Israel sieht den
Grund unter seinen Füßen versinken, dort wo es wichtig
ist
- Palestine
Update Nr. 55, 7. Juli 2017 - Ranjan Solomon -
Meinung - Trotz frenetischem politischem Theater durch
Israel wurde der Sieg Palästinas bei der UNESCO nicht
geschmälert: das Grab der Patriarchen wurde in die Liste
der gefährdeten Orte aufgenommen.
Am
6. Juli sah das „Mennoniten-Netzwerk für Palästina/Israel“
(Menno-PIN), eine Grassrootbewegung der Mennoniten für
Frieden mit Gerechtigkeit in Palästina/Israel den überwältigenden
Sieg der Resolution „Frieden suchen in Israel und Palästina“
in der Kirche der Mennoniten der USA. Die Mennoniten
verpflichteten sich, „Investitionen von Firmen einzustellen,
die von der Besetzung profitieren“. Kirchenmitglieder
fordern auf, die Verwendung von Produkten einzustellen,
die mit der Besetzung in Zusammenhang stehen oder in
israelischen Siedlungen in Verletzung internationaler
Gesetze produziert werden; sie setzen sich auch ein
für die Beendigung von US-Militärhilfe und des Waffenverkaufs
in der Region.
Erst in der vergangenen Woche hat die „United Church
of Christ“ die Grausamkeit Israels gegenüber Kindern
verurteilt und Aktionen gefordert, den Missbrauch von
Kindern durch Israel zu stoppen.
Während diese
Aktionen Zeichen der Hoffnung bedeuten und lokalen und
internationalen Widerstand darstellen, wird die Welt
daran erinnert, wie nach 50 Jahren Okkupation die Westbank
von einem Spinnennetz von Checkpoints, Siedlungen und
Straßen nur für Israelis überzogen ist und normales
palästinensisches Leben und Austausch von Fähigkeiten
keinen Platz hat. Die Aussichten für eine gerechte Zweistaatenlösung
sind düster. Israel hält seine strangulierende Hand
seit 50 Jahren auf der Westbank. Unter dem Vorwand der
Sicherheit greift es nach immer mehr strategischen Gebieten
Palästinas. Die Angst bei denen, die Palästina beistehen
wollen und noch mehr den Palästinensern, ist, dass in
einigen Jahren eigentlich nichts mehr von Palästina
übrig ist. Die Okkupation erscheint eine ewige Realität
zu werden.
Trotz der
düsteren politischen Prognose weigern sich die Menschen
beständig, aufzuhören mit den Versuchen. Und sie haben
sich auf Innovation und Kreativität verlegt. Palästinenser
interpretieren jetzt die Geschichte neu, gehen Jahrhunderte
zurück und rekonstruieren die Geschichte von einer neuen
Sicht. Der Versuch besteht darin, die ihnen von den
Kolonialmächten aufgezwungene Narrative neu zu denken
und einen neuen Verlauf der vergangenen Zeiten zu finden,
der auf Interpretationen der Geschichte beruht, die
ihre Identität und ihr Nationalbewusstsein stärkt. Eine
Gruppe von palästinensischen Organisationen arbeiten
gemeinsam daran, eine Reihe von Visualisierungen der
Situation im besetzten Ostjerusalem herzustellen. Die
Graphiken werden die Wahrheit über Israels Apartheid-Praktiken
in der Stadt beschreiben, seine Auswirkungen auf die
palästinensische Bevölkerung und die krassen Verletzungen
des internationalen humanitären Gesetzes und der Menschenrechte
zeigen.
Da kann es
zu Verzweiflung kommen, wenn israelische Militär- und
anderer Maßnahmen der Politik zu Kummer und Unrecht
führen. Aber schon der einzigartige Charles Chaplain
sagte: „Du wirst nie einen Regenbogen finden, wenn du
mit der Nase am Boden bleibst“.
UNESCO bestätigt die Aufnahme des Grabes in Hebron in
die Liste der gefährdeten Plätze
- Bei einem
lebhaften Treffen verärgert die UNO Israel zum zweiten
Mal innerhalb von drei Tagen mit einer Resolution, die
das Pariarchengrab ein „gefährdetes palästinensisches
Erbe“ nennt.
Die UNESCO
verabschiedete in einer stürmischen Sitzung eine (???)
Anti-Israel-Resolution, (???) durch die das Grab der
Patriarchen in der Altstadt von Hebron / Westbank als
gefährdetes palästinensisches Welt-Kulturerbe eingestuft
wurde. Zwölf Länder votierten für die Resolution, drei
waren dagegen. Sechs Länder enthielten sich der Stimme.
Das Grab
der Patriarchen, in der Bibel als Begräbnisplatz für
die jüdischen Väter und Mütter beschrieben, ist nun
der dritte kulturelle Ort auf der „Liste des gefährdeten
Welt-Kulturerbes“, der dem Staat Palästina zugeordnet
wurde. Die beiden anderen sind die Geburtsstelle von
Jesus in Bethlehem und der „Kultur-Landstrich von Süd-Jerusalem“
rund um Battir.
Israel sagt,
dass die Hebron-Resolution, die die Stadt als „islamisch“
bezeichnet, tausende Jahre jüdischer Verbindungen dort
leugnet. „Sie versuchen, die jüdische Geschichte und
die Geschichte der Region neu zu schreiben“, sagte ein
israelischer Sprecher.
Israel hat
hinter den Kulissen mit der Hilfe des amerikanischen
Botschafters in der UNO, Nikki Haley, gegen die Resolution
gearbeitet, indem er hinwies, die UNESCO solle ihren
Fokus und ihre Aufmerksamkeit nicht „auf diese Art von
symbolischer Aktion vergeuden“.
Die Fatah-Bewegung
des Präsidenten der Palestinian Authority (PA), Mahmoud
Abbas, war erfreut über das Votum und nennt es „historische
Gerechtigkeit“. Es sei „wieder ein Reflektieren der
internationalen Position, die der israelischen Politik
entgegensteht, und unserer Stellung, die zurückweist,
dass Jerusalem als Hauptstadt der Okkupation anerkannt
wird“.
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Enorme
Zustimmung der US-Mennoniten zum Schutz vor israelischen
Investitionen.
- „Das palästinensische Volk hat Ungerechtigkeiten,
Gewalt und Demütigung erlitten durch Kreuzzüge, Kolonisierung
und seit 1967 durch die israelische Militärbesatzung
und Flüchtlingslager im ganzen Mittleren Osten … Indem
wir unsere Mittäterschaft in diesem Gewebe von Gewalt,
Ungerechtigkeit und Leiden zugeben, wird Gottes Gnade
uns helfen, konkrete Schritte zu gehen, um diesem Unrecht
zu begegnen“.
Das Mennonite
Palestine-Israel Network (Menno-PIN) – siehe Facebook
– ist ein Basis-Netzwerk von Mennoniten, die für Frieden
mit Gerechtigkeit in Palästina und Israel arbeiten.
Sie feiern
in diesen Tagen die erfolgreiche Annahme der Resolution
„Frieden suchen in Palästina und Israel“ (siehe Facebook)
der Mennonitenkirche der USA beim jedes zweite Jahr
in Orlando, FL stattfindenden Konvent. Die Resolution
wurde mit der überwältigenden Mehrheit von fast 98 %
der 548 Wahlberechtigten angenommen.
Die Resolution
der Kirche der Mennoniten erklärt die Ablehnung der
seit 50 Jahren existierenden Militärregierung Israels
über Palästinenser in den besetzten Gebieten und verpflichtet
sich, „Investitionen von Firmen abzuziehen, die von
der Besetzung profitieren“. Die Resolution drängt auch
Kirchenmitglieder, Produkte nicht zu kaufen, die mit
der Besetzung in Zusammenhang stehen oder in israelischen
Siedlungen auf besetztem palästinensischem Land in Verletzung
von internationalem Recht und lang bestehender offizieller
US-Politik produziert werden und sich einzusetzen für
eine Beendigung der Militärhilfe der USA und der Waffenverkäufe
in den Mittleren Osten.
Die Resolution
benennt auch Unrecht der Mennoniten gegenüber Palästinensern
und Juden und benennt konkrete Schritte, um dieses
Unrecht anzusprechen. Sie benennt die derzeitige Realität
von Antisemitismus weltweit, und wieweit Mennoniten
in USA in das Leiden von Juden einbezogen sind, historisch,
in der Gegenwart und theologisch. Kirchenmitglieder
sind aufgefordert, Beziehungen zu palästinensisch-amerikanischen,
muslimischen und jüdischen Gemeinden in den Vereinigten
Staaten aufzubauen. Menno-PIN freut sich, MitarbeiterInnen
und Ehrenamtliche aus ihren Reihen einsetzen zu können,
um die Resolution in den nächsten Jahren lebendig umzusetzen.
Mehr (englisch) >>>
Zweistaaten-Enttäuschung
– Was ist von Palästina übriggeblieben?
- Fünfzig Jahre
nach der Besetzung wird die Westbank zu einem Labyrinth
von Checkpoints, Siedlungen und Straßen „nur für Israelis“
– und immer weniger Raum bleibt für Leben in Palästina,
und fast nichts, um damit zu handeln. Heute liegen mehr
als zu irgendeiner anderen Zeit seit 1967 wirkliche
Projekte für die „Zweistaatenlösung“ auf Eis. Unter
dem Vorwand der Sicherheit hält Israel an seiner Strangulierung
der Westbank fest wie seit 50 Jahren, und während der
Friedensprozess langsam und schmerzlich vor einer internationalen
Zuseherschaft in einer Schleife ausläuft, frisst sich
die Besetzung weiter und weiter ins Land. Ohne eine
plötzliche und dramatische Umkehr um 180 Grad in der
Politik und den Intentionen wird in einigen Jahren nichts
mehr von Palästina übrig sein und die Besetzung ist
eine permanente Wirklichkeit.
Und die Palästinenser
sagen: „Naksa? Wir leben jeden Tag in einer Naksa …
Das dauert nicht erst seit 50 Jahren. Das hat schon
1936 angefangen, als die Juden in unser Land einzusickern
begannen. Wir haben unser Land verlassen, als die Ausländer
kamen. Zuerst kamen sie als Gäste, die nur zwei Monate
lang zu bleiben gedachten und dann wollten sie wieder
gehen. Aber keiner ist gegangen.“
Für die meisten
Palästinenser ist das Leben schwierig, immer eingeschränkt
wie ein Gefangener, in der Falle zwischen Mauern und
Barrieren. Arbeiter müssen zur Arbeit in Ramallah Schleichwege
fahren, Checkpoints vermeiden und durch ein Netz dieser
sich ständig verändernden Hindernisse navigieren. Es
wird zunehmend schwierig sich vorzustellen, dass eine
israelische Regierung tausende Siedlungshäuser zerstören
würde, oder aber mehr als 300.000 illegale Siedler aus
der Westbank evakuieren und andere Plätze zu finden,
wo diese in Israel siedeln könnten. Das müsste geschehen,
damit die Zweistaaten-lösung verwirklicht wird. Aber
erst im letzten Monat gab die Regierung grünes Licht
für den Bau einer neuen Siedlung, der ersten seit 1992,
genannt Amichai.
Mehr (englischer Text) >>>
Das
imperiale Großbritannien fördert Religion, um palästinensischen
Nationalismus zu stimulieren
- Das British Empire regierte zwischen den beiden Weltkriegen
über mehr Muslime als jeder andere Staat in der Weltgeschichte
bis zu jener Zeit. Aus der Perspektive britischer Politik-macher
war Palästina nicht nur eine andere Kolonie; dieser
Ort war für die Muslime in der ganzen Welt hoch symbolisch.
In den gefährlichen
und ungenauen Volks-Narrativen über die Palästinenser
wird der Religion - einer schwarz-weiß-Erzählung von
Islam versus Judentum – oft die Priorität an Bedeutung
gegeben. Religiöse Identität wird oft als die einfache,
nicht zu hinterfragende Antriebskraft hinter den Aktionen
der Palästinenser quer durch die Geschichte gesehen.
Bei näherem Hinsehen zeigen sich freilich Flecken in
dieser Wahrnehmung. Während der ottomanischen Zeit (Türken)
werden sich die Menschen in Palästina vielleicht mehr
über ihre Familien, Nachbarschaften, ihre Stadt oder
ihren Beruf identifiziert haben, abhängig davon, welche
Identität die Situation zu einer bestimmten Zeit gefordert
hat.
Wie in den
meisten anderen Kulturen sind die palästinensischen
Identitäten vermischt und geschichtet. Ihr Zugehörigkeitsgefühl
zur jeweiligen sozialen Gruppe veränderte sich je nach
Gesprächspartnern, die sie hatten, und richtete sich
mehr nach der Situation als statisch zu sein. In Momenten,
wo politische Themen wichtig waren, könnten sie sich
eingegliedert haben je nach einer Reihe von sozialen,
religiösen oder wirtschaftlichen Faktoren.
Das Gleiche
gilt natürlich auch für Palästinenser heute. Aber trotzdem
wird der Einfachheit halber palästinensisches Nationalbewusstsein
oft in den Nachrichten und in der allgemeinen Meinung
mit Islam vermischt, obwohl viele nationalbewusste Palästinenser
Christen waren und sind.
Mehr
(englischer Text) >>>

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Darstellungen zur
Situation des besetzten Ostjerusalem, und um Erklärungen
über die palästinensischen Bewohner von Jerusalem bekannt
zu machen:
Sieben palästinensische Organisationen (CAC-Al-Quds
University, JILAC, Die Gesellschaft von St. Yves, Al.Haq,
BADIL, die Zivilkoalition für Rechte der Palästinenser
in Jerusalem und Al-Shabaka) haben sich zusammengesetzt,
um Palästina bildlich darzustellen und eine Reihe von
plakativen Darstellungen und Texten über die Situation
im besetzten Ostjerusalem zu produzieren. Die Graphiken
sollen die israelischen Apartheid-Praktiken in der Stadt,
ihre Auswirkungen auf die palästinensische Bevölkerung
und die schweren Verletzungen der internationalen Rechte
und des Menschenrechtsgesetzes bewusstmachen, das aus
solchen Praktiken entsteht.
Mehr (englischer Text) >>>
Übersetzt: Gerhilde Merz
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