Leserbrief
von Prof. Dr. Kenneth Lewan -
Unterschied
zwischen Alltag und Wissenschaft
-
Zum Bericht "Israel
,schockiert' über deutsche Bischöfe"
(F.A.Z. vom 8. März): Die Vorsitzende
des Zentralrats der Juden in Deutschland,
Charlotte Knobloch, wirft Bischof
Gregor Maria Hanke vor, "er bewege
sich hart an der Grenze des Antisemitismus".
Er habe mit den Wörtern "Ghetto
in Ramallah" einen Vergleich mit
der nationalsozialistischen Zeit
gezogen. Leider hat Frau Knobloch
sich nicht zu der Sache geäußert.
Sie hätte erklären sollen, welche
Unterschiede es gibt und sich auch
mit der Frage auseinandersetzen
müssen, ob es nicht auch wesentliche
Ähnlichkeiten gibt. Durch Vergleiche
kann man ein tieferes Wissen über
die Ereignisse gewinnen. Stattdessen
machte sie ein Ad-personam-Argument
gegen den Bischof: "Er bewegt sich
an der Grenze des Antisemitismus."
Um ihre Aussage zu beurteilen, sollten
wir zuerst klarstellen, wie der
Begriff Antisemitismus in Alltags-
und Wissenschaftssprache verstanden
wird. Dementsprechend ist Antisemitismus
ein Vorurteil gegen die Gesamtheit
der Juden. Ein Vorurteil ist eine
nicht sachlich begründete negative
Einstellung. Der Bischof hat sich
nicht abschätzig über "die Juden"
geäußert, er hat überhaupt nichts
über die Juden gesagt. Sein Vergleich
zwischen den Ghettos und Rammallah
war eine negative Aussage über die
israelische Führung oder Israel.
Sie sind nicht gleichzusetzen mit
den Juden. Dass die Aussage
des Bischofs trotzdem als beinahe
judenfeindlich gesehen wird, ist
sehr schwer nachzuvollziehen. Der
Vorwurf antisemitisch zu sein ist
in Deutschland wie in den Vereinigten
Staaten äußerst rufschädigend. Auch
der Vorwurf, dass jemand in der
Nähe des Antisemitismus steht, wirft
einen Schatten auf den Betroffenen.
Aus diesem Grund wäre es angebracht,
wenn Frau Knobloch sich bei Bischof
Hanke entschuldigen würde. Dadurch
könnte diese peinliche Angelegenheit
vergessen werden. Professor Dr.
Kenneth Lewan, Saerbeck
Text: F.A.Z., 13.04.2007, Nr. 86
/ Seite 11
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