
Helfen - Najdeh
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Die
NAJDEH
e.V.- Soziale
Hilfsorganisation für die
Palästinenser ist 1979 in
Deutschland gegründet worden und
leistet seitdem als
gemeinnütziger Verein Hilfe für
Palästinenser. Die Hilfe
beinhaltet die Unterstützung
einiger wichtigen Bereiche, wie
z.B.:Gesundheit, Flüchtlinge,
Kindergärten, sowie Bildung und
Frauen. Die NAJDEH e. V.
informiert mit ihrer
Öffentlichkeitsarbeit
hierzulande über die Situation
der Palästinenser im besetzten
Palästina und im Exil. Die
Arbeit in den Gremien und
Gruppen der NAJDEH ist
ausschließlich ehrenamtlich. Der
Name NAJDEH (sprich: Naschde)
ist das arabische Wort für
Hilfe, das die Inspiration für
die Namensgebung des Vereins als
auch für dessen Emblem war.
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Besuch
in Sabra und Shatila
-
Maher Fakhoury - Hierzulande
kann sich kaum jemand ein
Flüchtlingslager vorstellen.
Worte wie "schwer", "miserabel",
"elend", "unerträglich" reichen
nicht aus, wenn man um das Leben
in den palästinensischen Lagern
im Libanon und vor allem in
Sabra und Shatila beschreiben
will. Aufgrund der politischen
und sozialen Lage in den von
Israel besetzten
palästinensischen Gebieten
finden wir in diesen Tagen kaum
jemanden außerhalb Palästinas,
der sich mit der Lage der
Palästinenser in den
Flüchtlingslagern beschäftigt.
Während unseres Urlaubs in
Beirut bat mich meine Tochter
Samah (11), mit ihr in das Lager
Sabra und Shatila zu gehen. Für
mich war das eine Überraschung.
Samah, das in Deutschland
geborene Mädchen, wollte mit mir
eine Reise in meine Kindheit
unternehmen. es sollte nictj
irgendein Lager sein, sondern
Sabra und Shatila, das mich seit
mehr als 20 Jahren an die
schrecklichsten Ereignisse in
meinem Leben erinnert. Sie hätte
zum Strand fahren oder mit ihren
Freunden spielen können. Aber
nein, Samah wollte in das Lager.
Sie wollte mehr über die
Geschichte Palästinas erfahren,
bevor sie nach den Ferien das
Gymnasium besuchen wird.
Unsere Fußwanderung in die
Vergangenheit begann vor den
Trümmern des Hauses in Sabra, in
dem wir 1982 gewohnt haben.
Samah fragte nach meinen
Freunden, nach der Geschichte
Palästinas, nach dem Leben der
Menschen damals im Lager. Aber
sie wollte auch wissen, ob die
alten Klamotten, die vor uns
lagen, noch von ihrer Oma
stammen. Und Samah wollte jede
Kleinigkeit über das Massaker
von 1982 erfahren.
Wir gingen weiter durch die
kleinen engen Gassen in Richtung
Shatila. Vorbei an dem Obst- und
Gemüsemarkt. Am Markt befindet
sich das ehemalige
Gaza-Krankenhaus. Dort leben die
obdachlosen Flüchtige, die durch
die Kriege ihre Hütten verloren
haben. Ein paar Leute suchten im
Müll nach essbarem Gemüse oder
Obst. Samah konnte einfach nicht
verstehen, wie die meisten
Menschen hier, die keine
Arbeit haben, trotzdem ihre
Familien versorgen können. Auch
Ingenieure, Ärzte oder Anwälte
sind arbeitslos. Palästinenser
dürfen im Libanon mehr als 70
Berufe nicht ausüben.
In Shatila besuchten wir meinen
Freund Mohamed. Der hat dort
einen kleinen Lebensmittelladen.
Im Massaker 1982 hat er viele
seiner Familienmitglieder
verloren. Für Mohamed war der
Besuch von Samah ein besonderes
Ereignis. Er bot ihr ein Flasche
Saft zum Trinken an. Mit Tränen
in den Augen fragte er Samah:
"Warum willst du etwas über das
Massaker wissen? Wer das
Massaker erlebt hat, erinnert
sich nicht gern daran."
Samah stand vor dem Ladeneingang
und beobachtete die
Vorübergehenden und spielenden
Kinder auf der Straße. Ihre
Augen erzählten von den
Gedanken, die in ihrem Kopf
kreisten. Ich redete mit
Mohamed, aber meine Gedanken
waren bei Samah. Danach kehrten
wir nach Hause zurück.
Mein Freund Riyad hat einen
kleinen Gemischtwarenladen. Er
erzählte mir, wie die Menschen
sich gegenseitig helfen. Riyad
und andere Freunde, die einen
Job haben, spenden monatlich
zehn Dollar in eine
Spendenkasse. Dazu kommen
Spenden von den Freunden, die im
Ausland leben. Vom dem Geld wird
vielen Leuten geholfen. Für
kranke Menschen werden
Medikamente gekauft. So für ein
17jähriges Mädchen mit Krebs.
Sie braucht monatlich ca. 250
Dollars für ihre Tabletten. Aus
der Kasse werden Arzt- und
Beerdigungskosten bezahlt.
Riyad und seine Freunde müssen
sehr oft schnell Geld sammeln,
um einen Patienten ins
Krankenhaus zu bringen. Die
Krankenhäuser in Beirut nehmen
keinen Patienten auf, bevor
seine Angehörigen eine Kaution
hinterlegt haben.
Sogar wenn ein Patient im
Krankenhaus stirbt, kann seine
Familie die Leiche nicht
bekommen, bevor die Kosten
bezahlt sind. Mir fiel auf, dass
es unter den Bewohnern des
Lagers so viele kranke Menschen
gibt. Nicht nur alte Leute
leiden unter verschiedenen
Krankheiten, sondern auch viele
junge Menschen und Kinder.
Scheikh Ahmed, der Imam der
Al-Dana-Moschee in Sabra und
Shatila, ist selbst schwer
krank. Sein Sohn starb, als er
gerade 15 Monate alt war. Sheikh
Ahmad konnte seinen Sohn nicht
zum Kinderarzt bringen, weil ihm
das Geld dafür fehlte. Ein
anderer Sohn leidet unter einer
Herzkrankheit. Seine Tochter ist
behindert. Seine Frau ist
herzkrank und Diabetikerin.
Sheikh Ahamed verdient ca. 200
Dollar. Für die Kosten der
medizinischen Betreuung reicht
dies Geld nicht aus.
Auf Fatmeh wurde während des
Massakers geschossen, sie verlor
ihr Bein. Ihr Mann ist seit 1978
blind und arbeitslos. Vor dem
Krieg von 1982 arbeitete er in
einer Behindertenwerkstatt der
PLO und bekam ein festes Gehalt.
Sein sechsjähriger Sohn ist
krank und muss bis ans
Lebensende Medikamente
einnehmen.
Trotz dieses Elends haben die
Menschen in Sabra und Shatila
die Hoffnung und den Glauben an
die Gerechtigkeit nicht
verloren. Sie wissen, dass die
freien Menschen dieser Welt sie
nicht vergessen werden.
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VOR ZWANZIG JAHREN IN SABRA
UND SCHATILA
- Chronik eines angekündigten
Massakers -
NACH wie vor verfolgt die
israelische Armee im
Gaza-Streifen und im
Westjordanland ihre repressive
Besatzungspolitik: Blockaden von
Ortschaften, Zerstörung der
Infrastruktur, Jagd auf
militante Palästinenser,
gezielte Mordanschläge. Zum
ersten Mal hat sie zugegeben,
dass sie bei ihren Operationen
"menschliche Schutzschilde"
einsetzt, ein Mittel, das als
Kriegsverbrechen gilt. Aus der
Sicht der Palästinenser ist dies
die logische Fortsetzung einer
Geschichte der Massaker und
Ausschreitungen, wie sie schon
vor zwanzig Jahren unter den
Augen der israelischen Armee in
den Lagern von Sabra und
Schatila durch die libanesischen
Milizen verübt wurden.
Von PIERRE PÉAN *
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