Leserbrief an die
Taz von Ruth Asfour
Dank für die Veröffentlichung des Leserbriefes von Esther Thomsen (siehe weiter unten)
Jetzt Thema Nr. 1 in den
Medien: Die Unruhen in Teheran ! Ich bin sicher, die israelische
Regierung ist froh über den Themenwechsel und baut weiter an den
völkerrechtswidrigen Siedlungen.
War es in Teheran Wahlbetrug ?
Vielleicht. Unsere Kanzlerin
setzt sich ein für die getöteten Demonstranten. Sie mahnt Demokratie an.
Im Januar 2006 wurde durch
eine untadelige demokratische Wahl die „Hamas“ gewählt. Trotz der den
Palästinensern auferlegten Behinderungen der Bewegungsfreiheit, war das
zu bewundern. Aber Israel verteufelte die gewählte Hamas und steckte
sofort 40 ihrer Minister ins Gefängnis. Der Boykott der gewählten Partei
und die Blockade Gazas begann. Der Westen zog nach.
Erinnern Sie sich an den
Skandal als zwei Hamas Minister es wagten, nach Berlin zu kommen und
niemand sie empfing? Und die wenigen, die sich trauten, mit ihnen zu
sprechen, wurden angeprangert.
Auch in Ni’lin und anderen
Orten des Westjordanlandes werden bei wirklich gewaltfreien
Demonstrationen gegen die landräuberische israelische Mauer
Demonstranten – darunter ein Israeli - von der israelischen Armee
erschossen – auch zwei kleine Jungen. Oder im Gaza-Gefängnis, wenn sie
der Mauer zu nahe kommen!
Ein Palästinenser ist keine
Fußnote wert, klagte Felicia Langer in ihrer Rede im Januar in Hamburg
gegen das Massaker in Gaza. Die Menschen dort sind immer noch
eingesperrt und die vielen Obdachlosen leben in Zelten. Trotz aller
„Geberkonferenzen!“
Felicia Langer vergaß auch
nicht, den Libanonkrieg zu erwähnen mit den vielen Toten. Aber Israel
verhandelt nicht, es „redet nicht mit Terroristen“ . Israel setzt lieber
seine mit den entsetzlichsten Waffen bestückte Armee ein! Nun fühlt sich
die Atommacht Israel von Iran bedroht.
Ruth Asfour, Offenbach
Datum: 22. Jun 2009 13:11
Leserbrief von
Esther Thomsen
Betreff:
Jeder Israeli ist ein Feind" - Israel ist nach wie vor von Vernichtung
bedroht, sagt "Shoah"-Regisseur Claude Lanzmann. Ein Gespräch über
Hamas, Hisbollah, Iran - und seinen Freund Ariel Scharon.
Sehr geehrte taz-Redaktion,
im Schwerpunkt vom 19. Juni geben Sie dem prominenten Regisseur Claude
Lanzmann auf zwei Seiten die Gelegenheit zur Ehrenrettung der
israelischen Armee, die mit anderen Maßstäben als andere Armeen gemessen
werden müsse. Die reißerischen Schlagzeilen lauten: "Es geht dem Iran um
die Vernichtung Israels" (was nachweislich nicht stimmt), "Israels
Feinde machen keine Gefangenen" und "Nach Ansicht der Hamas und der
Hisbollah ist jeder Israeli ein Feind, also auch Kinder und Zivilisten.
Israel gehört in ihren Augen vernichtet". Das ist reinste israelische
Propaganda und verleugnet, dass die israelische Armee im Libanonfeldzug
und beim Massaker in Gaza keinen Unterschied zwischen militärischen und
zivilen Zielen gemacht hat, wie die zahlreichen Anklagen wegen Verstoßes
gegen die Genfer Konventionen und Berichte von
Menschenrechtsorganisationen beweisen. Die Opferzahlen sprechen eine
eindeutige Sprache: im Libanon über 1200 Tote meist Zivilisten, auf
israelischer Seite 157 Tote davon 43 Zivilisten.
Im
Gazastreifen wurden etwa 1400 PalästinenserInnen getötet, davon 430
Kinder. Dagegen wurden nur 13 Israelis getötet, davon 4 Zivilisten. Es
stimmt auch nicht, dass die Hamas keinen Frieden will und Israel keine
andere Wahl als den Krieg hatte, um den Beschuss durch Qassamraketen zu
bekämpfen.
Zu Ihrer
Information schicke ich Ihnen die Texte von zwei israelischen
Friedensaktivisten (Felicia Langer und Uri Avnery), die das belegen.
Ich würde mich freuen, wenn Sie meinen Beitrag als Leserbrief
veröffentlischen könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Esther Thomsen
Felicia Langer
Rede bei der Demonstration gegen den
Krieg Israels gegen Gaza am 17. Januar 2009 in Hamburg
Liebe Freunde und Freundinnen,
der mörderische israelische Angriffskrieg
gegen das Gaza-Ghetto dauert nun schon 22 Tage.
Die viertgrößte Militärmacht der Welt hat
am 27. Dezember 2008 zugeschlagen, „ohne Gnade, ohne Rücksicht“, wie der
Minister Ehud Barak sagte. Dieser Krieg ist auch ein Teil des
Wahlkampfes in Israel: Tzipi Livni will als Sachverständige beim Thema
Krieg anerkannt werden. Sie war schließlich kein General, auch wenn
sie im Geheimdienst Mossad gedient hat. Ehud Barak wollte zeigen, dass
er einen „besseren“ Krieg als den Libanon-Krieg 2006 führen kann. Und
beide zusammen wollten sagen: „Schaut her, wir sind nicht weniger wert
als Netanyahu...“. Das ist also ein Wahlkampf, der sich von
palästinensischem Blut nährt!
Dieser Krieg soll nicht nur Hamas
vernichten, sondern das palästinensische Volk zur völligen Kapitulation
zwingen, so dass jede Lösung, und sei es ein palästinensischer Staat,
der nur aus ein paar Bantustans besteht, diktiert werden kann. Insofern
erleben wir nicht nur einen Krieg gegen Hamas, sondern gegen alle
Palästinenser!
In den ersten Stunden hat Israel 100 Tonnen
Bomben auf Gaza geworfen. Das zeigt die israelische Grausamkeit ab
initio!
Der Krieg war seit langem geplant und
vorbereitet. Israel hat den Waffenstillstand schon am 4. November
gebrochen durch eine außergerichtliche Exekution von sechs
Palästinensern in Gaza und am 17. November mit der Tötung von 4
Palästinensern. Hamas wollte den Waffenstillstand verlängern, aber unter
der Bedingung, dass die Grenzübergänge geöffnet werden, um die
Strangulierung von Gaza zu beenden. Israel hat das abgelehnt, obwohl das
in der Waffenstillstandsvereinbarung vereinbart worden war.
Der Gazastreifen ist 365 km² groß oder
klein und hat 1,5 Millionen Einwohner, die Hälfte davon sind Kinder, und
die Mehrheit sind Flüchtlinge. Gaza ist seit 1 ½ Jahren unter totaler
israelischer Blockade. Es fehlt an allem: Es gibt nicht genug Nahrung,
Öl, Elektrizität, sauberes Wasser, viele Patienten starben während der
Blockade, weil sie keine adäquate medizinische Hilfe erhielten, 80% der
Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze!
Israel hat 2005 den Gazastreifen als
verbrannte Erde verlassen und die absolute Kontrolle über alle Grenzen
behalten, noch vor der kollektiven Bestrafung dafür, dass das
palästinensische Volk demokratisch die Hamas gewählt hatte. John Dugard,
der ehemalige UN-Beauftragte für Menschenrechte, sagte: Gaza ist ein
Gefängnis, Israel hat die Schlüssel und hat sie ins Meer geworfen.
Und jetzt massakriert Israel die Gefangenen
mit allen Mitteln! Ärzte in Gaza und Human Rights Watch
berichten über besonders zerstörerische Waffen, die Israel anwendet, wie
z.B. weißen Phosphor. Die israelische Sprecherin Avital Leibovitz sagte
dazu:“Es
ist unsere offizielle Politik, nicht darüber zu reden, welche Munition
genau im Einsatz ist.“
Der EU-Entwicklungskommissar Louis Michel
sagte in Brüssel,
dass Israel das humanitäre Völkerrecht missachtet, was inakzetabel ist.
Schon vorher erklärten das Rote Kreuz und Menschenrechtsorganisationen
das Gleiche. Das Rote Kreuz bezeichnet die humanitäre Lage in Gaza als
schockierend.
Das Massaker in Gaza ist n i c h t
durch das Recht auf Selbstverteidigung legitimiert! Es ist eine total
unverhältnismäßige Reaktion auf die Qassem-Raketen. Professor Dr. Norman
Paech bezeichnet Gaza als das dichtestbesiedelte Land der Welt. Kein
Luftangriff kann die vom Kriegsvölkerrecht geforderte Unterscheidung
zwischen geschützten Zivilisten und legitimen Kampfgegnern
gewährleisten.
Ich verurteile die Qassemraketen, die
völkerrechtswidrig sind. Aber die Wahrheit ist: Das Wesentliche ist, die
israelische kolonisatorische Besatzung zu beenden! Diese Besatzung, die
schon 41 Jahre andauert, ist ein Inbegriff von Gewalt, die Gegengewalt
hervorruft. Israel hat das Recht auf Sicherheit, aber nicht auf den
Leichenbergen von Palästinensern!
Israel ist ein absoluter
Friedensverweigerer! Das zeigt sich unter anderem darin, dass es über
Frieden redet und gleichzeitig die völkerrechtswidrigen Siedlungen und
die Apartheid-Mauer auf palästinensischem Land weiterbaut.
Verschiedene Hamas-Sprecher, u.a. auch
Khaled Maschal, haben erklärt, wenn das palästinensische Volk die
Zwei-Staaten-Lösung akzeptieren würde, würde die Hamas sie auch
akzeptieren. Das bedeutet eine de facto-Anerkennung von Israel! Israel
hat darauf mit Mord an Hamasführern geantwortet!
All die eben genannten Gräueltaten sind
laut dem Völkerrecht, das so essentiell wichtig für die Weltgemeinschaft
ist, Kriegsverbrechen!
Meine Anklageschrift lautet:
Ich klage Israel an wegen des Mordes an 1
300 Palästinensern, davon ein Drittel Kinder!
Ich klage Israel an wegen der
Verstümmelung von Tausendem im Gaza-Ghetto!
Ich klage Israel an wegen des Massakers an
ganzen Familien, auch an denjenigen, die Zuflucht in Schulen gefunden
hatten!
Kein Platz unter der Sonne für die
Palästinenser in Gaza! Auch nicht für Kinder!
Ich klage Israel an wegen der
systematischen Zerstörung von Wohnhäusern, Schulen, Universitäten,
Moscheen, Krankenhäusern und sogar des UNO-Hauptquartiers! Schande über
die, die sich rühmen, Gaza 30 Jahre zurückzubomben!
Ich klage die israelische Regierung an,
dass sie durch Schüsse auf Ambulanzen und medizinisches Hilfspersonal
den Kranken und auch den verletzten Palästinensern die notwendige
medizinische Hilfe verweigert!
Der Tag der Gerechtigkeit wird kommen!
Er wird das Zeichen unserer Holocaustopfer tragen, deren Andenken Israel
verraten hat.
Ich klage auch die Komplizen der
israelischen Regierung an, nämlich die Politiker der USA und der EU und
ganz besonders Deutschlands! Die Politiker, die statt Druck auf Israel
auszuüben, was ein Segen für Israel wäre, entweder feige sind und
schweigen oder Israels abscheuliche Taten unisono unterstützen, auch
durch Waffenlieferungen! Ich sage ihnen mit Worten von Peter Ustinov:
„Krieg tötet Menschen. Schweigen auch!“
Das gilt auch für viele deutsche Medien-
das sollen sie sich gesagt sein lassen! Es gibt das hässliche Wort:
Ein Palästinenser ist keine Fußnote wert- ich sage: doch, er ist
eine Fußnote wert und viel mehr als das! Bisher ist das leider nicht zu
erkennen!
Liebe Freunde,
Israel und seine Komplizen haben die Macht
der Waffen. Wir haben die Macht des Gewissens und der
menschlichen Solidarität- eine Weltmacht, die nicht schweigen wird, bis
die Waffen schweigen und bis die gequälten Palästinenser ihre legitimen
Rechte bekommen. Nur dann wird es Frieden in Nahost geben!
Diese Macht vereinigt uns, für immer!
Zusammen sind wir stark!
(Felicia Langer hat sich
jahrzehntelang in Israel für die Rechte der Palästinenser eingesetzt.
Sie schloss ihre Kanzlei in Jerusalem aus Protest gegen das israelische
Justizsystem. Seit 1990 lebt sie in Deutschland. Sie hält Vorträge und
ist vor allem durch zahlreiche Bücher zum Nahostkonflikt bekannt
geworden. Für ihren Einsatz für die Menschenrechte erhielt sie
zahlreiche Preise u. a. 1990 den Alternativen Nobelpreis und 2005 den
Erich-Mühsam-Preis.)
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Israelische Soldaten
haben gegen die Genfer Konventionen verstoßen.
Drei Wochen nach Ende der Militäroperation
wurden ungefilterte Berichte von Soldaten über Verbrechen gegen die
Menschlichkeit in zwei israelischen Tageszeitungen und danach am 20. 3.
09 in der FAZ und Spiegel Online veröffentlicht. Sie bestätigten die
Berichte, die die Vereinten Nationen, das Internationale Rote Kreuz,
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Oxfam, B’tselem,
Israels Ärzte für Menschenrechte und das Palästinensische Zentrum für
Menschenrechte inzwischen vorgelegt hatten. Richard Falk, der
UN-Menschenrechtsbeauftragte für Palästina, bezeichnete die
Nicht-Unterscheidung von Zivilisten und Kombattanten als
„Kriegsverbrechen des größten Ausmaßes“. Die schockierenden Berichte
sind die Mitschrift einer Diskussion in der Militärakademie Itzak Rabin,
Beweise, die nicht mehr geleugnet werden können. Beim Stürmen von
Häusern in denen sich Zivilisten aufhielten, hätten Soldaten häufig
wahllos und ohne Vorwarnung um sich geschossen. „Die Vorgesetzten sagten
uns, das sei in Ordnung, weil jeder, der dageblieben ist , ein Terrorist
ist“, sagte einer der Soldaten. „Ich habe das nicht verstanden, wohin
hätten sie denn fliehen sollen?“ Viele hätten auch mutwillig den Besitz
palästinensischer Familien zerstört, „weil es ihnen Spaß macht“.
Inzwischen sind verschiedene Klagen gegen Israel erhoben worden.
Am 3. März wurde in Brüssel von Ken Coates,
Nurit Peled und Leila Shahid ein Russel-Tribunal zu Palästina
einberufen. Zu seinen Unterstützern gehören 100 weltbekannte
Persönlichkeiten . Das Video von der Pressekonferenz ist sehr
beeindruckend . Es zeigt den Aufstand des Gewissens gegen die
Ungerechtigkeit und kann hoffentlich etwas bewegen.
http://www.russelltribunalonpalestine.net/
(E.Th.)
»Israel ist abgestumpft«
Eineinnerlich zerstrittene Nation, gefühllos geworden
für das Leiden anderen: In diesem Zustand ist mein Land Man kann die
israelische Grausamkeit in dem soeben zu Ende gegangenen Gaza-Krieg
nicht verstehen ohne den historischen Hintergrund: die lastende
kollektive Leidensgeschichte und die Opfermentalität nach all dem, was
Juden jahrhundertelang angetan wurde, sowie die Überzeugung, dass »wir
Israelis« nach dem Holocaust das Recht besitzen, alles - absolut alles -
tun zu dürfen, um uns zu verteidigen. Ohne Hemmungen durch Gesetz und
Moral.
Nie sank Israel so tief wie 1982 im Libanonkrieg, bei
den Massakern von Sabra und Schatila. Doch es ist eindeutig, dass das
aktuelle Massaker im Gazastreifen viel schlimmer ist als jenes Ereignis
von 1982, das damals 400 000 Israelis - rund 15 Prozent der
Gesamtbevölkerung - dazu brachte, spontan in Tel Aviv gegen den Krieg zu
demonstrieren. Diesmal, im Gaza -Krieg, gingen nur etwa 10 000
Friedensdemonstranten in Israel auf die Straße. Israels offizieller
Untersuchungsausschuss, der sich in den 1980er-Jahren mit dem
Sabra-Massaker befasste, stellte fest, dass die israelische Regierung
»indirekte Verantwortung« für die Gräueltat trug. Mehrere Politiker und
Offiziere wurden suspendiert. Einer war Divisionskommandeur Amos Yaron.
Keiner der anderen Angeklagten, vom Verteidigungsminister Ariel Scharon
bis zum Stabschef Rafael Eitan, äußerte Bedauern. Nur Yaron gestand
gegenüber seinen Offizieren Reue ein und gab zu: »Unsere
Empfindungsfähigkeit für andere ist abgestumpft.«
Gefühllosigkeit ist, auf israelischer Seite, der
charakteristische Zug des Gaza-Krieges.
Der erste Libanon-Krieg dauerte 18 Jahre und kostete
mehr als 500 israelische Soldaten das Leben. Die Planer des zweiten
Libanon-Krieges entschieden sich 1982, solch einen langen Krieg und
solch eine. hohe Todesrate künftig zu vermeiden. Deshalb erfanden sie
das Prinzip: Zerstören von gesamten Stadtteilen, Verwüsten gesamter
Gebiete, das Vernichten der Infrastrukturen.
Beim Libanon-Krieg 2006 wurden in 33 Kriegstagen etwa
1000 Libanesen getötet: ein blutiger »Rekord«, der jetzt im Gaza-Krieg
schon am 17. Tag gebrochen wurde. Doch in jenem zweiten Libanon-Krieg im
Sommer 2006 erlitten Israels Bodentruppen große Verluste. Und die
öffentliche Meinung, die zu Beginn jenen Krieg gegen die Hizbollah
mit demselben Enthusiasmus wie dieses Mal gegen die Hamas
unterstützte, kippte schnell.
Der Schatten dieses zweiten Libanon-Krieges liegt
schwer über dem Gaza -Krieg. Alle Kriegsplaner in Israel schworen,
dessen Lektion gelernt zu haben. Und die lautete, das Leben keines
einzigen Soldaten zu riskieren. Ein Krieg ohne Verluste - auf
israelischer Seite. Die Methode: Riesige Feuerkraft einsetzen, um alles,
was ihr im Wege steht, zu pulverisieren und jeden zu töten, der sich im
Zielgebiet bewegt. Die israelischen Medien widmeten mehrere Stunden dem
Treffer einer Qassam-Rakete auf ein Haus in Aschkelon, in dem
drei Bewohner einen Schock erlitten. Sie verloren aber kaum Worte über
die vierzig Frauen und Kinder, die in der UN-Schule in Gaza getötet
wurden, von der »wir beschossen worden sind« - was sehr schnell als Lüge
der israelischen Armee entlarvt wurde.
Dies alles wäre unmöglich gewesen, litte nicht das
ganze Land an Gefühllosigkeit. Doch die schlimmsten Folgen dieses
Krieges wirken langfristig: Israel schafft im Weltbewusstsein ein
schreckliches Image von sich selbst. Milliarden von Menschen haben uns
als Monster wahrgenommen. Sie werden Israel nie wieder als sympathischen
Staat sehen, der Gerechtigkeit, Fortschritt und Frieden sucht. Noch
schlimmer ist die Wirkung auf die Hunderte von Millionen Araber: Sie
werden nicht nur die Hamas-Kämpfer als Helden der arabischen Nation
ansehen, sie sehen auch ihre eigenen Regime in ihrer Nacktheit:
unsolidarisch, korrupt und verräterisch. In den kommenden Jahren wird
deutlich werden, dass dieser Krieg reiner Wahnsinn war. -
UriAvnery
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