Was
passiert in Gaza? - Elisa Rheinheimer-Chabbi - 21.04.2018
- Während Israel derzeit den 70. Jahrestag seiner Staatsgründung
feiert, ist dieses Datum für Palästinenser verbunden mit Leid
und Vertreibung. Im Gazastreifen demonstrieren die Menschen.
Doch die Proteste – und deren blutige Niederschlagung durch das
israelische Militär – werden hierzulande kaum wahrgenommen.
Matthias Schmale leitet das
UN-Flüchtlingshilfswerk im Gazastreifen. Publik-Forum hat ihn
telefonisch in Gaza erreicht
Herr Schmale, im Gazastreifen
protestieren rund 30 000 Palästinenser für ein »Recht auf
Rückkehr«. Wie ist die Lage? Matthias Schmale: Die
Entwicklungen sind besorgniserregend. Es gab in den letzten
Monaten vermehrt Selbstmordversuche, teilweise erfolgreich. Noch
immer ist die humanitäre Lage katastrophal. Die Arbeitslosigkeit
steigt und steigt, während die Qualität des Wassers dramatisch
abnimmt. Strom gibt es nach wie vor nur wenige Stunden am Tag.
Rund eine Million Menschen sind auf Nahrungsmittelhilfe
angewiesen. Und der Versöhnungsprozess zwischen Hamas und Fatah
ist wohl endgültig zum Erliegen gekommen. Der »Great March of
Return« muss also gesehen werden als Ausdruck einer tiefen
Krise.
Wie bewerten Sie die Proteste?
Schmale: Die Palästinenser protestieren zum allergrößten Teil
friedlich. Die überwiegende Mehrheit will ihrer Frustration,
ihrem Ärger und ihrer Hoffnung auf Rückkehr gewaltfrei Luft
machen. Das wird nicht genügend zur Kenntnis genommen, weder von
israelischer Seite noch von anderen Staaten. Hervorgehoben
werden stattdessen einzelne Ausschreitungen – und die Rolle der
Hamas.
Hat die Hamas die Proteste
angezettelt? Schmale: Im Gazastreifen läuft nichts, ohne
dass die Hamas es toleriert oder sich einmischt. Die Mehrheit
der Demonstranten ist aber da, damit die Welt sieht, dass dies
eine neue Form von Intifada ist – eine friedliche.
Wenn Autoreifen angezündet,
Steine geworfen und israelische Flaggen verbrannt werden, sieht
das nicht gerade friedlich aus...
Schmale: Das stimmt, allerdings ist
die Wahrnehmung hier etwas anders. Die Demonstranten haben
diskutiert, ob sie Schuhe in Richtung Grenze werfen sollten. In
der arabischen Welt ist das ein Zeichen von Abwertung und
Schmach. Über soziale Medien ist zu erfahren, dass dieser
Schritt aber als zu aggressiv angesehen wurde; sie haben sich
stattdessen zu einer aus ihrer Sicht weniger provokanten
Maßnahme entschieden, nämlich israelische Flaggen anzuzünden.
Wohlgemerkt finden all diese Aktionen auf palästinensischem
Territorium statt. Die meisten Demonstranten wahren den Abstand
von 700 Metern zur Grenzanlage, wie es die Israelis
vorgeschrieben haben. Meines
>>>
Kunst
statt Krieg - Junge Künstler aus Gaza trotzen der
Realität von Unterdrückung und Armut. - Nirit
Sommerfeld - Während die Meldungen von Toten und
Verletzten durch gezielte Schüsse des israelischen
Militärs gegen Demonstranten aus Gaza die Schlagzeilen
bestimmen, geht das Leben im von Israel — mit
ägyptischer Unterstützung — abgeriegelten Küstenstreifen
am östlichen Mittelmeer seinen mühseligen Gang. Frauen —
ja, meist sind es die Frauen — kochen für die Familien
in ihren Häusern oder in den Zelten, die einige Hundert
Meter hinter dem Grenzzaun aufgestellt wurden. Manche
geben auch Workshops, unterrichten und arbeiten oder
spielen mit den vielen Kindern und Jugendlichen, die den
größten Bevölkerungsanteil in Gaza ausmachen. Riad
Othman hat dazu beeindruckende Hintergründe in seinem
neuesten
medico-Beitrag „Eskalation mit Ansage“
geliefert.
Doch es gibt auch eine ganz
andere Realität aus Gaza zu berichten. Etliche
Jugendliche und junge Erwachsene suchen in der Kunst
eine Möglichkeit, ihre Gefühle und Gedanken zu ihrer
gegenwärtigen Situation auszudrücken. Sie beschäftigen
sich mit verschiedenen Kunstformen, von denen wir hier
zunächst zwei vorstellen wollen: Sandplastiken und
Trümmer-Parcours. Die Beschreibungen zu den Bildern
lieferte Mohammed Abu Ramadan, dem es vor einiger Zeit
gelang, Gaza aus gesundheitlichen Gründen zu verlassen
und der derzeit in der Türkei lebt. Seine Künstler- und
Fotografenfreunde beliefern ihn regelmäßig mit Bildern
und aktuellen Informationen aus Gaza.
>>>
Palästinensische Christen und Muslime appellieren an
Glaubensgemeinschaften zu helfen die Besatzung zu beenden
- 27.04.2018 - Offener Brief - Da sah es der Herr, und es
mißfiel Ihm, dass es da keine Gerechtigkeit gab (Isaiah 59:15b)
Als er sich Jerusalem näherte und die Stadt sah, weinte er über
sie (Lukas 19:41)
Wir, die Unterzeichneten, eine
Gruppe palästinensisch-amerikanischer Christen verschiedener
kirchlicher Traditionen, appellieren an alle
Glaubensgemeinschaften:
- Verurteilen Sie die
Entscheidung der Trump-Administration Jerusalem als die
Hauptstadt Israels anzuerkennen sowie die Entscheidung die
US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen.
- Sprecht in Euren Gebetsräumen
über die Not der Palästinenser, Muslime wie Christen, und
erkennt, dass die israelische Politik der Besatzung und
Apartheid praktisch zur Auslöschung der einheimischen
christlichen Bevölkerung in Palästina führt.
- Erkennt die dringende
Notwendigkeit der Beenigung der genozidalen Belagerung und
Angriffe Israels auf die gesamte palästinensische Bevölkerung
des Gazastreifens, die Geiseln sind.
- Wendet weiter
wirtschaftlichen Druck sowie andere gewaltfreie Maßnahmen an, um
Israel zu zwingen seine Apartheid-Praktiken und -Politik gegen
das palästinensische Volk zu beenden.
Wir bringen unsere tiefe Besorgnis
zum Ausdruck über die zunehmend feindliche Ausrichtung der
israelischen Politik und Aktionen, die von der gleichermaßen
aggressiven Haltung der Außenpolitik der Trump-Administration
gegenüber dem palästinensischen Volk ermutigt werden. Präsident
Trumps Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt Israels ist der
letzte Nagel am Sarg des sogenannten "Friedensprozesses", der
jetzt als Farce entlarvt ist und die Vereinigten Staaten nicht
als "ehrlichen Vermittler", sondern als bedingunglosen Anwalt
(für Israel) bloßstellt. Es besteht wenig Zweifel daran, dass
die Entscheidung der Trump-Administration bezüglich Jerusalem,
auch wenn sie von der überwiegenden Mehrheit der internationalen
Gemeinschaft verurteilt wurde, Israel ermutigen wird mit noch
größerer Straflosigkeit zu agieren.
Die israelische Besetzung von
Ost-Jerusalem sowie dem Rest der Westbank, Gaza und den
syrischen Golanhöhen ist jetzt in ihrem 51. Jahr, es ist die
längste Besatzung seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Palästinensische Christen und Muslime appellieren an die Kirche
ihren Einfluß für ein Ende der Besatzung geltend zu machen.
Seit der Besetzung des arabischen
Ost-Jerusalem 1967 hat Israel konsequent eine Politik verfolgt,
die das Ziel hat, die palästinensische Bevölkerung der Stadt in
Ghettos einzusperren, die von einem Ring expandierender
jüdischer Siedlungen umgeben sind. Es hat die Stadt und ihre
Vororte in ein sehr erweitertes "Groß-Jerusalem" annektiert und
vom Rest der besetzten palästinensischen Gebiete isoliert. Diese
Trennung Jerusalems vom Rest der Westbank hat schwerwiegende
wirtschaftliche und soziale Konsequenzen für alle Palästinenser
in den besetzten Gebieten, weil Ost-Jerusalem das
wirtschaftliche und spirituelle Herz der palästinensischen
Gebiete gewesen ist. Sogar das US-Außenministerium hat in einem
Report von 2009 anerkannt, dass "in der Politik (Israels) Vieles
geplant ist, um die nicht-jüdische Bevölkerung von Jerusalem zu
begrenzen oder zu reduzieren". Palästinensische Jerusalemiten
klagen, dass die Situation jetzt weitaus schlimmer ist.
Letztes Jahr hat ein
palästinensischer Massenprotest die israelischen Behörden
gezwungen, den Beschluss störende "Sicherheitsmaßnahmen" in Form
von Metalldetektoren an den Eingängen zu den heiligen Stätten
der Muslime, dem Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee einzurichten,
zurückzunehmen. Christen schlossen sich ihren muslimischen
Brüdern und Schwestern im friedlichen Protest an, manche beteten
Schulter an Schulter in den Straßen rund um die Moscheen. Vor
kurzem waren es die christlichen Gemeinden, die einem ernsten
Angriff auf ihre freie Religionsausübung ausgesetzt waren, indem
israelische Steuern für Kircheneigentum angeordnet wurden. Ein
von den Patriarchen und Kirchenhäuptern in Jerusalem
unterzeichneter Brief verurteilte diese Entscheidung scharf als
Abschied von einer Jahrhunderte alten Tradition der
Steuerfreiheit für muslimische und christliche Gebetsstätten.
Kirchenführer schlossen zum Protest die Grabeskirche für mehrere
Tage; es war erst das zweite Mal, dass diese heilige Stätte
geschlossen wurde.
Palästinensische Proteste und
internationaler Druck seither haben die israelischen Behörden
gezwungen die in Frage stehende Gesetzgebung zu suspendieren.
Dennoch sind Palästinenser zu Recht besorgt, dass Israel
fortfahren wird Wege ausfindig zu machen, um die Kontrolle der
Palästinenser über ihr Land und ihr Eigentum zu schwächen. Viele
sorgen sich um Jerusalem als Geburtsstätte der Christenheit:
wird es eine Stadt werden mit christlichen Heiligtümern und
Kirchen, aber ohne die einheimische christliche Bevölkerung?
Am Freitag, den 30. März, hat
Israel ein Massaker im Gazastreifen begangen, wo Palästinenser
sich an einer Demonstration zum Tag des Bodens beteiligt hatten.
Diese jährliche Veranstaltung gedenkt der Tötung von sechs
unbewaffneten Palästinensern in Galiläa 1976, die gegen die
Enteignung ihres Landes protestierten. Die Demonstranten in Gaza
protestierten gegen die genozidalen Lebensbedingungen, die
Israel seit 11 Jahren über das Territorium mit zwei Millionen
Einwohnern verhängt hat; vor allem haben sie ihr Recht auf
Rückkehr zu ihrem Land und in ihre Dörfer zum Ausdruck gebracht,
aus denen das israelische Militär sie 1948 vertrieben hat. Der
friedliche Protest wurde von der israelischen Armee gestört, die
Panzer und Militärdrohnen, aber auch mehr als 100 gut verdeckte
Scharfschützen eingesetzt hat. Die Gewalt begann von seiten der
israelischen Streitkräfte, die auf einen Bauern schossen, der
auf seinem Land arbeitete. Das provozierte einige wenige
Demonstranten – von insgesamt etwa 30.000 friedlichen
Demonstranten, Steine über einen langen Stacheldrahtzaun zu
werfen. Die unbewaffneten Palästinenser kamen mit ihren Aktionen
in keiner Weise so nahe, dass sie die israelischen Streitkräfte
gefährdet hätten. 18 Palästinenser wurden erschossen und
hunderte Männer, Frauen und Kinder verletzt.
Das geschah am Karfreitag, an dem
die christliche Welt den Kreuzestod Christi betrauert. Da sich
Unrecht und Menschenrechtsverletzungen gegen das
palästinensische Volk häufen, appellieren wir an alle Kirchen
und Glaubensgemeinschaften mutige Schritte zu unternehmen, um
diese großen Ungerechtigkeiten zu beenden. Wie Martin Luther
King jr. sagte: "Der Glaube macht den ersten Schritt, auch wenn
du nicht die ganze Treppe überblickst."
Unterzeichner: - Palestinian
Christian Advocates for Justice - Palestinian Christian
Alliance for Peace
Unterstützer: - American Muslims
for Palestine - Israel-Palestine Mission Network, Presbyterian
Church USA - Franciscan Action Network - Friends of Sabeel,
North America - Mennonite Palestine-Israel Network - Pax
Christi Metro DC Baltimore - Pax Christi USA -
Palestine-Israel Network of the Christian Church (Disciples of
Christ) - Palestine-Israel Network of the Episcopal Peace
Fellowship - Palestine-Israel Network of the United Chruch of
Christ - United Methodist Kairos Response – Steering Committee
- Kairos USA
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Zeev Sternhell blickt auf 70 Jahre Israel - Der
israelische Historiker und Israel-Preis-Träger Zeev Sternhell
über die Gründung Israels, die Gefahren der Besatzung und das
Verkommen der politischen Kultur. - Inge Günther, Zeev Sternhell
In Ihrem Fall ist aus dem frühen enthusiastischen Gefolgsmann
einer der herausragenden Kritiker israelischer Politik geworden.
Wie hat sich der Prozess vollzogen? Hat sich das schleichend
entwickelt oder macht sich das an bestimmten Ereignissen fest?
Ein wesentliches Charakteristikum für meine Generation wie auch
für die Palmach-Generation vor uns, also derjenigen, die vom
Untergrund aus den Staat gegründet hatten, war der Konformismus.
Es gab keine Leute, die konformistischer waren als wir,
vielleicht abgesehen von jenen in der Sowjet-Revolution. Ich
hatte niemals Zweifel, dass unsere politische Führung im Großen
und Ganzen das Richtige tat. Erst Jahre später setzte bei mir
insofern das Nachdenken ein, als dass die Sinai-Kampagne von
1956, die von England und Frankreich unterstützt wurde, um den
ägyptischen Nationalismus zu brechen, vielleicht ein Fehler war.
Keimten solche kritischen Gedanken bei Ihnen vor oder nach dem
Sechstagekrieg von 1967 auf?
Gute Frage. In mancher Hinsicht gab es sie schon vorher. Das
machte sich vor allem daran fest, dass die arabischen Israelis
zwar Staatsbürger waren, aber bis 1966 unter Kriegsrecht und
Ausgangssperre standen. Damit setzte ich mich erstmals in den
frühen sechziger Jahren auseinander, während meines Studiums an
der Hebräischen Universität in Jerusalem. Aber sofort nach dem
israelischen Unabhängigkeitstag im Mai 1967, als die Ägypter
ihre Streitkräfte am Sinai massierten, wurde ich von der Armee
wieder einberufen. Wie die meisten hier war ich überzeugt, dass
wir nur auf die ägyptische Bedrohung reagierten. Dass Gamal
Abdel Nasser die Lage falsch kalkulierte, dass er nicht die
Absicht hatte, in einen Krieg zu ziehen, haben wir erst im
Rückblick erfahren.
Für Israel ging es um die Existenz.
Uns war klar, wir sind existenziell bedroht. Niemand von uns
dachte damals an Jerusalem oder das Westjordanland. Nach unserem
Sieg im Sechstagekrieg glaubte ich auch nicht, dass wir den
Sinai und die Westbank behalten würden. Ich ging davon aus, dass
wir uns früher oder später, so wie 1956, zurückziehen werden,
dass die Grüne Linie von 1967 die Grenze Israels ist. Bis zum
Jom-Kippur-Krieg von 1973 und bis zum Machtwechsel von 1977.
Als der Likud von Menachem Begin erstmals die Wahlen gewann...
Ich war überzeugt, wir sollten und würden alle der 1967
besetzten Gebiete zurückgeben. Ihre Eroberung war ja kein
Kriegsziel von uns, sondern lediglich ein Mittel, um die Ägypter
zu bezwingen.
Sehen Sie heute die anhaltende Besatzung palästinensischer
Gebiete als zentrale Bedrohung der israelischen Demokratie?
Ich betrachte die Besatzung als größtes Desaster der modernen
jüdischen Geschichte seit der Schoah. Aber die Frage ist doch,
warum wir die eroberten Gebiete nicht hergegeben haben, als wir
es noch leicht hätten tun können. Bis 1977 hatte die damals
regierende Arbeitspartei zehn Jahre Zeit, etwas mit der Westbank
zu tun. Sie hätte genauso auch bezüglich des Sinai die
Initiative ergreifen können, um einen neuen Krieg mit Ägypten zu
vermeiden. Warum waren wir dazu nicht in der Lage? Damals galten
Sinai und Westbank noch als verhandelbares Paket auf der Basis
des Prinzips «Land gegen Frieden».
>>>
Verwaltungshaft
verlängert
Ein israelisches Militärgericht hat zum dritten Mal die
Verwaltungshaftanordnung für den NGO-Mitarbeiter Abdul Razeq
Farraj um weitere drei Monate verlängert. Abdul Razeq Farraj
wird seit 325 Tagen von den isrealischen Behörden ohne Anklage
oder Gerichtsverfahren festgehalten.
Betroffene
Person - Herr Abdul Razeq Farraj, 55 Jahre
Deutschland trägt
Kippa - 28. April 2018 - Über den
unterschiedlichen Umgang der Politik mit der
Religion. - Rüdiger Rauls - Während Vertreter der
offiziellen deutschen Politik in der Öffentlichkeit
mit Kippa für Religionsfreiheit und Toleranz
auftreten, stehen sie mit dem Kopftuch auf
Kriegsfuß. Und um es allen deutlich zu machen,
welche Bedeutung die Religion in Deutschland spielt,
werden in Bayern Kruzifixe wieder Pflicht in
öffentlichen Gebäuden.
Dabei herrscht doch
laut Grundgesetz nicht nur Religionsfreiheit,
sondern auch die Trennung von Kirche und Staat. Die
Unterschiede, die führende Kreise von Politik,
Medien und Staat zwischen den einzelnen
Glaubensgemeinschaften machen, ist die Grundlage für
die zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Die
Intoleranz wird geschaffen von denen, die öffentlich
Toleranz fordern. Denn Toleranz lässt sich nicht
verordnen. Man kann nur die gesellschaftlichen
Grundlagen schaffen für ein verträgliches
Zusammenleben der Religionen, Nationalitäten,
Geschlechter und gesellschaftlichen Gruppen.
Um es in aller Deutlichkeit
und unmissverständlich auszudrücken: Nicht die
öffentliche Unterstützung der jüdischen
Glaubensgemeinschaft durch Tragen der Kippa soll
kritisiert werden, sondern die unterschiedliche
Behandlung der Glaubensgemeinschaften. Wenn die
Intoleranz in der Gesellschaft zunimmt, dann ist das
nicht zuletzt zurückzuführen auf die tatsächlich
gemachte Politik und nicht auf die Politik der
Sonntagsreden. Es gab immer Feindbilder in der
Bundesrepublik, die sich heute so freiheitlich geben
will, und es gab hierzulande auch immer
gesellschaftliche Gruppen, denen die Zugehörigkeit zur
Gesellschaft streitig gemacht wurde.
Mit dem Ende des Kalten
Krieges ist das alte Feindbild zusammengebrochen, das
Ausdruck und Nährboden dieses
>>>
Antisemitismus-Hysterie - W.Behr - 28.04.18 - In den
deutschen Medien werden unisono proisraelische
Kundgebungen gepriesen, „um gegen den zunehmenden
Antisemitismus in Deutschland ein Zeichen zu setzen.“ Da
stellt sich doch die Frage, warum soll Solidarität mit
Israel demonstriert werden, wo es doch eigentlich um den
Antisemitismus, also den Schutz der Juden in Deutschland
geht.
Da werden in Vermischung von
zwei verschiedenen Themen auf Demonstrationen gleichzeitig
Fahnen von Israel gezeigt und Kippas getragen. Wenn diese
dann noch provokativ in einem stark von einer Bevölkerung
mit arabisch-türkischem Hintergrund bewohntes Stadtviertel
organisiert werden, muss man sich doch nicht über die
Beschimpfung der Demonstranten und die Entführung einer
israelischen Fahne wundern. Durchaus verständlich vor dem
Hintergrund der zionistischen menschen- und
völkerrechtswidrigen Politik Israels gegenüber dem
palästinensischen Volk und arabischen Nachbarn.
Diese Berichterstattung der
deutschen Medien zielt darauf ab, den Bürgern beizubringen,
dass Israelkritik und Antisemitismus gleichbedeutend sind.
Ganz im Sinne der geopolitischen Strategien der USA, Israel
zu einem wichtigen Brückenkopf der „westlichen
Wertegemeinschaft“, in Wirklichkeit zur Durchsetzung von
Regime-Changes und möglicherweise zur Vorbereitung von
Kriegen im Nahen Osten zu machen.
Die deutsche Politikerkaste
macht in enger Verbindung mit den Medien und dem Segen der
Israellobby dieses schamlose Spiel mit und wird weiter für
die Verunglimpfung von Kritik an Israel sorgen, selbst, wenn
dabei Teile der deutschen Verfassung zum Teufel gehen.
Offener
Brief an die Jüdinnen und Juden in Deutschland von Terry
Swartzberg - 28. April 2018 - Der Journalist und
PR-Fachmann Terry Swartzberg hatte sich des Themas
„Antisemitismus“ schon vor einigen Jahren angenommen:
„Selbstversuch – Mit Kippa durch München„, titelte die SZ 2015,
in einem Beitrag von Jakob Wetzel. Das Experiment sollte ein
Jahr dauern, doch er trägt seine Kippa bis heute, besser gesagt,
eine seiner über 80 Kippas, die er mir bei sich zu Hause vor
einiger Zeit zeigte: Kippas von einer Vielfalt an Motiven,
Farben und Materialien, wie ich sie nie vermutet hätte.
Inzwischen könnte ich mir Terry ohne eine Kippa schon gar nicht
mehr vorstellen. Das Exemplar von Stunde Null seines Versuches
befindet sich inzwischen im Haus der Geschichte in Bonn.
Terry Swartzberg gehört der liberalen jüdischen Gemeinde Beth
Shalom in München an und engagiert sich, neben seinen
beruflichen Kampagnen, für das Gedenken an die Opfer des
Holocaust. namentlich als Vorsitzender des Vereins Stolpersteine
München. Seit 2017 ist er auch ein geschätztes Vereinsmitglied
unserer Kulturplattform jourfixe-muenchen.
Nun hat Terry Swartzberg einen Offenen Brief an „alle Jüdinnen
und Juden“ in Deutschland verfasst, der mich beeindruckt und in
seiner Leidenschaftlichkeit auch bewegt hat, denn er
differenziert in meinen Augen die aktuellen Ereignisse, Debatten
und Reaktionen zum Antisemitismus in unserem Land, OHNE sie
jedoch zu verharmlosen:
>>>
Wenn die Olivenhaine Trauer tragen - Gedankensplitter
zum 70. Jahrestag der Gründung des Staates Israel.
- Hans-Jürgen Bandelt - Foto: Subbotina Anna/Shutterstock.com
- Seit 70 Jahren gibt es Vertreibung, Krieg und
fortdauernde Besatzung im Nahen Osten. Die Katastrophe
währt fort. Kein Grund am 14. Mai zu feiern, das Wunder
zu preisen oder Olivenbäume im Negev mit dem eigenen
Namen für 70 Euro pro Baum zu versehen. Es ist der Tag
danach, an dem wir uns vor den Opfern verneigen.
„Jeder, der in der
israelischen Armee dient, ist ein Gerechter“, sprach
einer der führenden nationalreligiösen Rabbiner, Eli
Sadan (1). Selbstgerecht sind sie und so die
Scharfschützen, die freitags friedliche Demonstranten
hinrichten. Jeder davon ist offiziell ein Terrorist –
kein Mensch, sondern Tier. Bleierne und gasgeschwängerte
Luft hängt in den Olivenbäumen. Ein Krieg ist nie
gerecht. Es heißt, dass der Olivenbaum zwischen dem 40.
und 150. Lebensjahr in der Blüte seiner Kraft stehe. Der
Mensch fällt gemeuchelt in der Blüte seines Lebens viel
früher in diesem siebzigjährigen Krieg. Manch ein
Olivenbaum hat diese unmenschliche Zeit schon
überdauert.
Palästina war früher ein
blühendes Land mit Olivenhainen am Übergang zur
Halbwüste, besiedelt seit der Bronzezeit von
Kanaanitern, ihren Nachfahren sowie Einwanderern, die
gekommen waren, um kurz zu bleiben und zu herrschen. Die
Olivenhaine luden sie ein. „Der Olivenbaum stellt ein
Zeichen der Verbundenheit dar zwischen Volk und Land.
(...) Nicht umsonst symbolisiert der Olivenzweig
Frieden“ (2). Die letzten Herrscher nach dem kolonialen
Empire sind die Siedlerkolonisten, meist Nachfahren der
europäischen Ashkenazim, die gekommen waren ohne
Olivenzweig, um lang zu bleiben und zu herrschen.
Die Ansässigen waren schon
vor den Zionisten da und sind es immer noch, auch wenn
sie sich jetzt, gleich Tieren, hinter Zäunen verkriechen
müssen. Um das Wasser ringend, denn die Halbwüste ist
nicht fern und die Brunnen trockengelegt. Sie sollten
nicht zu dicht aneinander wachsen, sonst gedeihen sie,
die Olivenbäume, nicht gut unter der Sonne. In der
Negev-Halbwüste sind nur selten grüne Olivenhaine zu
sehen. Darum soll nun dort, im Süden, ein neuer
Olivenhain gepflanzt werden, woran jeder Einzelne für 70
Euro (als Jubiläumspreis) teilnehmen kann:
>>>
Die erregte Debatte in Deutschland über angeblich
zunehmenden Antisemitismus belegt, wie wenig die Deutschen
ihre Vergangenheit aufgearbeitet haben und wie tabuisiert
und unehrlich das Verhältnis zu Israel ist
Arn Strohmeyer
Deutschland hat politisch offenbar nur noch ein wirklich
wichtiges Problem: Antisemitismus. Da reichen ein paar
unschöne, aber doch eher marginale Vorfälle aus, dass
Politik und Medien gemeinsam eine Stimmung erzeugen, als
hätten schwere Pogrome stattgefunden und als bestehe die
Gefahr eines neuen Holocaust. Um dieses aufgeheizte Klima zu
verstehen, muss man einen Begriff aus der Psychologie
heranziehen, den der Hysterie. Er bezeichnet in der
Umgangssprache eine übertriebene krankhafte Aufgeregtheit,
die dazu führt, dass man die Realität nicht mehr wahrnehmen
kann. Realitätsverlust, das ist die eigentliche Gefahr, der
Politik und Medien hierzulande unterliegen, und das ist eine
höchst bedenkliche Entwicklung.
Was in Deutschland (und auch in einigen anderen Ländern
Europas) geschieht, ist: dass der Nahost-Konflikt – genau
gesagt der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern –
auch auf deutschem Boden ausgetragen wird. Und das hat wenig
oder nichts mit einer neuen Welle von Antisemitismus zu tun,
wie sie etwa die Nazis nach ihrer Machtübernahme 1933 in
Gang gesetzt haben. Das Phänomen ist ja nicht neu, auch
Türken und Kurden und andere Volksgruppen haben hierzulande
schon Gewalt gegeneinander angewendet. Auf Grund der
furchtbaren NS-Verbrechen ist das deutsche Verhältnis zu
Juden beziehungsweise Israel verständlicherweise aber
besonders sensibel, ja brisant, sodass in diesem Fall ganz
andere Maßstäbe angelegt werden.
Aber die Krux ist, dass diese Maßstäbe ganz offensichtlich
nicht viel mit der politischen und historischen Realität zu
tun haben, sondern inhaltlich ganz anders ausgelegt werden,
was dann zu den oben angeführten hysterischen Reaktionen
führt. Ein Teufelskreis, aus dem die deutsche Politik und
die meisten Medien nicht herauskommen. Und so dreht man sich
immer um sich selbst herum, ohne dem angestrebten und immer
wieder laut verkündeten Ziel einer erfolgreichen Bekämpfung
des Antisemitismus auch nur einen Schritt näherzukommen.
Denn da müsste man ein paar Wahrheiten anerkennen, was aber
auf Grund der zum Dogma verfestigten deutschen Position in
dieser Problematik, die vollständig von Tabus und
Verdrängung geprägt ist, gar nicht möglich ist.
Zunächst einmal muss geklärt werden, was Antisemitismus ist
und was er nicht ist, denn mit falschen Definitionen wird
schon viel Missbrauch zum Zweck politischer
Instrumentalisierung getrieben. Es gab den
christlich-religiösen Antisemitismus, der den Juden vorwarf,
Jesus getötet zu haben. Aus ihm ging der
pseudowissenschaftliche „rassisch“ orientierte
Antisemitismus hervor, der den Juden unterstellte, dass sie
aufgrund einer bestimmten DNA unabänderliche negative
Eigenschaften besäßen. Dies war etwa die Definition der
NS-Ideologie. Nach der Gründung des Staates Israel kam ein
„neuer“ Antisemitismus-Begriff auf. Da dieser Staat mit
nicht sehr koscheren Mitteln zustande kam und auch danach
nur mit Gewaltmitteln aufrechterhalten und ausgeweitet
werden konnte, wurde nun als „Antisemit“ bezeichnet, wer es
wagte, die Politik dieses Staates zu kritisieren. Der
jüdische Autor Hajo G. Meyer (ein Auschwitz-Überlebender)
brachte das auf die kurze Formel: „Früher war ein Antisemit
jemand, der Juden nicht mochte, heute ist ein Antisemit
jemand, den bestimmte Juden nicht mögen“, eben weil er die
Politik Israels kritisiert.
Man kann sich aber nicht mit der israelischen Politik
auseinandersetzen, ohne auf die Ideologie dieses Staates
einzugehen, denn sie bestimmt sein politisches Vorgehen. Der
Zionismus ist definitorisch vom Judentum zu trennen. Während
letzteres nicht nur eine Religion, sondern eine kulturelle
oder Identitätsgemeinschaft im weitesten Sinne ist, ist der
Zionismus eine nationale (man kann auch sagen
nationalistische) säkulare Ideologie, deren Ziel es war und
ist, auf dem Boden Palästinas einen homogenen, also ethnisch
„reinen“ jüdischen Nationalstaat zu etablieren – möglichst
ohne Palästinenser.
Diese wichtige Unterscheidung zwischen Judentum und
Zionismus nicht zu treffen, muss zu verhängnisvollen
politischen Missverständnissen und Fehleinschätzungen
führen, was in der deutschen Politik und den
Mainstream-Medien auch der Fall ist. Denn damit erfährt der
Antisemitismus-Begriff einen einseitigen Bedeutungswandel,
er meint so gesehen nur noch Kritik an Israels äußerst
inhumaner Politik gegenüber den Palästinensern. Er ist
deshalb so infam, weil an diesem Vorwurf das Gift von
Auschwitz klebt, und diese Anschuldigung kann heute
existenzbedrohend sein. Hajo G- Meyer bemerkt dazu: „Diese
neue Machtposition bedeutet so eine radikale Änderung, ja,
in gewissem Maße eine Umkehrung des traditionellen Begriffes
‚Antisemitismus‘“.
Dazu kommt ein anderes Faktum, das das Gesagte noch
unterstreicht. Die zionistische Ideologie sieht die Ursache
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