Die
Palästinensische Gemeinde Deutschland
e.V. (PGD) möchte, mit dem von ihr neu
geschaffenen „Palästina
Solidaritätspreis“ genau diese
Menschen für ihren Einsatz für
Gerechtigkeit und Frieden ehren. Der
Preis, der mit 2000 € dotiert ist, wird
alle zwei Jahre anlässlich des
internationalen Solidaritätstages mit
dem palästinensischen Volk an einen
Aktivisten oder Journalisten, an einen
Autor oder eine Gruppe bzw. Verein
vergeben, die sich für die Solidarität
mit dem palästinensischen Volk und
seinen nationalen Anliegen verdient
gemacht hat/haben.

Quelle
Foto 2 und 3 The European Alliance in
Defence of Palestinian Detainees - Foto
1 Ingrid Rumpf
Ingrid Rumpf wird am Sonntag mit dem
Preis der Palästinensischen Gemeinde
Deutschland geehrt - Auszeichnung für
gelebte Solidarität
- Petra Schöbel - Mit der Betreuung von
libanesischen Flüchtlingen in Pfullingen
begann vor mehr als 25 Jahren Ingrid
Rumpfs Engagement für die
Benachteiligten des Nahostkonflikts.
Nach ihrem ersten Besuch in einem
Flüchtlingslager im Libanon 1994 machte
sie es sich zur Aufgabe, insbesondere
für die vielen Kinder dort eine
Zukunftsperspektive zu schaffen. Seit 19
Jahren ist die Pfullingerin Vorsitzende
des Vereins »Flüchtlingskinder im
Libanon«, der vielfältige Projekte in
den palästinensischen Lagern im Libanon
unterstützt.
Mit ihrer Ausstellung »Die Nakba –
Flucht und Vertreibung der Palästinenser
1948« hat sie zudem einen wichtigen
Beitrag geleistet, dieses wenig bekannte
Schicksal des palästinensischen Volkes
in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu
rücken.
Am Sonntag, 23. November, wird Ingrid
Rumpf in Bad Godesberg mit dem mit 2 000
Euro dotierten
Palästina-Solidaritätspreis der
Palästinensischen Gemeinde Deutschland
(PGD) ausgezeichnet. Er wird alle zwei
Jahre vergeben. >>>
Mit der
Nakba-Ausstellung zur Flucht und
Vertreibung der Palästinenser hat Ingrid
Rumpf mittlerweile europaweit für
Aufsehen gesorgt. Nun bekommt sie für
ihr Engagement den
Palästina-Solidaritätspreis.
- Evelyn Rupprecht - Der Preis, den die
Palästinensische Gemeinde Deutschland
(PGD) im Jahr 2012 ins Leben gerufen
hat, wird erst zum zweiten Mal
verliehen. Und: Er geht in diesem Jahr
nach Pfullingen, wo die Vorsitzende des
Tübinger Vereins „Flüchtlingskinder im
Libanon“ lebt. Der Einsatz von Ingrid
Rumpf für „Gerechtigkeit und Frieden“,
ihre Arbeit in dem Verein und die
Tatsache, dass sie die Nakba-Ausstellung
konzipiert hat – all das möchte die PGD
am Sonntag, 23. November, mit der
Verleihung des Solidaritätspreises im
historischen Gemeindesaal von Bad
Godesberg würdigen.
„Natürlich freut es mich, dass ich den
Preis bekomme“, sagt Rumpf. Weil’s
einerseits eine Anerkennung dafür sei,
dass sie die Nakba-Ausstellung gemacht
hat, anderseits sind auch die 2000 Euro,
mit denen der Preis dotiert ist, ihr
mehr als willkommen für die
Vereinsarbeit.
Die Ausstellung, die seit dem Jahr 2008
an 124 Orten zu sehen war, und die sich
mit der Flucht und der Vertreibung von
etwa 700 000 arabischen Palästinensern
im Jahr 1948 befasst, ist eigentlich
erst vor vier Jahren so richtig ins
Licht der Öffentlichkeit gerückt>>>
Flüchtlingskinder im Libanon e.V. >>>

Laudatio für
Ingrid Rumpf,
Palästina-Solidaritätspreis 2014
Dr.
Martin Breidert
Bonn, 23.11.2014, 16:00 Uhr
Liebe Ingrid Rumpf, sehr geehrte Frau
Dr. Husseini als Vertreterin der
palästinensischen Botschaft, liebe
Mitglieder und Freunde des Vereins
„Flüchtlingskinder im Libanon“, liebe
Mitglieder und Freunde der
Palästinensischen Gemeinde in
Deutschland, liebe Unterstützerinnen und
Unterstützer der Menschenrechte und des
Völkerrechts für Palästina.
Es ist mir eine große Ehre, dass ich die
Laudatio für die diesjährige
Preisträgerin des
Palästina-Solidaritätspreises
halten darf. Als ich darum gebeten
wurde, fiel es mir nicht schwer, meine
Zusage für diese Aufgabe zu geben. Denn
Ingrid Rumpf ist eine würdige
Preisträgerin, das haben mir viele
bestätigt.
Sie hat den Verein „Flüchtlingskinder im
Libanon e.V.“ im Jahr 1996 gegründet.
Wir denken heute auch an Felicia Langer,
die Schirmherrin des Vereins, die
aus gesundheitlichen Gründen nicht
kommen konnte. Sie setzte sich
Jahrzehnte lang für die Rechte der
Palästinenser in Israel und in den
besetzten Gebieten ein.
Das Motto des Vereins lautet „Eine
Zukunft für die Kinder Palästinas“. Der
Schwerpunkt liegt auf Bildungsarbeit und
auf medizinischen Projekten. Dazu
gehören:
-
Nachhilfekurse für Grundschulkinder
-
Förderkurse für benachteiligte Mädchen
-
Ausbildung junger Mädchen
-
Fortbildungsseminare für Erzieherinnen
und Sozialarbeiterinnen
-
Unterhalt von Zahnarztpraxen
-
Sommercamps für Flüchtlingskinder
-
1 Glas Milch für jedes Kindergartenkind
-
Ausstattung für die Sozialzentren in
den Flüchtlingslagern Schatila und Nahr
Al-Bared
Der Verein wird unterstützt durch
Kinderpatenschaften,
Kindergartenpatenschaften und
Gehaltspatenschaften.
Gerade angesichts des riesigen
Flüchtlingsstroms aus Syrien hat der
Verein gewaltige Aufgaben, zumal
die deutsche und die europäische Politik
wenig tun, aber gleichzeitig
heuchlerisch sagen, es werde den
Flüchtlingen besser ortsnah geholfen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Vereins ist
die Öffentlichkeitsarbeit,
um über die Hintergründe des
Konflikts Palästina/Israel zu
informieren. Der Verein weiß sich dabei
der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte, dem Völkerrecht und der
UN-Kinderrechtskonvention verpflichtet.
Der Verein „Flüchtlingskinder im Libanon
e.V.“ hat ein wunderschönes Logo. Es
wurde von dem Künstler Burhan
Karkutli gestaltet, der zuletzt
hier in Bonn lebte, ehe er 2003
verstarb. Das Logo zeigt einen
Vogel, der ein Kind in einem Tuch trägt.
Der Verein Flüchtlingskinder im Libanon
arbeitet mit der Partnerorganisation
„The National Institution of Social Care
and Vocational Training“ zusammen, das
ein Heim für Waisenkinder hat:
„Bait Atfal Assumoud“.
Ich kann leider kein Arabisch,
aber ein Wort habe ich von
Palästinensern gelernt: Sumud =
Standhaftigkeit.
Ich bin noch nicht lange in der
Palästina-Arbeit aktiv. Eines meiner
ersten Erlebnisse war ein Vortrag, den
ich zur Situation der Flüchtlinge im
Libanon hörte. Ich war schockiert, unter
welchen Bedingungen Palästinenser seit
Generationen in den libanesischen
Flüchtlingslagern leben müssen –
ohne jede Zukunftsperspektive.
Mehr als 750.000 Palästinenser wurden
von Israelis vertrieben, obwohl der
UN-Teilungsplan, so fragwürdig er war,
vorsah, dass es zu keinen Vertreibungen
kommen sollte.
Darum hat die UN-Resolution 194 vom 8.
Dezember 1948 das Rückkehrrecht der
Palästinenser gefordert, eine der drei
Grundforderungen Palästinas neben dem
Ende der Besatzung und der Freilassung
aller Gefangenen.
Die Kairos-Erklärung palästinensischer
Christen und Christinnen von 2009 sagt
deshalb: „Es war Unrecht, dass wir aus
dem Land vertrieben worden sind. Der
Westen versuchte, das Unrecht, das Juden
in den Ländern Europas erlitten hatten,
wieder gutzumachen, aber diese
Wiedergutmachung ging auf unsere Kosten
in unserem Land. Unrecht sollte
korrigiert werden; das Ergebnis war
neues Unrecht.“ (2-3-2)
„Die Palästinenser sind die letzten
Opfer des Holocaust.“ Das sagt nicht
nur meine New Yorker jüdische Freundin
Lillian Rosengarten, die 2011 den
Gazastreifen besuchte, um die
Palästinenser bei ihrem Kampf für die
Menschenrechte das Völkerrecht zu
unterstützen. Wer sich wie Ingrid Rumpf
der palästinensischen Flüchtlinge
annimmt, fragt unwillkürlich, wie es zu
ihrem Schicksal gekommen ist.
So war es nur folgerichtig, dass sich
Ingrid Rumpf für das Entstehen der
Nakba-Ausstellung einsetzte. Diese
Ausstellung, die mit Unterstützung
des Evangelischen Entwicklungsdienstes
zustande kam, wurde erfolgreich in 124
Orten gezeigt.
Sogar eine englische und eine
französische Version gibt es inzwischen
davon, sie wurde im Foyer des
Europaparlaments in Straßburg gezeigt.
Aus Anlass des Internationalen Tages der
Solidarität mit dem palästinensischen
Volk wird die Nakba-Ausstellung
sie demnächst auch im Palast der
Vereinten Nationen in Genf
eröffnet. Herzlichen Glückwunsch
dazu!
Um die Ausstellung zu zeigen, waren oft
nicht nur Widerstände zu überwinden,
sondern auch widerliche Verleumdungen zu
ertragen, auf die Du, liebe Ingrid,
immer wieder mit erstaunlicher Ruhe und
Gelassenheit reagiert hast.
Wie schwierig es ist, die
Nakba-Ausstellung zu zeigen, erleben wir
hier in Bonn. Seit zwei Jahren suchen
wir vergeblich nach einem Raum für die
Nakba-Ausstellung.
Die schlichte Ausstellung, die mit
wissenschaftlicher Begleitung zustande
kam, erinnert – natürlich einseitig,
was denn sonst – an Unrecht und
Vertreibung, die das palästinensische
Volk bei der Staatsgründung Israels
erlitten hat. Jubelfeiern für den
Staat Israel gibt es mehr als genug in
Deutschland, dafür sorgt die Israel-
Lobby. Aber das Schicksal der
Palästinenser wurde und wird
weitgehend totgeschwiegen.
Als ich als junger Student in einem
Kibbuz in der Nähe von Sderot arbeitete,
wurde uns das israelische Narrativ
erzählt, dass ein Großteil des Landes
menschenleer gewesen sei, und dass die
wenigen Palästinenser, die dort lebten,
freiwillig weggezogen seien. Ilan Pappe
hat mich eines anderen belehrt.
Ich zitiere noch einmal aus der
Kairos-Palästina-Erklärung: „Zu den
wichtigsten Zeichen der Hoffnung gehört
die Beharrlichkeit der Generationen, ihr
Glaube an die Gerechtigkeit ihrer Sache
und die Aufrechterhaltung der
Erinnerung, die die „Nakba“
(Katastrophe) und ihre Bedeutung nicht
in Vergessenheit geraten lässt.“ (3
–3-3)
Für einen Nicht-Palästinenser mag es
paradox klingen: ausgerechnet die Nakba,
die Katastrophe als Zeichen der
Hoffnung. Liebe Ingrid, mit der
Nakba-Ausstellung erinnerst Du nicht nur
an ein für Palästina geschichtlich
bedeutsames Ereignis, Du berührst den
Nerv palästinensischer Identität.
Sich der eigenen Unrechtsgeschichte
stellen - das haben wir in Deutschland
gelernt. Der frühere Botschafter Israels
in Deutschland, Avi Primor, hat in
seiner Rede zum 9. November gewürdigt,
dass sich die Deutschen ihrer
Unrechtsgeschichte stellen. Für die
meisten Israelis steht eine solche
Lernerfahrung noch aus.
Ein erster Schritt wäre ein
Schuldbekenntnis, so sagt es Rolf
Verleger von der Jüdischen Stimme für
einen gerechten Frieden. Ein notwendiger
zweiter Schritt wäre Wiedergutmachung.
Doch davon ist Israel weit entfernt. Es
erfriert in der Leugnung seiner
schuldhaften Geschichte.
Eine der wenigen israelischen
Organisationen, die sich der dunklen
Seite der Gründungsgeschichte Israels
stellen, ist die israelische
Organisation Zochrot unter Leitung von
Eitan Bronstein. Zochrot ist hebräisch
und heißt zu Deutsch: Gedenken,
Erinnerung. Zochrot will bewusst
an das Unrecht und an das
zigtausendfache Leid erinnern, das Juden
Palästinensern mit der Vertreibung aus
ihrer Heimat angetan haben. Davon will
die israelische Mehrheitsgesellschaft
nichts wissen. Aber auch viele in der
deutschen Gesellschaft, sonst würde es
nicht immer noch Widerstand gegen die
Nakba- Ausstellung geben.
Oft werden das israelische und das
palästinensische Narrativ nebeneinander
gestellt, scheinbar neutral oder gar
versöhnlich. Nein, es gibt nur eine
gemeinsame Geschichte, eine Geschichte
der kolonialistischen Eroberer, die
zugleich die Geschichte der Vertriebenen
und der Unterdrückten ist. Die Nakba der
Palästinenser ist die dunkle Seite der
jüdisch-israelischen Geschichte.
Es muss nicht nur endlich politisch zur
Anerkennung der Menschenrechte und des
Völkerrechts für Palästina kommen, es
muss in Israel zu einem Umdenken kommen,
auch wenn wir zur Zeit davon weiter denn
je entfernt sind. Die jüdischen
Propheten der hebräischen Bibel haben
immer wieder zu Umkehr gerufen. Auch
heute finden sich warnende Stimmen. Wenn
Israel politisch, kulturell und
spirituell überleben will, braucht es
diese Sinnesänderung.
Diejenigen in Deutschland, die die
gegenwärtige israelische Politik
schweigend hinnehmen oder gar finanziell
und militärisch unterstützen oder
diejenigen zum Schweigen bringen wollen,
die in der Nachfolge der Propheten das
Unrecht anprangern, helfen mit, dass
Israel sich abschafft, wie der Israeli
Gershom Gorenberg in seinem Buchtitel
sagt. Ohne Gerechtigkeit für das
palästinensische Volk wird es
keine Zukunft für Israel geben.
Viele Israelis jedoch
hegen in beängstigender Weise
einen blinden Hass gegen
Palästinenser, die sie nicht als
Palästinenser, sondern als Araber
bezeichnen, so wie sie es von
Kindesbeinen an in ihren Schulbüchern
gelernt haben. Wer diesen Hass nicht
teilt, wird schnell als Antisemit, oder
sofern er oder sie Jude ist, als
jüdischer Selbsthasser bezeichnet.
Zweimal habe ich in den letzten beiden
Jahren das besetzte Palästina bereist,
mich mit vielen Menschen und Vertretern
von NGOs beider Seiten getroffen und
bei palästinensischen Familien gelebt,
aber mir ist bei Palästinensern kaum
Hass gegen Juden begegnet. Der
Film Within the Eye of the Storm erzählt
die Geschichte der Freundschaft zwischen
dem Israeli Rami Elhanan und dem
Palästinenser Bassam Aramin, die beide
ihre Töchter durch tödliche Gewalt
verloren haben. Ich werde nie vergessen,
wie der Palästinenser Bassam Aramin nach
einer Filmvorführung in Koblenz dem
Publikum sagte, durch eine Hadsch nach
Mekka sei ihm bewusst geworden, dass
Rache nicht in der Hand von Menschen
liegt. Ich, der christliche Pfarrer,
habe von einem Muslim gelernt, was
Feindesliebe im Sinne des jüdischen
Rabbi Jesus heißt.
Liebe Ingrid, Du verbindest mit Deinem
Engagement für den Verein
Flüchtlingskinder im Libanon, den Du
gegründet hast, karitative,
wohltätige Aktivitäten mit eindeutigen
politischen Stellungnahmen durch die
Nakba-Ausstellung. Beides ist
gleichermaßen notwendig für die Zukunft
des palästinensischen Volkes, damit es
eines Tages selbstbestimmt in Freiheit
und Würde leben kann.
Mit dem Palästina-Solidaritätspreis
wirst Du persönlich ausgezeichnet, aber
mit Dir werden auch die vielen
ausgezeichnet, die mit Dir gemeinsam im
Team des Vereins Flüchtlingskinder im
Libanon engagiert sind. Die
Palästinensische Gemeinde in Deutschland
und mit ihr alle Aktivisten, die sich
für die Rechte der Palästinenser
einsetzen, danken Dir für Deinen
unermüdlichen Einsatz. Wir wünschen Dir
persönlich, Deiner Familie, Deiner
Arbeit und Deinem Verein Segen und viel
Erfolg.

Danksagung von Frau Ingrid Rumpf
Liebe
Mitglieder der palästinensischen Gemeinde
Deutschland, liebe Frau Dr. Husseini, lieber
Martin, liebe Palästina-Engagierte, liebe
Freundinnen und Freunde!
Zuerst
einmal: meinen ganz herzlichen Dank an die
palästinensischen Gemeinde Deutschland für
ihre Entscheidung, meine Arbeit und damit
auch mich in diesem Jahr mit dem Palästina
Solidaritätspreis zu ehren! Ich freue mich
sehr darüber. Sie wissen alle, welchen
Anfeindungen diese Arbeit insbesondere mit
der Wanderausstellung „Die Nakba – Flucht
und Vertreibung der Palästinenser 1948“ in
den letzten Jahren immer wieder ausgesetzt
war. Und Sie wissen auch, dass diese Arbeit
trotzdem sehr erfolgreich gewesen ist und
noch ist.
Dieser
Erfolg ist natürlich nicht nur mein
Verdienst. Vor allem muss ich unserem Sohn
Philipp danken, ohne den die Ausstellung
nicht möglich gewesen wäre. Denn er hat für
ein äußerst ansprechendes professionelles
Layout von Ausstellung und Katalog gesorgt.
Ich kann mich noch an die Palästina-Tagung
in Hofgeismar im Herbst 2007 erinnern, wo
ich ein paar vom Layout her ziemlich
unprofessionelle Entwürfe für die
Ausstellung in DIN-à-3-Wordformat dabei
hatte. Ich bin eigentlich mehr auf
Verwunderung als auf Begeisterung gestoßen.
Allerdings hat tatsächlich schon damals Raif
Hussein gemeint, er würde ein Exemplar der
Ausstellung für die Palästinensische
Gemeinde erwerben, wenn etwas daraus wird.
Und es ist etwas daraus geworden, im April
2008 wurde die Ausstellung aus Anlass des
60. Jahrestages der „Nakba“, also der Flucht
und Vertreibung der Palästinenser 1948, das
erste Mal in der Volkshochschule in Ulm
gezeigt. Seitdem war sie in mehr als 120
Orten ganz überwiegend in Deutschland zu
sehen. Dazu haben viele Palästina-Engagierte
beigetragen, die die Ausstellung in ihre
Städte geholt haben und sich von den
teilweise massiven Anfeindungen nicht haben
einschüchtern lassen. Ich denke, dass auch
die Vernetzung der Palästina-Gruppen in
Deutschland und damit KOPI seinen Anteil am
Erfolg hat. Auch das öffentlichkeitswirksame
Palästina-Portal und damit der Preisträger
des Jahres 2012, Erhard Arendt, hat für die
Verbreitung gesorgt. Euch allen möchte ich
dafür herzlich danken. Erwähnen möchte ich
auch den wenn auch zweifelhaften Verdienst
der Kritiker oder besser gesagt der Gegner
der Nakba-Ausstellung: deren lauthalse
Verunglimpfungen und unsachliche
Anschuldigungen haben die Aufmerksamkeit in
der Öffentlichkeit für die Nakba-Ausstellung
ausgesprochen befeuert.
Aber es gibt
noch mehr Menschen, die am Erfolg der
Ausstellung mitgewirkt haben. Für die
französische Fassung der Ausstellung möchte
ich unser Vorstandsmitglied Lise El-Abd
nennen, sie hat die komplette professionelle
Übersetzung gemacht. Dann das Collectif
Judéo-Arabe et Citoyen pour la Palestine in
Straßburg, stellvertretend hier Günter
Schenk, die die Organisation der
französischen Fassung der Ausstellung
übernommen haben. Sie hatten auch
wesentlichen Anteil daran, dass die
englische und die französische Fassung der
Ausstellung im Februar diesen Jahres im
EU-Parlament in Straßburg gezeigt werden
konnte. Die Finanzierung der englischen
Fassung der Ausstellung, also Übersetzung,
Layout und Druck dafür hat
dankenswerterweise die Alliance of Liberals
and Democrats for Europe, ALDE, auf
Veranlassung der ehemaligen EU-Abgeordneten
Alexandra Thein übernommen. Zu guter Letzt
möchte ich auch den 51 namhaften
Unterstützerinnen und Unterstützern der
Ausstellung herzlich danken, von denen sich
einige wiederholt sehr für die Ausstellung
eingesetzt haben.
Ich hoffe
sehr, dass die Nakba-Ausstellung auch in
Zukunft auf rege Nachfrage stoßen wird.
Durch ihren Auftritt im EU-Parlament und am
kommenden Mittwoch im Palast der Vereinten
Nationen in Genf, wo sie aus Anlass des
Internationalen Tages der Solidarität mit
dem palästinensischen Volk gezeigt wird,
sollten ernsthafte Zweifel an ihrer
Seriosität endgültig ausgeräumt sein. Für
das nächste Jahr stehen auch bereits
Ausstellungstermine fest. Es gibt aber noch
ganz viele Orte, besonders auch in
Ostdeutschland, wo die Ausstellung gezeigt
werden könnte. Schön wäre es auch, wenn noch
mehr Schulen an der Ausstellung Interesse
zeigen würden. Alle Anregungen und
Vorschläge dazu sind herzlich willkommen.
Außer für
die Ausstellung hat mich die
palästinensische Gemeinde Deutschland auch
für die Arbeit zugunsten der
palästinensischen Flüchtlingskinder im
Libanon geehrt, damit hat sie natürlich
nicht nur mich, sondern unseren ganzen
Verein geehrt. Tatsächlich konnten wir in
den 19 Jahren unseres Bestehens unseren
Partnern im Libanon mehr als 2 Millionen
Euro für medizinische, Bildungs- und
Freizeitprojekte zur Verfügung stellen. Sie
kamen vor allem Kindern und Jugendlichen
zugute. In den letzten zwei Jahren haben wir
unsere Hilfe auf die Flüchtlinge aus Syrien
ausgedehnt, die in den palästinensischen
Flüchtlingslagern im Libanon Schutz gefunden
haben und die von unseren Partnern
aufopferungsvoll mit unterstützt werden. Die
Projekthilfe vor Ort und die
Öffentlichkeitsarbeit sind für uns zwei
Seiten einer Medaille. Wie können wir unsere
palästinensischen Freundinnen und Freunde im
Libanon unterstützen, wie für ihre Arbeit um
Spenden werben, wenn wir nicht gleichzeitig
die Öffentlichkeit hier darüber aufklären,
was die Erwartungen der palästinensischen
Flüchtlinge an uns und an die
Weltgemeinschaft sind, was ihre Identität
ausmacht und was sie bewegt? Nur wenn wir
das bei uns in Deutschland bewusst und
verständlich machen, nehmen wir sie und ihre
Anliegen wirklich ernst und begegnen ihnen
auf Augenhöhe. Und dazu gehört ganz
wesentlich, über die Nakba, die Flucht und
Vertreibung dieser Menschen, zu berichten,
das erlittene Unrecht zu würdigen und ihre
Forderungen nach der Anerkennung des Rechts
auf Rückkehr zu respektieren. Die durch
unsere deutschen Erfahrungen bestimmte
Sichtweise auf den Nahostkonflikt, die sich
verständlicherweise aus den furchtbaren
deutschen Verbrechen im Nationalsozialismus,
dem millionenfachen Mord an den Juden
speist, kann und darf dennoch nicht den
Anspruch erheben, als die allein zulässige
Sichtweise gelten zu dürfen. Sie muss andere
Sichtweisen auf den Nahostkonflikt wie die
der Palästinenser, die ebenfalls auf den
Erfahrungen von Millionen Menschen und
nachprüfbaren Fakten beruhen, ebenso
respektieren und bei einer Beurteilung des
Konflikts mit einbeziehen. Ohne die Kenntnis
und ohne die Anerkennung der berechtigten
Anliegen beider Seiten des Konflikts werden
Aussöhnung, Gerechtigkeit und ein
nachhaltiger Friede im Nahen Osten keine
Chance haben. So hoffe ich, dass wir auch in
Zukunft mit unserer Arbeit und mit Hilfe der
Nakba-Ausstellung die Kenntnis über das bei
uns immer noch viel zu wenig verbreitete
Wissen über die Hintergründe des
Nahostkonflikts einer größeren
Öffentlichkeit vermitteln können und damit
Empathie und Solidarität auch für das
palästinensische Volk stärken können.
23.11.2014, Bad Godesberg
Ingrid Rumpf