Italienische Untersuchung: Israel wendet neuen Waffentyp im
Gazastreifen an
Meron Rapoport, Haaretz, 11.10 06
Ein
Untersuchungsbericht, der letzte Woche im italienischen Fernsehen
ausgestrahlt wurde, lässt die Möglichkeit zu, dass Israel in den
vergangenen Monaten im Gazastreifen mit einer neuen Waffe
experimentierte, die besonders schwere physische Verletzungen
verursacht, wie abgetrennte Gliedmaßen und schwere Verbrennungen.
Die Waffe
ist ähnlich einer vom USA-Militär entwickelten, die unter dem Namen
DIME bekannt ist. Sie verursacht einen gewaltigen und tödlichen
Schlag - aber innerhalb eines verhältnismäßig kleinen Radius.
Der
italienische Bericht gründet sich auf Berichte von Augenzeugen von
Medizinern im Gazastreifen als auch auf Tests, die in italienischen
Labors ausgeführt wurden. Das Forschungsteam ist dasselbe, das vor
einigen Monaten festgestellt hat, dass das US-Militär im Irak
Phosphorbomben gegen die irakischen Aufständischen in Faluja
angewandt hat.
Der
israelische Luftwaffengeneralmajor (Res.) Yitzhak Ben-Israel,
früherer Chef des IDF-Waffenentwicklungsprogrammes, sagte zu
italienischen Reportern, dass „eine der Ideen (hinter der Waffe)
die sei, nur die Gewünschten gezielt zu treffen, ohne in der Nähe
stehende oder andere Personen zu treffen.“
Die
Untersuchung folgte Berichten von Ärzten im Gazastreifen über
unerklärliche schwere Verletzungen. Die Ärzte berichteten von einer
ungewöhnlich großen Zahl von Verwundeten, die die Beine verloren,
die völlig verbrannte Körper und Verletzungen hatten, die nicht von
Metallsplitter herrührten. Einige der Ärzte behaupteten auch, dass
sie Teilchen aus Wunden entfernten, die mit keinem Röntgenapparat
sichtbar gemacht werden können.
Nach den
Zeugenaussagen waren die Verwundeten von Munition getroffen, die im
Juni von Drohnen abgeschossen worden waren.
Dr. Habas
al-Wahid, Chef der Notfallstation des Shuhada al-Aqsa-Krankenhauses
in Deir-el-Balah sagte zu den Reportern, dass die Beine der
Verletzten vom Körper getrennt waren, als ob eine Säge benützt
worden wäre, die durch einen Knochen schneidet. Da gab es Zeichen
von Hitze und Verbrennungen nahe den Stellen der Amputation, aber
keine Zeichen, dass Metallisches die Trennung vom Körper verursacht
habe.
Dr. Juma
Saka vom Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt sagte, Ärzte hätten kleine
Eintrittswunden am Körper der Verletzten und Toten gefunden . Nach
Dr. Saka wurde auf dem Körper der Opfer und in ihren inneren Organen
ein Pulver gefunden.
„Das Pulver
war wie mikroskopisch feines Schrapnell, das wahrscheinlich die
Verletzungen verursachte.
Das
italienische Untersuchungsteam meinte, es bestünde die Möglichkeit,
dass die IDF eine Art Waffe anwende, die in ihrer Eigenschaft DIME
ähneln ( Dense Inert Metal Explosive) würde, das für das US-Militär
entwickelt wurde. Nach einer offiziellen Website des
US-Luftwaffe-Laboratoriums ist es eine konzentrierte tödliche Waffe,
die dahin zielt, genau das Ziel zu zerstören, und wenig
Kollateralschaden anrichtet.
Nach dieser
Website enthalten die Projektile eine Karbonfiberumkleidung, die
mit Wolframpulver und Sprengstoff gefüllt ist. Während der Explosion
verbreiten sich Wolframteilchen – ein Metall, das sehr hohe
Temperaturen hält – über einen Radius von vier Meter und verursachen
den Tod.
Nach der
US-gestützten Website von Defense-Tech ist „das Ergebnis ein
unglaublich zerstörender Schlag in einem kleinen Areal“ und die
„zerstörerische Kraft der Mischung verursacht weit größeren Schaden
als reine Explosivstoffe“. Hinzugefügt wird noch, dass „die Wirkung
des Mikro-Schrapnells eine ähnliche aber viel größere Wirkung habe
als ein Schock.“
Die Waffe
ist vermutlich noch in der Testphase und ist noch nicht auf dem
Schlachtfeld angewandt worden.
Die
italienischen Reporter sandten Proben des Pulvers, das in den Wunden
der Verletzten im Gazastreifen gefunden wurde, an ein Labor der Uni
Padua. Dr. Carmela Vaccaio sagte, dass sie in den untersuchten
Proben eine „hohe Konzentration von Karbon fand und ein
ungewöhnliches Material“ wie Kupfer, Aluminium und Wolfram. Dr. V.
sagt, das Ergebnis „könnte in Übereinstimmung mit der Hypothese
sein“, dass die in Frage kommende Waffe DIME ist.
Was DIME
betrifft – so sagte Ben-Israel den italienischen Reportern – so sei
es eine Technik, die bei sehr kleinen Zielen angewandt werden kann.
Der Bericht
sagt auch, dass diese Waffe nicht vom Völkerrecht verurteilt wurde,
da es offiziell noch gar nicht getestet wurde.
Man glaubt,
dass diese Waffe schwer krebserregend sei und die Umwelt schädige.
Die NGO der
Ärzte für Menschenrechte hat an den Verteidigungsminister Amir
Peretz geschrieben und Erklärungen für die zuvor erwähnten
Verletzungen bei Palästinensern gefordert. Amos Gilad, ein ranghoher
Berater des Ministers, wird sich in nächster Zukunft mit der Gruppe
treffen.
(dt. Ellen Rohlfs) |