Rede von Dr. Ahmad
Muhaisen
am Freitag, den 21. November 2014 in
Berlin vor dem Brandenburger Tor
Liebe Freunde,
als wir am letzten
Sonnabend in Berlin demonstrierten,
sprachen wir von unserer Verzweiflung
über die aktuellen Ereignisse in
Jerusalem und auf dem Al Haram al Sharif
mit der Al Aqsa Moschee und appellierten
an die deutsche Regierung und an die
Europäische Union, nicht länger zu
schweigen zu den israelischen
Besatzungsverbrechen und der
Straflosigkeit.
Leider hat sich die
Situation in dieser Woche in Jerusalem
so sehr verschlimmert, dass wir uns
wieder hier zusammenfinden, um darüber
nachzudenken, was wir von hier aus für
unsere Brüder und Schwestern in
Palästina tun können. Sie brauchen
unsere Solidarität und wir müssen alles
tun, um ihr Leid und die
Ungerechtigkeit, die sie erfahren, hier
bekannt zu machen. Wir wissen: Auch das
Schweigen über Ungerechtigkeit ist ein
Verbrechen. Auch das Schweigen darüber,
dass viele Behauptungen von israelischen
Politikern über Palästinenser schlichte
Lügen sind.
Wir fordern die deutsche
Regierung auf: Setzen Sie sich mit allen
Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln
dafür ein, dass die israelische
Besatzung in Palästina ein Ende hat.
Folgen Sie dem Beispiel von 135 Ländern
in aller Welt und erkennen Sie Palästina
als Staat an. 2014 ist das UNO-Jahr für
Palästina. Zum Erinnern und für eine
bessere Zukunft gedacht:
Denn am 29. November 1947
wurde Palästina durch einen
UNO-Beschluss geteilt. Danach begann die
palästinensische Tragödie, die
Vertreibung so vieler Palästinenser aus
ihrer Heimat, die Nakba. Palästinenser
wurden zum großen Teil ein Volk von
Flüchtlingen und blieben es bis heute.
Einerseits wurde die UNRWA geschaffen,
das UNO-Hilfsprogramm nur für
palästinensische Flüchtlinge,
andererseits hat die UNO bis heute zu
wenig getan, um den Palästinensern zu
ihrem Recht auf Rückkehr in ihre Heimat
zu verhelfen.
Einerseits gibt es
unzählige UNO-Resolutionen gegen die
israelische Besatzungspolitik, aber
Israel hat alle Resolutionen bis heute
nicht befolgt. Außerdem wurden u.a in
Gaza die UNRWA-Schulen von israelischem
Militär bombardiert. Und das nicht zum
ersten Mal. Es ist im Grunde oft eine
„hilflose Hilfe“. Über das grausame
Schicksal der Palästinenser in Gaza
brach der UNRWA-Leiter vor den Augen der
Welt während eines Fernseh-Interviews
in Tränen aus.
Wie ist die Situation
heute? Sogar nach der achtwöchigen
Bombardierung von Gaza, der Ermordung so
vieler Palästinenser, die nicht einmal
vor den Bomben aus Gaza fliehen konnten,
weil auch die Grenze nach Ägypten fest
verschlossen blieb, nach der
unglaublichen Zerstörung von Gaza gab es
kein Innehalten der israelischen
Verantwortlichen. Im Gegenteil: Seit dem
Tod der drei Siedler im Juni in der
Westbank hört die israelische Propaganda
nicht auf, alle Palästinenser dafür
verantwortlich zu machen. Israel schürte
den Hass gegen Palästinenser. So kam es,
dass es neben der Siedler-Gewalt, die
Palästinenser seit Jahren in Jerusalem
und in der Westbank erleiden, besonders
in Hebron, jetzt zusätzliche Bedrohungen
vieler Menschen gab. Sogenannte
Normal-Bürger Israels äußerten sich
rassistisch gegen Araber, öffentlich
oder im Internet oder bedrohten
Andersdenkende, sie versuchten, Kinder
zu entführen.
Es dauerte nicht lange
und ein unschuldiger junger
Palästinenser, Mohammed Abu Kdheir,
wurde das Opfer einer grausamen Tat: Er
wurde Anfang Juli in Jerusalem entführt
und bei lebendigem Leibe verbrannt. Sein
Cousin wurde von Polizisten fürchterlich
zusammengeschlagen. Und die Angst der
Palästinenser um ihre Kinder wuchs in
Jerusalem und in der Westbank.
Am letzten Samstag
berichteten wir von einzelnen
Ereignissen und nannten Namen von
Opfern. Aber wir betonten auch den Mut
der Palästinenser, die in Jerusalem und
in der Westbank gegen diese Welle von
Hass und Gewalt Widerstand leisteten.
Viele wurden von israelischer Polizei
oder dem Militär verletzt, festgenommen
oder inhaftiert. Die Zahl der
Palästinensischen Gefangenen ist so hoch
wie seit Jahren nicht mehr.
Anfang dieser Woche fand
man einen palästinensischen Busfahrer
nachts erhängt in dem Bus, den er in
Jerusalem fuhr. Die Polizei sprach von
Selbstmord, es habe keine Anzeichen von
Gewalt gegen den Busfahrer gegeben. Die
Familie spricht von Mord, der Körper des
Busfahrers wies Spuren von Folter auf.
Ein Verbrechen sollte vertuscht werden.
Und den Palästinensern in
Jerusalem wird klar: Jeder von ihnen ist
nun bedroht, ob als normaler Bürger, als
Taxifahrer, als Busfahrer, Geschäftsmann
oder als Jugendlicher oder als Kind.
Aber auch in der Westbank, wo Siedler
schon oft palästinensische Jugendliche
oder Kinder absichtlich mit dem Auto
angefahren haben, kürzlich kam ein
fünfjähriges palästinensisches Mädchen
auf diese Weise zu Tode.
Die israelische Gewalt
wurde in so offener Form von der
israelischen Seite angeheizt und auch
Rabbiner äußern sich immer wieder sehr
rassistisch.
So geschah es, dass die
ganze Welt davon erfuhr, wie Israel
Häuser zerstört, denn das tut die
Besatzungsmacht seit vielen Jahren.
Entweder als direkte Bestrafung oder,
indem sie behauptet, Palästinenser
hätten auf ihrem eigenen Grund und Boden
keine Baugenehmigung, oder weil das Land
zu einem militärischen Gebiet erklärt
wird.
Wir erinnern uns auch an
ein anderes Verbrechen: Im Jahr 1994
stürmte der Arzt Baruch Goldstein als
israelischer Soldat in Uniform mit zwei
automatischen Maschinengewehren in die
Abraham-Moschee in Hebron, schoss um
sich, tötete 29 betende Palästinenser
und verletzte über 100 von ihnen, bevor
man ihn mit einem Feuerlöscher am
Weitertöten hindern konnte. Sein Grab
ist heute für viele israelische Rechte
eine Art Wallfahrtsort.
Im September 2000 machte
Ariel Scharon eine Provokation, für die
ihm Barak 1000 Soldaten mit auf den Weg
gab und eine Lüge dazu: Er ging auf den
Haram al Sharif und wollte damit den
Anspruch Israels auf das gesamte
Stadtgebiet von Jerusalem demonstrieren.
Vor einer Woche haben
wir Forderungen formuliert, die wir hier
wiederholen möchten:
Wir bitten die deutsche
Regierung und die Europäische Union:
Schweigen Sie nicht zu dem Unrecht, das
die Palästinenser zur Zeit in Gaza und
in Jerusalem erleiden. Die israelische
Besatzung muss ein Ende haben. Schluss
mit der gewaltsamen Vertreibung von
Palästinensern aus Jerusalem. Es darf
keine Veränderung des Status vom Al
Haram Al Sharif und der Al Aqsa Moschee
geben. Wir fordern die Freilassung der
palästinensischen Gefangenen. Die
Apartheid-Mauer in Palästina muss
fallen. Die Belagerung von Gaza muss
aufhören und die Grenzübergänge müssen
dauerhaft geöffnet bleiben.
Wir danken allen, die
solidarisch an unserer Seite stehen und
uns helfen, nicht zu verzweifeln.
Solidarität ist die Zärtlichkeit der
Völker. We will never give up - Wir
werden niemals aufgeben.

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