Familie arbeitet mit internationalen Künstlern
zusammen:
Wandgemälde auf Grenzmauer
WAFA –
Palestine News Agency
JERUSALEM, 20.
August 2005 (WAFA) – Das israelische Komitee gegen Hauszerstörung (ICAHD)
und die palästinensische Familie Aamer werden mit kalifornischen,
internationalen sowie israelischen Künstlern und Aktivisten
zusammenarbeiten, um ein Wandgemälde auf die ihr Haus teilweise
umschließende Apartheidmauer zu malen.
ICAHD verlautbarte
in einer Presseerklärung: „Während die Augen der Welt auf den
Gazarückzug gerichtet sind, geht der Widerstand gegen die
israelische Apartheidmauer weiter. Die letzten zwei Jahre wurde
Familie Aamer aus der Stadt Mas’ha auf allen vier Seiten von der
Grenzanlage umgeben, welche Israel durch die Westbank errichtet, um
seine Besatzung hier abzusichern.“
Eine wachsende
Zahl israelischer und internationaler Aktivisten werden sich Familie
Aamer und deren Freunden anschließen und die Mauer am 21. und 22.
August bemalen. Eine Übergabefeierstunde für das Wandbild wird am
23. August an der Mauer abgehalten.
Das häusliche
Leben der Familie Aamer gleicht dem in einem Gefängnis. Auf drei
Seiten ihres Hauses hat die israelische Regierung einen Gitterzaun –
oben mit Stacheldraht versehen – errichtet. Durch diesen Zaun können
die Aamers die neue jüdische Siedlung, die ein paar Fuß (1 Fuß =
0,3048 m) entfernt von der Rückwand ihres Hauses gebaut worden ist,
sehen.
„Vor das Haus
haben die Israelis eine Betonmauer mit 280 Fuß (85,35 m)
Länge und 24 Fuß (7,32 m) Höhe gebaut und damit
Familie Aamer von ihren Feldern und von ihrem Dorf abgeschnitten.
Die Mauer wurde gebaut, nachdem die Familie es ablehnte, von der
israelischen Armee einen Blankoscheck entgegenzunehmen, um im
Gegenzug ihr Grundstück zu verlassen und Platz für die Siedlung zu
machen“, teilte die Presse mit.
Die Aamers können
ihr Grundstück nur durch ein abgesperrtes Tor betreten oder
verlassen. Letzteres alarmiert das israelische Militär jedes Mal,
sobald es von jemandem berührt wird. Sie sind im Falle geringfügiger
Übertretungen eines Systems von Regularien regelmäßig von
Hauszerstörung bedroht. Es ist ihnen beispielsweise nicht gestattet,
ohne Erlaubnis des Militärs Besuche in ihrem Haus zu empfangen.
Im Sommer 2004
arbeitete das „Break the Silence“-WandbildProjekt (= „Brich
das Schweigen“-Wandbildprojekt) aus San Franzisco mit Familie Aamer
zusammen und wurde vom International Women’s Peace Service
unterstützt. Palästinenser, Israelis sowie internationale Aktivisten
und Künstler entwarfen und bemalten die unteren sieben Fuß
(2,13 m) der Besatzungsmauer gegenüber der
Haustüre.
Das
Wandbildprojekt ist für Familie Aamer eine Geste der Kontrolle über
die sie umgebende Besatzung, von der sie buchstäblich eingesperrt
werden. Wenn sie jetzt die Haustür aufschließen, sehen sie leuchtend
grüne, sanft geschwungene Hügel, Blumen, vielfache Sonnen und einen
sich erhebenden Phönix, der von ihren Kindern gemalt wurde.
Familienvater Hani
Aamer meinte: „Wenn man mit den Kindern malt, wie es hier
geschehen ist, dann gibt man ihnen das Gefühl, dass sie leben.“
Während die Welt
auf Gaza schaut, wird die Besatzungsmauer Tag für Tag länger. Sie
schlängelt sich hunderte Meilen durch die Westbank, zerstört das
Leben der Palästinenser, trennt ihre Familien voneinander, trennt
sie von ihrer Lebensgrundlage, von ihren Feldern, dem Wasser, den
Schulen und medizinischer Versorgung.
Die Mauer hat
viele dazu gezwungen, ihre Häuser zu verlassen und damit eine
weitere Ausdehnung der Siedlungen in den besetzten Gebieten
zu erlauben. Zusammen mit der wachsenden Zahl der Siedlungen und den
sie verbindenden US-finanzierten Nur-für-Siedler-Straßen ist die
Mauer der Schlüssel für die Stärkung der Westbankbesatzung.
Die Mauer ist
geplant, um die Schaffung eines lebensfähigen palästinensischen
Staates zu verhindern, indem sie Land im Herzen der Westbank
abschneidet, es unter israelische Konrolle stellt, und damit in
Wirklichkeit eine Reihe palästinensischer „Bantustans“ nach
dem Apartheidsmodell Südafrika schafft. Die Erfahrung der Familie
Aamer ist nur ein Beispiel für das dem palästinensischen Volk
zugefügten kollektiven Trauma.
Die Weigerung der
Familie Aamer, zu gehen, gilt weiterhin als kraftvoller
Widerstandsakt, der die Solidarität und die Unterstützung
israelischer und internationaler Aktivisten angezogen hat.
Gewaltfreie Graswurzelproteste gegen die Mauer sind von
palästinensischen Volkskomitees organisiert worden, seit der Bau
begonnen hatte.
Friedenscamps sind an mehreren Plätzen entlang der Mauer – auch in
der Nähe des Aamer-Hauses – errichtet worden. Das „Break the
silence“-Wandbildprojekt führt seinen Widerstand und seine
Solidarität fort und wurde von den Aamers eingeladen, um das im
letzten Jahr begonnene Wandgemälde fertigzustellen.
21.08.2005, Übers.
v. Gabriele Al Dahouk |