
Eine
Journalistin, Gisela Blau macht auf
Benjamin Weinthal
und Verena
Tobler antwortet:
Von: "Verena
Tobler - Kernkultur.ch" <verenatobler@kernkultur.ch>
- Betreff: Ihr Schreiben
Datum: 30. November 2016 um 19:16:27 MEZ
Liebe Frau Gisela Blau, Als eine der Frauen
in unserer Gruppe habe ich die Ehre,
Ihre Mail
persönlich zu beantworten.
Ihre erste Frage kann ich Ihnen klar
beantworten: Das Sujet tel-quel hat uns ein
jüdischer Freund und Unterstützer aus
Deutschland geliefert, zum Plakat
ausgestaltet wurde es dann von einem
Schweizer Grafiker. Weil uns die perfiden
Methoden bekannt sind, mit denen wir
IsraelkritikerInnen von zionistischer Seite
diffamiert werden, behalten wir die Namen
aber selbstverständlich für uns.
Auf die braune Suppe der
Völkerrechtsverbrechen Israels, auf die wir
mit unserem Plakat aufmerksam machen, gehen
Sie mit keinem Wort ein, weil Sie glauben,
in der Suppenbrühe ein Haar entdeckt zu
haben. Doch unser Plakat ist in keiner Weise
sexistisch, sondern im Gegenteil: als
feministischer Aufruf gedacht! Deshalb
erübrigt es sich auch, auf Ihre weiteren
Deutungen bzw. Unterstellungen (2-5)
einzugehen.
Erstens: Bei der Europa handelt es sich um
eine weibliche Figur, die der griechischen
Mythologie entstammt. Wir verwenden sie im
Plakat allegorisch: als indirekte Aussage.
Eine Frau steht als Zeichen für eine andere
Sache: für Europa. Diese bildhafte
Personifikation eines Staates oder
Staatenbundes ist üblich: für das Deutsche
Reich steht die Germania, für die Schweiz
die Helvetia, für Frankreich die Marianne
oder in unserem Plakat steht die weibliche
Figur der Europa für Europa. Inwieweit das
sexistisch sein soll, ist uns schleierhaft.
Zweitens: Das Plakat spielt auf den
griechischen Mythos an, laut dem der Zeus,
immerhin der höchste Gott im Götterhimmel,
die besagte Europa, - je nachdem, welchem
der männlichen Berichterstatter Sie glauben
wollen - entweder entführt oder geraubt,
verführt oder vergewaltigt und auf jeden
Fall geschwängert hat.
Drittens: Die renommierte Historikerin
Annette Kuhn hat den von Ovid überlieferten
und effektiv patriarchal geprägten Mythos
längst feministisch umgedeutet: Zeus konnte
sich Europa n u r nähern, weil er sich
verkleidet hatte. „Liebe, so lautet die
einfache Botschaft, kann nicht erzwungen
werden. Da helfen alle männlichen
Verwandlungs- und Verstellungskünste nicht
weiter“, meint Carola Meier-Seethaler in
ihrem Werk „Ursprünge und Befreiungen. Eine
dissidente Kulturtheorie“ (1988) dazu.
Konkret auf unser Plakat umgesetzt: Europa
geht dem Netanyahu nur deshalb auf den Leim,
weil er ihren Blick auf die Blösse der
israelischen Völkerrechtsverletzungen mit
dem Joker – oder wenn’s Ihnen lieber ist:
mit dem Feigenblatt „Holocaust“ bedeckt.
Persönlich halte ich das für blasphemisch:
Der Holocaust ist ein schreckliches Ereignis
und in keiner Weise geeignet, um das Unrecht
zu legitimieren, das den Palästinensern
laufend zugefügt wird. Im Gegenteil: Ich
wünschte mir, Israel könnte aufgrund seiner
Vergangenheit an vorderster Front für die
Menschen- und Völkerrechte einstehen.
Viertens: Unser Plakat ruft Europa auf, sich
zu emanzipieren und die
Völkerrechtsverbrechen Israels zu
sanktionieren! Denn nur, wenn es Israel die
Praktiken des Landraubs, der Vertreibung und
der Apartheid endlich einstellt, kann der
jüdische Staat eines Tages zu einem
respektierten Mitglied einer Völkerfamilie
werden, in der für alle Staaten dieselben
Rechte und Pflichten gelten.
In diesem Sinne wünschen wir uns von Ihnen
und anderen Mitgliedern der jüdischen
Gemeinden in der Schweiz künftig mehr
Fairness und Unterstützung in einer Sache,
die für die weitere Zukunft des Staates
Israels entscheidend ist. Denn dass Israel
eine gelingende Zukunft haben soll und kann,
ist uns allen wichtig. Mit freundlichen
Grüssen an Sie von unserer ganzen Gruppe
Verena Tobler Linder
Von:
Gisela Blau
Betreff: Plakat im HB
Datum: 30. November 2016 um 11:11:23
MEZ
An: info@palaestina-solidaritaet.ch
Sehr geehrte Damen und Herren
Bitte beantworten Sie mir für eine
Recherche einige Fragen:
1. Wer hat dieses Plakat gestaltet?
(Bitte keine Ausflüchte wege
Persönlichkeits- odr Datenschutz
etc., denn diese würde allenfalls
auch dem abgebildeten
Premierminister Netanyahu ziustehen.)
2. Haen Sie bewusst eine krass
sexistische Darstellung gewählt, die
Frauen und Mädchen diskriminiert?
3. Worauf stützen Sie die
Darstellung einer unterwürfigen
Rolle von Frauen und Mädchen?
4. Sind die weiblichen Mitglieder
Ihrer Organisation mit diesem Plakat
einverstanden gewesen oder gab es
Kontroversen?
5. Wer hat die Entscheiduing für
diese sexistische Darstellung des
Plakats gefällt?
6. Wie lange hängt das Plakat im
Zürcher HB und wird es auch an
anderen Standorten platziert?
Besten Dank für rascheste
Beantwortung. Freundliche Grüsse
Gisela Blau Journalistin BR |
Die Israel Lobby ist auch in den Medien sehr
aktiv:
Quelle: Kurt
O. Wyss - Arn Strohmeyer |