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Rede von Felicia Langer auf der Kundgebung „Kultur des Friedens“ in Tübingen
am Montag, den  9. September 2013

 

Liebe Friedensfreunde, wir sind hier als ein Teil einer mächtigen Bewegung, auch in den USA, die gegen einen Krieg gegen Syrien ist, gegen die Politik von Präsident Barack Obama, der zum Krieger geworden ist. Eine Metamorphose von Barack Obama zu Bush III, sagt Mumia Abu Jamal.

Das offizielle Ziel ist, Baschar al-Assad zu bestrafen, weil er „Giftgas gegen die eigene Bevölkerung“ eingesetzt habe. Es gibt keine Beweise, dass die syrische Regierung oder Assad diese schreckliche Tat befohlen hat.

Assad selber bestreitet es vehement. Es gibt klare Indikationen, dass das eine Provokation war, um zu zeigen, dass Syrien die „rote Linie“, von den USA definiert, erreicht hat, und letztendlich die USA zuschlagen werden. Die Täter waren die Aufständischen und es war eine geplante Provokation, auf die verschiedene Quellen der syrischen Opposition deuten.

Friedrich Schorlemmer, evangelischer Theologe, Bürgerrechtler und Mitglied der SPD,  schreibt im Neuen Deutschland vom 7. September: „Assad ist verbrecherisch aber nicht halsbrecherisch. Er ist gerade im Vormarsch gegen das unübersichtliche Kräftekonglomerat der sogenannten Rebellen. Warum soll er jetzt Chemiewaffen einsetzen und seinen militärischen Erfolg durch Interventionsdrohungen gefährden? Dieser Diktator geht über Leichen, aber er ist nicht dumm. Geheimdienste suchen nur nach Bestätigung ihrer Ausgangsthesen. Am windigsten ist der ‚Beweis‘ des BND über Assads Telefonat…“

„Es gibt in der UNO-Charta keine völkerrechtlich legitimierte militärische Strafaktion gegen ein Land, schon gar nicht eine Ausnahmeregelung für einen selbsternannter Großmacht-Weltpolizisten.“ Schreibt Schorlemmer.

Die Kampagne, um die Parlamentarier in den USA zu überzeugen, die Militäraktion gegen Syrien zu billigen, ist immens. Die Quellen, die das Assad-Regime als Täter gebrandmarkt haben, sind die USA-Geheimdienste. Wir alle haben die sogenannten „sicheren Beweise“ über die irakischen Vernichtungswaffen im Gedächtnis, die Colin Powell 2003 vorgetragen hat. Der Krieg gegen den Irak hat so viel Blut gekostet und das Chaos geht weiter; man spricht über 1,5 Millionen Opfer. Colin Powell hat daraus gelernt. Barack Obama, der damals gegen den Irak-Krieg war, nicht! Mein palästinensischer Adoptivsohn Sami Esmail, der in den USA lebt, schrieb mir heute: „Once again it is all about what Israel wants and not what is in the interest of this Nation. Really sad to see, Iraq happens all again.”

Das Wichtigste für die USA in Nahost sind die israelischen Interessen, Assad stürzen, um Iran zu schwächen.

Die pro-israelische mächtige Lobby in den USA, AIPAC, macht alles Mögliche, um die Abgeordneten davon zu überzeugen, dass die USA die Syrer angreifen sollen. Die Lobby vergleicht die „Giftgas“-Anwendungen mit Auschwitz, dem Symbol des Holocaust. Ich kann mich nur noch einmal gegen diese schreckliche Instrumentalisierung des Holocaust wehren und sagen: „Hände weg von unseren Toten!“

Und diese amerikanische und israelische Empörung über die Anwendung von „Giftgas“ ist doch so falsch, so inszeniert! Wir wissen doch, und die ganze Welt weiß Bescheid über den amerikanischen verbrecherischen Vietnamkrieg, in dem die Amerikaner zwischen 1962 und 1972 zwanzig Millionen Gallonen giftiger Chemikalien über Vietnam abwarfen, darunter „Agent Orange“, zusätzlich zu den vielen Bomben. 500.000 Kinder wurden mit Schäden geboren, zwei Millionen Vietnamesen haben unter Krebs gelitten. Und dies ist nur  e i n  Beispiel, denn die USA haben viel öfter mit giftigen Substanzen Krieg geführt, auch im Irak.

Israel war nie zimperlich auf diesem Gebiet. Es hat weißen  Phosphor in Gaza während der dreiwöchigen Bombardierung zum Jahreswechsel 2008/2009 gegen Zivilisten angewandt, was schreckliche, tiefe, kaum heilbare Wunden verursacht – ebenso im Libanonkrieg 2006.
 

Liebe Friedensbewegte, Krieg ist keine Lösung. Deshalb ist es für mich beschämend, dass die deutsche Kanzlerin die Erklärung eines Teils der Mitgliedsstaaten auf dem G-20-Gipfel in Sankt Petersburg schließ-lich doch mitunterzeichnet hat, die indirekt einen Militärschlag gegen Syrien unterstützt.

Man muß auch erwähnen, dass die hohe Zahl an Opfern in Syrien, über 100.000 Tote, und sechs Millionen Flüchtlinge (davon vier Millionen Flüchtlinge in Syrien, manche von ihnen mußten mehrmals fliehen) auch zustande kam durch eine massive Förderung der Gewalt durch den Westen und seine Verbündeten, wie zum Beispiel Katar, das Milliarden von Petrodollars in diesen Krieg investiert hat (so steht es in einem Brief an die Bundeskanzlerin von IPPNW,  den internationalen Ärzten für die Verhütung des Atomkrieges, den Ärzten in sozialer Verantwortung) 

Am vergangenen Samstag hat Papst Franziskus einen Fastentag mit einem vierstündigen Gebet für Syrien ausgerufen und mit vielen tausend Menschen auf dem Petersplatz des Vatikan gebetet, Juden Christen und Muslime in aller Welt beteiligten sich, er nannte es einen „Schrei nach Frieden“, er sprach von dem „geliebten Syrien“ und den gequälten Menschen und sagte: „Jeder Krieg ist eine Niederlage der Menschheit!“

Als eine bekennende Atheistin bewundere ich ihn und begrüße seine Initiative von ganzem Herzen!
 

Massenvernichtungswaffen und Krieg als Mittel der Politik sind zu ächten. Statt einer militärischen Intervention soll man den Krieg durch Verhandlungen beenden oder wenig-stens einen Waffenstillstand erreichen. Keine EU-Waffenlieferungen. Auch die deutschen Patriotraketen und die Bundeswehrsoldaten soll man wieder aus der Türkei abziehen!

Über Frieden muss verhandelt werden mit allen, die etwas konstruktiv dazu beitragen können, inklusive Iran! Beim UNO-Menschenrechtsrat in Genf oder anderswo.

Nahost soll eine von Massenvernichtungswaffen freie Zone sein, inklusive des israelischen Atomwaffenarsenals. Die kolossale Mehrheit der Menschheit ist gegen Krieg, der eine wahre Niederlage der Menschheit ist!

                            

 

 

 

 

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