Kommt
morgen wieder - Pater Rainer
berichtet: Schnitzer Emil Izaak aus Bethlehem/Beit Sahour hat uns in
diesem Jahr eine Krippe mitgebracht. Die Drei Könige werden an der
Mauer abgefertigt, stehen gelassen: "Kommt morgen wieder!" Das
neugeborene Jesuskind in der Krippe hinter der Mauer kann nur von
den "Insidern" wie den Hirten besucht werden. Alle anderen bleiben
aussen vor. Als ich Emil sagte, er sei sicher noch nie an der Mauer
gewesen, obwohl er doch nur vier Kilometer entfernt von ihr in der
Nähe der Hirtenfelder wohnt und die Mauer doch schon über vier Jahre
dort steht, kam sofort seine Frage, wieso ich das so sicher wisse.
Meine Antwort: Ich sehe es an der geschlossenen Tür, die Du in der
Mauer angedeutet hast. Die ist nämlich ein Gitter! Er bestätigte mir
meinen Eindruck und sagte: "Warum soll ich mir das antun, und mir
die Mauern meines Gefängnisses auch noch anschauen?!" -
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Das Palästina-Portal wünscht allen Menschen guten Willens "trotzdem" ein
Frohes Weihnachtsfest und für uns
alle
ein besseres 2009
Frieden ist möglich - Man muss ihn nur wollen!
Bitte e-mailen Sie Ihre
Weihnachtswünsche und Friedensgebete vor dem 25. Dezember 2008
(westliches Weihnachtsfest).
Obwohl englisch die bevorzugte Sprache ist,
können Freunde, deren Muttersprache nicht englisch ist, Wünsche und
Gebete auch in ihrer Muttersprache schicken. Botschaften können an
das AEI unter der folgenden Adresse gemailt werden: aei@p-ol.comAlle
Bοtschaften werden unter
www.aeicenter.org und
www.paxchristi.net dargestellt. Brüssel, 28. November 2008
HALT
– Grenzübergang geschlossen -
Es ist Weihnachten und wir schauen auf die Stadt Bethlehem im
Heiligen Land. Überall in der Welt wird in diesen Tagen die
Weihnachtsgeschichte vorgelesen und Millionen Menschen auf der Erde
sprechen von Bethlehem.
Nur diese Stadt liegt heute in einem besetzten Land und ist mit
Stacheldraht und Betonmauern von der Welt abgeriegelt. An den
wenigen Übergangen stehen Soldaten mit Maschinengewehren und wenn
sie nicht wollen oder Order von oben haben, kommt niemand mehr über
den Grenzübergang – auch nicht der Weihnachtsmann. Das Bild könnte
auch den Titel tragen, von Nächstenliebe keine Spur.
Sie haben den Frieden in Bethlehem gestrichen In einem Land, das
einmal als Heiliges bekannt war, Führen nun Waffen die Kontrolle
aus. In Bethlehem haben sie Weihnachten gestrichen.
Sie haben in Bethlehem auch die Freiheit gestrichen Und die
Hoffnung haben sie in Bethlehem auch gestrichen. Sie schlossen
die kleine Stadt hinter Ghettomauern ein. In Bethlehem lassen sie
das Weihnachtsfest ausfallen.
Chor: Auch wenn Engel singen – So sind sie hinter der Mauer
gefangen. Sie singen unten auf dem Hirtenfeld Und wenn unsere
Weihnachtslieder und Gebete Nicht umsonst sein sollen Müssen
wir diese Gefängnismauern einreißen, die Bethlehem strangulieren.
Die Mauern müssen fallen – fallen müssen die Mauern Wenn Frieden
auf Erden kommen soll muss die Mauer fallen.
Sie haben den drei Weisen abgesagt – Sie haben auch den
Hirten abgesagt. Am Checkpoint haben sie die drei Weisen
aufgehalten Und die Hirten können ihr Haus nicht verlassen
Weil Bethlehem unter Ausgangssperre liegt.
Die Mauer muss fallen – die Mauer muss fallen Wenn auf Erden
Frieden werden soll.
„Ich liebe Weihnachtsgeschichten“, schreibt
Klaus Liedtke, Chefredakteur von National Geographic Deutschland
in der Dezemberausgabe 2007 zum Titelthema „Die Wahrheit über
Bethlehem“. „Eine drei Stockwerke hohe, mit Nato-Draht bewehrte
Mauer trennt heute die Stadt von ihrem Hinterland, trennt Juden
von Muslimen, und sie ist höher als die Mauern israelischer
Gefängnisse.“
Die Mauer bildet den Eingang zur Stadt der
Pilger, der „Hauptstadt von Weihnachten“ - wie es Hanna J.
Nasser, Bürgermeister von Bethlehem, 2003 in einem Hilferuf an
Fritz Schramma, Bürgermeister von Köln, Partnerstadt von
Bethlehem, formuliert: „Gemäß der israelischen Militärorder
(Nr.03/14/T) vom 9. Februar 2003, nach der Besitz von
Bethlehemiten rund ums Areal von Rachels Grab enteignet werden
soll, verteilte israelisches Militär eine Order, die zusätzlich
44 Grundstücke betrifft und diese unter dem Vorwand ‚für
militärische Zwecke’ enteignet.“ Als weiteren „verheerenden
Effekt“ bezeichnet Nasser die Mauer, durch die der „einzige
sowieso schon enge Eingang Bethlehems, der auch von Besuchern
und Pilgern benutzt wurde, geschlossen wird. Da der Tourismus
65% des Einkommens unserer Bürger ausmacht, wird der Bau dieser
Mauer, nach allen Kriterien unsere Stadt abwürgen und ihrer
Wirtschaft einen tödlichen Schlag versetzen.“
2007 - so
Michael Finkel in National Geographic Deutschland - stehen am
Eingang der „Hauptstadt von Weihnachten“, der zu einem
Checkpoint umfunktioniert ist, „israelische Soldaten mit
Sturmgewehren und prüfen die Papiere. Kein israelischer Zivilist
darf hinein - auf Befehl des Militärs. Und nur wenige Einwohner
von Bethlehem dürfen hinaus.“ Finkel schildert den Eingang, der
in die acht Meter hohe, mit noch höheren Wachtürmen bewehrte
Betonmauer eingelassen ist, als „Schiebetor aus Stahl, ähnlich
wie bei einem Güterwaggon.“ Haben die Besucher den Checkpoint
passieren dürfen, dann „bewegt sich kreischend das Tor wieder
zurück und schließt mit lautem Dröhnen. Man ist in Bethlehem.“
In der Stadt leben 35.000 Menschen, im gesamten Bezirk
Bethlehems ca. 180.000 Palästinenser. Auf diesem Gebiet
existieren entgegen der internationalen Gesetzeslage und im
Widerspruch zur Genfer Konvention 22 jüdische Siedlungen (und
weitere ‘wilde’ Siedlungen), die mit mindestens 80.000
Einwohnern mehr als die doppelte Anzahl der Bewohnerinnen und
Bewohner Bethlehems darstellen. Eine der größten Siedlungen auf
der Gegenseite der Mauer ist Har Homa. Die ursprüngliche
Bezeichnung für die Anhöhe lautet Jabal Abu Ghuneim, das heißt
Berg des Schäfers. Im neuen hebräischen Namen Har Homa offenbart
sich die Tragik des Besatzungsunrechts, er bedeutet ‘von einer
Mauer umgebener Berg’.
Aber auch viele israelische
Bürgerinnen und Bürger verschliessen ihre Augen nicht vor dem
Unrecht. Sie vertreten den Standpunkt, dass ihr Staat auch den
jüdischen Menschen durch dieses Vorgehen erheblichen Schaden
zufügt. Yehudit Kirstein Keshet wurde 1943 als Tochter
geflüchteter Berliner Juden in England geboren. Seit den späten
50er Jahren lebt sie in Israel, wo sie als Anthropologin und
Filmemacherin arbeitete. Sie engagiert sich in der
Checkpoint-Watch-Bewegung und hat dazu 2007 ihr Buch mit
„Zeugnissen israelischer Frauen aus dem besetzten Palästina“ in
der Edition Nautilus veröffentlicht.
„Ich kann ohne
Zögern sagen, dass in meiner ganzen Jugend und auch noch zu
Beginn meines erwachsenen Lebens Nazi-Deutschland das Gegenbild
zu Israel war: so wie ‚die’ würden ‚wir’ nie werden, wir wären
niemals fähig, grausam oder böse zu handeln, unfähig auch, stumm
dabei zu stehen, wenn in unserem Namen schrecklich Böses
begangen würde. Dies ist eine verbreitete israelische
Auffassung. Viele der Frauen werden von den Gespenstern des
Holocaust verfolgt, Gespenstern, die sie zum Handeln und zum
Protest antreiben gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung, wo
immer sie zu finden sind. Deswegen dürfen die Stimmen des
Protests und des Widerstandes nicht verstummen: meine Stimme ...
und die Stimmen all derer, die sich gegen Unterdrückung und
Ungerechtigkeit empören“, will Yehudit Keshet verstanden wissen
als eine „Brücke für eine Versöhnung in der Zukunft.“
Auch die Organisation ‘Europäische Juden für einen gerechten
Frieden - European Jews for a Just Peace’ bringt 2006 ihr
Anliegen zum friedlichen Miteinander in einer Eingabe an die
Europäische Union zum Ausdruck: „Wir erklären laut und deutlich:
Der Staat Israel fügt mit seinen Taten dem Namen und Ruf von
Juden überall auf der Welt schweren Schaden zu... Als Jüdinnen
und Juden werden wir nicht denselben Fehler begehen, den wir
häufig jenen vorgehalten haben, die sich angesichts von
Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Schweigen hüllten...“
Was immer die im Dezember begonnen Friedensverhandlungen in
Jerusalem zum Ergebnis haben könnten, formuliert Bethlehems
heutiger Bürgermeister Victor Batarseh: „Wenn in der Welt jemals
Frieden einkehrt, dann beginnt er hier und nirgendwo sonst.“