationalen Allianz zum Holocaustgedenken (IHRA), die dafür herangezogen werden soll.
Die Kritiker sehen darin eine staatliche Gesinnungsprüfung und massive Einschränkung der Kunst- und Wissenschaftsfreiheit. mehr >>>

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Horrorgeschichten aus Jabaliya
Husam Maarouf Die elektronische Intifada 4. November 2024 - Übersetzt mit DeepL
Menschen mit Habseligkeiten, Kindern und Reissäcken werden aus Dschabalija vertrieben.
So beschreiben die Bewohner die Situation in Jabaliya und im nördlichen Gazastreifen, wo die israelische Offensive in den zweiten Monat geht.
Israel hat alle Bewohner aufgefordert, nach Süden zu ziehen, hat aber auch Checkpoints errichtet, die die Menschen daran hindern, weiter zu ziehen.
Von den schätzungsweise 400.000 Menschen, die sich zu Beginn der Offensive Anfang Oktober im Norden aufhielten, sollen noch über 100.000 dort sein.
Israel hat die humanitäre Hilfe für das Gebiet praktisch eingestellt, offenbar in dem Versuch, die Menschen auszuhungern.
Israel hat in den letzten vier Wochen mit voller Kraft bombardiert und etwa 1.200 Menschen getötet, darunter über 100 bei einem einzigen Angriff auf ein Haus für Vertriebene in Beit Lahiya am 30. Oktober und 150 bei einer Serie von Angriffen auf zehn Gebäude in Jabaliya am 24. Oktober.
„Sie können sich nicht vorstellen, was in Jabaliya passiert“, sagte Nadia al-Kafarna, 69. “Der Himmel ist schwarz vor Rauch und der Boden verbrannt.“
Nadia sprach mit The Electronic Intifada am Telefon, trotz eines instabilen Netzes. Sie wurde am 17. Oktober von der israelischen Armee aus ihrem Unterschlupf im Flüchtlingslager Jabaliya vertrieben, hält sich aber immer noch im Norden in Gaza-Stadt auf.
„Nichts ist von der Zerstörung verschont geblieben. Die Geräusche der Explosionen sind seltsam, anders als früher, beängstigend und erschütternd, als würden sie dich in Stücke reißen“, sagt Nadia tief erschüttert.
„Alles in mir ist zerbrochen und zerschmettert von dem Grauen, das ich gesehen habe. Sogar jetzt noch ist mein Herz verkrampft und ich bin von Angst ergriffen“.
Der Jüngste Tag, sagte sie, “ich habe den Schrecken des Jüngsten Tages gesehen“.
Gnadenlose Aggression
Nadia sagte, die Soldaten hätten „keine Gnade gezeigt ... Im ganzen Lager, in den Häusern und auf den Straßen liegen verwesende Leichen von Frauen und Kindern“.
Die israelische Armee hat niemanden verschont. Mahmoud Basal vom Zivilschutz in Gaza sagte, dass alle Operationen in der nördlichen Region nach Angriffen der israelischen Streitkräfte, bei denen mindestens drei Menschen verletzt und mehrere Mitarbeiter festgenommen wurden, eingestellt werden mussten.
Im Lager gebe es kaum Wasser und Lebensmittel. Nach Angaben der Vereinten Nationen hat Israel im September 83 Prozent der humanitären Hilfe daran gehindert, den Norden zu erreichen. Die Menschen in Dschabalija leiden unter quälendem Hunger, viele binden sich Steine an den Bauch, um die Hungerattacken zu lindern - eine Praxis, die auf die Tradition der Propheten zurückgeht.
Die Bewohner des Lagers leiden auch an Durst, da nur begrenzte Mengen an Trinkwasser in das Lager gelangen, was Rachel Cummings von Save the Children International dazu veranlasst, die Situation als „absolut katastrophal“ zu bezeichnen.
„Die Menschen werden ständig aus der Luft bombardiert, und natürlich wissen wir, dass es nicht genug Nahrung und Wasser gibt. Konvois mit Lebensmitteln und Wasser werden im Norden abgewiesen ... Es ist absolut katastrophal“, so Cummings.
Nadia beschrieb die Bombardierung als erbarmungslos.
„Die Bombardierungen hörten nie auf, Tag und Nacht, ohne Gnade oder Menschlichkeit. Wir sprachen ständig Gebete und fühlten den Tod mit jeder schrecklichen Explosion näher als je zuvor“, sagte sie The Electronic Intifada.
„Unsere Tage sind lang, meine Familie und ich kämpfen gegen Hunger, Durst und Angst. Wir begnügen uns mit Brotstücken, die wir zu Hause auf offenem Feuer backen. Brot und Zaatar waren mehr als zwei Wochen lang unsere einzige Nahrung“.
Apokalypse
Nadia zeichnete ein apokalyptisches Bild von der Situation in Jabaliya: blasse Gesichter, weil sie nicht geschlafen hatten, Kinder mit Namen auf dem Arm, um sie zu identifizieren, und ständige Angst.
Nadia musste ihr Haus verlassen und erzählte, wie ihrer Familie - ihren drei Söhnen, deren Frauen und Kindern, die ihre Namen auf den Armen trugen - zehn Minuten gegeben wurden, um einem militärischen Evakuierungsbefehl Folge zu leisten.
„Ich hörte, wie alle zitterten und die Eltern Gebete um Gottes Schutz murmelten, als wir gingen. Ich schaute in die Gesichter meiner Kinder und Enkelkinder und dachte, dass dies vielleicht das letzte Mal sein würde, dass ich ihre Gesichter sehen würde“.
Und wie andere berichteten, brachte der Abschied von Jabaliya seine eigenen Schrecken mit sich.
„Am Eingang unserer Gasse standen Panzer und eine große Anzahl Soldaten. Es sah aus wie auf einem Schlachthof - Männer wurden zusammengetrieben, bis auf die Unterwäsche entkleidet, die Hände auf dem Rücken gefesselt und die Augen verbunden. In der Nähe befand sich eine tiefe Grube, in der die Mütter ohne ihre Kinder festgehalten wurden, während die Kinder in einem dritten Bereich weinten und schrien“.
Es gab noch einen vierten Bereich.
„Es gab einen vierten Haufen - einen Leichenberg vor dem Haus meiner Nachbarn, mehr als fünfzig halbnackte Leichen, die zuvor hingerichtet worden waren. Ich wünschte, ich hätte das nicht gesehen“.
Ein Soldat rief Nadia über Lautsprecher zu.
„Er befahl mir, nach Süden zu gehen, und drohte, mich zu töten, wenn ich mich nicht beeilte. Als ich ihn nach meinen Kindern, meiner Tochter und meinen Schwiegertöchtern fragte, erlaubte er mir, sie mitzunehmen. Aber alle Männer wurden zurückgelassen, ihr Schicksal ist unbekannt, in den Händen von Mördern“.
Ein Wunder
M.D., 57, möchte aus Angst vor Vergeltung anonym bleiben. Er glaubt, dass er und sein 15-jähriger Sohn „nur durch ein Wunder“ die Soldaten und Drohnen überlebt haben, die das Lager Jabaliya überfluteten.
„Als ich hörte, dass die israelischen Streitkräfte auf unser Viertel vorrückten, machten mein Sohn und ich einen Umweg durch das Lager, um in ein sichereres Gebiet im Norden von Gaza zu gelangen. Gerade als wir uns in Sicherheit wähnten, sahen wir, dass Soldaten das Ende der Straße blockierten, die wir genommen hatten. Wir zogen uns ein Stück zurück und suchten Schutz in einem Haus mit einer kaputten Tür“.
Drinnen, so berichtete er The Electronic Intifada, habe er vier Leichen gesehen.
„Zwei Männer und eine Frau, die erschossen worden waren, und eine ältere Frau, die in einem Raum verhungert war. Sie schien bettlägerig und in schlechtem Gesundheitszustand zu sein und wurde allein gelassen, um mit dem Tod zu kämpfen. Wir verbrachten eine ganze Nacht gefangen zwischen den Toten, unfähig zu schlafen und zu gehen. Die Soldaten saßen vor der Tür, lachten und spielten, als wären sie auf einem Picknick“.
Sie nutzten einen Moment, als die Soldaten ihre Schichten wechselten.
„Wir konnten über die Straße fliehen und machten uns auf den Weg nach Gaza-Stadt. Ich konnte nicht fassen, dass wir überlebt hatten! Ich hatte das Gefühl, ein neues Leben geschenkt bekommen zu haben“.
Dennoch, so M.D., habe ihn diese Erfahrung geprägt. Wenn er über sein Überleben nachdenkt, sagt er, dass das Schlimmste nicht die Nacht „unter den Toten“ war, auch nicht der Tod und die Zerstörung, die er gesehen hatte.
„Ich konnte meinem Sohn keine Geborgenheit geben. Ich streichelte seinen Kopf und flüsterte ihm zu: „Alles wird gut“. Aber er war Zeuge von Tod und schrecklichen Qualen. Er hat seit Tagen nicht mehr gesprochen und ist in einem Zustand tiefer Verzweiflung“.
Die meisten Einwohner von Jabaliya weigern sich, die Stadt zu verlassen. Sie halten eine Flucht für unvernünftig und sagen, sie seien mit ihrem Land verwurzelt.
S.K., 49, der ebenfalls nicht namentlich genannt werden möchte, ist einer von denen, die sich weigern zu gehen. Sein Haus, sagt er, sei umzingelt.
„Die israelischen Soldaten sind nur ein paar hundert Meter entfernt. Sie, die kaltblütig Frauen, Kinder und Alte töten, die Beton und Stahl auf die Köpfe unschuldiger Menschen regnen lassen. Diese Besatzungssoldaten kennen kein Mitleid. Sie sind der Drache des Bösen in unserer Zeit“.
Es gibt Drachen
S.K. ist entschlossen, in seinem Haus zu bleiben.
„Es gibt keine Rechtfertigung, mich gewaltsam aus meinem Haus zu vertreiben. Das Camp ist kein Schlachtfeld. Ich werde mein Zuhause und das Land meiner Vorfahren nicht verlassen. Ich bleibe hier wie ein Baum, dessen Wurzeln jeden Tag tiefer wachsen. Nur der Tod kann mich entwurzeln.
Doch seine Standhaftigkeit hat ihren Preis, denn das israelische Militär versucht, die Menschen auszuhungern.
„Mir ist die meiste Zeit schwindelig“, sagte S.K. gegenüber The Electronic Intifada. “Meine Sicht ist verschwommen, weil ich nichts zu essen habe. Wir essen nur Brot und Zaatar. Jedes Mal, wenn ich daran denke, dass meine Kinder diese Entbehrungen und Gefahren auf sich nehmen müssen, weine ich. Wie kann ein Kind dieser Brutalität ausgesetzt sein?
Er sagte, dass die Menschen in Jabaliya unter Schlafentzug leiden und vom israelischen Militär terrorisiert werden.
„Glauben Sie mir, seit die Zerstörung dieses Lagers begonnen hat, haben wir nicht mehr geschlafen. Es wird ständig bombardiert und die Granaten regnen mit einem unerträglichen Lärm nieder, der uns mit Angst erfüllt. Stellen Sie sich ein stechendes Gefühl vor, das gleichzeitig den ganzen Körper erfasst. Mit dieser Angst leben wir.
Drohnen schweben ständig am Himmel über dem Lager, sagt er, bewegen sich zwischen den Häusern, steigen auf und ab, nehmen alles ins Visier, was sich bewegt. Unzählige Leichen liegen achtlos herum. Auch Tiere - Esel, Katzen, Pferde - werden tagelang sich selbst überlassen, ihre Kadaver verwesen.
„Wir haben Angst, nach draußen zu gehen, aus dem Fenster zu schauen oder nachts das Licht anzumachen. Alles hier ist eine Zielscheibe, und Drohnen schießen auf uns. Ein paar Meter von meinem Haus entfernt liegt eine Leiche. Ich kann sie nicht begraben, und viele Menschen sind auf den Straßen und in den Häusern des Lagers verblutet“.
Es ist ein Zeichen dafür, wie tief die Lektion der Nakba von 1948 bei den Menschen in Dschabalija sitzt, dass so viele entschlossen sind, trotz des Gemetzels zu bleiben, um das Schicksal ihrer Eltern oder Großeltern zu vermeiden, die aus ihren Häusern und von ihrem Land vertrieben wurden und nie wieder zurückkehren durften.
„Ich werde mein Haus unter keinen Umständen verlassen, trotz meiner großen Angst“, sagte S.K. zu The Electronic Intifada. “Es fühlt sich an wie der Jüngste Tag. Wir sind nicht sicher, wir sind vom Tod bedroht, obwohl wir nicht kämpfen. Wir sterben hier, und niemand kommt, um uns zu retten. Quelle |

Skandal um gefälschte Dokumente enthüllt israelische Bemühungen, Waffenstillstandsgespräche zu untergraben
Ein Skandal um gefälschte Dokumente, die angeblich von einem Mitarbeiter Benjamin Netanjahus weitergegeben wurden, hat die Bemühungen Israels enthüllt, die Waffenstillstandsverhandlungen im Gazastreifen zu sabotieren.
Qassam Muaddi - 4. November 2024 - Übersetzt mit DeepL
Der israelische Inlandsgeheimdienst hat vier Israelis festgenommen, von denen einer im Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu arbeitet. Sie sollen geheime Dokumente über den andauernden Krieg gegen Gaza weitergegeben und gefälscht haben, teilte ein israelisches Gericht am Wochenende mit.
Die gefälschten Dokumente, die von einem Mitarbeiter Netanjahus weitergegeben worden sein sollen, wurden fälschlicherweise dem verstorbenen Hamas-Führer Yahya Sinwar zugeschrieben. Die Enthüllungen über die jüngsten Fälschungen widerlegen die Behauptungen der israelischen Propaganda über die angebliche Unnachgiebigkeit der Hamas bei den Waffenstillstandsverhandlungen während des gesamten Krieges, insbesondere während der letzten Verhandlungsrunde im Sommer. Während dieser Verhandlungen hatte Netanyahu darauf bestanden, dass Israel eine ständige Militärpräsenz entlang des Philadelphi-Korridors, eines Landstreifens an der Grenze zwischen Gaza und Ägypten, aufrechterhalten müsse, da die Hamas diesen angeblich für den Schmuggel von Waffen und Nachschub missbrauche. Etwa zur gleichen Zeit wurde in den durchgesickerten Dokumenten fälschlicherweise behauptet, der Philadelphi-Korridor werde von der Hamas genutzt, um zusammen mit Sinwar israelische Gefangene aus Gaza herauszuschmuggeln.
Laut israelischen Medienberichten arbeitet der Hauptverdächtige in der Leaks-Affäre, Eli Feldstein, als Pressesprecher im Büro Netanjahus. Das Büro des israelischen Premierministers dementierte zunächst, dass einer seiner Mitarbeiter im Zusammenhang mit der Affäre verhaftet worden sei und stellte später klar, dass Feldstein kein offizieller Mitarbeiter, sondern ein privater Auftragnehmer sei, der seit eineinhalb Jahren mit Netanjahu zusammenarbeite. Die Klarstellung erfolgte, nachdem israelische Medien Bilder und Filmaufnahmen veröffentlicht hatten, die Feldstein als Begleiter Netanjahus bei Regierungssitzungen und Besuchen sensibler Militärstandorte zeigten.
Diese jüngsten Enthüllungen sind ein weiterer Beweis dafür, dass nicht die Hamas, sondern Netanyahus Unnachgiebigkeit einen Waffenstillstand im Sommer verhindert hat.
Sabotage der Waffenstillstandsgespräche
Der Fall der undichten Stelle wurde von der israelischen Militärzensur als geheim eingestuft, bis das israelische Gericht den Namen des Hauptverdächtigen bekannt gab. Laut israelischen Berichten, die nach der Lockerung der Zensur veröffentlicht wurden, wurden streng geheime Dokumente, die von der israelischen Armee in Gaza beschafft worden waren, falsch zitiert, falsch zugeordnet und selektiv zusammen mit erfundenen Informationen an die Medien weitergegeben, um Netanjahus Absicht zu dienen, einen möglichen Waffenstillstand und einen Gefangenenaustausch zu sabotieren - im Dienste seiner Agenda, den Krieg zu verlängern.
Die durchgesickerten Informationen enthielten angeblich Anschuldigungen mit dokumentierten Beweisen, dass die Hamas kein Waffenstillstandsabkommen wolle und dass ihr Führer Yahya Sinwar sich darauf vorbereite, sich selbst und israelische Gefangene durch den Philadelphi-Korridor aus Gaza zu schmuggeln, aus dem sich Netanyahu zu diesem Zeitpunkt weigerte, sich im Rahmen eines Waffenstillstandsabkommens zurückzuziehen. Diese Behauptungen basierten auf veränderten Zitaten aus geheimen Dokumenten, die von der israelischen Armee in Gaza beschafft und fälschlicherweise Sinwar zugeschrieben worden waren.
Die gefälschten und durchgesickerten Informationen wurden von der britischen Zeitung „The Jewish Chronicle“ und der deutschen „Bild“-Zeitung aufgegriffen, die ebenfalls auf der Grundlage der durchgesickerten Informationen berichteten, dass die Hamas nur deshalb an Waffenstillstandsgesprächen teilnehme, um psychologische Kriegsführung zu betreiben.
Die Berichte im „Jewish Chronicle“ und in der „Bild“-Zeitung erschienen im Juli, etwa zu der Zeit, als Netanjahu darauf bestand, dass Israel die Kontrolle über den Philadelphi-Korridor behalten müsse, entgegen dem Rat israelischer Militärs und Geheimdienstler. Diese Unnachgiebigkeit Netanyahus führte zum Scheitern der Waffenstillstandsgespräche. Die Verhandlungen wurden seither nicht wieder aufgenommen.
Reaktionen
Die Reaktionen aus der israelischen Politik ließen nicht lange auf sich warten. Der israelische Oppositionsführer Yair Lapid sagte in einer Fernsehansprache, die Nachricht von den undichten Stellen müsse "jeden Israeli erschrecken", und betonte: "Wenn Netanjahu [von den undichten Stellen] gewusst hat, macht er sich der Komplizenschaft bei einem der schwersten Verbrechen nach unseren Gesetzen schuldig. Der andere israelische Oppositionsführer und ehemaliges Mitglied des Kriegskabinetts, Benny Gantz, sagte in einer Erklärung, dass es in diesem Fall „nicht nur um das Durchsickern von Dokumenten geht, sondern um den Verkauf von Staatsgeheimnissen für politische Zwecke“ und fügte hinzu: „Wenn sensible Sicherheitsinformationen gestohlen und für die Wahlkampagne eines Politikers verwendet werden, ist das nicht nur ein Verbrechen, sondern ein Verbrechen gegen die Nation“.
Obwohl bisher keine formelle Anklage gegen Netanjahu persönlich erhoben wurde, behaupten israelische Medien, dass die Leaks Teil einer inoffiziellen Politik in Netanjahus innerem Kreis seien. Die israelische Tageszeitung Yediot Ahronot zitiert einen namentlich nicht genannten hochrangigen israelischen Sicherheitsbeamten, der behauptet, dass ein ganzes Team in Netanjahus Büro heimlich daran arbeitet, Informationen zu veröffentlichen, sobald der Druck auf den Premierminister steigt, ein Waffenstillstandsabkommen zu schließen.
Einige Analysten sehen die undichten Stellen als Teil der anhaltenden Pattsituation zwischen Netanyahus Regierung und der israelischen Armee, die sich zunehmend für ein Ende des Krieges an der Gaza- und Libanonfront sowie für einen Gefangenenaustausch einsetzt, während Netanyahu weiterhin auf einer Verlängerung des Krieges besteht. Quelle |

Israelischer Genozid-Tag 395:
Palästinenser sagen, dass Israel Hunger als Kriegswaffe einsetzt, indem es 3.800 Hilfslieferungen an der Einreise nach Gaza hindert.
Israel bombardiert das Kamal-Adwan-Krankenhaus auch mehr als eine Woche nach dem Angriff auf die Einrichtung im Norden des Gazastreifens. Unterdessen widerlegen gefälschte Dokumente, die fälschlicherweise Yahya Sinwar zugeschrieben werden, die israelischen Behauptungen über die Ablehnung der Hamas bei den Waffenstillstandsgesprächen im vergangenen Sommer.
Qassam Muaddi - 4. November 2024 - Übersetzt mit DeepL
Opfer
43.259+ Tote* und mindestens
101.827 Verletzte im Gazastreifen, davon
59% Frauen, Kinder und ältere Menschen, Stand 21. Oktober 2024*.
768+ Palästinenser wurden im besetzten Westjordanland einschließlich Ostjerusalem getötet. Darunter mindestens
146 Kinder.
3.002 Libanesen wurden seit dem 8. Oktober 2023 von israelischen Streitkräften getötet und mehr als
13.492 verletzt***. (...)
* Der Gaza-Ableger des palästinensischen Gesundheitsministeriums bestätigte diese Zahl in seinem täglichen Bericht, der am 4. November 2024 über seinen WhatsApp-Kanal veröffentlicht wurde. Menschenrechtsgruppen und Gesundheitsexperten gehen von einer weitaus höheren Zahl an Todesopfern aus.
** Die Zahl der Todesopfer im Westjordanland und in Jerusalem wird nicht regelmäßig aktualisiert. Dies ist die letzte Zahl des palästinensischen Gesundheitsministeriums vom 3. November 2024.
*** Diese Zahl wurde vom libanesischen Gesundheitsministerium veröffentlicht und am 3. November 2024 aktualisiert. Die Zählung basiert auf dem offiziellen libanesischen Datum für den Beginn der „israelischen Aggression gegen den Libanon“, als Israel nach dem Beginn der „Unterstützungsfront“ der Hisbollah für Gaza mit Luftangriffen auf libanesisches Gebiet begann. (...) |
Wichtige Entwicklungen
Gaza
Die israelische Offensive und Belagerung des nördlichen Gazastreifens dauert nun schon den zweiten Monat an und hat seit Anfang Oktober 1.800 Palästinenser das Leben gekostet.
Husam Abu Safiyeh, Direktor des Kamal-Adwan-Krankenhauses in Beit Lahia im Norden des Gazastreifens, berichtet, dass die israelischen Angriffe auf die oberen Stockwerke des Krankenhauses abzielten, in dem sich mehr als eine Woche nach dem Angriff und der gewaltsamen Evakuierung durch israelische Truppen immer noch 150 Patienten befinden.
Abu Safiyeh berichtet, dass die israelischen Streitkräfte alle Hilfslieferungen für das Krankenhaus blockieren und ins Visier nehmen und dass die Kinder im Krankenhaus aus Sicherheitsgründen ins Erdgeschoss gebracht wurden.
Ein verletztes Kind, das nach der gewaltsamen Evakuierung aus dem Kamal-Adwan-Krankenhaus verlegt worden war, stirbt im al-Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza-Stadt an seinen Verletzungen.
Das Medienbüro der Regierung des Gazastreifens erklärt, dass Israel im Norden des Gazastreifens Hunger als Kriegswaffe einsetzt und 3.800 Hilfslieferungen daran hindert, das Gebiet zu erreichen.
Das Medienbüro der Regierung von Gaza beschuldigt die USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien, für die Fortsetzung des Völkermords in Gaza verantwortlich zu sein.
Laut UNRWA könnte das Verbot zum Zusammenbruch der humanitären Arbeit im Gazastreifen führen.
Haaretz zitiert den Leiter des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mit den Worten: „Es gibt keinen sicheren Ort im Gazastreifen“.
Libanon
Israel zieht sich nach mehrtägigen Kämpfen gegen Hisbollah-Einheiten aus der libanesischen Stadt al-Khyam im Südlibanon zurück.
Israel bombardiert weiterhin libanesische Städte im Südlibanon und im gesamten Libanon.
Hisbollah-Raketen zielen auf Haifa, Safad und Sammelstellen der israelischen Armee jenseits der Grenze.
Netanyahu sagt, es gebe „kein Datum für das Ende des Krieges im Libanon“.
Westjordanland
Israelische Siedler greifen am frühen Montagmorgen die Außenbezirke von al-Bireh und Ramallah an und setzen 18 palästinensische Autos in Brand.
Israelische Siedler greifen palästinensische Bauern während der Olivenernte in Burqa, nördlich von Ramallah, an und setzen Olivenhaine in Brand.
Israelische Siedler pflügen privates palästinensisches Land im Dorf Khalayel al-Loz, östlich von Bethlehem.
Israelische Streitkräfte töten einen 16-jährigen Palästinenser bei einer Razzia in der Stadt Halhul bei Hebron.
Enthüllung gefälschter Dokumente zeigt: Israel will keinen Waffenstillstand, nicht die Hamas
Der israelische Inlandsgeheimdienst hat vier Israelis verhaftet, von denen einer im Büro von Netanjahu arbeitet, weil sie geheime Dokumente über den andauernden Krieg gegen Gaza weitergegeben und gefälscht haben sollen, teilte ein israelisches Gericht am Wochenende mit.
Die gefälschten Dokumente, die angeblich von einem Mitarbeiter Netanjahus weitergegeben wurden, waren fälschlicherweise dem verstorbenen Hamas-Führer Yahya Sinwar zugeschrieben worden. Die Enthüllungen über die jüngsten Fälschungen widerlegen die Behauptungen der israelischen Propaganda über die angebliche Unnachgiebigkeit der Hamas bei den Waffenstillstandsverhandlungen während des gesamten Krieges, insbesondere während der letzten Verhandlungsrunde im Sommer. Während dieser Verhandlungen hatte Netanyahu darauf bestanden, dass Israel eine ständige Militärpräsenz entlang des Philadelphi-Korridors, eines Landstreifens an der Grenze zwischen Gaza und Ägypten, aufrechterhalten solle, da die Hamas diesen angeblich für den Schmuggel von Waffen und Nachschub missbrauche. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde in den durchgesickerten Dokumenten fälschlicherweise behauptet, dass der Philadelphi-Korridor von der Hamas benutzt werden sollte, um israelische Gefangene zusammen mit Sinwar aus Gaza herauszuschmuggeln.
Diese jüngsten Enthüllungen sind ein weiterer Beweis dafür, dass es nicht die Hamas war, die einen Waffenstillstand im Sommer verhindert hat, sondern die Unnachgiebigkeit Netanjahus. Quelle
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US-Präsidentschaftswahlen 2024
Harris und Trump, eine so schrecklich wie der andere
Arabischstämmige Wähler in Michigan wollen Kamala Harris für ihre Unterstützung des Krieges in Gaza und im Libanon „bestrafen“
Gilles Paris (Dearborn, Michigan) 31. Oktober 2024 „LE MONDE“
Weniger als eine Woche vor der Wahl prangern viele unentschlossene arabische Amerikaner in diesem Schlüsselstaat die Unterstützung an, die die Regierung von Joe Biden Israel in dem in Gaza geführten Krieg gewährt hat. Sie haben nicht die Absicht, für die Kandidatin der Demokraten zu stimmen.
Das jährliche Bankett des Arab American Political Action Committee (Aapac) am Mittwoch, den 30. Oktober in Dearborn, in der Nähe von Detroit im US-Bundesstaat Michigan, gleicht einem Vorabend eines entscheidenden Tages. Die Atmosphäre ist ernst. Weniger als eine Woche vor den Präsidentschaftswahlen am 5. November bleibt die Lobbygruppe bei ihrer Weigerung, für die Wahl der demokratische Kandidatin Kamala Harris aufzurufen, ungeachtet der Konsequenzen in diesem sehr wichtigen sog. Swingstate. „Ich werde meine Stimme nach meinem Gewissen abgeben, für die Menschenrechte und gegen den Völkermord in Gaza“, versicherte Sam Baydoun, einer der demokratischen Vorsitzenden des Bezirks, dem die Stadt angehört.
Am Rande des Empfangs der Lobbygruppe blieb Abdullah Hammoud, der erste arabische und muslimische Bürgermeister von Dearborn, der 2022 für die Demokratische Partei gewählt wurde, unnachgiebig. Er ist zu einer der nationalen Figuren der Bewegung geworden, die den Verrat amerikanischer Werte durch die anhaltende Unterstützung Israels durch die Regierung von Joe Biden im Gaza-Krieg und im Libanon anprangert. Er werde um keinen Millimeter von seiner Entscheidung abrücken, es sei denn, es kommt zu einem Waffenstillstand und einem Waffenembargo gegen Israel.
Die verschiedenen Abgesandten seiner politischen Familie in der ersten Großstadt mit arabisch-muslimischer Mehrheit, wo palästinensische und libanesische Flaggen als Kontrapunkt zum Sternenbanner wehen, sind alle mit leeren Händen aus Washington nach Michigan zurückgekehrt.
„Ich hatte ein Dutzend Besucher, darunter Jon Finer, den stellvertretenden nationalen Sicherheitsberater, Amos Hochstein, Bidens Gesandten in der Region, und die Leiterin von USAID [der US-Behörde für internationale Entwicklung], Samantha Power“, zählte Osama Siblani im Büro der Wochenzeitung The Arab American News (Al-Watan auf Arabisch) auf , die er vor bald vierzig Jahren gegründet hatte . Er rief am 26. Oktober ebenfalls dazu auf, dass am 5. November keine Stimme für Kamala Harris abgegeben werden dürfe, ebenso wenig wie für ihren republikanischen Gegenspieler Donald Trump oder die Kandidaten der beiden großen Parteien, die sich um einen Sitz im Senat bewerben.
Harris und Trump, eine so schrecklich wie der andere
Die Appelle der Demokraten an die Verantwortung zerschellten an einer Wut, die durch die Nachrichten aus dem Nahen Osten fast jeden Tag neu entfacht wird. Zwei Tage zuvor hatte die Wut einen jungen Sozialarbeiter aus Dearborn übermannt, der zusammen mit einer Handvoll propalästinensischer Aktivisten vor einer langen Schlange demokratischer Anhänger, die zu einer Wahlveranstaltung von Kamala Harris in der nahe gelegenen Universitätsstadt Ann Arbor gekommen waren, laut seine Stimme erhob. „Harris und Trump eine so schrecklich wie der andere. Die Verwüstung von Gaza wird durch meine Steuern finanziert, das ist eine Schande. Wie kann ich mich im Namen der Frauenrechte dafür entscheiden, Harris zu wählen, wenn die Frauen in Gaza nicht einmal in Würde Kinder zur Welt bringen können?“, fragte der junge Mann, der mit einem medizinischen Mund-Nasen-Schutz ausgestattet war und sich weigerte, seine Identität anzugeben.
Wir trafen Abed Hammoud (nicht verwandt mit dem Bürgermeister von Dearborn), den Gründer von Aapac, in seiner Anwaltskanzlei. Er scrollte auf seinem Mobiltelefon durch die neuesten Fotos, die er aus seinem Dorf Tibnine im Südlibanon erhalten hatte. Sie zeigten die Schutthaufen, die von israelischem Beschuss zurückgelassen wurden. „Wenn man der Regierung von [Benyamin] Netanyahu hilft, wie es Joe Biden und Kamala Harris tun, wird man zum Komplizen ihrer Handlungen“, beklagt er.
Osama Siblani ist noch härter: „Joe Biden könnte den Völkermord in vierundzwanzig Minuten stoppen, er bräuchte nicht einmal vierundzwanzig Stunden. Wer behauptet, er könne nichts gegen Netanjahu tun, erzählt nur Blödsinn. Bei all dem, was er ihm gibt - Waffen, Geheimdienstinformationen, finanzielle Unterstützung? Joe Biden ist ein Verbrecher“. Der Verzicht des scheidenden Präsidenten im Juli und seine Ersetzung durch seine Vizepräsidentin, die als sensibler für die von den Palästinensern erlittenen Härten dargestellt wird, haben nichts geändert. „Je mehr sie redet, desto mehr merkt man, dass sie genau gleich ist“, urteilt er.
Seine Enthaltung bei der Stimmabgabe zu den Präsidentschaftswahlen am 5. November ist für Hammoud eine heftige Belastung. „Ich habe seit Tagen einen Briefwahlschein, den ich nur noch ausfüllen muss. Er liegt in meinem Wohnzimmer, aber ich kann mich nicht dazu aufraffen“, gesteht er, obwohl er von der Richtigkeit dieser Nichtwahl überzeugt ist: “Wenn Kamala Harris die Wahl wegen Michigan verliert, werden wir endlich ernst genommen.“
Die politischen Fehler der Demokratischen Partei
Die Wähler der Demokraten, zu denen diese keineswegs monolithische Gemeinschaft von Bürgern arabischer Herkunft zählt, hatten im Februar bei den Vorwahlen der Demokraten eine erste Warnung ausgesprochen, als sie sich weigerten, sich für Joe Biden auszusprechen. Bei dieser Gelegenheit erinnerten sie daran, dass sie ihn bei seinem Sieg im Jahr 2020 über Donald Trump, der ihnen damals schon zuwider war, massiv unterstützt hatten.
Der Demokrat hatte 150.000 Stimmen mehr als sein Gegner erhalten, während der Republikaner vier Jahre zuvor mit einem Vorsprung von knapp 11.000 Stimmzetteln gewonnen hatte. Die einzige Abgeordnete palästinensischer Herkunft im US-Kongress, Rashida Tlaib, die beim Aapac-Empfang in Dearborn anwesend war und deren Wahlkreis die Stadt umfasst, brachte den Zorn über das Schicksal des Gazastreifens, der von israelischen Bombenangriffen verwüstet wird, zum Ausdruck. Mit der Ausweitung des Krieges auf den Libanon hat sich diese Wut verzehnfacht.
In diesem Vorort von Detroit, der lange Zeit als Synonym für das Ford-Autoimperium galt, gibt es eine große Gemeinschaft aus dem Libanon, die anfangs wenig gebildet von den Arbeitsplätzen des Automobilherstellers angezogen wurde. Der Bürgerkrieg im Jemen in den 1960er Jahren und der Bürgerkrieg im Libanon von 1975 bis 1990 führten zu weiteren Migrationswellen, ebenso wie die Interventionen der USA im Irak. Ein Teil der Gemeinschaft aus dem Südlibanon hat die israelische Besatzung von 1978 bis 2000 in böser Erinnerung und hat Sympathie für die Hisbollah-Miliz.
Angesichts des Schmerzes und der Trauer, die sie mit den im Nahen Osten verbliebenen Großfamilien teilen, hat die Führung der Demokratischen Partei viele politische Fehler gemacht. So lehnte sie es ab, dass die palästinensische Abgeordnete Ruwa Romman aus Georgia auf dem nationalen Nominierungsparteitag in Chicago (Illinois) im August das Wort ergreifen konnte, ganz im Unterschied zu der Familie eines bi-nationalen israelisch-amerikanischen Mannes, der als Geisel in Gaza festgehalten wird. Und dann zeigte sich die Regierung von Joe Biden wenig bemüht, als es im September um die Evakuierung von Doppelstaatlern ging, die sich zu Beginn der israelischen Offensive im Libanon aufhielten.
Gefühl des Verlassenseins
Im Oktober schließlich wurde ein ehemaliger arabisch-muslimischer Kandidat für das Repräsentantenhaus aus Michigan, Ahmed Ghanim, ohne Erklärung von einem Treffen im kleinen Kreis um Kamala Harris ausgeschlossen, bevor er eine verlegene Entschuldigung erhielt. Die Demokratin reiste während des Wahlkampfs immer wieder durch Michigan, fand aber nie die richtigen Worte für das Gefühl der Verlassenheit, das sich im Laufe der Monate in der arabischstämmigen Gemeinschaft verfestigt hat.
Diese Frustration kann andere Formen annehmen als den Aufruf, sich bei den Präsidentschafts- und Senatswahlen in diesem Bundesstaat der Stimme zu enthalten. In ihrem mit „Abandon Harris“-Plakaten tapezierten Wahlkampfraum im Norden von Dearborn wollen Hassan Abdel Salam und sein Assistent Khaled Kansou die demokratische Kandidatin ebenfalls „bestrafen“, indem sie zu ihrer Niederlage beitragen, aber zur Wahl der Kandidatin der Grünen, Jill Stein, aufrufen, deren Kandidatur bereits 2016 in Michigan auch zur Niederlage der Demokratin Hillary Clinton zugunsten von Donald Trump geführt hatte. „Wir lassen die Demokraten im Stich, weil sie uns im Stich gelassen haben“, versichert dieser unermüdliche propalästinensische Aktivist und Akademiker, der 2022 in Jerusalem kurzzeitig zusammen mit seinem Assistenten verhaftet worden war. Er hatte die Kampagne „Abandon Biden“ ursprünglich ins Leben gerufen, bevor er sie nach dem Rückzug des scheidenden Präsidenten umbenannte.
Eine Neuausrichtung ist im Gange
Die Republikanische Partei versucht, von den Schwierigkeiten, die das demokratische Lager in Dearborn hat, zu profitieren. Trump zeigte sich in der Nähe von Detroit mit muslimischen Geistlichen, die wohl an Amnesie leiden müssen angesichts der uneingeschränkten Unterstützung Trumps für Israel und seines Plans, Staatsangehörigen mehrheitlich muslimischer Länder ab 2017 die Einreise in die USA zu verweigern. Osama Siblani und Ahmed Ghanim erteilten den Verantwortlichen aus dem Wahlkampfteam des Republikaners, die um ihre Unterstützung gebeten hatten, eine schroffe Abfuhr. „Wenn die Demokraten uns im Stich gelassen haben, sind die Republikaner so weit nach rechts gegangen, dass man sie nicht einmal mehr sehen kann“, meint Siblan ironisch.
Ein Teil der arabisch-muslimischen Wähler könnte sich aufgrund gesellschaftlicher und nicht geopolitischer Fragen für die Republikaner entscheiden, so die Wissenschaftlerin Sally Howell, eine Nahost-Expertin , die an der University von Michigan in Dearborn lehrt. 2022 hatten muslimische Konservative mit Vertretern der christlichen Rechten gemeinsame Sache gemacht, um – erfolglos - die Rücknahme von Schulbüchern zu erwirken, in denen Toleranz gegenüber sexuellen Minderheiten vertreten wird. „In dieser Gemeinschaft findet eine Neuausrichtung statt“, meint Howell, “aber noch weiß niemand, wohin sie führen wird.“
Übersetzt mit DeepL.com / korrigierte Fassung
Quelle: https://www.lemonde.fr/international/article/2024/10/31/presidentielle-americaine-2024-les-electeurs-arabo-musulmans-du-michigan-veulent-punir-kamala-harris-quel-qu-en-soit-le-prix_6368396_3210.html |

Menschen, die aus Jabalya vertrieben wurde, gingen gen Süden zu Fuß und trugen nur begrenztes Hab und Gut mit sich, 24. Oktober 2024. Foto von OCHA/Themba Linden
Humanitäre Situation Update 233
OCHA - 29. Okt. 2024
Wichtige Ereignisse
Mindestens sieben Vorfälle von Massenopfern wurden in ganz Gaza in der letzten Woche verzeichnet, darunter vier im Norden Gazas.
Das Gesundheitsministerium fordert eine sofortige Einstellung medizinischer Teams, von Krankenwagen und Zivilverteidigungsfahrzeugen, um Leben in Nordgaza zu retten, da nur zwei Ärzte in dem überfüllten Kamal Adwan-Krankenhaus verblieben sind.
Kinder in Gaza sterben nicht nur durch Bomben, Kugeln und Granaten, sondern auch, weil sie, wenn sie überleben, daran gehindert werden, Gaza zu verlassen, um lebensrettende Versorgung zu erhalten. UNICEF zufolge wurden nur 127 Kindern in kritischem Gesundheitszustand erlaubt, den Streifen seit Mai zu verlassen.
Schulen, darunter diejenigen, die Binnenvertriebene aufnehmen, werden durch die eskalierenden Feindseligkeiten betroffen, einschließlich Luftangriffe, zwangsweisen Vertreibungen, Beschuss und Brandstiftung; zwischen dem 13. und 26. Oktober wurden 31 dieser Vorfälle vom Bildungscluster dokumentiert, darunter 20 im Norden Gazas.
Humanitäre Entwicklungen
Israelische Bombardierungen aus der Luft, vom Land und vom Meer wurden im gesamten Gazastreifen verzeichnet, was zu weiteren zivilen Opfern, zu Vertreibung und Zerstörung ziviler Infrastruktur führten. Im Gouvernement Nordgaza führt das israelische Militär eine Bodenoffensive seit dem 6. Oktober aus und verhängte einen strikten Hausarrest besonders über das Gebiet des Jabalya-Flüchtlingslagers, und außerdem geht keinerlei humanitäre Hilfe ein und es gibt Kommunikations- und Internetausfälle. Einsätze, um lebensbedrohende Hilfe an Gemeinden und Familien in äußerst gefährdete Zonen zu bringen, wurden behindert. Zwischen dem 6. und 28. Oktober wurden 36 Anträgen zwecks Koordination mit den israelischen Behörden für wichtige Hilfsmissionen gestellt, die Jabalya, Beit Hanoun, und Beit Lahya (alle im Gouvernement von Nord-Gaza) betrafen, ihnen wurde der Zugang verweigert, 14 wurden mit Behinderungen konfrontiert und nur 23 wurden ermöglicht.
Vom Nachmittag des 22. bis zu dem des 29. Oktobers wurden dem Gesundheitsministerium (MoH) in Gaza zufolge 343 Palästinenser getötet und 914 verletzt. Zwischen dem 7. Oktober 2023 und 29. Oktober 2024 wurden 43.061 Palästinenser getötet und 101.223 verletzt. Laut dem MoH sind in diesen Zahlen weder die Massenopfer bei dem Zwischenfall in Beit Lahya am Morgen des 29. Oktober, noch die Opfer im Norden Gazas vom 25. und 26. Oktober enthalten.(siehe unten).
Vom Nachmittag des 22. bis zu dem des 29. Oktobers wurden Berichten des israelischen Militärs zufolge neun israelische Soldaten in Gaza getötet. Zwischen dem 7. Oktober 2023 und 29. Oktober 2024 wurden dem israelischen Militär und offiziellen israelischen Quellen, die in den Medien zitiert wurden, zufolge mehr als 1.565 Israelis und Ausländer getötet, die Mehrheit am 7. Oktober 2023 und unmittelbar danach. Die Zahl beinhaltet 365 Soldaten, die in Gaza oder entlang der Grenze in Israel seit Beginn der Bodenoperation getötet wurden. 2.373 israelische Soldaten wurden außerdem seit Beginn der Bodenoperation verletzt.
In den letzten drei Wochen wurden mehr als 71.000 Menschen aus dem Gouvernement Nord-Gaza nach Gaza Stadt vertrieben und circa 100.000 Menschen verblieben im Norden Gazas Schätzungen der UN und ihren Partnern zufolge. Am 25. Oktober verkündete der Palästinensische Zivilschutz (PCD), dass sie gezwungen seien, die Operationen in Nord-Gaza einzustellen. Das Gebiet sei nun ohne lebensrettende Zivilschutzdienstleistungen, darunter Feuerbekämpfung, Suchen und Bergen (von Verletzten/Verschütteten) sowie die medizinische Notfallversorgung. Mehrere PCD-Mitarbeiter wurden vom israelischen Militär gefangen genommen, darunter zwei im Kamal Adwan Hospital, drei andere wurden verletzt, außerdem wurde das letzte Feuerwehrfahrzeug im Norden Gazas getroffen und völlig zerstört, wie PCD sagte. Die humanitäre Krise in Jabalya wird durch einen gefährlichen Mangel an Nahrung, Wasser und medizinischen Gütern noch verschärft. Dem Ernährungssicherheits-Sektor zufolge blieben bis zum 26. Oktober die beiden Bäckereien im Gouvernement von Nord-Gaza aufgrund eskalierender Kämpfe geschlossen und alle acht Küchen, die bis Ende September in Betrieb waren, wurden unzugänglich oder stellten ihren Betrieb ein.
Am 26. Oktober erklärte Ms. Joyce Msuya, die Amtierende Untersekretärin der UN für Humanitäre Angelegenheit und Nothilfekoordinatorin: “Was die israelischen Streitkräfte im besetzten Nord-Gaza tun, können wir nicht weiter durchgehen lassen. Krankenhäuser wurden von Granaten getroffen und Mitarbeiter wurden inhaftiert. Unterkünfte wurden zwangsweise von Menschen geleert und niedergebrannt. Ersthelfer wurden bei ihrem Einsatz, Menschen unter den Trümmern zu bergen, gehindert. Familien wurden voneinander getrennt, Männer und Jungen mit einem LKW abtransportiert. Hunderte von Palästinensern wurden Berichten zufolge getötet. Zehntausende wurden immer und immer wieder gezwungen, zu fliehen. Die gesamte Bevölkerung von Nord-Gaza droht zu sterben.“
Am folgenden Tag drückte der UN-Generalsekretär sein Entsetzen über die „erschütternd hohen Zahlen an Toten, Verletzten und an Zerstörung im Norden, während noch Zivilpersonen unter den Trümmern eingeschlossen und Kranke und Verletzte ohne lebensrettende Versorgung sind und Familien keine Nahrung und keine Unterkunft haben und Berichte besagen, dass Familien voneinander getrennt und viele Menschen gefangen genommen wurden“. Er warnte, dass die „weitverbreitete Verwüstung und Elend ...die Lebensbedingungen für die palästinensische Bevölkerung dort unerträglich machen“.
Zwischen dem 22. und dem 29. Oktober wurden mindestens sieben Massenopfer-Vorfälle in ganz Gaza verzeichnet, darunter vier im Gouvernement von Nord-Gaza. Am 24. Oktober wurden Berichten zufolge zwischen 150 und 200 Menschen getötet oder verletzt, als ein Wohnblock aus 11 Häusern im Jabalya-Flüchtlingslager getroffen wurde. Am 24. Oktober wurde die Ash Shuhada -Schule im An Nuseirat-Flüchtlingslager, in Deir al Balah, getroffen und ein Feuer brach aus; dem staatlichen Medienbüro (GMO) zufolge wurden 17 Palästinenser getötet, darunter neun Kinder, und mehr als 52 verletzt. Am 25. Oktober wurden 25 Menschen getötet, als zwei Häuser im Beit Lahya-Projekt-Gebiet (Mashrou’ Beit Lahya) getroffen wurden. Am 24. und 25. Oktober berichtet das MoH, dass insgesamt 38 Palästinenser getötet und Dutzende weitere verletzt wurden, meistens Kinder und Frauen, als mehrere Wohngebäude bei einer Militäroperation in Qizan An Najjar und Al Manara Gebiet in Khan Younis zerstört wurden, wobei circa 20 Menschen laut dem PCD vermisst werden. Am 26. Oktober wurden mindestens 30 Menschen Berichten zufolge getötet und Dutzende verletzt, als ein Wohnblock in der Nähe der Ostkreuzung in Beit Lahya getroffen wurde, wobei einige unter den Trümmern verblieben, da der palästinensische Zivilschutz seine Einsätze im Norden Gazas einstellen musste. Am 27. Oktober wurden elf Palästinenser, darunter ein Mädchen und vier Frauen, Berichten zufolge getötet, als die Asma UNRWA-Schule, die im Ash Shati (Strand)-Flüchtlingslager in Gaza Stadt liegt, zur Unterkunft für Binnenvertriebene bestimmt und getroffen wurde. Am 29. Oktober wurden 93 Palästinenser getötet oder werden unter den Trümmern vermutet nach einem israelischen Angriff auf ein Wohngebäude in Beit Lahya, dem MoH zufolge.
Die folgenden sind einige zusätzliche tödliche Zwischenfälle, die zwischen dem 21. und 27. Oktober verzeichnet wurden.
Am 21. Oktober wurden um ca. 12:35 neun Mitglieder einer palästinensischen Familie getötet, als ein Haus im Az Zarqa-Gebiet, im Nordosten von Gaza Stadt getroffen wurde.
Am 22. Oktober wurden um ca. 9:20 acht Palästinenser, mindestens fünf männliche darunter, getötet und weitere verletzt, als eine Gruppe Palästinenser im Az Zeitoun-Viertel, im Südosten von Gaza Stadt getroffen wurde.
Am 23. Oktober, um circa 16:30, wurden sechs Palästinenser Berichten zufolge getötet, als ein Haus, das Binnenvertriebene beherbergte, in Jabalya Al Balad, im Norden Gazas, getroffen wurde.
Am 27. Oktober wurden um circa 1:00 10 Palästinenser getötet und weitere verletzt als ein Haus, das IDPs beherbergte, im Beit Lahya Projekt, in Nord-Gaza getroffen wurde.
Das fortgesetzte Zielen auf Schulen behindert die Notfallmaßnahmen in ganz Gaza. Zwischen dem 13. und 26. Oktober wurden 31 Vorfälle verzeichnet, die 22 Schulen der UN betrafen sowie acht der Palästinensischen Autorität, wobei einige Schulen mehrfach angegriffen wurden. 20 dieser Vorfälle ereigneten sich im Gouvernement von Nord-Gaza. Insgesamt wurden 57 Vorfälle, die Schulen betrafen, zwischen dem 1. und 26. Oktober, darunter Luftangriffe, Zwangsevakuierungen, Beschuss und Brandstiftung, verzeichnet. Diese Vorfälle zerstörten weiter die Infrastruktur, was zu Verlust von Leben führte und Angst und Schrecken unter Eltern und Kindern erzeugte.
Gesundheitsversorgungsbedingungen bleiben weiterhin im Norden Gazas kritisch durch „intensive Militäroperationen, die um und innerhalb der Gesundheitseinrichtungen stattfinden sowie ein lebensbedrohlicher Mangel an medizinischen Gütern, noch verschärft durch massive Zugangsbeschränkungen, die die Menschen von lebensrettender Versorgung abschneidet“, warnte der WHO-Generaldirektor, Tedros Adhanom Ghebreyesus, am 26. Oktober. Von fünf Krankenhäusern, die im Gouvernement Nord-Gaza vor Oktober 2023 noch in Betrieb waren, blieben zwei (Kamal Adwan und Al Awda) teilweise betriebsfähig zur Zeit, nachdem das Indonesische Krankenhaus seinen Betrieb eingestellt hatte.
Am 26. Oktober informierte das MoH, dass die Belagerung des Kamal Adwan-Krankenhauses beendet sei.
Am 25. Oktober waren israelische Soldaten in das Krankenhaus eingedrungen, wo 600 Menschen anwesend waren, darunter sowohl 195 Trauma- oder auch keine Traumapatienten; dem MoH zufolge wurden drei Sanitäter und eine Reinigungskraft verletzt, wobei drei Krankenwagen, ein Transportfahrzeug und ein System zur Stromerzeugung durch Solarzellen am 25. und 26. Oktober zerstört wurden. Von dem 70-köpfigen Krankenhausteam wurden 44 männliche Mitarbeiter vom israelischen Militär inhaftiert, 30 von ihnen blieben in Gewahrsam und andere wurden gezwungen, sich gen Süden zu begeben. In einer Pressemitteilung am 29. Oktober beschrieb das MoH eine schockierende Situation am Kamal Adwan-Krankenhaus, da die Einrichtung mit einem Massenandrang von neuen Opfern am selben Vormittag zu kämpfen hatte, nur mit dem Krankenhausdirektor und einem Kinderarzt, die 150 verletzte Patienten behandeln mussten, ohne Chirurgen, ohne Anästesie oder Versorgungsteams der Intensivstation. Das MoH forderte die dringende Einstellung von Medizinischen Teams, vor allem aus der Chirurgie, sowie Krankenwagen und Fahrzeuge des Zivilschutzes, um Leben zu retten. Am 24. Oktober gelang es Stunden vor dem Überfall auf das Kamal Adwan-Krankenhaus, der WHO gemeinsam mit der OCHA, UNMAS, CADUS und der Palästinensischen Rotkreuz-Gesellschaft (PRCS) das Krankenhaus zu erreichen und 10.000 Liter Benzin zu liefern, 180 Bluteinheiten, Medizin, um die Bedürfnisse von 5.000 Patienten zu decken sowie Unfallchirurgie und Alkoholvorräte für 1.600 Interventionen. Die Mission evakuierte 23 kritische Patienten, neben 26 Betreuern ins Al Shifa-Krankenhaus im Gouvernement Gaza und versorgte das letztere mit Labormaterialien und Medikamenten, um die Bedürfnisse der 6.000 Menschen zu decken. Bei seinem Briefing der Presse in Genf über die Mission berichtete der WHO-Vertreter in den besetzten palästinensischen Gebieten, Dr. Richard Peerperkorn, dass das Team an einem Kontrollpunkt in der Nähe des Kamal Adwan-Krankenhauses (gesehen habe, wie ...)„Tausende von Frauen und Kindern das Gebiet verließen, zu Fuß, humpelnd mit ihrem wenigen Hab und Gut in Richtung Salah al Din [Straße] und Gaza Stadt.” Im Kamal Adwan sah das Einsatzteam „Chaos und Verwüstung“, wobei die Notfallstation überfüllt von „Traumapatienten mit furchtbaren Verletzungen war, das Krankenhauspersonal war völlig überfordert und hatte keine Ausrüstung, um mit der Massenopfer-Situation umzugehen und Hunderte von Menschen suchten einen Unterschlupf in jeder Ecke der Einrichtung“, fügte Peerperkorn hinzu.
Was das Indonesische Krankenhaus angeht, so beobachtete die WHO bei ihrer Mission am 24. Oktober, dass die Grundstückbegrenzungsmauer zerstört worden war und der Gesundheitscluster berichtete, dass bis zum 26. Oktober weder Nahrung noch Wasser für Patienten, medizinisches Personal und Binnenvertriebene verfügbar war. Vier Patienten waren zwischen dem 20. und dem 26. Oktober gestorben, trotzdem wurde eine Mission unter der Leitung der WHO, um Nahrung, Wasser und medizinische Güter zu liefern, von den israelischen Behörden abgelehnt. Als Letztes ist das Al- Awda-Krankenhaus, in dem 151 Menschen, darunter 65 Mitarbeiter, 43 Patienten, 36 Begleitpersonen und sieben Kindern bis zum 26. Oktober verblieben waren, aufgrund beschädigter Straßen nun unerreichbar dem Gesundheitscluster zufolge. Das Krankenhaus hat kein Trinkwasser und stützt sich hauptsächlich auf unbehandeltes Brunnenwasser. Zentrale Wasserrohre wurden beschädigt, wodurch die Verfügbarkeit von Wasser auf zwei Stunden pro Tag limitiert ist.
“Eskalierende Gewalt, intensive Bombardierungen, Massenvertreibungsbefehle und ein Mangel an sicheren humanitären Feuerpausen in den meisten Teilen von Nord-Gaza“ haben das Technische Polio-Komitee für Gaza, das aus dem Palästinensischen Gesundheitsministerium, der WHO, UNICEF, UNRWA und Partnern besteht, gezwungen, die dritte und letzte Phase der Polio-Notimpfkampagne, die dazu dient, die zweite Dosis des neuen oralen Polioimpfstoffs Type 2 (nOPV2) an 119.279 Kinder in den nördlichen Gouvernements zu verabreichen, zu verschieben. In einer Stellungsnahme erklärten die WHO und UNICEF, dass “aktuelle Bedingungen, darunter laufende Angriffe auf die zivile Infrastruktur weiterhin die Sicherheit und die Bewegung der Menschen im Norden Gazas gefährden, was es für Familien unmöglich macht, ihre Kinder sicher zur Impfung zu bringen, und den Gesundheitshelfern, die Impfung sicher durchzuführen“. Aufgrund intensiver Verhandlungen wurde nun ein Übereinkommen mit den Parteien erreicht, um die Impfung zwischen dem 2. und 4. November im Gaza-Gouvernement fortzusetzen. Die dritte Phase zu vervollständigen und sicherzustellen, dass mindestens 90 Prozent aller Kinder in allen Gemeinden und Vierteln geimpft werden, ist lebenswichtig, um die Verbreitung des Polio-Virus in Gaza zu verhindern und das Risiko, das noch mehr Kinder erkranken, abzuwenden, wie UNICEF und WHO warnten.
Jüngste Angriffe auf Wasser, Sanitär und Hygiene (WASH)-Mitarbeiter und Einrichtungen, unregelmäßiger Zugang zu Treibstoff sowie Militäroperationen haben gravierend den Zugang zu sauberem Wasser unterminiert. Am 19. Oktober wurden vier Ingenieure der Küstenwasserverwaltung (CMWU) Berichten zufolge bei einem Einsatz getroffen, der am selben Vormittag von den israelischen Behörden genehmigt worden war, als sie in einem deutlich sichtbar markierten Fahrzeug fuhren. Die CMWU stellte daraufhin die meisten Betriebe in Gebieten ein, die eine Koordinierung mit den israelischen Behörden erfordern. Darüber hinaus tötete der Angriff auf das Safa-Brunnenfeld in Gaza Stadt dem WASH-Cluster zufolge am 24. Oktober zwei Betreiber der städtischen Brunnen und beschädigte diese lebenswichtige Wasserquelle, mit vier Brunnen mit einer Förderkapazität von 500 Kubikmetern pro Stunde. Während eine Bewertung noch durchzuführen ist, geht man davon aus, dass die Wasserzufuhr in Gaza Stadt wegen der begrenzten Grundwasserquellen und aufgrund des Umziehens Binnenvertriebene aus Jabalya in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der unterbrochene Zugang zu Treibstoff hat kürzlich acht Wasserlieferanten des Privatsektors gezwungen, den Betrieb in Gaza Stadt einzustellen und die Produktion der städtischen Brunnen bedeutend einzuschränken. In Nord-Gaza zwang der Mangel an Treibstofflieferungen an WASH-Einrichtungen seit dem 1. Oktober die städtischen Teams, die Wasserproduktion zu rationieren oder ganz einzustellen. Im gesamten Gazastreifen enthüllte eine kürzliche WASH-Cluster-Bewertung eine alarmierende Wasserknappheit, bei der fast zwei Drittel der Haushalte oder circa 1,4 Millionen Menschen weniger als die empfohlenen sechs Liter pro Person pro Tag zum Trinken und Kochen verbrauchen, wobei es fast der Hälfte der Bevölkerung an den Minimum von 15 Litern pro Person und pro Tag zum Trinken, Kochen und für die Hygiene mangelt.
“Kinder in Gaza sterben, nicht nur durch Bomben, Kugeln und Granaten, die sie treffen“, sondern sogar, wenn sie diese überleben. „Sie werden dann an der Ausreise aus Gaza gehindert, um die dringende Behandlung zu bekommen, die ihr Leben retten würde“, betonte der Sprecher von UNICEF, James Elder, am 25. Oktober. Seit der Schließung des Rafah-Übergangs am 7. Mai wurde nur 127 Kindern – viele litten unter einem Schädeltrauma, Amputationen, Verbrennungen, Krebs und schwerer Unterernährung – die Ausreise aus Gaza medizinischen Gründen erlaubt.
Vor der Schließung wurden zwischen dem 1. Januar und dem 7. Mai 296 Kinder medizinisch außerhalb von Gaza behandelt. UNICEF appellierte, “die Zahlen haben diejenigen, die die Macht zum Handeln haben, nicht berührt“, und berichtete die Leidensgeschichte von drei der vielen Kinder, die in Gaza gefangen sind: ein 12-jähriges Mädchen benötigt dringend eine Knochenchirurgie nach schweren Gesichtsverletzungen (Ausreise aus medizinischen Gründen viermal verweigert); ein sechs Monate altes Baby mit Muskelkrebs und schwerer Unterernährung, mit einem Schlauch in seiner Niere, wartet bereits seit zwei Monaten in einem Zelt auf die Evakuierung; und ein vierjähriges Mädchen, das ein Bein und Finger verlor, Verbrennungen vierten Grades erlitt, riskiert weitere Amputationen an seiner Hand sowie dem anderen Bein, ohne eine sofortige Evakuierung. Der letzte Fall wurde erst Ende Oktober zur medizinischen Evakuierung genehmigt, wobei kein Termin für die Abreise festgelegt wurde, wobei ihrer Mutter, deren medizinische Evakuierung abgelehnt wurde, an Verbrennungen fünften Grades und einer schweren Blutvergiftung am 23. Oktober verstarb.
Die WHO schätzt insgesamt, dass 14.000 Patienten dringend eine medizinische Evakuierung außerhalb Gazas benötigen, wobei nur 39 Prozent aller medizinischen Evakuierungsanträge von den israelischen Behörden seit Oktober 2023 genehmigt wurden, und nur 33 Prozent der Patienten tatsächlich den Gazastreifen verlassen haben. Seit der Schließung des Rafah-Übergangs wurden nur 229 Patienten mit 316 Begleitpersonen nur in sechs Fällen ausnahmsweise evakuiert, wobei die WHO weiterhin für eine sofortige Wiederherstellung der medizinischen Korridore in der Westbank fordert, darunter auch Ostjerusalem, sowie nach Ägypten und Jordanien, von wo Patienten weiter transportiert werden könnten, falls erforderlich.
Entwicklungshelfer und Notfallhelfer werden auch weiterhin mit extremen Herausforderungen konfrontiert, wenn sie Menschen im gesamten Gazastreifen beistehen, oft unter äußersten Risiken für ihre eigene Sicherheit. Seit dem 3. Oktober 2024 wurden 14 Entwicklungshelfer und vier Gesundheitshelfer getötet und andere im gesamten Gazastreifen verletzt, darunter auch einige, die nicht im Dienst waren. Darunter sind sieben Mitarbeiter der UNRWA und sieben Mitarbeiter nationaler und internationaler NROs. Seit Oktober 2023 wurden mindestens 322 Sanitäter, darunter 315 Palästinenser und sieben Ausländer, getötet. Darunter auch 237 Mitarbeiter der UN ( 233 von ihnen waren UNRWA-Mitglieder), 33 PRCS-Mitarbeiter und Freiwillige sowie mindestens 52 weitere Notfallhelfer nationaler und internationaler NROs.
Am 26. Oktober verkündete das israelische Militär die Ausdehnung der Zone in Al Mawasi, in die sie den Palästinensern befohlen haben, zu gehen; der Befehl wiederholt vorherige Evakuierungsbescheide, die 11 Quadratkilometer in Khan Younis und Deir Al Balah betreffen, und so die Zone auf 68 Quadratkilometer oder um ca. 19 Prozent vom gesamten Gaza-Gebiet ausweiten. Insgesamt hat das israelische Militär seit Oktober 2023 bis zum 29. Oktober 65 Evakuierungsbefehle, darunter vier, die anschließend widerrufen wurden, ausgestellt. Zur Zeit steht circa 80 Prozent von Gaza unter aktiven Evakuierungsbefehlen.
Zwischen dem 1. und 28. Oktober wurden von 580 geplanten Hilfsmaßnahmen im gesamten Gazastreifen, die eine Koordination mit israelischen Behörden erfordern, 44 Prozent (254) abgelehnt, 36 Prozent (212) wurden ermöglicht, 16 Prozent (92) wurden behindert und vier Prozent (22) wurden aufgrund logistischer und aus Sicherheitsgründen gestrichen. Diese enthalten 93 koordinierte Hilfsmaßnahmen, die humanitäre Hilfe in den Norden von Gaza und in die Gaza Gouvernements über den Al Rashid-Kontrollpunkt liefern sollten. Von ihnen wurden nur 8 Prozent (sieben) von den israelischen Behörden ermöglicht.
Eine neue gemeinsame Bewertung des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) und der Wirtschaftlichen und Sozialen Kommission der UN für West-Asien (UNESCWA) betont, dass der Humanitäre Entwicklungs-Index am Ende 2024 (HDI) in Gaza auf 0,408 fallen wird —einem Grad, der für 1955 geschätzt wurde, womit mehr als 69 Jahre des Fortschritts vernichtet wurden. Für die Westbank wird erwartet, dass der HDIF auf 0,676 fallen wird, was 16 Jahre von Verlust widerspiegelt, er könnte sich noch verschlechtern, wenn die Militäroperationen ausgeweitet werden, wobei der HDI im besetzten palästinensischen Gebiet (OPT) schätzungsweise um 24 Jahre zurückgesetzt wurde. Die Armutsrate wird im gesamten OPT auf 74,3 in 2024 wachsen, von 38,8 Prozent in 2023, wovon 4,1 Millionen Menschen betroffen sind, darunter 2,61 Millionen, die neuerdings auch verarmt sind. Die Bewertung unterstreicht, dass die Zahl der Menschen, die in überdimensionaler Armut leben, sich in 2024 mehr als verdoppelt hat, gegenüber 2017 eine Steigerung von 24,1 bis 55,4 Prozent im gesamten OPT, mit der größten Zunahme der Deprivationsraten bei den Anzeichen des Multidimensionalen Armuts-Index (MPI), wie folgt: Freiheit der Bewegung, Geldquellen, Arbeitslosigkeit, Zugang zur Gesundheitsversorgung und Einschulung. Die Analyse zeigt auch, dass das Bruttoinlandprodukt (BIP) um 35,1 Prozent in diesem Jahr geschrumpft ist gegenüber dem Szenario ohne Krieg, wobei die Arbeitslosigkeit potentiell auf 49,9 Prozent gestiegen ist. „Prognosen bei dieser neuen Bewertung bestätigen, dass sich neben sofortigen Leiden und des schrecklichen Verlustes von Leben, auch eine ernste Entwicklungskrise entfaltet – eine, die die Zukunft der Palästinenser für zukünftige Generationen gefährdet”, betonte der UNDP-Verwalter, Achim Steiner, und fügte hinzu, dass “sogar, wenn humanitäre Hilfe jedes Jahr bereitgestellt wird, die Wirtschaft ihren Grad von vor der Krise für ein Jahrzehnt oder mehrere nicht zurückgewinnen kann”, besonders wenn es keine frühzeitige Regenerierung gibt oder unter einem begrenzten frühzeitigen Szenario.
Finanzierung
Bis zum 29. September haben die Mitgliedsstaaten circa 2.0 Milliarden US-Dollar von 3,42 Milliarden (60 Prozent) gezahlt, die erforderlich waren, um die dringendsten Bedürfnisse der 2,3 Millionen Menschen in Gaza und 800.000 Menschen in der Westbank, darunter Ostjerusalem, zwischen Januar und Dezember 2024 zu decken. Eine Finanzierungsanalyse finden Sie auf dem Flash Appeal Financial Tracking dashboard. (*2,3 Millionen spiegelt die prognostizierte Bevölkerung des Gazastreifens bei der Ausstellung des Blitzaufrufs im April 2024 wider. Bis Juli 2024 schätzt die UN, dass circa 2,1 Millionen Menschen im Gazastreifen verblieben, und diese aktualisierte Zahl wird nun für programmtechnische Zwecke genutzt.)
Der Humanitäre Fond für die besetzten palästinensischen Gebiete (oPt HF) hat insgesamt 87 ständige Projekte, die sich auf 77,5 Millionen belaufen. Diese Projekte sollen den dringenden Bedarf im Gazastreifen (90 Prozent) und in der Westbank (10 Prozent) decken. Die Projekte fokussierten auf Bildung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Schutz, Notunterkünften und Non-Food-Artikeln (NFI), Wasser, Sanitär und Hygiene (WASH), Kooordinations- und Unterstützungsdiensten, Mehrzweck-Bargeld-Unterstützung sowie Ernährung.
Von diesen Projekten werden 48 von internationalen Nichtstaatlichen Organisationen (INROs) oder von der UN umgesetzt, 27 von nationalen NROs und 12 von UN-Agenturen.
Vor allem wurden 31 der von den durch die INROs oder die UN umgesetzten 60 Projekten in Zusammenarbeit mit nationalen NROs realisiert. Zusätzlich zu den vier anderen Reservezuweisungen für 2024 wird die erste Standardzuweisung in Höhe von 30 Mio. USD, die auf den Soforthilfeaufruf für 2024 abgestimmt ist, fertiggestellt, um die Hilfsmaßnahmen zur Deckung des unmittelbaren Bedarfs der betroffenen Menschen im Gazastreifen und im Westjordanland rasch zu erhöhen.
Die Zuweisung umfasst 16 beschleunigte Projekte, die sich vorrangig mit der Vorbereitung auf den Winter und der Deckung des dringenden Bedarfs an Unterkünften, WASH und anderen Nothilfemaßnahmen für Binnenvertriebene und andere gefährdete Gruppen in Gaza befassen.
Monatliche Updates, Jahresberichte und eine Liste aller pro Jahr finanzierter Projekte sind auf der Website des Humanitären Fonds oPt, unter der Rubrik Finanzierungen zu finden.
(übersetzt von Inga Gelsdorf) Quelle
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