Palästinensische
Kinder und Jugendliche in den
Fängen der israelische
Militärjustiz
- Die Untersuchung kommt zu dem
Schluss, dass die Misshandlung
von Minderjährigen im gesamten
Verfahrensverlauf offenbar
weitverbreitet, systematisch und
systemimmanent ist - vom
Augenblick der Verhaftung bis
zur Anklage und möglichen
Verhandlung und Verurteilung.
Zu
diesem Fazit gelangt der
Bericht, den UNICEF, die
Kinderschutzorganisation der
Vereinten Nationen, vor vier
Monaten veröffentlichte. Titel:
Children in Israeli Military
Detention - Observations and
Recommendations.
Im April 2012
beendete die internationale NGO
„Defence for Children
International - Section
Palestine"
ihre dreijährige
Arbeit zum gleichen Thema, die
von der EU finanziell gefördert
worden war.
Diese Studie
enthält neben einer Darstellung
der Rechtslage
erschreckende Einzelheiten
über die Schicksale palästinensischer Kinder (ab 12 Jahre), die in
die Fänge der israelischen
Militärjustiz gelangen :
nächtliche Verhaftungen und
Abtransport mit verbundenen
Augen und gefesselten Händen,
Quälereien beim Verhör,
fallweise Einzelhaft und
schließlich Gerichtsverfahren,
die den Namen nicht verdienen.
Und bei all dem sind die
Minderjährigen allein. Eltern
haben nur äußerst beschränkten
Zugang zu ihren Kindern hinter
Gittern, und ebenso ergeht es
Anwälten, die den Jugendlichen
im Verfahren vor den
Militärgerichten beistehen
wollen. Übrigens: im
Militärgericht von Ofer in der
Nähe von Ramallah im
Westjordanland haben die
israelischen Besatzungsbehörden
eine
weltweit einmalige Einrichtung
geschaffen: ein
Jugendmilitärgericht.
FrauenWegeNahost
haben Auszüge aus
den überwiegend
englischsprachigen Berichten,
Aussagen und Interviews
ausgewählt und ins Deutsche
übertragen. Heute legen wir das
Ergebnis dieser Arbeit in einer
72 Seiten umfassenden Broschüre
vor. Warum?
Wir sind der
Ansicht, dass die Tatsachen, von
denen hier die Rede ist,
hierzulande viel zu wenig
bekannt sind. Die erwähnten
Berichte sind in administrativen
Schubladen verschwunden. Derweil
gehen die gravierenden Verstöße
der israelischen Besatzungsmacht
gegen Völkerrecht und
Menschenrechte weiter. Tag für
Tag.
Sie müssen
dringend öffentlich gemacht
werden. Nur politischer und
gesellschaftlicher Druck auch
aus Deutschland werden Staat und
Gesellschaft in Israel dazu
bewegen, diese Praxis zu ändern,
die eine direkte Folge der seit
mehr als 46 Jahren dauernden
Besatzung Palästinas ist.
Handeln wir, um
die palästinensischen Kinder aus
den Fängen des israelischen
Militärgerichtssystems zu
befreien. Das ist Teil unseres
Einsatzes für eine gerechte
Lösung des Nahostproblems.
FrauenWegeNahost sendet Ihnen
auf Anfrage Exemplare der
Broschüre
Palästinensische
Kinder und Jugendliche in den
Fängen der israelischen
Militärjustiz.
Interessentlnnen
können die Broschüre
zum Preis von 5.- €
zuzüglich Versandkosten
bestellen bei:
Sabine Werner,
Fronhof 27, 53 639 Königswinter,
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entsprechend der jeder Sendung
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L.Hoffmann,
Kreissparkasse Köln BLZ 37ß 5ß2
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ganz aus eigener Tasche. Deshalb
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Friedensgrüßen Suraya Hoffmann,
Sabine Werner, Christa Wendling,
Herrat Boström, Rose Kasabre,
Samy Böhm, Michael Kellner,
Ulrike Vestring -
Köln/Brühl/Bergheim/Königwinter/Kastellaun/Bonn
Im Juni 2013
Österreichischer Rundfunk
berichtet über palästinensische
Kinder
-
Heute, 21.6.2013, berichtete der
Österreichische Rundfunk im
Programm Ö1 im Morgenjournal II
um 8 Uhr, dass das UN-Komitee
für Kinderrechte schwere
Vorwürfe gegen Israel erhoben
habe. Israelische
Sicherheitskräfte mißhandelten
palästinensische Kinder
systematisch und erpreßten mit
Drohungen, körperlicher Gewalt
und Nahrungsentzug Geständnisse.
Meist würde ihnen vorgeworfen,
gegen Sodaten oder Siedler
Steine geworfen zu haben. Dafür
drohe bis zu 20 Jahren Haft.
Seit 2002 seien 7.000
palästinensische Kinder
verhaftet worden. Nachzuhören
unter
www.orf.oe1.at 7 Tage
nachhören.
Nurit
Peled-Elhanan: Palestine in
Israeli School Books: Ideology
and Propaganda in Education.
Verlag: I.B.Tauris, 268 Seiten,
24,90 Euro
ISBN: 978-1-78076-505-1
Nurit
Peled-Elhanan:
Palestine in Israeli
School Books: Ideology and
Propaganda in Education.
Verlag: I.B.Tauris, 268
Seiten, 24,90 Euro
ISBN: 978-1-78076-505-1
Keine Genehmigung für eine Decke
Brief einer Tochter, deren Vater im
Gefängnis ist
(Oder Wie Angehörige von Gefangenen
bei Besuchen gedemütigt werden ER)
„Keine Genehmigung für die Decke“.
Dieser Satz ist der einzige Satz,
den ich von ihnen hörte. Der Sonntag
ist mein Tag. Meine Mutter sagte
uns, dass wir die Genehmigung haben,
unsern Vater (im Gefängnis) zu
besuchen. In der Nacht davor schlief
ich vor Aufregung nicht. Es sind
jetzt anderthalb Monate her, dass
wir unsern Papa sehen durften. Er
wurde ohne Grund von den Israelis
verhaftet …. Ich möchte wissen,
warum er verhaftet wurde. Ich wachte
an jenem Tag sehr früh auf. Ich zog
mein bestes Kleid an. Auch meine
Schwester war sehr aufgeregt und
fragte mich dauernd, welchen Weg wir
nehmen, um Papa zu besuchen. Ich zog
meine Antwort hinaus. Denn es war
sehr kompliziert, dies einem kleinen
Mädchen zu beschreiben. Wir nahmen
einige Kleidung und eine Decke für
Papa mit; denn es ist kalt dort.
Wir nahmen auch ein paar Stullen
mit, um sie unterwegs zu essen.
Jetzt stehen wir vor dem großen Tor
des Gefängnisses: wir warten WARTEN,
WARTEN – und nichts geschieht: Jedes
Mal, wenn wir ein paar Soldaten
kommen sahen, standen wir auf wie
verrückte Leute, die dachten: sie
kommen , um das Tor zu öffnen;
zurück an denselben Platz. Meine
Schwester fragt mich, „müssen wir
noch länger warten, es ist so
langweilig“. Ich habe keine Antwort.
Schon zwei Stunden sind vergangen.
Endlich wird das große Tor geöffnet.
In dem Moment dachte ich, das
Schwere ist vorbei, ab jetzt wird es
leichter, die Freude beginnt, wir
werden gleich unsern Papa sehen. Wir
hielten die Kleidung und die Decke
bereit. Aber es war nicht zu Ende.
Wir stellten uns in die Reihe. Ich
trug die Kleidung und die Decke …
stundenlang warteten wir. Endlich
wurde ich aufgerufen. Ich eilte zu
dem Schalter und legte alles hin.
Ich legte die Decke hin. Er sagte
„Nein, keine Genehmigung für die
Decke!“ Ich war schockiert und
fragte „warum?“ Zornig sagte er
„Keine Genehmigung für eine Decke!“
Ich bat flehentlich „Nur diese
Decke! Es ist so kalt da drinnen!“
„Keine Genehmigung für die Decke!“
Ich nahm alles und stecke alles mit
traurigem Gesicht in meine Tasche.
Und ich fragte mich nur „Warum?“ Es
wäre das Kostbarste für Papa.
Eine weitere große Tür öffnete sich.
Wir wurden kontrolliert. Man nahm
uns alles weg; Handy, Armbanduhren,
Schlüssel – alles was zum freien
Leben draußen gehört. Es geht
weiter. Wir sahen noch eine kleine
Tür, wo wir unsere Schuhe und Jacken
ausziehen mussten. Danach steckten
sie uns – etwa 50 Leute, Kinder,
Frauen, Männer - in einen kleinen
Raum…. Sie schlossen die Tür. Es gab
ein kleines ekelhaftes Klo. Die Zeit
blieb stehen. Es wurde nicht
gesprochen. Wir warteten. Bei jedem
Schlüsselgeräusch standen wir auf
und dachten, jetzt endlich! Stunden
vergingen … Endlich kam ein Soldat,
aber er spielte mit uns. Nach
wenigen Minuten ging er wieder und
wir warteten und warteten und
warteten. Endlich öffnete sich die
Türe und alle rannten, um jede
Minute auszunützen. Der Raum war
sehr klein. Ich schaute mich um und
suchte Papa. Schließlich fand ich
ihn, er lächelte mir zu. Meine
Schwester war wie geblendet. Sie
begann die Glaswand zu küssen, die
uns von Papa trennte. Zwischen mir
und Papa sind nur wenige Zentimeter
– aber ich kann ihn nicht berühren
und nicht umarmen. Wir hielten
Telefone, die Uhr zeigte 0,0. Wir
durften 45 Minuten miteinander
reden, die so schnell wie Sekunden
vorbei gingen. Nach 45 Minuten war
Schluss. Ich konnte ihm längst nicht
alles sagen, was ich fühlte.
Die Soldaten begannen, uns nach
draußen zu stoßen: „Raus! Raus!“ Ich
dachte noch immer an die Decke, die
ich Papa nicht geben konnte. Ich
ging hinaus und sah zur Tür zurück.
Ich weinte. Mein Papa muss in der
Kälte schlafen – und ihr alle seid
in eurem warmen Haus …
Mays Abu Rass (dt. und etwas freier
übersetzt: Ellen Rohlfs, ER)
IPPNW-Presseinformation
vom 8. Mai 2012 - Neue Studie zu
Geburtsschäden in Gaza - Weißer Phosphor im Verdacht,
Geburtsschäden zu verursachen
Laut einer neuen wissenschaftlichen
Studie gibt es einen "starken Zusammenhang zwischen
angeborenen Fehlbildungen bei Neugeborenen und der
Exposition der Eltern bei Angriffen mit weißem Phosphor".
Das ist das Ergebnis der Studie "Angeborene Fehlbildungen in
Gaza: Häufigkeit, Typen, familiärer Zusammenhang und die
Korrelation mit Umweltfaktoren", die am 4. Mai 2012 im
International Journal of Environmental Research and Public
Health veröffentlicht wurde. Ein Team von palästinensischen
und italienischen Wissenschaftlern hatte die Studie am Al
Shifa Krankenhaus durchgeführt, in dem 28% aller Babies des
Gazastreifens geboren werden.
Bei der Geburtsmeldung gaben 27% der
Eltern von Neugeborenen mit Fehlbildungen an, weißem
Phosphor ausgesetzt gewesen zu sein. Dagegen hatten nur 1,7
% der Eltern mit gesunden Neugeborenen Kontakt mit dieser
Munition. Es ist der erste derartige Bericht im Gazagebiet.
Von Mai bis September 2011 wurden 4.027 Kinder geboren. Die
Eltern beantworteten Fragen zu klinischen, demographischen
und familiären Zusammenhängen sowie zu Umwelteinflüssen. Die
Ärzte registrierten in den fünf Monaten 55 angeborene
Fehlbildungen, 94 späte Fehlgeburten und 30 Totgeburten. Die
Fehlbildungen betreffen hauptsächlich das zentrale
Nervensystem und die Nieren; ferner waren multiple Anomalien
und Spaltbildungen häufig.
"Wir fordern eine Ächtung des
Einsatzes von Weißem Phosphor und appellieren erneut an die
Bundesregierung, sich für ein Verbot dieser Waffen
einzusetzen", erklärt der IPPNW-Vorsitzende Matthias
Jochheim. Der Einsatz von Brandwaffen gegen Zivilpersonen
ist entsprechend dem Verbot von unterschiedslosen Angriffen
in den Zusatzprotokollen von 1977 zu den Genfer Abkommen von
1949 verboten, nicht jedoch ihr Einsatz im Allgemeinen.
Israel und die USA haben das Zusatzprotokoll bisher nicht
ratifiziert. Im Goldstone-Bericht vom 15. September 2009
wurde der Einsatz von Phosphormunition gegen Zivilisten
durch israelische Streitkräfte im Gazakrieg 2008/2009
kritisiert.
Umstritten ist, ob Phosphorbomben
wegen ihrer Giftigkeit auch als chemische Waffe anzusehen
sind, deren Einsatz gegen die Chemiewaffenkonvention
verstoßen würde. Andere Kritiker sehen zudem einen Verstoß
nach Artikel 35 des ersten Zusatzprotokolls zu den Genfer
Abkommen. Danach ist es verboten, Waffen, Geschosse und
Material sowie Methoden der Kriegführung zu verwenden, die
geeignet sind, überflüssige Verletzungen oder unnötige
Leiden zu verursachen. Aus Sicht der IPPNW sind die
medizinischen Folgen des Einsatzes von Weißen Phosphor so
inhuman, dass die Ärzteorganisation sich für ein generelles
Einsatzverbot ausspricht.
Die Studie "Birth Defects in Gaza:
Prevalence, Types, Familiarity and Correlation with
Environmental Factors" finden Sie
unterhttp://109.168.126.122/files/Study_Birth_Defects_in_Gaza.doc
Pressekontakt:
Angelika Wilmen - Deutsche Sektion
der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW), Körtestr. 10, 10967
Berlin, www.ippnw.de
12.6.2012
Wer
ist der Terrorist? Israel tötet alle
drei Tage ein Kind
Diario Granma/Cuba -
52% der palästinensischen
Bevölkerung sind Kinder. Zu den seit
2000 fast 1.500 getöteten Kindern
kommen ungefähr 5.000 verletzte
Kinder, 215 sind in israelischen
Gefängnissen inhaftiert. Seit Anfang
2012 wurden 175 palästinensische
Kinder verhaftet.
Zum Internationalen Tag des Kindes,
der am 1. Juni begangen wurde,
veröffentlichte das Palästinensische
Informationsministerium Zahlen, die
zeigen, dass Israelis seit Beginn
der Al Aqsa-Intifada Ende 2000 1.456
palästinensische Kinder erschossen
haben, in diesen (vergangenen) fast
11 Jahren also durchschnittlich alle
drei Tage ein Kind.
Das Ministerium wies darauf hin,
dass in den besetzten
palästinensischen Gebieten alle
Kinder den dauernden Attacken und
Übergriffen von seiten der
israelischen Besatzungsmacht und der
ilegalen Siedler ausgesetzt sind.
...
52%
der palästinensischen Bevölkerung
sind Kinder. Zu den seit 2000 fast
1.500 getöteten Kindern kommen
ungefähr 5.000 verletzte Kinder, 215
sind in israelischen Gefängnissen
inhaftiert. Seit Anfang 2012 wurden
175 palästinensischen Kinder
verhaftet.
2010
nahm die israelische Besatzungsmacht
ungefähr 1.000 Kinder im Alter
zwischen 15 und 17 Jahren fest, 500
von ihnen im besetzten (Teil von)
Jerusalem. Die meisten Anklagen
haben mit "Steine werfen" auf
Siedlerautos zu tun.
Aus
den Angaben des Ministeriums geht
außerdem hervor, dass 65.000
Palästinenser im Alter zwischen 5
und 14 Jahren im Westjordanland und
im Gazastreifen bezahlt oder
unbezahlt irgendetwas arbeiten.
Quelleaus dem
Spanischen übersetzt von K. Nebauer
Dämmerung im Lager der zerbrochenen Träume
-
Gideon Levy
-
Vier Buben und ein Mädchen, alle 18
Jahre alt, die in einer Woche ihre Reifeprüfung ablegen werden. Wer
von ihnen wird in den nächsten fünf Jahren noch am Leben sein? Und
wer in zehn Jahren? Wer wird in Freiheit leben? Wer im Gefängnis?
Wer wird gesund sein und wer versehrt? Wer wird eine Arbeit finden,
und wer wird arbeitslos sein?
Menschenrechtsorganisation B'Tselem, Nach vier Jahren Intifada:
Todesopfer: 3 499 Menschen
635 Israelis, darunter 110 Kinder, in Angriffen von
Palästinensern gegen Zivilisten
2 827 Palästinenser durch israelische
Sicherheitskräfte, davon mindesten 1544, die nicht in Kämpfe verwickelt
waren und 558 Kinder. 490 Palästinenser allein im letzten Jahr, von
denen 309 nicht in Kämpfe verwickelt waren;
40 Ausländer, darunter 2 Kinder, in Angriffen der Palästinenser gegen
Zivilisten;
32 Palästinenser, darunter 3 Kinder, von israelischen Zivilisten; 284
Mitglieder der israelischen Sicherheitskräfte durch Palästinenser
getötet.
Gefangene:
7 366 Palästinenser z.Zt von den Israelis in Haft 386 Kinder
760 in administrativer Haft ohne Prozess
Kollektivstrafen:
etwa 3 700 Häuser zerstört
612 als Strafen gegen Familien von Palästinensern, die im Verdacht stehen,
Gewaltverbrechen gegen israelische Zivilisten oder Sicherheitskräfte
ausgeführt zu haben
2 270 Häuser aus "Sicherheitsgründen" zerstört, mehr als 800
administrative Häusern ohne Genehmigungen
Ein Kind
in Gaza arbeitet, um seiner Familie
leben zu helfen.
20.
Dezember
2006,
Gaza City – Fadu Abu Sultan ist
14
und geht morgens zur Schule wie die
meisten Buben in seinem Alter. Er hat
seine eigenen Träume wie alle Kinder,
aber Fady hat kein leichtes Leben;
alles, was er sich wünscht, ist außer
Reichweite.
Was in den
meisten Familien normal ist, sind
Eltern, die ihre Kinder erhalten. Aber
Fady ist einer, der schon seit vier
Jahren arbeitet und damit die Rolle
eines Erwachsenen übernimmt. Fady lebt
mit neun Familienmitgliedern im
Strand-Camp in Gaza City. Er hat vier
Brüder und drei Schwestern. Sein Vater
ist chronisch krank und kann nicht
arbeiten. Um seiner Familie zu helfen,
beschloss Fady in die Arbeitswelt
einzutreten. Weil aber seine
Arbeitsmöglichkeiten sehr gering sind,
entschloss er sich, Tee zu verkaufen.
„Vor vier Jahren (als ich
10
war), wurde mein Vater krank und das
monatliche Einkommen meines älteren
Bruders (Sicherheitsbeamter) war zu
wenig, um die Grundbedürfnisse der
Familie zu decken. Wir hungerten. Da
sagte ich meiner Familie, dass ich mit
Tee-Ausschenken helfen wolle. Sie
meinten, das ginge schwer, weil ich doch
in der Schule war. Ich antwortete, dass
das schon gehen würde: die Last der
Arbeit und die der Schule zu tragen.
Also, jetzt geh ich morgens zur Schule
und arbeite vom frühen Nachmittag an bis
spät in die Nacht“, erklärte Fady.
Fady nimmt seine Bücher und Hefte mit, um auch
auf der Straße in der Arbeit zu lernen.
„Ich versuche, mich zwischen
Hausaufgaben und meiner Arbeit als
Tee-Boy zu organisieren“, sagt er.
Im allgemeinen arbeitet
Fady mehr als 6 Stunden täglich, 6 mal
in der Woche. Er versucht, so schnell
als möglich mit seinen Hausaufgaben
fertig zu sein, um mehr Zeit für den
Teeverkauf zu haben und damit mehr Geld
zu verdienen. Er sagt: „Ich verkaufe
einen Plastikbecher Tee um einen halben
Schekel (1 US$ = 4,20
Schekel), ich verkaufe an jedem Tag, an
dem ich arbeite, etwa
25
Becher Tee.“ Für
40
Stunden Arbeit wöchentlich zusätzlich
zum Schulbesuch verdient Fady fast
18
US$. Wenn Fady spätabends nach Hause
kommt, gibt er das Geld seiner Mutter.
Er träumt davon, alle die Dinge zu
besitzen, die Buben seines Alters normal
haben wollen. „Ich wünsche mir ein
Fahrrad, aber ich bräuchte mehr als
200
Schekel (46
US$), um eines zu kaufen. Das ist für
mich nicht wenig Geld.
Fady lebt in einer Umgebung voll von Gewalt und
Traurigkeit. „Vor einigen Tagen wurden
drei Kinder etwa in meinem Alter
ermordet. Ich war so traurig, als ich
davon hörte. Wenn ich Leute mit einem
Gewehr sehe, werde ich ganz verstört.
Überall Gewehre, und die Israelis
greifen von oben mit Flugzeugen an, und
einige Palästinenser erschießen sich
gegenseitig, weil sie in Gaza Gewehre
gebrauchen. Ich hasse Gewehre. Ich hasse
Töten.“ Fady hat seine eigenen Träume.
Er möchte nicht aus der Schule
aussteigen, er möchte auf der
Polizeiakademie studieren. „Ich möchte
Polizist werden. Ich möchte Kinder
schützen. Gaza ist zerstört. Wenn ich
älter bin, möchte ich arbeiten, um
einen besseren Ort daraus zu machen.“
„Ich hasse Gewehre. Ich hasse Töten...“
Mit diesen Worten sendet Fady eine
Botschaft der Hoffnung in die Welt. Er
ist das Beispiel eines Buben, der unter
sehr harten Bedingungen in Gaza lebt, wo
die Kinder nicht an Spielen und Spaß
haben denken; traurigerweise sind
Gewehre und das Töten alles, das ihr
Denken heute bestimmt. (Übers. G. Merz)
Quelle Caritas Jerusalem
«Mach dir keine Sorgen, ich passe auf!»
- Das Mädchen wollte auf dem Dach des Hauses im
Flüchtlingslager Rafah im Gaza-Streifen die Wäsche abhängen,
ihr Bruder die Tauben füttern. Da peitschten Schüsse durch
die Luft und töteten die Geschwister.
Rafah - Der 13-jährige
Ahmad Mughajer und seine 16-jährige Schwester Asma waren am
Dienstag auf dem Dach ihres Hauses im Flüchtlingslager Rafah
im Gaza-Streifen, als sie von den tödlichen Kugeln getroffen
wurden. Wie Familienangehörige der Beiden telefonisch
mitteilten, kamen die Schüsse von israelischen Soldaten aus
einem gegenüberliegenden Haus. Beide seien mit einem Schuss
in den Kopf getötet worden. Die israelische Armee teilte
mit, sie untersuche den Vorfall.
Die beiden palästinensischen Jugendlichen wurden während
heftiger Kämpfe in Rafah getötet. Die israelische Armee
leitete dort am Dienstag eine Offensive ein, deren Ziel die
Zerstörung unterirdischer Anlagen zum Waffenschmuggel ist.
Während der Kämpfe zwischen den israelischen Soldaten und
bewaffneten Palästinensern konnten die 90.000 Bewohner von
Rafah ihre Häuser nicht verlassen.
Der Vater der Beiden, der 43-jährige Mohammed Mughajer,
berichtete, die Familie habe gerade das Frühstück beendet,
als Asma gesagt habe, sie gehe jetzt die Wäsche abhängen.
Ihre Mutter habe ihr noch abgeraten, wegen der heftigen
Kämpfe draußen. "Asma sagte nur, 'Mach dir keine Sorgen, ich
passe auf!'", berichtete ihr Vater. Ihr jüngerer Bruder habe
daraufhin beschlossen, mit auf das Dach zu gehen, um die
Tauben zu füttern, die die Familie dort hält.
Nach den tödlichen Schüssen habe es fast eine Stunde
gedauert, bis ihre Leichen geborgen werden konnte. Die
israelischen Soldaten hätten auf jeden geschossen, der
versucht habe, die Leichen zu erreichen. Der älteste Bruder
der beiden, der 25-jährige Ali, schaffte es schließlich. Die
Leichen blieben zunächst im Haus, da die Kämpfe weiter
andauerten.
Eine vierteilige
Al-Jazeera Dokumentation über die
traumatisierenden Auswirkungen des täglichen
israelischen Terrors auf palästinensische
Schüler, am Beispiel zweier Schulen in Nablus.
Hier zwecks besserer
Vergrößerung die einzelnen Videos: