Hans
Lebrecht
Hans
Lebrecht wurde 1915 in Ulm geboren. 1934 flog er wegen seiner jüdischen
Herkunft von der Schule. Ab 1936 Kontakt zu von der KPD gelenkten
Untergrundgruppen. Nach Beendigung seiner Maschinenschlosserlehre in
Karlsruhe 1937, engagierte er sich aktiv im antifaschistischen Widerstand.
Auf Veranlassung der KPD fand er Kontakt mit geheim im Palästinaamt, der
Zentrale der in Deutschland bestehenden zionistischen Organisatonen,
wirkenden Genossen. Das Palästinaamt organisierte die Ausreise von
Jüdinnen und Juden aus Nazi-Deutschland und hatte zu jener Zeit gute
Kontakte mit den Nazis, welche ja daran interessiert waren, dass möglichst
viele Juden aus Deutschland ins Ausland emigrieren. Unter der Legende, im
Allgäu eine zionistsiche Jugendgruppe auf die Arbeit in der Landwirtschaft
und im Handwerk in Palästina vorzubereiten, führte Lebrecht im Auftrag der
KPD Kurierdienste von Deutschland nach Österreich und später in die
Schweiz aus. Eine der damit verbundenen Aufgaben lag darin Leute, unter
anderem entlassene KZ-Häftlinge, über die Grenze zu schleusen, um ihnen zu
ermöglichen, dem in Spanien auf Seite der republikanischen Regierung gegen
die faschistischen und von Nazi-Deutschland unterstützten Horden Francos
kämpfenden Thälmann Bataillon beizutreten. 1938 gab es dann einen
Haftbefehl gegen ihn und zwei weitere Genossen. Um sich einer drohenden
Verhaftung zu entziehen, reiste Hans Lebrecht auf Beschluß der KPD nach
Palästina aus. Dort trat er der Palästinensischen KP - seit 1948 in KP
Israels umbenannt - bei. Neben seiner journalistischen Tätigkeit für
verschiedene Zeitungen war Hans Lebrecht Funktionär der KP Israels (ua. im
Zentralkomitee). Mehrere Male musste er den Knast von innen erleben,
einmal im britisch-kolonialistischen Zentralgefängnis von Akko als
verdächtiges Mitglied der damals verbotenen PKP, dann, in Israel 1954 im
Anschluß an eine Demonstration gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands,
welche in einer blutigen Straßenschlacht mit der Polizei endete, dann
nochmals 1978 in Israel als er der Spionage für die PLO verdächtigt wurde.
Bei dem anschließenden Aufsehen erregenden Prozess musste er, nicht
zuletzt dank der weiten internationalen Solidarität freigesprochen werden.
Zur Zeit ist er mit anderen Genossinnen und Genossen dabei eine neue KP
(Kommunistisches Forum) in Abgrenzung zur reformistisch-opportunistischen
Linie der gegenwärtigen Parteileitung zu gründen. Aktive Mitarbeit in
Gusch Schalom (wörtlich übersetzt: Friedensblock) , der 1993 u.a. von dem
bekannten Publizisten und Autor Uri Avnery mitbegründet wurde. Weiterhin
ist Lebrecht Vorsitzender des Verbandes der Antifaschisten und Opfer des
Nazismus in Israel und Vizepräsident der Internationalen Föderative der
Widerstandskämpfer F.I.R. (Wien).
Quelle:www.sooderso.de
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Presse44
Nicht der Staat Israel, aber seine zionistische Staatsdoktrin
ist rassistisch.
Von Hans Lebrecht, Beit-Oren
(Quelle: Junge Welt Politik 4.9.2001)
Die
Aufregung in den israelischen Regierungskreisen und
den von ihnen beeinflußten Medien sowie der
zionistischen Lobby in Washington über die Debatte
in der UNO-Konferenz in Durban darüber, ob der
Zionismus und die von diesem gelenkte Politik und
Praxis der israelischen Regierung mit Rassismus
gleichzusetzen sei, ist verständlich. Fühlen diese
sich doch von der Weltöffentlichkeit an den Pranger
gestellt wegen der seit 52 Jahren andauernden
israelischen Staatspolitik gegenüber den arabischen
Bürgern des Landes und gegenüber den Palästinensern
seit der militärischen Besetzung des
Westjordangebietes, Ostjerusalem und dem
Gazastreifen im Jahr 1967.
Die so groß ausposaunte künstliche Empörung über
die Anklage der rassistischen Politik Israels kann
man mit einem erbosten Ehemann vergleichen, der den
Arzt verprügelt, weil er diesen beschuldigt, an der
von ihm festgestellten Schwangerschaft seiner Frau
schuld zu haben.
So regt man sich darüber auf, daß da behauptet
wird, Israel halte sich nicht an die Regeln des
Völkerrechts, ignoriere alle seine Politik
betreffenden Beschlüsse der UNO und seines
Sicherheitsrates, Israel übe grobe Gewalt gegenüber
den Palästinensern aus, in den von Israel besetzten
Gebieten gebe es zweierlei Gesetz für Juden und
Palästinenser und so weiter und so fort. Aber leider
sind das eben Tatsachen, die jeder objektive
Betrachter feststellen kann und die auch in Israel
bekannt sind und nicht selten von den Medien
festgestellt, ja manchmal auch kritisiert werden.
Das Schlimme daran ist die Haltung: »Wir dürfen
darüber reden, aber die Goyim nicht«, wobei in der
zionistischen Weltanschauung alle Goyim (Nichtjuden)
a priori ausnahmslos als Antisemiten gelten.
Die Feststellung, daß die in Israel seit seiner
Gründung ganz offiziell in der Gründungsurkunde zur
Staatsdoktrin erhobene zionistische Doktrin und ihre
praktische Anwendung gegenüber der arabischen
Minderheit (20 Prozent aller israelischen Bürger)
und gegenüber der Palästina-Bevölkerung rassistische
Merkmale aufweist, hat nichts mit Antisemitismus zu
tun. Viele Juden in Israel und weltweit schätzen den
Zionismus genau so ein. Niemand, oder nur bestimmte
Teile eingefleischter Antisemiten oder einiger
rechts- und linkssektiererischer Elemente freuen
sich darüber, daß sie die rassistischen Taten der
israelischen Politik dazu ausnutzen können, diese
allen Juden in die Schuhe zu schieben.
Wer aber den von Israel gegenüber seinen
arabischen Bürgern und der kolonialistisch
unterdrückten Bevölkerung Palästinas ausgeübten
Rassismus mit dem extrem unmenschlichen, industriell
ausgeführten Völkermord der Nazis an den Juden, an
ihren politischen Gegnern, an Roma und Sinti, an
Homosexuellen und anderen Bevölkerungsgruppen
vergleichen will, schadet nur der Feststellung der
Tatsachen sowie dem aktuellen Herangehen der
UNO-Konferenz in Durban. Leider gibt es solche
Ignoranten.
Richtig ist doch, was UNO-Generalsekretär Kofi
Annan bei der Eröffnung der Konferenz in Durban
feststellte: Der Holocaust, die Ermordung eines
Großteils der europäischen Juden ist - außer dem
Weltkrieg selbst - die scheußlichste Greueltat des
20. Jahrhunderts. Dies berechtigt Israel aber noch
lange nicht, die Palästinenser dafür leiden zu
lassen und sie auf brutale kolonialistische Weise zu
knechten. Ohne dies ausdrücklich zu sagen, wies
Annan damit darauf hin, daß die UNO seinerzeit
(1947) die Errichtung des jüdischen Staates Israel
neben einem Staat für die eingesessene
palästinensische Bevölkerung beschlossen hatte, eben
weil damals der vorangegangene Holocaust in Betracht
gezogen wurde.
Daß sich auch die Bush-Männer im Weißen Haus in
Washington an einem solchen Vorstoß gegen den von
Israel ausgeübten Rassismus stören, ist eigentlich
verständlich, haben sie selbst doch genug Dreck an
ihrem rassistischen Stecken.
Als die UNO-Generalversammlung 1976 den Zionismus
in die Reihe rassistischer Ideologien einreihte,
änderte sich nichts an den zu verurteilenden
Realitäten in Israel sowie den besetzten Gebieten.
Und auch nicht, als diese Entschließung 1991 wieder
zurückgenommen wurde. So wird auch eine
entsprechende neue Resolution in Durban wenig an der
Selbstherrlichkeit der herrschenden Kreise in Israel
ändern. Wenigstens wird dies solange nicht
passieren, wie es, dank der US-Unterstützung und der
Vetomacht Washingtons im UN-Sicherheitsrat, nicht
möglich ist, wirksame Sanktionen zu verhängen oder
andere Schritte zu unternehmen, wie zum Beispiel die
Entsendung einer internationalen Truppe zum Schutze
der palästinensischen Bevölkerung vor der
israelischen Besatzerwillkür.
Dies alles schreibe ich als echter israelischer
Patriot. Die wahren Interessen der Israelis liegen
in der Etablierung einer wirklichen Demokratie, die
allen Bürgern, gleichgültig welcher nationalen
Herkunft, welchen Geschlechts und welcher
Religionszugehörigkeit oder säkularer Weltanschauung
gleiche Rechte einräumt. Ein wirklicher Frieden ist
nur mit der Aufgabe der im Juni 1967 eroberten
arabischen Gebiete und dem Rückzug hinter die
damaligen Linien zu erreichen sowie der Sicherung
der Grenzen Israels innerhalb der
Waffenstillstandslinien von 1949. Dies entspricht
den wirklichen Interessen der israelischen Bürger
und der mit ihnen weltweit sympathisierenden Juden
und Nichtjuden.
Die wahren Interessen Israels (4.9.2001) |
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