Philosoph Omri Boehm - 8. 2. 2015 "Zionismus nicht vereinbar mit humanistischen Werten" - Der Philosoph Omri Boehm im Gespräch mit Natascha Freundel - Zwischen einem jüdischen und einem demokratischen Staat besteht ein Widerspruch - diese Ansicht vertritt der israelische Philosoph Omri Boehm. Denn um jüdisch zu sein, müsse man "jüdisches Blut" haben - und ein Staat könne keine liberale Demokratie sein, wenn er sich zugleich erlaubt, ethnisch nicht neutral zu sein, sagte er im DLF. (...) Boehm: Wie eigentlich alle Israelis bin ich mit der Vorstellung aufgewachsen, dass es vielleicht eine Spannung gibt, aber keinen Widerspruch in der Rede von Israel als einem jüdischen und demokratischen Staat. Wir sagen gern, Israel ist jüdisch, insofern es demokratisch ist und demokratisch, insofern es jüdisch ist. So kann man es in der Schule hören. Oder sogar von kritischen Linken. Erst nach einiger Zeit habe ich philosophisch begriffen, dass man damit etwas sagt wie: Ein Quadrat ist quadratisch, insofern es rund ist, und ein Kreis ist rund, insofern er quadratisch ist. Man behauptet nichts weiter als einen Widerspruch, aber mit Pathos, und glaubt daran. Meine Überzeugung, dass es einen Widerspruch gibt zwischen einem jüdischen und einem demokratischen Staat, ist unabhängig davon, dass Judentum eine Art Religion ist. Denn Israel könnte Judentum anders interpretieren, nicht als Religion. Sie ist auch unabhängig davon, dass Judentum eine Kultur ist. Denn ich glaube nicht, dass liberale Demokratien kulturelle Neutralität verlangen oder voraussetzen. Ein Staat kann nicht-neutral sein, kulturell betrachtet. Deutschland ist nicht neutral, es ist deutsch, aber es ist eine Demokratie. Der Widerspruch zwischen einem jüdischen und einem demokratischen Staat liegt für mich darin, dass man sozusagen "jüdisches Blut" haben muss, um jüdisch zu sein. Jüdisch ist, wer eine jüdische Mutter hat. >>>