Samstag, 24. Oktober 2020
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15:25
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Israel
diskutiert darüber, wie BDS zu
stoppen ist, auch wenn es (damit)
noch mehr Freunde in Ausland
verliert -
Ben White - 07.01.2016 - Am 5.1.
wurde im Britischen Parlament über
palästinensische Kinderhäftlinge
debattiert, die von der Israelischen
Armee in den besetzten
palästinensischen Gebieten
festgenommen werden.
Am
selben Tag wurde in der Knesset
darüber diskutiert, wie die
wachsende BDS-Kampagne zu bekämpfen
ist. Diese beiden Parlamentstreffen
illustrieren gut, wie das
internationale Image Israels sich
laufend verschlechtert – und weshalb
es sich nicht so bald verbessern
wird.
Erst zu Westminster, wo Labour
Abgeordnete Sarah Champion eine
Debatte über palästinensische
Kinderhäftlinge unterstützte. Die
meiste Zeit der Debatte wurde
detailliert berichtet über die
aktuelle Situation, auch wie Kinder
nachts aus ihrem Zuhause geholt
werden und über die inhärenten
Ungerechtigkeiten und
Diskriminierung beim Einsatz von
Militärgerichten, um
palästinensische Kinder vor Gericht
zu stellen und zu inhaftieren.
Die Debatte konzentrierte sich aber
nicht auf die
Menschenrechtsverletzungen, sondern
darauf, was getan werden kann, um
sie zu stoppen.
Champion beschrieb den Transfer
palästinensischer Gefangener aus den
besetzten palästinensischen Gebieten
heraus als Kriegsverbrechen und
drängte die Regierung eine "watch
list" der dafür Verantwortlichen
anzulegen und "sicher zu stellen,
dass jede Person, die auf der watch
list steht bei einem Versucht nach
England einzureisen, für eine
Befragung festgenommen wird, und
wenn genügend Beweise vorhanden
sind, mit Zustimmung des
Generalstaatsanwalts angeklagt und
vor Gericht gestellt wird".
Caroline Lukas, Abgeordnete der
Grünen Partei, fragte Champion, ob
sie der Meinung sei, dass "jetzt die
Zeit zum Handeln sei" und schlug
vor, "England könnte die Suspension
des EU-Israel Assoziierungsabkommens
fordern wegen der Klausel, dass bei
Menschenrechtsverletzungen ein Recht
auf Suspension des Abkommens
bestehe". Champion nannte diesen
Vorschlag "hervorragend".
Zwei Labour Mitglieder drängten in
ähnlicher Weise weitere sinnvolle
Schritte zu unternehmen:
Schattenminister des Außenamtes
Diana Johnson verlangte, "die
britische Regierung müsse viel mehr
tun, um die israelische Regierung
zur Verantwortung zu ziehen",
während Schattenminister für
Menschenrechte Andy Slaughter "das
Apartheid Regime, das ... in den
besetzten palästinenischen Gebieten
existiert", wie er es nannte,
kritisierte.
Angesichts dessen wie stark die
Unterstützung Israels in der
Konservativen Partei war und
weiterhin ist, äußerten
interssanterweise drei
Tory-Abgeordnete Kritik an der
israelischen Politik. Tania Mathias
zum Beispiel wies auf den "traurigen
Zufall" hin, dass die Debatte in der
gleichen Woche stattfinde, in der
der UN-Menschenrechts-gesandte für
die palästinensischen Gebiete
zurückgetreten ist, weil Israel ihm
den Zugang (zu den besetzten
Gebieten) verweigerte. >>> |
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Israel
richtet spezielles Ministerium ein,
um gegen BDS vorzugehen
-
Anadolu hat
berichtet, der israelische Experte
Anton Shalhat habe am 3.11. gesagt,
die Entscheidung ein neues
Ministerium einzurichten, um
internationale Boykott(kampagnen)
gegen Israel anzugehen beweise die
Gefahr solcher Kampagnen für die
Wirtschaft des Landes. Er erklärte,
die wachsenden Boykottkampagnen, v.a.
die wirtschaftliche, stellten eine
wachsende Bedrohung für die
Wirtschaft der israelischen
Siedlungen im Kontext mit der
Abschwächung der Gesamtwirtschaft
dar.
Die Knesset hat beschlossen ein
neues Ministerium mit dem Fokus auf
die BDS-Bewegung einzurichten.
Letztes Jahr hat die EU begonnen,
Produkte aus den illegalen
israelischen Siedlungen zu
boykottieren; der Boykott umfasst
auch akademische Arbeit und
Investitionen. Produkte aus den
Siedlungen müssen jetzt in der EU
als solche gekennzeichnet sein.
Exporte aus den Siedlungen stellen
8% der israelischen Exporte dar,
deren Wert für 2014 auf 85 Mrd.
Dollar geschätzt wird.
Laut BDS-Koordinator Mahmud
Al-Nawajaa ist das bloße
Kennzeichnen von Siedlungsprodukten
nicht gut genug. Er erklärte, das
EU-Recht verbiete alle Importe aus
Siedlungen in der besetzten
Westbank. "Warum werden dann die
Produkte in der EU an der ersten
Stelle erlaubt?"
Quelle
Übersetzung: K.
Nebauer |
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Israels
„Krieg“ gegen BDS wird immer
verzweifelter
- Asa Wistanley - 18. Jan. 2016 -
Ein faszinierender Artikel eines
Jerusalem Post Knesset-Reporters zu
Beginn dieses Monats gibt einen
Einblick in den mehr und mehr
verzweifelten Zustand des
israelischen „Krieges“ gegen BDS.
Die Boykott- Desinvestitionen- und
Sanktionen-Bewegung hat zum Ziel,
Israel für seine Verbrechen gegen
das palästinensische Volk zur
Rechenschaft zu ziehen.
Zunächst ignoriert , später dann
verhöhnt, wurde die BDS-Bewegung nun
zu einer der primären strategischen
Bedrohungen für Israel, weiter, wie
üblich, mit der Besatzung zu
verfahren. Im Jahre 2005 formell
gegründet, hat die Bewegung zum
Ziel, Menschen, die ein Gewissen
haben, weltweit zu ermutigen,
Produkte aus Israel zu boykottieren,
Investitionen aus israelischen
Unternehmen zurückzuziehen und Druck
auf die Regierungen auszuüben,
Sanktionen gegen Israel zu
verhängen.
In den letzten 11 Jahren hat die
Bewegung trotz massiver und
kapitalkräftiger Gegenreaktionen von
Israels einflussreichen
Unterstützern im Westen einige
beeindruckende Ergebnisse erzielt.
Die Beispiele hierfür sind zu
zahlreich, um ins Detail zu gehen,
aber der letzte große Sieg war die
Aktion der
Vereinigten-Methodisten-Kirche in
den USA, ihren Pensionsfond in Höhe
von 20 Milliarden Dollar von jedem
Anteil an fünf israelischen Banken
zu desinvestieren, aufgrund deren
Involvierung in illegale israelische
Siedlungen, die auf konfisziertem
palästinensischen Land in der
Westbank erbaut wurden.
Im Mai bezeichnete der israelische
Präsident den akademischen Boykott
als „eine strategische Bedrohung
ersten Ranges.“ Im Juni sagte
Yitzhak Herzog, der Vorsitzende der
vermeintlich linken israelischen
Arbeiterpartei (und der
Oppositionsführer in der Knesset),
dass „der Boykott Israels eine neue
Art des Terrorismus ist“, der „mit
allen Mitteln und aller Macht, die
den Ländern der Welt zur Verfügung
stehen, bekämpft werden muss.“
Eine Kampfansage. In der
israelischen Propaganda hat BDS nun
den Iran als größte „existentielle
Drohung“ für den Staat ersetzt.
So, wie es scheint, vergeht kaum
eine Woche ohne eine neue Initiative
oder Abteilung der israelischen
Regierung einzuführen, um BDS zu
bekämpfen.
Im August enthüllte Israels
Militärgeheimdienst (Aman), dass es
nun ein „Delegitimierungs-Department“
betreibt, dass „routinemäßig
Informationen über ausländische
linke Organisationen sammelt“, die
BDS fördern. Millionen von Dollar
und Schekel wurden eingesetzt – bis
heute ohne sichtbaren Erfolg. >>> |
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Israel will
'Cyber-Fähigkeiten' für den Kampf
gegen BDS nutzen
- Moshe
Debby - Die dritte jährliche
Cybertech-Konferenz in Tel Aviv
hielt am Dienstag (26.1.) eine
spezielle Sitzung ab, die sich der
'Nutzung von Israels
Cyber-Fähigkeiten' zur Bekämpfung
der Boykott- Investitionsentzug- und
Sanktions-Bewegung' widmete.
Der israelische Minister für
strategische Angelegheiten, Gilad
Erdan, der einen Überblick über die
Bemühungen der Regierung zur
Schwächung der BDS- und der
Solidaritätskampagne für Palästina
hat, nahm an dem Treffen teil und
hielt eine Rede.
Die Sitzung zu BDS war von Adam
Milstein organisiert worden, dem
Präsidenten des Israeli American
Council und Immobilienmogul, der der
Steuerflucht überführt worden ist.
Laut The Jerusalem Post fördert
Milstein "Möglichkeiten der Nutzung
von Cyber-Technologie, um BDS
anzupacken", das er eine
"existenzielle Bedrohung" und einen
"Krieg gegen Israel mit
nicht-militärischen Mitteln" nennt.
Milstein erzählte den Versammelten,
dass "etwa 40 Studentengruppen
Resolutionen zum Boykott Israels
verabschiedet haben. Der Staat
Israel wird von Kirchen und
Vereinigungen boykottiert. Die
Zahlen sind im Steigen begriffen.
Entsprechende Vorfälle gibt es alle
zwei Wochen."
Die Zeitung berichtete, eines der
Ziele der Sitzung sei gewesen "Ideen
zu produzieren wie man am besten
Informationen über BDS sammelt - zu
wissen, wer seine Anführer sind und
was sie geplant haben - um ihre
Kampagnen zu durchkreuzen".
Erdan betonte, sein Ministerium habe
ein Budget von 100 Millionen NIS für
die Bekämpfung von BDS, und sagte,
er glaube, dieser Betrag werde noch
steigen.
Amos Yadlin, Chef des Instituts für
Nationale Sicherheits Studien in Tel
Aviv, sprach ebenfalls und beschrieb
die "Delegitimierung" als Israels
Achillesferse. "Das gefährlichste
Land im Nahen Osten ist der
Facebook-Staat", sagte er.
Quelle Übersetzung: K.
Nebauer
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Palästinensische Jugendliche zu 15
Jahren Haft für Steinewerfen
verurteilt, das sie geleugnet hatten
-
Charlotte Silver - 29.01.2016 Fünf
palästinensische Jugendliche, die
als 'Hares-Boys' nach ihrem
Heimatort Hares bekannt sind, haben
einen fast dreijährigen Prozess vor
einem Militärgericht damit
abgeschlossen, dass sie einer
Absprache mit den israelischen
Besatzungsbehörden über das Strafmaß
(plea bargain) zugestimmt haben.
Jeder von ihnen wird 15 Jahre im
Gefängnis absitzen. Ali Shamlawi,
Muhammed Kleib, Muhammed Suleiman,
Ammar Souf und Tamer Souf, alle bei
ihrer Verhaftung im März 2013 16 und
17 Jahre alt, wurde 20 Mal
versuchter Mord zur Last gelegt.
Israel behauptet, sie hätten auf
einen Highway, der israelische
Siedlungen im Westjordanland mit Tel
Aviv und anderen Städten im heutigen
Israel verbindet, Steine geworfen.
Die jungen Männer behaupten alle
ihre Unschuld und sagen, dass die
israelischen Anklagen auf
Geständnissen beruhen, die mit
Folter aus ihnen herausgeholt
wurden. Eine Siedlerin war mit ihrem
Wagen in einen LKW gefahren, wobei
ihre drei kleinen Töchter erhebliche
Verletzungen erlitten. Die Frau
behauptete, sie sei mit dem LKW
zusammengestossen, weil
Palästinenser Steine geworfen
hätten. Es gab keine Augenzeugen.
Anfang dieses Jahres ist eines der
Mädchen, die 4-jährige Adelle Biton,
an einer Pneumonie gestorben; es
wird angenommen, dass die Pneumonie
wegen der neurologischen Schäden,
die sie bei dem Unfall erlitt,
tödlich verlaufen ist.
Als Teil des Deals (der Absprache
über das Strafmaß) werden die
Familien der jungen Männer 39.000 $
zahlen, die der Familie Biton
gegeben werden (sollen).
Ungleiches Recht - Der Deal
beendet einen der längsten
Strafprozesse im
Militärgerichtssystem, das eine
Verurteilungsrate von fast 100% hat,
die weitgehend auf Absprachen über
das Strafmaß (plea bargain) beruht.
Im israelischen
Zwei-Klassen-Rechtssystem sind nur
die Palästinenser
Militärgerichtsprozessen
unterworfen.
Israelische Siedler stehen vor
israelischen Zivilgerichten, von
denen sie in den seltenen Fällen, in
denen sie wegen Angriffen au
Palästinenser vor Gericht gebracht
werden, viel milder behandelt
werden.
"Der Fall der Hares-Boys zeigt die
Defizite des israelischen
Militärgerichtsystems auf, zu dem
lange Verfahren und ein harscher
Verhörprozess gehören", sagte Bashar
Jamal, Sprecher von Defense for
Children International-Palestine
gegenüber Electronic Intifada. Jamal
weist darauf hin, dass jedes Jahr
etwa 700 palästinensische Kinder
verhaftet und im israelichen
Militärgerichtssystem strafrechtlich
verfolgt werden.
"Der Vergleich zwischen der
Gerechtigkeit im Fall der Hares Boys
und dem der Familie Dawabshe ist
sehr bedenklich. Die Täter des
Brandanschlags auf die Familie
Dawabsha sind frei", fuhr Jamal
fort. >>> |
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Frankreichs
Ultimatum verärgert Israel
- Inge Günther -
Paris will Palästina anerkennen,
wenn eine neue Friedenskonferenz
scheitert – doch ob sie überhaupt
kommt, ist offen. Mahnende Stimmen
werden lauter, der jetzige
diplomatische Stillstand schüre die
Gewalt.
Israels Premier Benjamin Netanjahu
kehrt zwar gerne seine prinzipielle
Bereitschaft heraus, jederzeit den
palästinensischen Präsidenten Mahmud
Abbas zu Friedensgesprächen zu
treffen. Die diplomatische Offensive
des französischen Außenministers, um
die Konfliktparteien in Nahost an
den Verhandlungstisch
zurückzubewegen, stieß in Jerusalem
aber auf Missfallen. Laurent Fabius
hatte in Paris Schritte hin zu einer
internationalen Nahost-Konferenz
angekündigt, an der neben den USA
und der EU auch arabische Staaten
teilnehmen sollten. Angesichts des
israelischen Siedlungsausbaus in den
besetzten palästinensischen Gebieten
dürfe man nicht länger zusehen, wie
die Zwei-Staaten-Lösung immer
unrealistischer werde. Sollte auch
„dieser letzte Versuch“ in der
Sackgasse landen, so Fabius, „werden
wir unserer Verantwortung nachkommen
und den palästinensischen Staat
anerkennen“. Damit wäre Frankreich
der 137. Staat, der eine Anerkennung
Palästinas aussprechen würde.
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UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon weist
Netanjahus Kritik zurück: Sie können
sich darauf verlassen, dass ich kein
Blatt vor den Mund nehmen werde
- 28. Jan. 2016 - Nachdem er einen
Sturm durch seine Kommentare
verursacht hat, von denen Netanjahu
sagte, sie rechtfertigten den
Terror, erklären die UN, Ban bleibe
bei seiner Aussage, und Ban fügte
hinzu, dass die Palästinenser
beobachteten, wie die Siedlungen
„expandieren und expandieren“.
Die Vereinten Nationen sagen, dass
Generalsekretär Ban Ki-Moon bei
jedem Wort seiner in dieser Woche
geäußerten Kritik an dem
israelischen Siedlungsbau bleibe,
und wies Premierminister Benjamin
Netanjahus Kommentar zurück, dass
die Bemerkungen Terrorismus
rechtfertigten. Der UN-Chef sagte
dem Sicherheitsrat am Dienstag, dass
die Siedlungsaktivitäten „ein
Affront gegen das palästinensische
Volk“ seien, und forderte Israel
auf, diese einzufrieren. Er sagte
ebenfalls: „Es liegt in der Natur
des Menschen, sich der Besatzung zu
widersetzen.“
Ban äußerte sich am Mittwoch erneut,
als er in einem Ausschuss der
Generalversammlung sagte, dass die
Palästinenser „beobachten, wie die
israelischen Siedlungen in der
besetzten Westbank, einschließlich
Jerusalem, expandieren und
expandieren.“ Der UN-Chef, der im
letzten Jahr seiner Amtszeit ist,
sagte auch, dass "Sie sich darauf
verlassen können, dass ich den Mund
aufmache", um dazu beizutragen,
einen israelisch-palästinensischen
Frieden zu erlangen.
Seine Original-Kommentare entfachten
Ärger in Israel. Netanjahu sagte:
„Die Kommentare des
UN-Generalsekretärs geben dem Terror
Rückenwind. Es gibt keine
Rechtfertigung für Terror." Der
Premierminister fügte hinzu: "Die UN
haben bereits seit langem ihre
Neutralität und moralische Kraft
verloren. Diese Kommentare des
Generalsekretärs tragen wenig dazu
bei, diesen Ruf zu verbessern."
(aus dem Englischen übersetzt von
Inga Gelsdorf) |
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Rezension:
„Umkämpfte Staatlichkeit: Palästina
zwischen Besatzung, Entwicklung und
politischem Islam“ von Helmut
Krieger -
(...) Als Ergebnis jener
Entwicklungen präsentiert Krieger
schließlich ein zutiefst kritisches
Bild des sogenannten
„Friedensprozesses“. Das
Machtungleichgewicht der
Protagonisten spiegele sich von
Beginn an bereits im Vertragswerk
des Osloer Abkommens wieder: Die
Sicherheitsbedürfnisse und
ökonomischen Interessen Israels
seien dort in verbindlichen
Festlegungen verankert, während auf
Seiten der PLO das Interesse eigener
Nationalstaatlichkeit und die damit
zusammenhängenden Fragen (Grenzen
eines palästinensischen Staates,
Status von Jerusalem, israelische
Siedlungen im Westjordanland) die
Form vager Absichtserklärungen
annähmen.
In diesem Kontext seien es vor allem
die Interessen der westlichen
Hegemone und Israels, welche den
(Nicht)Staatsbildungsprozess
konstituieren. So entstehe, Krieger
zufolge, die Palästinensische
Autonomiebehörde (PA), flankiert von
und gestützt durch die Politik
westlicher Geberstaaten, als eine
Institution, welche zuvorderst dazu
diene, die israelische Besatzung
gewissermaßen zu rationalisieren.
Die für Israel kosten- und
verlustreiche direkte militärische
Besatzung urbaner Zentren werde
durch die Präsenz der
Sicherheitsorgane der PA ersetzt und
gleichzeitig durch die israelische
Militärbesatzung der B- und
C-Gebiete des Westjordanlandes
abgesichert. Dies ermögliche es
Israel, die urbanen Zentren von der
Peripherie her zu okkupieren und die
Kosten der Besatzung zugleich auf
die PA und deren westliche
Geberländer zu übertragen.
Hamas und Palästinensische
Autonomiebehörde: Staatlichkeit und
neoliberale Rentenökonomie
Die Politik der westlichen
Geberländer wiederum sieht Krieger
im Einklang mit den Konzepten der
Imperialismustheorie Poulantzas: In
der neoliberalen Ära dominiere nicht
mehr die direkte militärische
Unterwerfung und Ausplünderung der
Peripherie, vielmehr werde die
Herausbildung kapitalistischer
Produktionsprozesse im Einklang mit
westlichen Profitinteressen als eine
Form „abhängiger Entwicklung“
gefördert. Auf diese Weise entstehe
eine zutiefst von äußeren
Rentenzuflüssen abhängige, radikal
neoliberalisierte Ökonomie. Funktion
der PA sei es hierbei nicht, sich
graduell zu einem Staat zu
entwickeln, sondern besagten Prozess
gerade in Abwesenheit eines
tatsächlichen Staates abzustützen.
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Busi auf
den Spuren von Ghandi
- Salman Mazalcha -
Bevor ich anfange zu übersetzen muss
ich erklären wer Busi und wer Ghandi
sind. Busi ist Itzchak Herzog, der
Vorsitzende dessen, was von der
Arbeiterpartei übrig geblieben ist,
und Ghandi war der rechtsradikale,
reaktionäre Nationalist, der die
Partei „Moledet“ (Heimat) gegründet
hat, deren Programm darin bestand,
den „Transfer“ aller Palästinenser
zu propagieren. Ghandi also ein
„Rechter“ und „Busi“ ein „Linker“.
Die Antwort auf die Antwort auf die
Frage, wer Zionist ist, hat schon
vor langer Zeit der General und
Politiker Rechawam Zeevi, den man
„Ghandi“ nannte, nicht wegen seiner
pazifistischen Lehre, gegeben. „Der
ganze Zionismus ist Transfer“,
schrieb er in der Zeitschrift der
Partei „Moledet“, die er gegründet
hat. „Wenn der Transfer unmoralisch
ist – dann ist der ganze Zionismus
unmoralisch.“ Und das alles aus dem
einfachen Grund, weil der Zionismus
entstand und wuchs, indem er massiv
den Weg des Transfers benutzte.
“Fast alle unsere Siedlungen
entstanden in Orten, wo früher
arabische Dörfer oder Städte
waren…Kibbuz Merchawia entstand
dort, wo früher das Dorf Pula war,
so wie Reschafim auf den Ruinen von
Aschrafia entstand, und Ruchama
anstelle von Gimma, und Megido
anstelle von Legin und auch Rechowot
anstelle von Charbat Doren, und Beit
Shan anstelle von Bisan, und so
entstanden alle unsere Siedlungen“
(„Nur der Transfer wird Frieden
bringen“, Moledet, 44).
In einem anderen Artikel, den er im
August 1987 veröffentlicht hat, in
der „Zeitung des Staates“, des
jüdisch-demokratischen Staates, legt
Zeevi offen, wie der „Transfer mit
Zustimmung“ entstanden ist, wie es
1950 den Bewohnern von Migdal
geschah, ein arabisches Dorf an der
Grenze zum Gazastreifen, das 2700
Seelen zählte. Zeevi erzählt dort,
dass nachdem er zum Offizier des
Nachrichtendienstes in der
Kommandantur-Süd ernannt wurde, er
ein Gespräch mit dem
Oberkommandierenden, General Mosche
Dayan, hatte. Letzterer sprach von
der Notwendigkeit der Vertreibung
der arabischen Bewohner von Migdal,
um keine arabische Siedlung an der
Grenze zu lassen, die später ein
Sicherheitsproblem werden könnte.
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