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Übersicht
der BDS-Erfolge 2016 - 7. 12. 2016 - Israels
Repressionskrieg vermochte das anhaltende
Anwachsen der BDS-Bewegung für
palästinensische Rechte nicht zu stoppen
- A campaigner in the West Bank puts up a
poster in support of a campaign during
Ramadan encouraging people to boycott
Israeli products. Community boycott
campaigns are spreading across the West Bank
and the whole of Palestine.
Das Jahr 2016 wird Palästinenser_innen und
Unterstützer_innen für Freiheit,
Gerechtigkeit und Gleichheit für alle
Palästinenser_innen unter anderem in
Erinnerung bleiben als ein Jahr, in dem
Israel die palästinensisch geführte globale
BDS-Bewegung für palästinensische Rechte mit
aller Vehemenz bekämpfte und verzweifelt
versuchte die Bewegung zu zerschlagen.
In dieser Hinsicht wird 2016 auch als Jahr
des spektakulären Scheiterns Israels in
Erinnerung bleiben, da BDS sich weiter
etablierte und seine Auswirkung auf Israels
System der Besatzung, des
Siedlungskolonialismus und der Apartheid
verstärkte.
2016 setzte Israel massive finanzielle
Mittel, intensive Spionage, bestens
funktionierende Propaganda, „Cyber-Sabotage“
und, was am wesentlichsten ist, juristische
Kriegsführung gegen
BDS-Menschenrechtsverteidiger_innen und
-Netzwerke ein.
Frustriert von der Ausbreitung von BDS im
Westen, in Lateinamerika, in der arabischen
Welt, in Südafrika und in Teilen Asiens hat
Israel gehofft, seinen enormen Einfluss auf
den US-Kongress und Parlamente der
Bundesstaaten sowie auf die Regierungen
Frankreichs, Großbritanniens, Kanadas und
anderen wirksam gegen BDS einzusetzen.
Israel hat versucht, BDS von oben zu
stigmatisieren, zu dämonisieren und in
einigen Fällen zu delegitimieren, nachdem es
ihm nicht gelungen ist, die Bewegung von
unten zu zerstören.
Auch in diesem Jahr ist BDS immer stärker
geworden. Große multinationale Konzerne,
darunter das französische
Telekommunikations- unternehmen Orange und
der irische Zement-Konzern CRH, haben ihre
Beteiligung an israelischen Projekten, die
gegen palästinensische Rechte verstoßen,
aufgegeben. 2015 war Veolia aus seinem
Israel-Geschäft ausgestiegen, nachdem es
infolge der sieben Jahre anhaltenden
BDS-Kampagne Milliardenverluste eingefahren
hatte.
Ebenfalls in diesem Jahr erklärten Dutzende
von Stadtparlamenten, vor allem in Spanien,
ihre Städte zu „Israeli Apartheid Free
Zones„. Große Kirchen in den USA zogen ihr
Kapital aus israelischen Banken und
internationalen Unternehmen, die Besatzung
unterstützen, ab.
BDS hat auch rund um die Welt von Prinzipien
geleitete, bereichsübergreifende Koalitionen
u.a. mit Bewegungen für ethnische,
wirtschaftliche, Geschlechter- und
Klimagerechtigkeit gefestigt.
Einen außergewöhnlich bemerkenswerten Erfolg
erzielte die BDS-Bewegung im Jahr 2016 durch
die Europäische Union, durch die Regierungen
von Schweden, den Niederlanden und Irland,
die, ebenso wie Amnesty International, die
amerikanische Bürgerrechtsvereinigung, die
Internationale Liga für Menschenrechte und
hunderte politische Parteien, Gewerkschaften
und soziale Bewegungen weltweit, das Recht
auf Boykott gegen Israel für die
völkerrechtlich anerkannten Rechte der
Palästinenser*innen unterstützen.
Der Logik, Israels Regime der Unterdrückung
abzuwiegeln, folgt mittlerweile die Logik
>>>
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Makler
mit Makel - In einem Interview hat Donald
Trump seinen Schwiegersohn Jared Kushner als
Vermittler für den Nahost-Konflikt ins
Gespräch gebracht.
Er wäre ein Makler, der bei den
Palästinensern auf wenig Akzeptanz stoßen
dürfte. - Peter Münch
Für den künftigen US-Präsidenten Donald
Trump ist auch der nahöstliche Frieden in
erster Linie eine Familienangelegenheit.
Dieser Prämisse folgend hat er seinen
Schwiegersohn Jared Kushner im Gespräch mit
der New York Times als idealen Vermittler
zwischen Israelis und Palästinensern
genannt. "Er kennt die Region, er kennt die
Leute, und er kennt die Mitspieler",
schwärmte Trump. Einschränkend wäre
anzumerken, dass der Spross einer orthodoxen
jüdischen Familie aus New Jersey wohl vor
allem die israelische Sichtweise auf den
Konflikt kennt, weshalb er den
Palästinensern nicht unbedingt als ehrlicher
Makler erscheint.
Die Bedenken dürften nun noch verstärkt
werden durch eine Recherche der israelischen
Tageszeitung Haaretz, der zufolge die
Familienstiftung der Kushners in den
vergangenen Jahren Zehntausende Dollar für
jüdische Siedlungen auf besetztem
palästinensischem Land gespendet hat.
Jared Kushner sitzt ebenso wie seine
Geschwister im Vorstand der von seinen
Eltern gegründeten "Charles und Seryl
Kushner Charitable Foundation". Die mit
Immobiliengeschäften reich gewordene
Familie, die früher zu den Unterstützern der
amerikanischen Demokraten zählte, zeigt hier
ihre philanthropische Seite mit jährlichen
Spenden in Millionenhöhe an Einrichtungen in
den USA und Israel. Nutznießer sind zum
Beispiel das Jerusalemer
Shaare-Zedek-Hospital, in dem ein
"Kushner-Campus" auf die edlen Spender von
insgesamt 20 Millionen Dollar verweist.
Einiges an Geld fließt auch in einen
Freundeskreis der israelischen Armee - und
eben auch in mehrere, zum Teil als höchst
problematisch geltende Siedlungsprojekte.
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Israel:
Legalisierungsgesetz passierte erste Lesung
- Israle will "wilde" Siedlungen
legalisieren
- Trotz
massiver internationaler Proteste hat das
israelische Parlament ein Gesetz zur
Legalisierung “wilder Siedlungen” im
Westjordanland in erster Lesung
verabschiedet. Für das umstrittene
Gesetzesvorhaben stimmten in der Knesset 58
Angeordnete bei 51 Gegenstimmen, wie
israelische Medien am Mittwochabend
berichteten. >>>
Palästinenser-Appell an UN: «ernsthafte
Strafmaßnahmen» gegen Israel
- Die
israelische Regierung will «wilde
Siedlungen» im Westjordanland legalisieren.
Doch damit zieht das Land nicht nur den
Ärger der Palästinenser auf sich.
Die USA, Deutschland und die Palästinenser
haben Israel für ein geplantes Gesetz zur
Legalisierung «wilder Siedlungen» im
Westjordanland scharf kritisiert. «Wir haben
Aussagen israelischer Politiker in der
Debatte mit Befremden zur Kenntnis genommen,
ein solches Gesetz verstößt gegen
internationales Recht», sagte der Sprecher
des Auswärtigen Amts am Mittwoch vor einer
geplanten ersten Abstimmung des israelischen
Parlaments. Die Palästinenser forderten eine
Krisensitzung des UN-Sicherheitsrates.
Israel will Tausende Wohnungen in «wilden
Siedlungen» im Westjordanland auf
palästinensischem Privatland legalisieren.
>>>
7.
Dezember 2016 -
Auswärtiges
Amt zu Gesetzentwurf zur nachträglichen
Legalisierung von Außenposten
-
Zum Gesetzentwurf zur nachträglichen
Legalisierung illegaler Außenposten im
Westjordanland, der in Kürze in erster
Lesung in der Knesset beraten werden soll,
erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amts
heute:
„Wiederholt haben sich israelische
Regierungen und auch Premierminister
Netanjahu dazu verpflichtet, die auch nach
ihrer Sicht illegalen Außenposten räumen zu
lassen. Der jetzt vorliegende Gesetzentwurf
sieht vor, sie nachträglich zu legalisieren
- und zwar auch dort, wo sie auf privatem
palästinensischem Land errichtet sind.
Wir sind in hohem Maß besorgt über diese
Entwicklung und haben Aussagen israelischer
Regierungsmitglieder in der Debatte mit
Befremden zur Kenntnis genommen. Ein solches
Gesetz verstößt gegen internationales Recht.
Würde der Entwurf in dieser Form
verabschiedet, wäre das Vertrauen in das
Bekenntnis der israelischen Regierung zur
Zwei-Staaten-Lösung nachhaltig erschüttert.
Wir vertrauen darauf, dass intensive
Beratungen stattfinden und das Gesetz in
dieser Form nicht verabschiedet wird.“
Hintergrund: Am 05.12. hat die Knesset
in einer Vorablesung einem Gesetz über die
nachträgliche Legalisierung von Außenposten
(sog. „Hasdara Bill“) zugestimmt, das an den
Gesetzgebungsausschuss verwiesen wurde und
drei parlamentarische Lesungen durchlaufen
muss. Nach gegenwärtigem Entwurf könnten
palästinensische Landeigentümer zur
entschädigungspflichtigen Aufgabe ihres
Eigentums gezwungen werden. Als
Entschädigung sollen 125% des monetären
Gegenwerts des Grundstücks ausbezahlt
werden, die Rechtsmittel wären
eingeschränkt. Der Entwurf versucht,
rechtliche Bedenken zu entkräften, indem er
statt von direkter Enteignung des
betroffenen palästinensischen Privatlands
von der Konfiszierung von
Landnutzungsrechten spricht, was jedoch de
facto einer Enteignung für nicht-öffentliche
Zwecke gleichkäme und vom israelischen
Generalstaatsanwalt Mandelblit ebenfalls als
verfassungs- und völkerrechtswidrig
bezeichnet wurde. Zusätzlich zu 31
Außenposten, die bereits legalisiert sind
oder derzeit legalisiert werden, könnten
durch das Gesetz über 50 weitere Außenposten
mit ca. 4000 Wohneinheiten legalisiert
werden. |
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Ein
„berüchtigter Antisemit“
- 7. Dezember
2016 von Abi Melzer - Ein Gespenst reitet
durch Europa, das Gespenst des
vermeintlichen Antisemitismus. Es hält sich
am liebsten in Deutschland auf. Unter der
Oberfläche der Gesellschaft passieren ganz
merkwürdige und fast schon strafbare
Handlungen, die man der Öffentlichkeit nicht
mehr vorenthalten darf. Agenten, die sich
als Journalisten geben und manchmal jüdische
und oft nichtjüdische Namen tragen und
solche, die jüdische und nichtjüdische Namen
gleichzeitig tragen, delegitimieren brave,
anständige Bürger und politisch höchst
korrekte jüdische Organisationen und
diffamieren sie als Antisemiten, nur weil
sie es wagen, Benjamin Netanjahus Politik zu
verurteilen. Konten von Gegnern der
israelischen Politik werden ohne Angabe von
Gründen gekündigt, und bevor der Gekündigte
von seinem „Glück“ erfährt, weiß es schon
der berühmt-berüchtigte Korrespondent der
„Jerusalem Post“. Zum Glück in meinem Fall,
weil ich dadurch endlich nicht mehr mit
einer Bank zusammenarbeiten muss, die einmal
die Bank der SS war und eine linientreue
Bank der Nazis, die sich an der Enteignung
jüdischen Eigentums beteiligt hat. Dafür
muss ich Benjamin Weinthal danken, dem Agent
Provokateur. Es sind Fälle bekannt, auch in
Deutschland, bei denen solche Agenten
rechtswidrig eingesetzt wurden, etwa zur
verdeckten Störung von sozialen Bewegungen
und der gewalttätigen Unterdrückung von
politischen Gruppen.
Andere stehen voll und ganz und gerade wie
eine Kerze hinter dieser Politik, ohne mit
den Gegnern zu sprechen, meinetwegen zu
diskutieren, stattdessen verlangen sie, dass
diese anständigen Bürger, Juden und
Nichtjuden, den Mund halten und die
Schreibfeder fallen lassen und für immer
verstummen, denn Kritik an Israel ist ein
Tabu (in diesem Land). >>> |
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Auseinandersetzung wegen eines israelischen
Videos für Touristen, das sich auf das
Westjordanland als "Judäa und Samaria"
bezieht
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06.12.2016 -
Die mutmaßlichen Orte der Geburt Jesu und
Moses' sind zwei der religiösen Zentren im
Westjordanland, die in dem Werbevideo für
Touristen erscheinen, das von der
israelischen Armee veröffentlicht wurde; das
hat die Palästinenser verärgert, weil weder
arabische bzw. palästinensische Status
dieser Territorien noch die einheimischen
Bewohner erwähnt werden. Beide Ortschaften
liegen in der Zone A, die nach den
Oslo-Verträgen von 1993 unter direkter (und
vollständiger, Ü.) palästinensischen
Kontrolle steht.
Zahlreiche
Palästinenser haben in sozialen Netzten
darüber geklagt, dass in keiner Weise
erwähnt wird, dass es sich auf das besetzte
Westjordanland bezieht, das einfach "Judäa
und Samaria" genannt wird.
Das am Samstag
von COGAT (Koordination der
Regierungsaktivitäten in den
[palästinensischen] Gebieten), einer
israelischen Militärbehörde, veröffentlichte
Video animiert Touristen das Westjordanland
zu besuchen.
"Was auch
immer Israel an Erklärungen abgibt, es
handelt sich um eine eindeutige Verletzung
des Völkerrechts und außerdem ein Fehlen von
Anstand", sagte Xavier Abu Eid gegenüber der
Nachrichtenagentur Anadolu; er ist Sprecher
der Abteilung für Verhandlungen der PLO.
"Wir haben Israel nicht gebeten, für den
Tourismus in Palästina zu werben", sagte
Eid. "Wir fordern einfach das Recht unser
Land selbst zu regieren." Abu Eid
beschuldigte das israelische
Tourismusministerium in der Vergangenheit
ähnliche Videos produziert zu haben, die
palästinensische Ortschaften als israelische
beschreiben; er ist aber auch der Ansicht,
dass das die Meinung der ausländischen
Besuchern nicht berührt.
"Ein wichtiger
Unterschied zwischen Israel und Palästina
ist, dass die meisten Orte, auf die sie (die
Israelis) sich beziehen, Teil unserer
sozialen Struktur sind", stellte er fest.
"Ich sage nicht, dass niemand diese billige
Propaganda kaufen soll", fügte Eid hinzu.
"Ich sage nur, dass die Tatsachen für sich
sprechen."
Nach einem
Bericht der PLO vom März, haben sich die
anfänglichen Hoffnungen nicht erfüllt, dass
die Oslo-Verträge den Tourismus fördern
würden – da sie eine friedliche Koexistenz
palästinensischer und israelischer Behörden
ermöglichen.
Der Grund
dafür waren nach dem Bericht zum großen Teil
die bestehenden Einschränkungen der
Bewegungsfreiheit der Palästinenser oder des
Zugangs zu den Ressourcen in zwei Drittel
des besetzten Westjordanlandes, die nach den
Oslo-Verträgen unter israelischer Kontrolle
bleiben. Die Funktionäre von COGAT wollten
zu der Angelegenheit keine Erklärung
abgeben.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
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Die
ewige Sukka - Ein Kunstprojekt der
Sala-Manca-Gruppe in Zusammenarbeit mit
Itamar Mendes-Flohr und Yeshaiahu
Rabinowitz, das jüdische religiöse
Traditionen zum Anlass nimmt, um die
Auswirkungen israelischer Siedlungspolitik
kritisch zu beleuchten.
- Lea Mauas
und Diego Rotman
Vorbemerkung - Den eher öden Auftrag,
einen künstlerischen Beitrag zum
Laubhüttenfest zu liefern, nahm die
Künstlergruppe Sala-Manca mit der ihr
ureigenen Lust an poetischer Übersetzung
politischer, medialer und sozialer Kontexte
zum Anlass, eine eigene Interpretation der
jüdischen Laubhütte, der Sukka,
vorzustellen. Statt der traditionellen
Hütte, die Jüdinnen und Juden in aller Welt
als symbolische Erinnerung an die biblische
Flucht der IsraelitInnen aus Ägypten
allherbstlich im Vorgarten, auf Balkonen
oder nahegelegenen öffentlichen Plätzen
aufstellen, baute sie eine aus Blech und
Pappkarton bestehende Behausung
palästinensisch-beduinischer
Binnenflüchtlinge wieder auf. Immer wieder
werden Angehörige dieser Bevölkerungsgruppe
von der israelischen Armee von einem Ort an
den nächsten vertrieben.
Diese künstlerische Intervention stellt
nichts Geringeres dar als eine komplette
Umdeutung der traditionellen Laubhütte: Aus
dem wirkungsmächtigen Symbol >>> |
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Leserbrief zu
„Ausstellung
über Vertreibung der Palästinenser
eröffnet“, GT vom 1.12., S. 9)
von Ekkehart Drost
-
Der Bericht über die „Nakba-Ausstellung“
bedarf einiger Ergänzungen. Der Sprecher der
Deutsch-Israelischen Hochschulgruppe beklagt
„die einseitige, verzerrende und
geschichtsverfälschende Schau genau am Tag
des Gedenkens der Vertreibung der Juden aus
islamischen Ländern“. Eine inhaltliche
Auseinandersetzung mit dieser Sichtweise
kann an dieser Stelle nicht erfolgen; dazu
sei das Begleitheft zur Ausstellung
empfohlen. Hinsichtlich des Eröffnungstages
sind die Organisatoren der
Nakba-Ausstellung, unter ihnen auch der
Verfasser dieses Leserbriefes, allerdings
der falsche Adressat. Hierfür zuständig war
die Präsidentin der Universität, Prof.
Ulrike Beisiegel. Hätte diese die Eröffnung
nicht dreimal kurzfristig verschoben und
dadurch die Veranstalter auf unerträgliche
Weise brüskiert, so wäre die Ausstellung
bereits am 1.11. in den Räumen der
Universität eröffnet worden, zusammen mit
dem Einführungsvortrag von Prof. Udo
Steinbach (Berlin) – so wie es seit Monaten
geplant und mit der Präsidentin abgesprochen
war. Zuletzt sollte nach dem Willen der
Präsidentin ein „neutrales Gutachten“
eingeholt werden, bevor die Ausstellung im
Sommersemester 2017 in den Räumen der
Universität gezeigt werden könne. Dass in
den Geisteswissenschaften ein „neutrales“
Gutachten nicht möglich, Geschichte also
interpretierbar ist, darauf hat auch Prof.
Moshe Zimmermann (Jerusalem) in seinem
Vortrag am 22.11. im ZHG hingewiesen. Der
Präsidentin einer Universität, die sich um
den Status einer „Exzellenz-Universität“
bewirbt, sollte dieser Umstand eigentlich
bekannt sein. Da nun die Veranstalter auf
diesen Sankt-Nimmerleinstag nicht länger
warten wollten, legten sie die Eröffnung auf
den 30.11. fest. Dies fand offenbar die
Zustimmung und den Beifall der über 200
Gäste in der überfüllten Galerie Alte
Feuerwache.
Auch der untere Teil der Seite 9 („Wir
bleiben Freunde des Dialogs“) kann nicht
unkommentiert hingenommen werden. Zunächst
verwundert die Tatsache, dass diese
pro-israelische Gegenveranstaltung keinen
Widerspruch durch die Präsidentin erfahren
hatte. Der Leser wird sich hier seine
eigenen Gedanken gemacht haben. Was die
Vertreibung(en) von Juden aus arabischen
Ländern angeht, so bedürfen die Angaben der
israelischen Botschaft einer erheblichen
Korrektur: Die sog. „Neuen israelischen
Historiker“ haben seit der Öffnung der
Militärarchive im Jahr 1988 diesen Aspekt
von Israels Gründungsmythos einer
fundamentalen Revision unterzogen. So wurden
in Marokko von zionistischer Seite
Kopfgelder an jene gezahlt, die jüdische
Familien Marokkos zur Auswanderung nach
Palästina überredeten. Der Exodus in Irak
wird mit vom israelischen
Auslandsgeheimdienst Mossad initiierten
Synagogen-Bränden in Zusammenhang gebracht.
Der Exodus aus Ägypten (gemeint natürlich
der des 20.Jh.!) wurde durch die so genannte
Lawon-Affaire in Gang gesetzt (https://de.wikipedia.org/wiki/Lawon-Aff%C3%A4re).
Da die zu erwartende Zuwanderung durch
europäische Juden die erhofften
Mehrheitsverhältnisse zugunsten der
jüdischen Bevölkerung in Palästina nicht
verändern konnte - zahlreiche Hilfe suchende
Juden zogen andere Länder wie vor allem die
USA vor - , entschied man sich in Tel Aviv,
diese durch die ansonsten als eher
problematisch empfundene Zuwanderung
orientalischer Juden zu erreichen. Diese
Bevölkerungsgruppe führt auch heute noch ein
Schattendasein am Rande der israelischen
Bevölkerung, wie die israelische Autorin
Donna Rosenthal in ihrem lesenswerten Buch
„Die Israelis“ aufzeigt und wovon sich jeder
Israel-Tourist selbst überzeugen kann. |
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Ist
Deutschland eine Bananenrepublik?
Die Kündigung des Kontos der „Jüdischen
Stimme für einen gerechten Frieden in
Nahost“ durch die Bank für Sozialwirtschaft
ist ein Skandal
Arn Strohmeyer
Von Ariel
Sharon ist der Satz überliefert: „Wir das
jüdische Volk kontrollieren Amerika – und
die Amerikaner wissen das.“ Da passt die
Nachricht gut ins Bild, dass der US-Senat
gerade ein Zensur-Gesetz verabschiedet hat,
das die rechtliche Grundlage für ein
Vorgehen gegen Studenten liefern soll, die
es wagen, die israelische Politik zu
kritisieren. Und die hohen amerikanischen
Werte von Meinungs-, Informations- und
Pressefreiheit? Die bleiben offenbar auf der
Strecke, wenn es um Israel geht.
Man darf gespannt sein, wann dem Deutschen
Bundestag ein solcher Gesetzesentwurf
vorgelegt wird, die Israel-Lobby arbeitet
mit Sicherheit daran. Das wäre dann der
Höhepunkt der Kampagnen, die sie zur Zeit
unter der Leitung des dubiosen Journalisten
Benjamin Weinthal betreibt: gegen
missliebige Veranstaltungen – Vorträge,
Lesungen, Ausstellungen, Konzerte und
natürlich BDS-Demonstrationen – vorzugehen
und ihr Stattfinden zu verhindern. Der
neueste Coup ist, Druck auf Banken
auszuüben, dass sie die Konten von
Israel-Kritikern und kritischen
Organisationen kündigen, auch und gerade von
Juden.
Die Commerzbank machte bei Abraham Melzer
den Anfang. Jetzt hat die Berliner Bank für
Sozialwirtschaft der „Jüdischen Stimme für
einen gerechten Frieden in Nahost“ das Konto
gekündigt. Auch hier hatte Benjamin Weinthal
natürlich die Finger im Spiel. Dieses
Geldinstitut gibt die BDS-Kampagne, die die
„Jüdische Stimme“ unterstützt, als Grund für
ihren Schritt an – und übernimmt dabei
vollständig die israelisch-zionistischen
Propaganda-Argumente: BDS sei
„antisemitisch“, delegitimiere Israel und
wolle diesem Staat den Boden unter den Füßen
wegziehen. Die Bank beruft sich bei ihrer
Entscheidung sogar auf „ethische
Grundsätze“.
Welche mögen das wohl sein? Müsste dieses
Geldinstitut nicht auch das Völkerrecht und
die Menschenrechte im Auge haben, die Israel
mit seinem Vorgehen gegen die Palästinenser
in schlimmster Weise mit Füßen tritt? Die
BDS-Kampagne bezweckt nicht mehr und nicht
weniger, als Israel zu zwingen, seine
völkerrechts- und menschenrechtswidrige
Politik zu beenden, sich dem internationalen
Recht unterzuordnen und einer für beide
Seiten gerechten Friedenslösung zuzustimmen.
Die Kampagne hat also das Recht auf ihrer
Seite.
Das Bundesverfassungsgericht hat schon in
den fünfziger Jahren in einem
Grundsatzurteil festgestellt, >>
Bank
für Sozialwirtschaft kündigt Konto einer
jüdischen Friedensorganisation
- 6. Dezember 2016 - (...) Vor drei Wochen
erhielten wir von der Bank für
Sozialwirtschaft AG (BSW) ein Schreiben, in
dem uns ohne Angaben von Gründen die
Kündigung unseres Kontos zum Ende des Jahres
ausgesprochen wird. Nach einem langwierigen
Klärungsversuch und viel Druck seitens
mehrerer UnterstützerInnen unserer Arbeit
bundes- und weltweit begründete die Bank
ihre Entscheidung als politisch motiviert:
unsere Unterstützung der BDS-Kampagne
(Sanktionen, Desinvestition und Boykott).
Auf diese wurde die Bank von einer Person
aufmerksam gemacht, die für die im rechten
politischen Spektrum positionierte
israelische Zeitung „Jerusalem Post“
arbeitet. Der Vorstand der Bank für
Sozialwirtschaft nimmt sich somit die
Deutungshoheit, unabhängig vom Grundgesetz
zu bestimmen, welche Meinung vertretbar ist
und welche nicht – anders ausgedrückt: die
VertreterInnen der Bank üben politische
Zensur. (...)
Wir bedanken uns für die solidarischen
Proteste zahlreicher Organisationen wie Pax
Christi, IPPNW e. V., der Internationalen
Liga für Menschenrechte e. V. sowie mehrerer
Bundestagsabgeordnete der Linken, der SPD
und der Grünen, die sich bei der Bank gegen
diesen beispiellosen Fall der politischen
Zensur einer jüdischen Vereinigung in der
Bundesrepublik Deutschland beschwert haben.
Einige Organisationen haben uns bereits
mitgeteilt, dass sie aus Protest ihre Konten
bei der Bank für Sozialwirtschaft AG zu
kündigen beabsichtigen.
Ungeachtet dieser skandalösen Entwicklungen
werden wir unsere menschenrechtliche Arbeit
weiterhin fortsetzen und unsere Stimme gegen
Unrecht und für den Frieden in Israel und
Palästina erheben. Die menschenverachtende
Besatzungspolitik und die Verwehrung
elementarer Menschenrechte der
palästinensischen Bevölkerung müssen beendet
werden. >>>
Pressemitteilung
6.12.2016 - Jüdische Stimme für gerechten
Frieden in Nahost -
Bank für
Sozialwirtschaft kündigt Konto einer
jüdischen Friedensorganisation
- Infolge des Drucks einer
rechtsnationalistischen Schmutzkampagne
kündigte die Bank für Sozialwirtschaft das
Konto des Vereins „Jüdische Stimme für
gerechten Frieden in Nahost“.
Bankangehörige verletzten dabei das
Bankgeheimnis. Namhafte Politiker und
Organisationen protestieren gegen diesen
Angriff auf die Meinungsfreiheit.
Die „Jüdische Stimme für gerechten Frieden
in Nahost“ (JS) wurde vor 13 Jahren als
deutsche Sektion der „European Jews for a
Just Peace“ gegründet. Seitdem wirkt sie
hierzulande und in der EU für die
Verwirklichung der universellen
Menschenrechte in Israel und Palästina sowie
für eine gerechte Friedenslösung zwischen
beiden Völkern. Der Hauptzweck des Vereins
besteht darin, Personen jüdischer Herkunft
eine Plattform zu bieten, sich für die oben
genannten Ziele und für ein friedliches
Zusammenleben jüdischer und
palästinensischer BürgerInnen hierzulande zu
engagieren. (...)
Die
Schließung unseres Kontos sehen wir als Teil
einer umfassenden anti-demokratischen
Kampagne der Netanjahu-Regierung und ihrer
UnterstützerInnen, Organisationen, die sich
für die Einhaltung der Menschenrechte in
Israel-Palästina einsetzen, mundtot zu
machen. In den vergangenen Jahren wurden
mehrere Gesetze von der israelischen
Regierung verabschiedet, deren Zweck es ist,
die Arbeit israelischer Friedensorganisation
unmöglich zu machen und besonders ihre
finanzielle Eigenständigkeit zu sabotieren.
Dass deutsche Institutionen dieses
repressive und gegen das deutsche
Grundgesetzt stehende Vorgehen importieren,
erachten wir als jüdische Minderheit als
besonders bedrohlich. Wir sind schockiert
davon, dass eine Institution wie die Bank
für Sozialwirtschaft AG sich dem Druck eines
rechten Kampagnenjournalisten beugt und ihm
Bankgeheimnisse verrät. Dass die Bank dabei
das Konto einer jüdischen Organisation zu
schließen wagt, weil sie sich für die
jüdischen Werte der Gerechtigkeit und der
Achtung der Menschenwürde engagiert,
empfinden wir als äußerst skandalös. >>>
Mehr auf
der Sonderseite - Die "Bank für
Sozialwirtschaft" kündigt das Konto der
"Jüdischen Stimme für einen gerechten
Frieden in Nahost"
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im Archiv >>>
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