Um Hoffnung
kämpfen
Helgard Barakat
Um
Hoffnung kämpfen, so lautet der Titel von
Felicia Langers jüngstem Buch. Es leuchtet in
flammendem Rot, und genauso flammend ist ihr
ungebrochenes Engagement für ihre selbst
gewählte Lebensaufgabe: einen gerechten Frieden
im Nahen Osten. Ungebrochen trotz zeitweilig
widriger Umstände, weil es auf einem
unerschütterlichen Fundament steht: einem
unbestechlichen Gerechtigkeitssinn, einer
ausgeprägten Mitleidensfähigkeit, ihrer
persönlichen Lehre aus den Erfahrungen des
Holocaust: nicht wegschauen, nicht schweigen,
wenn Unrecht geschieht, - und einer großen
Portion Zivilcourage.
Deswegen stritt sie
23 Jahre als Rechtsanwältin vor israelischen
Gerichten für die Rechte ihrer palästinensischen
Mandanten und dokumentierte als erste die
systematischen Menschenrechtsverletzungen,
denen sie begegnete, und machte sie publik. Seit
mehr als 18 Jahren setzt sie sich in Deutschland
unermüdlich für die Rechte des palästinensischen
Volkes auf einen gerechten Frieden ein, durch
Reden, Vorträge, Interviews, Diskussionsbeiträge
und durch Bücher. Im vorliegenden Buch gibt sie
Einblicke in Stationen und Facetten ihres Lebens
als Friedensaktivistin, seit 1999. Wir erleben
mit ihr freudige Ereignisse wie Geburtstage,
goldene Hochzeit, die Geburt des jüngsten
Enkelkindes, Preisverleihungen und Ehrungen.
Denn diese emotionale Geborgenheit im Familien-
und Freundeskreis sind für Felicia Langer
unerlässliche Quelle von Kraft und Energie. Aber
immer wieder dringt das Schicksal der
Palästinenser in den Vordergrund. Tagtäglich
erreichen sie Nachrichten über Tötungen,
Verhaftungen, Bombardierungen, Enteignun-gen,
Häuserzerstörungen, Verweigerung von
Grundrechten.
Dabei sind die
Grundlagen für einen Frieden unbestritten, die
Bereitschaft der palästinen-sischen Seite,
Israel in den Grenzen von 1949, d.h. in 78% des
historischen Palästina anzuerkennen, und die
relevanten UN-Resolutionen, wie es auch der
arabische Friedensplan von 2002 vorsieht. Aber
die israelischen Regierungen weigerten sich
bisher, ihre fatale zionistische Ideologie,
maximale Landnahme bei Minimierung der
palästinen-sischen Bevölkerung durch
verschiedene Formen ethnischer Säuberung,
aufzugeben. Stattdessen übten sich die
Regierenden in Friedensrhetorik und Schaffung
vollendeter Tatsachen in den palästinensischen
Gebieten, wobei es paradoxerweise immer wieder
gelang, der palästinensischen Seite die Schuld
für das Nichtzustandekommen von
Friedensvereinbarungen zuzuschieben. Und
westliche Politiker und Medien haben das
heuchlerische Spiel bisher brav mitgespielt.
Felicia Langer
scheut sich nicht, Ross und Reiter beim Namen zu
nennen, und freut sich, dass im Laufe der
letzten Jahre immer mehr prominente Stimmen
dazugekommen sind, Politiker, Publizisten,
Kirchenleute, Friedensgruppen, sowohl in
Deutschland wie weltweit.
Trotzdem muss sie
noch immer gegen verschleiernde oder
entstellende Berichterstattung oder
Einflussnahme von pro-zionistischen Gruppen
kämpfen. Man wirft ihr Einseitigkeit und
Parteilichkeit vor, aber sie verurteilt auch
Rechtsbrüche auf palästinensischer Seite. Und
Parteinahme für den Schwachen und
Benachteiligten hält sie für berechtigt. Denn
Israels Zukunft ist auf Dauer nur gesichert,
wenn es mit seinen Nachbarn und innerstaatlich
Frieden schaffen kann.
Die jüngste
Militäraktion im Gazastreifen, der Bau der
Apartheidsgrenzanlage überwie-gend auf
palästinensischem Boden und die aggressive
Ausweitung der kolonialistischen Siedlungen in
der Westbank lassen die Hoffnung auf eine
friedliche Lösung, zwei Staaten für zwei Völker,
eher unrealistisch erscheinen, aber Felicia
Langer ist nicht bereit, diese Hoffnung
aufzugeben. Sie wird weiter kämpfen und der Welt
ins Gewissen reden. Denn kolonialistische
Unternehmungen und Apartheidspolitik haben auf
Dauer keine Überlebens-chance. Das lehrt die
Geschichte.
Weitere Rezensionen:
Felicia Langer
Um Hoffnung kämpfen
Kein Frieden in Nahost: Sie möchte jedoch dem Hass eine
Kraft entgegensetzen, die Liebe, die sie selbst erfahren
hat. Sie ist erfüllt von Hoffnung. Einer Hoffnung, für die
gestritten werden muss, gegen das Unrecht. In diesem sehr
persönlichen Buch schildert Felicia Langer, was sie
bestärkt, sich für Versöhnung und Frieden einzusetzen. >>>
Larnuv Taschenbuch 345 Originalausgabe mit Abbildungen ca.
144 Seiten
ca. 9,90 € [D], 1
ISBN 978-3-88977-688-4
Um
Hoffnung kämpfen - Dr. Ludwig
Watzal - „Der Weg der Gewalt, den Israel mit der
Unterstützung der westlichen Regierungen geht und für den
einzig richtigen hält, führt in den Abgrund.“ Dieses Resümee
zieht Felicia Langer am Ende ihres Buches, das eine sehr
persönliche Bestandsaufnahme ihres politischen Engagements
in Deutschland darstellt >>>
Unteilbarer
Humanismus
- Felicia Langer hat ein eindringliches Buch zum
israelisch-palästinensischen Konflikt geschrieben
Von Werner Ruf - Um Hoffnung kämpfen« ist wohl das
persönlichste Buch, das die in Tübingen lebende israelische
Rechtsanwältin und Trägerin des alternativen Nobelpreises
Felicia Langer geschrieben hat. >>>
Interview -
Kein Platz unter der Sonne
- Im Gespräch - Die
israelische Autorin und Menschenrechtsaktivistin Felicia
Langer über einen Krieg, der die Palästinenser zur völligen
Kapitulation zwingen soll
- FREITAG: Ist die
Lage in Gaza vergleichbar mit der im Libanon nach der
israelischen Intervention im Sommer 1982, als die PLO
in Beirut genauso eingekesselt war wie jetzt Hamas in
Gaza? FELICIA LANGER: Die Situation ist deshalb anders,
weil die Kontrahenten auf Seiten der Palästinenser viel
schwächer sind, als das damals für die PLO in Beirut
zutraf. Außerdem gibt es im Gaza-Streifen eine Zivilbevölkerung
von anderthalb Millionen Menschen, die seit Monaten
unter einer Blockade leben und fast nichts mehr haben:
keine Nahrung, kein sauberes Wasser, keine Medikamente.
Die Lage für Gaza ist derzeit viel schlimmer als 1982
in Beirut.
Rezension
„Um Hoffnung kämpfen“
– Felicia Langer – 18.12.2008 –
Schwäbisches Tagblatt - Ulrike
Pfeil - Felicia Langer braucht
man in Tübingen nicht mehr
vorzustellen: Sei fast zwei
Jahrzehnten lebt die frühere
israelische
Menschenrechts-Anwältin, die
couragierte Verteidigerin
zahlreicher Palästinenser vor
israelischen Gerichten, in
Tübingen. Sie erhielt dafür den
Alternativen Nobelpreis und
andere Auszeichnungen; sie erhob
als moralische Autorität immer
wieder die Stimme, wenn es um
Bedingungen eines Friedens im
Nahen Osten ging; sie hat in
mittlerweile fünf Büchern als
Gründübel der Friedlosigkeit der
Beginn die israelische
Besetzungs- und
Landnahme-Politik angeprangert.
Und man konnte sich fragen,
woraus sie, inzwischen selbst
hoch in den Siebzigern, ihre
Energie schöpfte.
Ihr jüngstes
Buch gibt darauf eine Antwort.
Es ist wohl ihr persönlichstes,
denn es beginnt mit einer
privaten Feier, ihrer Goldenen
Hochzeit mit ihrem Mann Miecin
Langer. Er fasst eine Liebe in
Worte, die in Polen noch unter
dem Eindruck des Holocaust
begann, in beide viele ihrer
Angehörigen verloren hatten und
sie selbst bittere Erfahrungen
im Exil und im KZ machten.
Das Buch
resümiert Reden, Auftritte,
Interviews, Protestaktionen der
letzten Jahre, auch Anfeindungen
und Hetzkampagnen, denen Felicia
Langer sich aussetzte. Die
Geschichte der politischen
Ereignisse in Israel und
Palästina, der Krieg im Libanon
und im Irak sind eingebettet in
anrührende Zeugnisse der
Zuneigung und Wärme innerhalb
der Familie, im Freundeskreis.
Die unbedingte Solidarität mit
Leidenden erwächst aus dieser
gelebten Empathie. Sie ist
emotional – mit Absicht und aus
guten Gründen. -- Ulrike Pfeil
Muslim-Markt
interviewt Felicia Langer,
Menschenrechtsanwältin, Trägerin des
alternativen Nobelpreises und Ehrenbürgerin
Nazareths - MM: Frau Langer, seit über 40
Jahren engagieren Sie sich dafür, Brücken zu
bauen zwischen Israelis und Palästinensern für
ein friedliches Miteinander basieren auf
Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. Was
empfinden Sie angesichts der Ereignisse der
letzten Tage? Langer: Ich empfinde
Empörung, sehr viel Mitleid, so viel Mitleid,
dass ich an die Grenzen meiner Kräfte komme. Am
meisten empfinde ich Empörung gegen die
israelische Aggression, eine mörderische
Aggression, die bedauerlicherweise derart extrem
geduldet wird, dass selbst ich das Ausmaß der
Duldung dieser Aggression nicht erwartet habe.
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